Thilo Winter - Der Riss

 Über den Autor:

Thilo Winter ist das Pseudonym eines deutschen Schriftstellers und Wissenschaftsjournalisten. In seinen Reportagen berichtet er über Unterwasserforschung mit Tauchrobotern, archäologische Funde in abtauenden Gletschern, den Klimawandel als Ursache für den Untergang früher Kulturen und die Zukunft der Polargebiete. Winter arbeitet u.a. für die Zeitschriften SPIEGEL GESCHICHTE, BILD DER WISSENSCHAFT und SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT.


Kurzbeschreibung:

Die Geologin Antonia Rauwolf wird mit einem ungewöhnlichen Auftrag ins nicht mehr ganz so ewige Eis der Antarktis geschickt: Sie soll herausfinden, ob die kürzlich entdeckten knapp 100 Vulkane aktiv werden könnten. Ein Ausbruch hätte katastrophale Folgen für die ganze Welt. In der Forschungsstation angekommen, stellt Antonia fest, dass dort nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Bei ihren Nachforschungen kommt sie dem Robotik-Experten Pietro Malatesta in die Quere, der auf eigene Faust nach Diamant-Vorkommen sucht. Durch die Bohrungen geraten Eisplatten in Bewegung, die seit fünfzig Millionen Jahren den Lebensraum vieler Arten beherbergt und beschützt haben. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt ...


Meine Gedanken zu dem Roman:

Dies hier ist ein aktionreicher Wissenschaftsthriller. Da ich in diesem Genre mich sehr gern bewege, wollte ich diesen Roman so schnell wie möglich lesen. Von der Thematik her sprach es mich doch sehr an. Es geht um die Antarktis, von dieser eisigen Welt bin ich wie so viele anderen fasziniert.

In diesem Roman geht es um die Forschungsarbeit und Expedition zu Antarktis. Da Emilio, der Biologe der Expeditionsgruppe spurlos verschwindet, wird ein neues Mitglied zu der Expertengruppe hinzugezogen. Kein anderer als die Emilios Schwester Antonia, die sowohl Biologin, als auch Geologin ist. Ihre Aufgabe ich die Arbeit ihres Bruders zu beenden, und die hunderte Vulkane, die kürzlich entdeckt worden sind, auf die Aktivität zu untersuchen. Wenn diese Vulkane aktiv werden, hieße es für die Menschen sich auf große klimatischen Veränderungen einzustellen. Doch die Wissenschaftlerin verfolgt auch anderen Ziele, denn sie ist überzeugt, dass ihr Bruder noch lebt, und will auf jeden Fall ihn finden. So beginnt das Abenteuer in Antarktis.

Das erste was einem beim Lesen dieses Romans einfällt, ist das Wort "Action". Die Entwicklung der Geschichte ist rasant, eine aktionsreiche Szene wechselt die andere ab und so geht es vom Anfang der Story an bis zum Schluss. Ich persönlich fand das Tempo sogar etwas zu hoch, denn man kommt nicht dazu das Gelesene zu verarbeiten. Doch für die Liebhaber eines temporeichen Thriller wäre es optimal. Als nächstes bei diesem Buch muss ich an die wissenschaftlichen Themen des Roman denken. Die Auswahl der Thematik, die Erklärungen und Vielfältigkeit der interessanten Handlungen rund um den eisigen Kontinent, haben mir sehr gut gefallen."Der Riss" zeigt wie gründlich der Autor recherchiert hat. Als Leser kann man einiges über das Leben und Arbeiten auf einer Forschungsstation im ewigen Eis lernen. Faszinierende und wenig bekannte Details des Alltags fand ich äußerst interessant. Ich habe schon einiges zu dem Thema gelesen, und dennoch entdeckte ich in diesem Roman Neues für mich.

"Der Riss“ hat mir von Anfang an gut gefallen. Man merkt durchgehend die gute Recherche des Autors. Als Leser lernt man ganz viel über das Leben und Arbeiten in einer Forschungsstation im ewigen Eis, aber auch über die Antarktis selbst.

Auch das Nachwort des Autors ist unbedingt zu empfehlen. Da wird es einiges erklärt und auch weiterführende Literatur vorgestellt.

Alles in allem ein gut gelungener Wissenschaftsthriller. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und obendrauf einiges an interessanten Informationen bekommen. Es ist eine gelungene Mischung aus Fakten und Fiktion. Von mir gibt es 4 Sterne und eine Empfehlung an Leute, die sich für die Antarktis interessieren.

 Ursula K. Le Guin - Die linke Hand der Dunkelheit



Über die Autorin:

Ursula K. Le Guin (1929–2018) gilt als die Grande Dame der angloamerikanischen Science Fiction. Sie wurde mit zahlreichen Literatur- und Genrepreisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem National Book Award für ihr Lebenswerk. Ihre Bücher beeinflussten viele namhafte Autoren, darunter Salman Rushdie und David Mitchell ebenso wie Neil Gaiman und Ian M. Banks.

Kurzbeschreibung:

Gethen ist ein Winterplanet und permanent mit Eis bedeckt. Auch die politische Lage ist alles andere als einfach: Zwischen dem Königreich Karhide und seinem Nachbarland Orgoreyn existieren starke politische Spannungen.

Die Aufgabe von Genly Ai, der als terranischer Abgesandter die Bevölkerung davon überzeugen möchte, dem Weltenverbund des Ekumen beizutreten, ist also alles andere als einfach. Zumal ihm die Regeln und Konventionen vor Ort nicht vertraut sind und ihn die fehlende Zweigeschlechtlichkeit der Bewohner irritiert.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Dieses Buch erschien zuerst im Jahre 1969, also man sollte sich beim Lesen bewusst der Zeit sein, in der die Geschichte entstand. Außerdem gehört dieses Buch zu einer Reihe, was leider, nicht ersichtlich war. Ich freue mich, dass der Fischer Verlag Science Fiction Klassiker aufleben lässt, doch wäre es ratsam dies der Reihe nach zu tun. Denn ich vermute, es wäre vorteilhafter gewesen, dieser Reihe mit dem 1.Buch anzufangen.

Von der Thematik her fand ich die Geschichte interessant. Es geht um einen Abgesandten, einen Diplomaten, der immer wieder zu den unterschiedlichen Planeten geschickt wird, um die zu überzeugen der Ekumen, eine Vereinigung vieler Planeten, beizutreten. Dabei ist es verständlich, dass der Gesandter Genly Ai, sich in die Kultur und die Gesellschaft des umworbenen Planet einleben soll und die Bewohner möglichst gut verstehen sollte. Das Hauptthema dieses Romans ist eine androgyne Gesellschaft. Mit ihren möglichen Merkmalen, Normen, Sitten und Eigenarten. Die Autorin stellt die Bewohner als geschlechtslose Wesen, die nur selten ein Geschlecht einnehmen um sich fortzupflanzen, sonst leben die als Neutrum. Dadurch entfallen viele bedeutende Benimmregeln und Interaktionen, die der Gesandter von seinem Planet kennt. Er hat große Schwierigkeiten sich in die Welt des Planet Winter zurechtzukommen.

Die Geschichte an sich ist spannend erzählt. Allerdings hat es mich nur bedingt gepackt. Der Roman entspricht eher einem Fantasy Roman als einem der Science Fiction. Wer auf Abenteuer und actionreiche Handlung aus ist, wird mit diesem Roman vermutlich nicht zufrieden sein. Der Roman ist der Art: "Was wäre wenn". Wenn die Welt von androgynen Wesen bewohnt wäre, wie würde das Zusammenleben aussehen. Die Wiederauflage des Romans ist vermutlich der aktuellen Lage der Politik und Gesellschaft geschuldet. Doch ich finde es schade, dass diese Bücher nicht der Reihe nach neu aufgelegt worden sind.

Da mich die Thematik nicht gepackt hat, und der Roman eher einer Fantasy Geschichte gleicht, hatte ich leider nicht wirklich Spaß beim Lesen. Dennoch muss ich sagen, dass das Buch gut geschrieben worden ist. Und die Fähigkeit der Autorin interessant zu erzählen unbestritten ist. Von mir gibt es 3 Sterne. Es hätte spannender sein können.

 Kelly, Julia-  Der letzte Tanz der Debütantin



 

Über die Autorin:

Julia Kelly war lange Jahre als Producerin und Journalistin tätig, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte. Sie lebte in Los Angeles, Iowa und New York City. Inzwischen ist sie in London heimisch.

Kurzbeschreibung:

1958 soll das letzte Jahr sein, in dem junge Damen als Debütantinnen am Hof der jungen Queen Elizabeth präsentiert werden können. Deshalb bemühen sich Hunderte ehrgeiziger Mütter und hoffnungsvoller Töchter um eine der begehrten Einladungen. Ihrer verwitweten Mutter zuliebe stürzt sich auch Lily ins bunte Treiben. Als Außenseiterin tut sie sich anfangs schwer, Kontakte zu knüpfen. Doch bald findet sie Freundinnen, echte und solche, vor denen sie sich besser in Acht nehmen sollte. Und noch etwas beschäftigt Lily, während von mehreren Seiten um sie geworben wird: Es scheint ein Familiengeheimnis zu geben, das ihre Mutter erpressbar macht und Lilys eigene Identität und Stellung infrage stellt ...

Meine Gedanken zu dem Roman:

Mit großem Vergnügen möchte ich mein erstes Jahres-Highlight vorstellen. Volle Punktezahl bekommt die Geschichte von Julia Kelly. Auf den ersten Blick betrachtend, sieht man bei mir so genannten Frauenbücher äußerst selten, doch diesmal bin ich glücklich gerade zu diesem Roman gegriffen zu haben. Passend zu meiner momentanen Stimmung suchte ich nach einer leichten Lektüre, die mich jedoch gut unterhält. Und wurde fündig...

Diese Geschichte erzählt von dem jungen Leben von Lily, die mit Mutter aufwächst, Vater verstorben ist und in bescheidenen Verhältnissen. Als am Hof bekannt gegeben wird, dass die Debütantinnen dieses Jahr zum letzten Mal der Queen vorgestellt werden, beschließt Lilys Mutter und Großmutter, dass das Mädchen unbedingt mitmachen sollte. Die Großmutter finanziert das Unternehmen und stellt ihre Regeln auf. Im Grunde genommen dreht sich die Geschichte vorerst um schönes Aussehen, wunderschöne Kleider, rauschende Bälle, Partys und Männerbekanntschaften. Doch im Laufe des Romans wird auch die Dramatik nicht fehlen. Außerdem geht die Autorin über zu den ernsteren Themen des Lebens: Freundschaft, erste Liebe, Vertrauen, Verrat und Betrug und vieles mehr. Nicht nur unterhaltsam, sondern auch nachdenklich stimmend lässt sich der Roman sehr flüssig lesen.

Die Charaktere sind hervorragend ausgearbeitet und lebendig gezeichnet. Lily ist eine äußerst sympathische junge Frau, die ganz sicher nicht nur gutes im Leben erfahren hat. Die Entwicklung von einem traditionell erzogenen Mädchen zu einer selbst bestimmenden jungen Frau war sehr interessant zu beobachten. Wir treffen aber auch haufenweise auf Leute, die einem unsympathisch sind. Die Geschichte arbeitet durchaus auch mit Klischees, doch diese fließen harmonisch in die Geschichte ein, so dass es wie eine logische Schlussfolgerung wirkt. Ich habe mitgefiebert, mich gefreut und mitgelitten. Sehr spannend hat die Autorin die Geschichte der letzten Debütantinnen erzählt.

Eine farbenprächtige, schillernde Geschichte, die einem vollkommen einnimmt, hat mir sehr gut gefallen. Ich war sehr überrascht, dass diese so leicht und locker wirkende Story, mich so gut unterhalten konnte. Wenn man pure Freude an einer leichten Lektüre sich wünscht, dann würde ich diesen Roman empfehlen. Von mir gibt es 5 Sterne.

 

 Köhlmeier, Michael - Frankie

 Über den Autor:

Michael Köhlmeier, in Hard am Bodensee geboren, lebt in Hohenems/Vorarlberg und Wien. Michael Köhlmeier wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. 2017 mit dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie dem Marie Luise Kaschnitz-Preis für sein Gesamtwerk und 2019 mit dem Ferdinand-Berger-Preis.

Kurzbeschreibung:

Ein Teenager, ein soeben aus dem Gefängnis entlassener Großvater und eine geladene Pistole: Frank ist vierzehn, lebt in Wien, kocht gern und liebt die gemeinsamen Abende mit seiner Mutter. Aber dann gerät sein Leben durcheinander. Der Großvater ist nach achtzehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden. Frank kennt ihn nur von wenigen Besuchen. Der alte Mann reißt den Jungen an sich, einmal tyrannisch, dann zärtlich. Frank ist fasziniert von ihm. Am Ende stehen sich die beiden auf einer Autobahnraststätte gegenüber wie bei einem Duell. Michael Köhlmeier erzählt von einer Initiation, von Rebellion und Befreiung und der ewigen Faszination des Bösen – von einem Duo, das man nie wieder vergisst.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Frank Thaler, ein fast vierzehnjähriger Junge, lebt allein mit seiner Mutter, die als Garderobiere in der Oper arbeitet. Die beiden verstehen sich gut und leben harmonisch miteinander. Der Junge scheint ein verständlicher und gut erzogener zu sein, recht selbstständig, einer der keine Schwierigkeiten bereitet. Das Leben der beiden ändert sich abrupt, als der Vater der Mutter nach 18 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird. Erste Zeit wohnt er bei der Thalers. Die Beziehung zwischen Mutter und Vater scheint nicht existent zu sein, auf jeden Fall hasst die Tochter seinen Vater, ohne ihm näherzukommen. Frank ist dagegen neugierig auf den Mann, wieso war er 18 Jahre im Knast, was hat er gemacht, wie heißt er eigentlich? Nichts weiß er über ihn. Lauter Fragen. So beginnt eine verworrene, kranke Beziehung zwischen dem Großvater und dem Enkelsohn.

Ich finde, dass dem Autor ein spannender Roman gelungen ist. Obwohl es beim Lesen äußerst schwierig gewesen ist, den Schwerpunkt der Geschichte auszumachen. Es gab zwar einen roten Faden, und die Story wurde flüssig erzählt, doch offensichtlich waren die Absichten des Autors nicht.

Mit Frank und dem Großvater hat er wunderbaren, komplexen Charaktere geschaffen, und das auf nur 200 Seiten, was für mich immer ein gutes Zeichen ist. Denn ich finde es schwierig, Charaktere komplett zu entwickeln in so einem engen Rahmen.

Welche Ziele verfolge Michael Köhlmeier? Ich vermute, mit der Rolle des Großvaters hat er eine Gegenkraft in das so überschaubare Leben von dem Teenager gebracht. Anschaulich und deutlich in dem Roman war außerdem das Thema des freien und selbstbestimmten Lebens. Nach 18 Jahren Gefängnis, konnte der alte Mann sich nur schwierig in die Gesellschaft einfügen. Auch das selbstständige Leben fiel ihm schwer. Was er jedoch nicht abgelegt hat, war sein despotischer und gefährlicher Charakter. Hier muss ich zufügen, dass ich die ordinäre Sprache in dem Roman nicht begrüßen konnte, auch wenn es verständlicherweise für die Authentizität stand.

Frank Thaner wurde als Gegenpol zu dem Großvater betrachtet. Ein Junge, der folgsam ist, und ein ruhiges Leben mit seiner Mutter genießt, erwacht unter dem Einfluss des Großvaters zu einem Rebellen. Das Alter war genau passend für eine Veränderung. Näheres möchte ich an dieser Stelle nicht ausführen, denn dann fehlt dem Leser die überraschenden und kompletten Wendung der Geschichte.

In dem Roman "Frankie" überzeugt der Autor mit einer vereinfachten, reduzierten Sprache, die passend zu den Personagen ist. Kurzen, abgehackten Sätze beherrschen den Roman. Dennoch fand ich, dass die Geschichte leichtfüßig erzählt worden ist. Was mir noch gut gefallen hat, Michael Köhlmeier belehrt nicht, er moralisiert nicht, er berichtet. Distanziert, kühl und ohne Analyse.

Es ist ein gut gelungener Roman, der mit Sicherheit bei mir in Erinnerung bleibt. Denn ich war beeindruckt. Mit so einem Ausgang der Geschichte hatte ich nicht gerechnet. Der Roman erfordert einiges Nachdenken, denn Köhlmeier bleibt neutral, verstehen und entscheiden muss der Leser. Ich würde gern den Roman weiterempfehlen. Von mir gibt es 4,5 Sterne.

Stevens, Nica/Suchanek, Andreas - Rachejagd - Gequält

 

Über die Autoren:

Nica Stevens (*1976) leitete jahrelang ein Familienunternehmen und war zusätzlich als Dozentin tätig, bis sie nach der Geburt ihres zweiten Sohnes beruflich kürzertrat und durch die gewonnene Zeit zu ihrer Leidenschaft des Geschichtenerzählens zurückfand. Ihr Debüt »Verwandte Seelen« wurde auf Anhieb zum Bestseller. Seitdem lebt Stevens ihren Traum, arbeitet hauptberuflich als Autorin und schafft es immer wieder, mit ihren Büchern restlos zu begeistern.

Andreas Suchanek (*1982) verfasste bereits in Jugendjahren seine ersten Geschichten und Romane. Nach dem Studium der Informatik begann er damit, seine Geschichten hauptberuflich zu veröffentlichen. Seinen bisher größten Erfolg hatte Suchanek mit der Urban-Fantasy-Reihe »Das Erbe der Macht«,die mit dem Deutschen Phantastik Preis und dem LovelyBooks Leserpreis ausgezeichnet wurde. Er ist für seine gemeinen Twists bekannt.

Mit Nica Stevens verbindet ihn eine enge jahrelange Freundschaft. Als Autorenduo Stevens & Suchanek schreiben sie rasante Thriller.

Kurzbeschreibung:

Er sieht dich. Und er ist dir schon ganz nah …

Vor drei Jahren wurde Journalistin Anna Jones zusammen mit ihrer Freundin Natalie entführt und von ihrem Peiniger Edward Harris auf vielfache Art gequält. Anna konnte fliehen, Natalie starb. Diese Schuld verfolgt Anna bis heute. Als sie einen blutbefleckten Brief erhält, wird schnell klar: Edward Harris ist zurück. Nick Coleman, Annas Jugendliebe und FBI-Agent, nimmt die Ermittlungen auf. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Zane Newton, der Profilerin Lynette McKenzie und Nick versucht Anna herauszufinden, was Harris vorhat. Ein perfides Spiel beginnt, bei dem nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Ein Spiel, das nicht nur für Anna tödlich enden könnte. Ein Spiel, das nur ein Ziel hat: Rache.

Meine Gedanken zum Buch:

Als ich unter Autoren den Namen: Suchanek gelesen habe, wusste ich, dass ich das Buch unbedingt lesen möchte. Sein Erzählstil gefällt mir sehr gut. Den Autor Nica Stevens kannte ich, leider noch nicht.

In diesem Thriller geht es um eine junge Frau, die vor einigen Jahren Schreckliches erlebt hat. Zusammen mit ihrer Freundin wurde sie entführt und misshandelt von einem Stalker. Damals ist ihr die Flucht gelungen, allerdings musste sie ihre Freundin zurücklassen. Die Schuldgefühle sind in den Jahren nicht weniger geworden. Und auch Angst und Albträume begleiten Anna immer noch. Als sie die Nachricht von dem Täter bekommt, ist es klar, die furchtbaren Zeiten sind wieder da. Er scheint sie auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Auch ihr Kindheitsfreund, der inzwischen bei FBI ist und den Fall übernimmt, kann ihre Sorgen nicht mindern. Eine spannende Katz und Maus Spiel beginnt.

Der Leser ist auf die kommenden Wendungen nicht vorbereitet. Das, was als ein gewöhnlicher Thriller anfängt, nach dem bekannten Muster, entwickelt sich zu einem besonderen, denn die Ideen und Wendungen, die sich die Autoren für den weiteren Verlauf ausgedacht haben, sind schon außergewöhnlich. Der Perspektivwechsel sorgte zusätzlich dafür, dass es dem Leser nicht langweilig wurde. Einiges empfand ich als übertrieben und zu dick aufgetragen, doch im Großen und Ganzen konnte ich darüber hinwegsehen, da mich dieser Thriller gut unterhalten hat. Von mir gibt es 4 Sterne und eine Empfehlung für die Liebhaber des Genres. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

Vajkoczy, Peter - Kopfarbeit


Über den Autor:

Prof. Dr. Peter Vajkoczy, geboren 1968, ist seit 2007 Direktor der Klinik für Neurochirurgie an der Berliner Charité und gilt als einer der renommiertesten Neurochirurgen weltweit. Vajkoczy war Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes und studierte in München. Bevor er nach Berlin wechselte, war er elf Jahre in Mannheim tätig, wo er sich auf die Neurochirurgie spezialisierte.

Kurzbeschreibung:

Ungewöhnliche Einblicke in den Alltag der Neuro-Chirurgie - und in das menschliche Gehirn: Ein weltweit renommierter Gehirn-Chirurg erzählt von außergewöhnlichen Fällen und seinem Alltag im Operations-Saal. Das faszinierende Sachbuch zum Thema Gehirn-Chirurgie und Neuro-Wissenschaft...

Meine Gedanken zu dem Buch:

Prof. Dr. Vajkoczy bietet in diesem Sachbuch interessante Informationen an, allerdings ganz sicher nicht für alle Leser geeignet. Hier geht es um den Alltag eines Neurochirurgen. An Beispiel mehrerer Fälle beschreibt der Professor ausführlich die Vorgänge, die die Vorbereitung zu einem operativen Eingriff, Untersuchungen und die Operation selbst darstellen. Er und sein Team führen in etwa 5-6 Operationen am Tag, die sehr präzise sein müssen, mehrere Stunden dauern, und meist in einem mikroskopischen Bereich sich abspielen.

Als Leser bekommt man ein Einblick in einen extrem schwierigen Beruf. Nicht nur körperlich fordern die Operationen den Chirurgen und sein Team, auch psychisch ist der Beruf alles andere als leicht. Vor allem, wenn es um Kinder geht, die am Gehirn operiert werden müssen. Wobei man sich die möglichen Folgen nach so einem Eingriff nicht gewiss sein kann. Der Neurochirurg arbeitet in einem so mikroskopischen Bereich, dass es ein leichtes ist, eine wichtige Stelle im Gehirn zu verletzten. Dies kann zu Invalidität, Behinderung, Lähmung, Verlust der Sprache und weiteres führen. Sehr offen und auch für die Laien verständlich, erzählt Prof. Dr. Vajkoczy von seiner Arbeit als Neurochirurg.

Man muss dem Autor zugutehalten, dass er das spezifische Fachwissen spannend und verständlich vermitteln kann. Was ich allerdings zu bemängeln hätte, sind die Wiederholungen. Stellenweise habe ich das Gefühl gehabt, dass das Sachbuch mit Füllwörtern arbeitet, um auf die Menge zu kommen. Ein und dasselbe wird mehrfach wiederholt, und von allen Seiten betrachtet, sodass ich teilweise dachte so viel Erklärung braucht man auch als Laie nicht. Dennoch würde ich an alle Medizin Interessierte dieses informative, lebendige und emotionale Sachbuch empfehlen. Von mir gibt es 4 Sterne.

 Ella Zeiss - Der Hunger nach Leben

Über die Autorin: / Amazon

Ella Zeiss wurde 1980 in Alma-Ata / Kasachstan geboren. Im Alter von zehn Jahren zog sie als Aussiedlerin mit ihren Eltern und Großeltern in die Bundesrepublik Deutschland. Nach dem Abitur studierte sie BWL und internationales Management an der Universität Münster und der Copenhagen Business School und arbeitete anschließend mehrere Jahre in der freien Wirtschaft. Jetzt wohnt sie in der Nähe von Köln und widmet sich hauptberuflich dem Schreiben. Mit ihrer authentischen Familiensaga »Tage des Sturms« gewann Ella Zeiss den Kindle Storyteller Award 2018.

Kurzbeschreibung: / Amazon

Ukraine 1930: Fassungslos muss der elfjährige Noah zusehen, wie sein Vater als Volksverräter verleumdet und verurteilt wird. Die Familie verliert alles, was sie je besaß. Von nun an versucht Noah alles, um seine Mutter und seine Geschwister vor dem Verhungern zu bewahren. Als er auf einem seiner Streifzüge Jakobine kennenlernt, wird sie sein Lichtblick in der harten Zeit. Auch wenn die Not groß ist, gibt er nie auf.

Zehn Jahre später hat Noah sich endlich eine sichere Zukunft erarbeitet und den Mut gefunden, um Jakobines Hand anzuhalten, da zwingt ihn das Schicksal erneut auf einen anderen Weg …

Meine Gedanken zu dem Roman:

Mit großer Freude habe ich den Roman von Ella Zeiss gelesen. Dabei handelt es sich um eine tragische Geschichte einer deutschen Familie in der Ukraine, doch der Handlungsort könnte ein beliebiger in Sowjetunion sein. Geschichtlich greif der Roman die 30er Jahre auf, wo die Sowjets an der Macht gewannen und eine allgemeine politische Umstrukturierung des Landes durchführten. In dieser Zeit geht es vermehrt um die Verfolgung sogenannten Volksfeinden. Dabei wurden die Hintergründe nicht groß ermittelt, die Menschen wurden auf härteste bestraft. Dazu reichte schon eine Denunzierung eines Nachbars. Politische Situation sah folgend aus: Die Menschen sollten keine eigene Meinung haben, und wenn doch, dann dürften die diese nicht bedenkenlos aussprechen. Die Menschen wurden zum Denunzieren ermutigt, und da war es ein Leichtes eine unsympathische Person an die Regierung zu liefern, mit verheerenden Folgen. Enteignung aller Leute stand auf dem Programm. Die Reichen dieser Welt jedoch blieben verschont. Die Religion wurde verboten und Gläubige wurden verfolgt. Hunger, Elend und Not herrschten im Land.

Die Familie von Noah hat extrem gelitten. Als der Vater als Volksfeind denunziert worden ist, ging es mit der Familie bergab. Kein Geld, keine Arbeit, kein Eigentum, kein Haus, keine freundliche Hilfe... Die Familie blieb buchstäblich ohne nichts. Der Hauptcharakter des Romans Noah war zu dem Zeitpunkt ein zehnjähriger Junge, der eine Bürde auf sich nahm, sich um die Familie zu kümmern. Schlimme, schwere und traurige Jahren standen der Familie bevor, als der Vater zu zehn Jahren Gefängnis und zehn Jahren Arbeitslager verurteilt wurde. Der Roman erzhält über das Leben von Noah und seiner Familie von Kindheit an bis ins Erwachsenenalter.

Die Handlung des Romans erlebt der Leser mit den Augen eines auktorialen Erzählers, der sich auf die Sicht des Hauptcharakters konzentriert. Noahs kindlichen Erlebnisse sind erschreckend und ganz sicher keine leichte Kost. Dennoch ist es sehr spannend zu erleben, wie Noah sich entwickelt, welchen Weg er einschlägt, welche Ereignisse prägen sein Leben und das Leben seiner Familie. Der Roman ist weder pathetisch noch aufdringlich. Die Geschichte wird mit der gewissen Ruhe erzählt, was die Wirkung der Handlung um so stärker und emotionaler macht. Es ist kein Roman, der leicht ist, dafür aber absolut gut gelungen in seiner Traurigkeit, Ausweglosigkeit, und wahrheitsgemäßem Berichten. Dieses Buch geht zum Herzen. Man kann als Leser kaum glauben, wie böswillig und hinterhältig die Menschen sein können, doch man muss es glauben, denn es gibt zahlreiche Berichte über diese historische Zeit. Und die sind traurig. Sehr fesselnd und eindrucksvoll erzählt. Von mir gibt es 4,5 Sterne und eine Empfehlung.

Kowal, Mary Robinette - Für die Sterne bestimmt

 

Über die Autorin:

Mary Robinette Kowal ist die Autorin der „The Glamourist Histories“-Reihe, des Romans „Ghost Talkers“ und der „Lady Astronaut“-Reihe. Sie ist Vorsitzende der Science Fiction & Fantasy Writers of America (SWFA), Teil des preisgekrönten Podcasts „Writing Excuses“ und erhielt bereits den Astounding Award for Best New Writer, vier Hugo Awards, den Nebula und den Locus Award. Mary Robinette ist außerdem professionelle Puppenspielerin und Synchronsprecherin. So spricht sie beispielsweise Hörbücher von Seanan McGuire, Cory Doctorow und John Scalzi ein. Sie lebt mit ihrem Ehemann Rob und über einem Dutzend alter Schreibmaschinen in Nashville, USA.

Kurzbeschreibung:

1961 plant die Menschheit den ersten Flug zum roten Planeten. Elma York, die als »Lady Astronaut« berühmt wurde, will daran teilnehmen, doch die Mission verlangt Opfer. Soll sie wirklich ihren Mann und die Chance, eine Familie zu gründen, hinter sich lassen, um Jahre im All zu verbringen? Und dann ist der Missionsleiter auch noch Colonel Parker, Elmas persönlicher Erzfeind, mit dem sie eine schwierige Vergangenheit verbindet. Die Herausforderungen sind groß, doch Elma setzt alles daran, ihren Traum zu verwirklichen – denn das Überleben der Menschheit hängt davon ab, dass der Sprung ins Weltall gelingt.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Bei diesem Roman handelt es sich um eine alternative Geschichte, die in den Jahren 1961-1963 angesiedelt ist, in Amerika und Weltraum. Dazu muss man kurz was zu der Vorgeschichte sagen, da dieses Buch schon das 2. der Reihe ist. In dem ersten Buch ging es darum, dass im Jahr 1950 ein Meteorit auf die Erde fiel, und den Lebensraum der Menschheit auf dem Planeten eingeschränkt hat. Die Wissenschaft sucht eine Lösung in der Übersiedlung der Menschen auf die anderen Planeten. Es gibt jedoch eine Organisation Earth First, die darum kämpft, dass erst die Probleme auf der Erde behoben werden sollen, bevor man solche Summen in die Forschung und Raumfahrt investiert.

In dem 2. Roman geht die Geschichte weiter. Ich muss dazu sagen, dass mir beim Lesen des 2. Bandes keineswegs die Informationen aus dem 1. Band gefehlt haben. Ich finde, dass man die Bücher auch als Einzelne lesen kann.

In "Für die Sterne bestimmt" geht es um die Protagonistin Lady Astronaut - Elma York, die zu Anfang der Geschichte sich auf der Mondstation befindet. Alle drei Monate arbeitet sie auf der Mondstation. Doch die Weltraumbehörde will weitere Planeten für die Menschheit ergründen, und möglicherweise auf dem Mars Kolonien errichten. Zu dieser Mission wird Elma York als talentierte Mathematikerin und Pilotin berufen. Eine große Rolle in diesem Roman spielt die Frage nach Rassismus und Diskriminierung. Die Menschen auf der Erde haben berechtigten Sorgen, dass die Kolonien nur für die weißen Menschen errichtet werden, und die Leute einer afrikanischen Abstammung müssen auf der zerstörten Erde zurückbleiben.

Vom Schreibstil sehr angenehm und flüssig zu lesen und von der Thematik her wichtig und gleichzeitig unterhaltsam. Da die Geschichte in einer alternativen Welt geschieht, ist manche Entwicklung sehr interessant. Frauen und junge Mädchen wollen nicht mehr Hausfrauen und Mütter sein. Auch solche Berufe wie Astronautin sollen allen Frauen zugänglich sein.

Die menschliche Ignoranz und Vorurteile spielten in diesem Roman eine große Rolle, und verdeutlichen manche Zusammenhänge. Diese Geschichte betrachtet eine alternative Möglichkeit unserer Geschichte, was wäre wenn, dabei bedient sich die Autorin einer fantastischen Kulisse. Die Idee durchaus interessant. Da die Geschichte sich ausschließlich auf die Marsexpedition und deren Durchführung konzentriert, ohne groß die anderen Themen zu vertiefen, fand ich es stellenweise unattraktiv für mich. Dennoch muss ich sagen, dass die Autorin zweifellos gut erzählen kann.

Von mir gibt es 3,5 Sterne. Und ich würde empfehlen, zuerst das 1. Buch der Reihe zu lesen, auch wenn ich problemlos alles verstanden habe.

 Doyle, Roddy - Lächeln

Über den Autor: / Amazon

Roddy Doyle, 1958 in Dublin geboren, ist Schriftsteller, Drehbuchautor und Booker-Preisträger. Er studierte Anglistik und Geografie und arbeitete viele Jahre trotz großer literarischer Erfolge weiterhin als Lehrer, bevor er sich ab 1993 ganz dem Schreiben widmete.

Das Leben in Dublin bildet den Hintergrund vieler seiner Romane und Erzählungen. Die meisten seiner Theaterstücke drehen sich ebenfalls um das Leben in der irischen Hauptstadt. Zu seinen bekanntesten Romanen gehören die Bände der „Barrytown“-Trilogie, „Wildnis“ und „Henry der Held“ heißen weitere seiner Erfolgstitel. Und, wenig überraschend: Der Autor lebt nach wie vor in Dublin.

Kurzbeschreibung: /Verlag

Gerade in eine neue Wohnung gezogen und zum ersten Mal seit Jahren allein, geht Victor Forde in Donnelly's Pub auf ein Bier. Dort bekommt er Gesellschaft. Ein Mann in Shorts und rosa Hemd, stellt sich als Fitzpatrick vor und setzt sich zu ihm. Er kennt Victors Namen und erinnert sich an ihre gemeinsame Schulzeit.

Victor mag ihn nicht. Auch mag er die alten Geschichten über ihre Zeit bei den Christlichen Brüdern nicht, die Fitzpatrick hervorkramt. Angeregt durch die Gespräche steigen auch andere Erinnerungen in Victor hoch - an Rachel, seine schöne Ex-Frau und Berühmtheit, an seinen eigenen Anspruch, etwas im Leben zu erreichen. Aber es sind die Erinnerungen an die Schule, an die Lehrer, vor allem an den einen Christlichen Bruder, die ihm am meisten Unbehagen bereiten. Die lange verdrängten Ereignisse suchen Victor in immer kürzeren Abständen heim und scheinen ihm schließlich fast den Verstand zu rauben. Bis er zu einer schockierenden Erkenntnis gelangt, die alles verändert...

Meine Gedanken zu dem Roman:

Die Geschichte des Hauptcharakters Viktor Forde beginnt unspektakulär. Nachdem er in eine neue Wohnung gezogen hat, möchte er einen Neustart wagen, und beschließt einen Stamm-Pub für sich zu erschaffen. Nicht weit seines Appartments findet er einen recht einladenden, ruhigen Pub, mit überwiegend Stammgästen. Mit einem Buch geht er jeden Abend dorthin. Bis er eines Tages eine Bekanntschaft macht. Der Mann, der ihn anspricht, behauptet sein Schulkamerad zu sein, doch Viktor erinnert sich nicht an ihn. Dennoch bleibt Eddi an ihm dran und pflegt die Beziehung. Was Viktor ganz sicher weiß, er mag den Eddi nicht. In seiner Anwesenheit fühlt er sich unwohl. Im Laufe der Zeit macht er Bekanntschaft mit den Stammgästen des Lokals und fühlt sich in der Umgebung recht wohl. Und freut sich, dazuzugehören.

Die Erzählung wechselt zwischen unterschiedlichen Handlungsorten- und Zeiten: Der Hauptcharakter erinnert sich an seine Schulzeit, an seine Arbeit als Kritiker beim Radio und bei Verlagen, an seine große Liebe, seine Frau, die wunderschöne Rachel, die dazu auch noch prominent ist. Abwechselt lässt der Hauptcharakter den Leser an seinem Leben teilnehmen: mal Kindheit, mal erwachsenes Alter. Auch über seine Schulzeiten in einer katholischen christlichen Schule, mit Glaubensbrüdern als Lehrer, erinnert er sich. Auch wenn er schlimme Zeiten in dieser Schule erlebt hat, denn dort herrschte Gewalt und Kindermissbrauch, ist er mit seinem momentanen Leben zufrieden.

Als Leser erlebt man seine Geschichte aus der Sicht des Autors. Dem Autor Roddy Doyle ist es hervorragend gelungen, die emotionale Ebene des Protagonisten auf den Leser zu übertragen. Der Leser kann lebendig die Emotionen von Viktor miterleben, die Freude, die Trauer. Als das Thema katholische Brüder in einem Internat in Irland angesprochen wird, weiß man schon, in welche Richtung der Roman geht. Ein brisantes, unendlich wichtiges und auch dramatisches Thema, das den Autor beschäftigt. Die Verarbeitung des Themas ist nicht alltäglich. Der Roman ist sehr gut geschrieben, die sprachliche Qualität fand ich hoch. Eine bildhafte, lebendige Sprache, bei der einiges zwischen den Zeilen zu lesen ist. Sehr gut nachzuvollziehen, dass der Autor mit dem Booker Preis für ein anderes Buch ausgezeichnet wurde.

Was an diesem Roman genial ist, abgesehen davon, dass ich ihn für sehr gut gelungen halte, ist das Ende. Ich fand es überraschend und sehr schmerzhaft. Diesen Roman würde ich einem breiten Publikum empfehlen. Provokant, tiefgründig, sehr bewegend und aufwühlend. Ich hatte sehr schöne Lesestunden, die mich emotional auf Trab gehalten haben. Von mir gibt es 4,5 Sterne.

 Faktor, Jan - Trottel

 Über den Autor:

Jan Faktor, 1951 in Prag geboren, 1978 Übersiedlung nach Ostberlin. Arbeit als Kinder­gärtner und Schlosser. Entdeckt in den 80er-Jahren das »Rückläufige Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache« für die experimentelle Dichtung. Bis 1989 fast ausschließlich in der inoffiziellen Literatur­szene engagiert. 1989/90 Mitbegründer der Zeitung des Neuen Forums.

Kurzbeschreibung:

Mit »Trottel« ist Jan Faktor ein wunderbar verspielter, funkelnder, immer wieder auch düsterer, anarchischer Schelmenroman gelungen.

Im Mittelpunkt: ein eigensinniger Erzähler, Schriftsteller, gebürtiger Tscheche und begnadeter Trottel, und die Erinnerung an ein Leben, in dem immer alles anders kam, als gedacht. Und so durchzieht diesen Rückblick von Beginn an auch eine dunkle Spur: die des »engelhaften« Sohnes, der mit dreiunddreißig Jahren den Suizid wählen und dessen früher Tod alles aus den Angeln heben wird.

Ihren Anfang nimmt die Geschichte des Trottels dabei in Prag, nach dem sowjetischen Einmarsch. Auf den Rat einer Tante hin studiert der Jungtrottel Informatik, hält aber nicht lange durch. Dafür macht er erste groteske Erfahrungen mit der Liebe, langweilt sich in einem Büro für Lügenstatistiken und fährt schließlich Armeebrötchen aus. Nach einer denkwürdigen Begegnung mit der »Teutonenhorde«, zu der auch seine spätere Frau gehört, »emigriert« er nach Ostberlin, taucht ein in die schräge, politische Undergroundszene vom Prenzlauer Berg, gründet eine Familie, stattet seine besetzte Wohnung gegen alle Regeln der Kunst mit einer Badewanne aus, wundert sich über die »ideologisch morphinisierte« DDR, die Wende und entdeckt schließlich seine Leidenschaft für Rammstein.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Dieses Buch wurde für den Deutschen Buchpreis 2022 nominiert und stand auf der Shotlist. Das interessiert mich immer.

Außerdem habe ich vor 13 Jahren "Schornstein" von Jan Faktor gelesen, das mir sehr gut gefallen hat und das ich bei der Gelegenheit weiterempfehle.

Was die Kurzbeschreibung sehr trefflich vermerkt, ist, dass dieser Roman ein verspielter und eigensinniger ist. Was ich persönlich sehr schwierig finde, denn Humor und Satire ist so eine Sache, entweder passt es oder nicht. Außer den satirischen und ironischen Passagen hat der Autor natürlich auch sehr ernsten, düsteren und schwierigen Tatsachen angesprochen, doch die gingen in meinen Augen in dem lockeren, zum Teil provozierenden Erzählstil unter. Auf jeden Fall entwickelte sich bei mir kaum Empathie für den Trottel. Der lockere Umgang mit der Sprache sollte die humoristischen Aspekte der Reaktionen auf die Schicksalsschläge oder Lebensschwierigkeiten sein, doch mir hat die andauernde, abschweifende Kalauer nicht gefallen.

Als Leser nimmt man ganz deutlich wahr, dass der Hauptcharakter einiges erlebt hat und vom Schicksal gebeutelten ist, doch für mein Verhältnis, geht er zu spielerisch mit dem Thema um. Einerseits zolle ich Respekt seinem feuerwerkmäßigen Erzählstil und dem Gebrauch von seltenen, gehobenen und Fremdwörtern, andererseits mag ich es persönlich nicht, wenn man verspielt mit der Sprache umgeht. Dieser Roman ist definitiv nicht für jeden ein gefundener Schatz. Doch ich kenne einige Leser, die von der Lektüre begeistert sein könnten. Sprachliches Erlebnis ist das Buch auf jeden Fall.

Der Roman ist autobiografisch. Bei solcher Gegebenheit fällt es mir immer schwer eine schlechtere Bewertung auszusprechen, denn ich respektiere und achte die Erlebnisse und die Versuche diese zu verarbeiten. Doch mir fehlte die Ernsthaftigkeit. Man könnte den Roman von Jan Faktor experimentell nennen. Ein interessantes Leseerlebnis ist er auf jeden Fall.

 Chris Carter - Blutige Stufen



 Über den Autor: 

Chris Carter wurde 1965 in Brasilien als Sohn italienischer Einwanderer geboren. Er studierte in Michigan forensische Psychologie und arbeitete sechs Jahre lang als Kriminalpsychologe für die Staatsanwaltschaft. Dann zog er nach Los Angeles, wo er als Musiker Karriere machte. Mittlerweile lebt Chris Carter als Vollzeit-Autor in London. Seine Thriller um Profiler Robert Hunter sind allesamt Bestseller.

Kurzbeschreibung:

Machen Sie sich bereit für einen neuen, blutigen Fall vom LAPD Ultra Violent Crimes Unit. Detective Robert Hunter und sein Partner Garcia jagen einen perfiden Serienkiller. Die blutige Art des Tötens ist nicht das Einzige, was diesen Killer antreibt. Für ihn sind Angst, Schmerz und der Tod Teil einer Lektion. Und er ist der Lehrmeister. Als eine zweite Frau grausam umgebracht wird, fragen Hunter und Garcia sich, wie viele Gedichte dieser Serienkiller noch schreiben wird. Ihnen bleibt nicht viel Zeit …  

Meine Gedanken zu dem Buch: 

In diesem neuen Band des Erfolgsautors Chris Carter handelt es sich um eine Serie von Morden, die sich nicht ganz dem psychologischen Profil eines Serienmörders einordnen lassen.  Lange Zeit stecken die Ermittlungen im Dunklen. Doch der Roman entwickelt sich rasant zu einer sehr fesselnden Jagd. Nur die ersten Seiten der Geschichte bleiben relativ ruhig, je weiter die Story fortstreitet, desto spannender wird es. Diesmal muss ich jedoch die Leser warnen: Chris Carter ist zwar bekannt für seine brutalen Mordfälle in den Romanen, doch in „Blutige Stufen“ geht es um einiges härter zu. Die Opfer sind auffallend bestialisch zugerichtet. Möglich ist natürlich auch, dass ich mich mit dem Alter zu einem Angsthasen entwickle :). Auf jeden Fall kommen die Liebhaber eines harten Thrillers ganz sicher auf ihre Kosten. Der Plot ist wie immer gut durchgedacht, absolut logisch in seiner Handlung, mit vielen Einblicken in die Psyche der Handlungspersonen. Was man auch von einem Roman von einem Top-Thriller Autor erwartet. Chris Carter ist einer den besten Autoren aus diesem Genre. Sein Name ist eine Garantie für eine atemberaubend spannende Unterhaltung. 

 Thich Nhat Hanh - Das Wunder der Achtsamkeit

Über den Autor:

Thich Nhat Hanh (1926-2022) war einer der bekanntesten zeitgenössischen buddhistischen Persönlichkeiten. Seine Biografie ist geprägt von interessanten Wendungen und tiefgreifenden Erfahrungen. Geboren in Vietnam lebte der Zen Meister zuletzt im französischen Exil. Die von ihm gegründete Gemeinschaft „Plum Village“ war bis zu seinem Tod im Januar 2022 sein Zuhause. Thich Nhat Hanh schaffte es, mit seinen zahlreichen Büchern tiefe Weisheiten des Buddhismus in die moderne Welt hinauszutragen und Millionen von Menschen zu einem achtsamen Leben zu inspirieren. Sein langes Leben widmete Thich Nhat Hanh für einen sozial-engagierten Buddhismus und seinen Einsatz für Frieden und Gewaltlosigkeit. Der bekannte Buddhist verstarb im Januar 2022 im Alter von 95 Jahren in Plum Village. Seine zeitlosen Gedanken hat er in wundervollen Büchern festgehalten, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden.

Kurzbeschreibung:

Wie meistere ich meinen herausfordernden Alltag? Wie kann ich achtsame Praktiken einfach in mein Leben integrieren?

Das Standardwerk von Thich Nhat Hanh findet Antworten für alle, die wissen wollen, was Meditation wirklich ist. Thich Nhat Hanh beschreibt, wie spannend das Wunder des achtsamen Lebens ist. Der Zen Meister zeigt in diesem wundervollen Buch wie einfach Achtsamkeit sein kann und hilft den Leser*innen Achtsamkeit in ihrem Alltag zu leben. Mit 32 von Thich Nhat Hanh entwickelten Übungen schafft es der bekannte Buddhist, das Wunder der Achtsamkeit in jedem Moment unseres Lebens erfahrbar zu machen.

Meine Meinung:

Die Kurzbeschreibung hat schon eine sehr gute Zusammenfassung zu diesem Buch geliefert. Der Autor, der bei der Thematik der Achtsamkeit sehr gut bekannt ist, hat auch mit diesem Buch eine großartige Hilfe für diejenigen angeboten, die sich in der Meditation und einem achtsamen Leben ausprobieren möchten. Was den Autor kennzeichnet, ist seine Fähigkeit komplexe Zusammenhänge, leicht zugänglich zu vermitteln. Nicht nur zu der Theorie des Themas: Meditation und achtsames Leben, sondern auch zu den Übungen. Ich finde seine Übungsvorschläge genial, denn die sich einfach. Jeder Mensch kann diese in seinen Alltag integrieren. Und schon nach kurze Zeit eine Veränderung des Ichs feststellen.

In diesem Buch zeigt Thich Nhat Hanh, wie wichtig das Bewusstsein, das bewusstes Wahrnehmen von allem, ist. Nicht nur in besonderen Situation, sondern gerade im Alltag. Er schlägt vor, in kleinen Schritten zu beginnen. Erst mal ein Tag der Achtsamkeit zu erleben, um nach und nach dieses Gefühl des Gewahrsein in das eigene Leben zu integrieren. Dieses Buch ist eine Sammlung von Perlen: ein paar Geschichten, Zeichnungen, Übungen, Alltagssituationen. Unterhaltsam und hilfreich. An Interessierte sehr zu empfehlen.

 Maggie O´Farrell - Porträt einer Ehe


 
Über die Autorin:

Maggie O’Farrell, 1972 in Nordirland geboren, zählt zu den wichtigsten irisch-britischen Autorinnen ihrer Generation. Sie wurde mit dem Somerset Maugham Award und dem Costa Book Award ausgezeichnet.

Ihr Roman Judith und Hamnet führte über Monate die Bestsellerliste der Sunday Times an, gewann den Women’s Prize for Fiction 2020 und den British Book Award 2021 für den besten Roman.

Kurzbeschreibung:

Florenz, 1557: Lucrezia de’ Medici ist gerade einmal zwölf Jahre alt, als ihr Vater sie per Brief mit Alfonso II. d’Este verlobt. Eigentlich war ihre ältere Schwester Maria dem Herzog von Ferrara versprochen, doch als diese überraschend verstirbt, tritt Lucrezia an ihre Stelle. Wider Erwarten eröffnet sich der jungen Herzogin in Ferrara eine neue Welt: Plötzlich darf sie, die ihrer Familie immer als zu eigensinnig, zu störrisch und sensibel galt, selbst entscheiden, ob sie durch die Gärten flanieren oder sich ihrer geliebten Staffelei zuwenden will. Diese Freiheit aber ist an eine Bedingung geknüpft: Alfonso erwartet von ihr einen Sohn. Und als dieser auf sich warten lässt, lernt Lucrezia seine dunkle, bedrohliche Seite kennen.

Einfühlsam und voller historischer Details erzählt Maggie O’Farrell vom vergessenen Schicksal der Lucrezia de’ Medici – und schafft so ein vor Leben strotzendes Porträt der italienischen Renaissance in all ihrer Brutalität und Schönheit.

Meine Meinung:

In diesem historischen Roman wird die Geschichte von Lucrezia de Medici erzählt. Da über diese historische Person wenig bekannt und überliefert worden ist, schreibt die Autorin eine zum Teil fiktive Biografie der jungen Frau. Als Inspiration für diesen Roman liegt ein Gedicht von Robert Brownings zugrunde.

Die Hauptprotagonistin des Romans wurde als fünftes Kind der Familie geboren. Und leider blieb sie die meiste Zeit ihres noch jungen Lebens im Hintergrund, und bekam nicht die Beachtung, die ihr zugestanden hätte. Der wenigen Überlieferungen nach, war Lucrezia ein besonderes, begabtes und talentiertes Kind, das eigentlich eine bessere Ausbildung und mehr Aufmerksamkeit hätte bekommen sollte. Dies war nicht der Fall. Als der Herzog Alfonso II auf dem Bildschirm erschien, hätte er ihre ältere Schwester heiraten sollen, doch die ist plötzlich verstorben. Um die vorteilhafte Verbindung nicht zu verlieren, wurde beschlossen, dass er die Lucrezia zu Frau nimmt. Ihr Leben in der Ehe mit dem Herzog war kurz. Den Gerüchten zufolge hat der Ehemann die junge Gattin vergiftet.

Eine sehr bewegende Geschichte ist der Autorin gelungen. Mit großem Interesse las ich den Roman auch in der Hoffnung mehr über die Lucrezia de Medici zu erfahren. Doch an historischen Informationen mangelte es. Ganz einfach aus dem Grund, dass darüber wenig überliefert worden ist. Die Sprache der Autorin ist vermutlich das Markenzeichen von ihr: Denn sie hat große Fähigkeiten in der beschreibenden und lyrischen Sprache. Sehr fürs Detail interessiert und darauf fokussiert. Was mir persönlich weniger gefallen hat, da Maggie O’Farrell dazu neigt noch so ein kleines Detail manchmal über eine Seite lang zu beschreiben. Einerseits dient diese Methode der authentischen Darstellung, doch der Grad zu einem langwierigen Bericht ist sehr schmal.

Der Autorin ist ein bewegender Roman gelungen, ich hätte gerne mehr über die historischen Personen gewusst. Lucrezia de Medici scheint eine äußerst interessante Person gewesen zu sein. Auch über ihren Ehemann hätte ich gerne mehr gewusst. Alles in allem ist O´Farrell ein unterhaltsames Buch gelungen. Ich würde gerne auch noch andere Werke der Autorin lesen. Und dieses kann ich uneingeschränkt an historisch interessierte Leser empfehlen.