Furniss, Clare -  The Things We Leave Behind

Clare Furnis entwirft mit The Thing We Leave Behind eine beklemmende dystopische Welt, die erschreckend realistisch wirkt und stark an aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen erinnert. Themen wie die Machtübernahme durch Autokraten, Streng Konservativen, totalitäre Kontrolle und der Verlust persönlicher Freiheit verleihen der Geschichte eine bedrückende Aktualität.

Im Zentrum steht Clem, ein junges Mädchen, das gemeinsam mit ihrer kleinen Schwester versucht, aus dem zunehmend überwachten London zu fliehen. Clem übernimmt früh Verantwortung und stellt ihre eigenen Ängste hinter den Schutzinstinkt für ihre Schwester – ein erzählerischer Kniff, der der Handlung emotionale Tiefe verleiht.

Die Atmosphäre ist trist und eindringlich, die Handlung entwickelt sich jedoch an einigen Stellen recht langsam. Manche dystopische Elemente sind vertraut und wirken nicht völlig neu. Dennoch überzeugt Furnis durch eine klare, flüssige Sprache und eine feinfühlige Figurenzeichnung, die Leserinnen und Leser in den Bann zieht. Besonders aber mit der Thematik, die bei vielen die aktuellen Ängste nährt.

Insgesamt ist The Thing We Leave Behind ein starker Roman, der nicht nur Fans von Dystopien anspricht, sondern auch all jene, die über Freiheit, Verantwortung und Menschlichkeit nachdenken möchten.

Reid, Taylor Jenkins -  Daisy Jones and The Six

Der Roman erzählt die fiktive Geschichte einer Rockband – von den ersten Schritten bis zum Leben als gefeierte Musiker. Inhaltlich geht es um alles, was man mit einer solchen Karriere verbindet: Musik, Ruhm, Drogen, Groupies und das oft exzessive Leben als Rockstar.

Ich hatte mir hingegen einen klassischen Roman erwartet. Stattdessen bekam ich ein Buch, das in Form fiktiver Interviews aufgebaut ist, mit kurzen Beiträgen verschiedener Bandmitglieder und anderer Beteiligter. Diese Art der Darstellung hat mich überrascht und war nicht ganz das, was ich mir erhofft hatte.

Nichtsdestotrotz ist das Buch interessant und unterhaltsam. Es vermittelt glaubwürdig den Rausch und die Schattenseiten des Musikerlebens. Die euphorische Begeisterung mancher anderer Rezensionen teile ich zwar nicht ganz – für mich ist es ein unterhaltsamer Roman, der eine besondere Atmosphäre und ungewöhnliche Thematik bietet. Für Musikliebhaber und alle, die einen Blick hinter die Kulissen des Rockstar-Lebens werfen möchten, ist es eine empfehlenswerte Lektüre.

 Boyle, T.C. - No Way Home

  T.C.Boyle entfaltet in No Way Home einen großen, detailreichen Roman, der die Leser tief in die menschlichen Abgründe führt. Im Zentrum steht der Arzt Terry, der nach dem Tod seiner Mutter in sein Elternhaus zurückkehrt. Dort trifft er auf Bethany, eine flüchtige Bekanntschaft, die mehr wird und sich kurzerhand im Haus einquartiert. Obwohl sie sich ungefragt einnistet, lässt Terry es geschehen - aus Faszination, Abhängigkeit und Begehren. Die Beziehung entwickelt sich jedoch nicht zu einem harmonischen Zusammenleben. Denn mit Jesse, Bethanys Ex-Freund, tritt ein weiterer Mann auf den Plan, der ebenso von ihr besessen isst. Aus dieser Dreieckkonstellation entsteht ein Geflecht aus Begierde, Rivalität und Selbsttäuschung. Boyle beschreibt diese Dynamik in gewohnt intensiver Manier: detailverliebt, atmosphärisch dicht und zugleich gnadenlos im Blick auf die Schwächen seiner Figuren. In dem Roman liegt Leidenschaft, Obsession, Nähe, Abhängigkeit, Liebe und Zerstörung. Ein psychologisch vielschichtiger Roman.

Hensel, Anna - No Cure for Love

 Cover: No Cure for Love Der Roman No Cure  for love verbindet die Welt des Krankenhausalltags mit einer sich schnell entwickelnden Liebesgeschichte. Im Mittelpunkt steht die junge Ärztin Ellen, die frisch von der Uni in ihre erste Anstellung startet. Dort trifft sie auf ein buntes Team aus Ärzten und Pflegekräften – und auf den attraktiven, selbstsicheren Timo, der gleich am ersten Tag ihre Aufmerksamkeit erregt.
Besonders spannend fand ich die Schilderungen des medizinischen Alltags: kleine Fehler, dramatische Geschichten mit Patienten und die Dynamik im Team. Hier liegt für mich die Stärke des Buches – realistisch, interessant und abwechslungsreich erzählt. Auch die Nebenfiguren, etwa Ellens distanzierte Beziehung zu ihrer Mutter, geben der Geschichte Tiefe.
Weniger überzeugt hat mich dagegen die Liebesgeschichte zwischen Ellen und Timo. Sie entwickelt sich sehr rasant und wirkte auf mich etwas unrealistisch. Das hat der Glaubwürdigkeit etwas geschadet.
Alles in allem ist No cure for  love aber ein unterhaltsamer Roman: leicht zu lesen, flüssig geschrieben und ideal für alle, die sich für Krankenhausgeschichten interessieren und gleichzeitig leichte Unterhaltung suchen

 Pitkin, Joe - Exit Black

Joe Pitkin entführt die Leserinnen und Leser in seinem Roman Exit Black in eine ungewöhnliche Szenerie: Ein ehemaliges Forschungsraumschiff wurde zu einem Luxushotel umgebaut, in dem wohlhabende Gäste ihre Zeit im All genießen wollen. Die Technik und der Weltraum dienen dabei weniger als Hauptthema, sondern vielmehr als Kulisse für eine Geschichte über Macht und Überlebenswillen.

Der Einstieg in die Handlung verläuft gemächlich. Pitkin nimmt sich Zeit, zahlreiche Figuren einzuführen und das Setting zu entfalten. Rund um die 10%-Marke des Buches mag man sich fragen, wann die eigentliche Handlung beginnt – doch genau hier legt der Roman den Grundstein für die spätere Dynamik. Ab etwa dem ersten Drittel beschleunigt sich die Erzählung merklich, und der Spannungsbogen nimmt Fahrt auf.

Die Ruhe trügt nämlich: Unter die betuchten Gäste hat sich eine Terroristengruppe gemischt, die mit einem raffinierten Plan eine gewaltige Lösegeldsumme erpressen will. Doch der Widerstand, auf den sie stoßen, ist härter und unvorhersehbarer, als sie es kalkuliert haben. Aus dem luxuriösen Aufenthalt im All wird schnell ein gefährliches Ringen um Leben und Sicherheit.

Besonders interessant ist, dass Pitkin weniger den Weltraum oder technische Details in den Mittelpunkt rückt, sondern die Menschen an Bord: Gäste, Crewmitglieder und Eindringlinge. Ihre Reaktionen, Konflikte und Entwicklungen bilden das Herzstück der Geschichte.
Exit Black ist kein klassischer Science-Fiction-Roman voller technischer Spielereien, sondern eine Mischung aus Thriller und Charakterdrama vor futuristischer Kulisse. Wer Spannung sucht und sich auf eine etwas langsamere Anlaufphase einlassen kann, wird mit einer abwechslungsreichen und packenden Geschichte belohnt.

 Fitzek, Sebastian - Horror-Date

  Mit diesem Roman wendet sich Sebastian Fitzek einem anderen Genre als gewohnt zu. Die Grundidee ist originell und durchaus spannend: Eine Dating-App, über die sich Menschen vernetzten können, die nur noch begrenzte Lebenszeit haben - sei es durch Krankheit oder Alter. Sie wollen dem Druck des Alltags entfliehen oder haben den Wunsch neue Freund- und Partnerschaften zu finden. Trotz dieser ernsten Ausgangslage ist das Buch humorvoll geschrieben. Der Autor setzt auf eine leichte, manchmal sogar slapstickartige Erzählweise, die das Thema in ein witziges und unterhaltsames Licht rückt. Gerade die schrägen Situationen und die komischen Missverständnisse machen das Buch wirklich amüsant.
Allerdings sollte man hier keinen klassischen Fitzek erwarten. Horror Dates ist eher leichte Kost, die für eine Unterhaltung zwischendurch gut geeignet ist. Eine nette, ausgefallene Idee, die mit Charme und Witz umgesetzt wurde.

 

 Steel, Danielle - Stimmen der Vergangenheit

  Das Leben bleibt nicht beständig, es ändert sich und fließt. Manchmal kommt man nicht voran, oder man erstarrt in der Hilflosigkeit, doch der Lebensweg lässt sich davon nicht stören. Die neuen Tage, Monate und Jahren kommen unausweichlich. Der Hauptprotagonist dieser Geschichte hat 10 glückliche Jahre seines Lebens in London verbracht. Neun davon in einer glücklichen, besonderen Beziehung mit einer einzigartigen Frau, die er über alles liebte. Doch es kommt der Tag, wo alles zerbrochen wird, seine Frau hat eine Affäre und verliebt sich in diesen Mann, unser Protagonist muss mit der Situation zurechtkommen, ob er will oder nicht. Hier an dieser Stelle muss ich sagen, dass seine Unsicherheit, Trauer, Gejammer mir doch zu viel wurde. Die Geschichte hätte schneller voranschreiten sollen. Danach kommt ein quasi Bruch in der Geschichte und Charles bei der Suche nach einem persönlichen Frieden, stößt auf Tagebücher, die einen Geheimnis enthalten... In der Erzählung gibt es zwei Ebenen: in der Gegenwart und in der Vergangenheit, als die Sarah Ferguson, eine bemerkenswerte Frau, gelebt hat.  Sehr viele Emotionen, Glaube an das Gute und die Liebe und ein wenig Mystik. Eine leichte, lockere Unterhaltungslektüre.

 Menger, Ivar Leon - Der Tower

  Stell dir vor, die KI, die eigentlich für dein Wohlbefinden sorgen soll, und dein Leben erleichtern, dreht durch. Auf einmal stehen ihre Wünsche und Pläne im Vordergrund. Deine Sicherheit, dein Wohlbefinden bedeuten nichts, auf jeden Fall sind es nicht deine Wünsche, die zählen. Das passiert unserer Protagonistin. Das schöne Haus, mit integrierten KI, entpuppt sich als eine Falle, die sie nicht einmal verlassen kann, denn alles Türen, Aufzüge und sonst alles in diesem Gebäude wird von KI kontrolliert. Die Geschichte dreht sich um dieses moderne Haus, das mit KI ausgestattet ist. Der Roman entwickelt sich etwas langsam und ist nicht so wendungsreich, wie man das von einem Thriller erwartet. Daher würde ich dieses Buch eher als einen Spannungsroman bezeichnen. Aber einen recht gut gelungenen. Auch wenn es kein typischer Thriller ist, hatte ich das Bedürfnis schnell zu lesen, da die Geschichte fesselnd war. Es hat mir nicht nur von der Idee gut gefallen. Auch die Umsetzung ist gelungen. Ein Pageturner, der in wenigen Stunden gelesen ist. Sehr zu empfehlen.

 Horvath, Silke - Im Schatten des Systems - Das Erwachen

  Dieser Roman zeichnet sich aus, durch eine gute, ausgereifte Idee der zukünftigen Welt. Dystopische Darstellung ist fantasievoll und bildlich. Als Leser kann man sich in die Situation sehr gut versetzten. Die Idee der vollkommenen Kontrolle der Menschen ist zwar nicht neu, doch hier sehr lebhaft dargestellt und gar nicht so abwegig, da es in der Realität bereits an bioneuronalen Chips gearbeitet wird. Die Atmosphäre des Romans ist düster, ausweglos, bedrückend und sehr deprimierend. Auch wenn in der Geschichte eine hoffnungsvolle Entwicklung gibt, bleibt diese jedoch nicht ohne gebrachten Opfer. Die Altersfreigabe ist mit 12 Jahren angegeben, und ich denke, es ist passend. Der Roman ist in einer einfachen, verständlichen Sprache erzählt. Überraschende Wendungen der Geschichte sollten an dieser Stelle noch erwähnt werden. Alles in allem eine solide Dystopie mit einigen Längen.

Karnick, Julia - Man sieht sich

  Wenn jemand Lust auf eine ruhige, zarte Geschichte einer Liebe sucht, wäre bei diesem Roman richtig. Der Leser begleitet die Protagonisten von der Schulzeiten auf, über das ganze Leben bis zum fünfzigsten Lebensjahr. Es ist ein Roman von verpassten Gelegenheiten und zweiter Chance. Robert und Frie lernen sich im Jugendalter kennen an einem Gymnasium und werden bald zu besten Freunden. Doch es ist ein Gefühl dabei, das sie noch nicht richtig einordnen können. Die sind ineinander verliebt, doch verpassen die Chance zusammen zu sein. Freundschaft ist wichtiger. So gehen ihre Wege auseinander und der Leser erlebt die Entwicklung der beiden Charaktere über einen längeren Zeitraum hinweg. Ich persönlich mag es sehr gerne, wenn Romane größere Zeiträume umfassen und eine ausführliche Entwicklung der Protagonisten aufzeigen. In diesem Roman empfand ich die Handlung jedoch als sehr zäh und langatmig. Es passiert nicht viel, "normales", durchschnittliches Leben. Die Handlung ohne nennenswerten Höhepunkten. Doch wer eine ruhig erzählte Geschichte, die der Realität nicht fern ist, lesen möchte, wird diesen Roman lieben.