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McCann, Colum/Foley, Diane - American Mother

  Das neue Buch von Colum McCann, einem sehr fähigen und empfehlenswerten Autor, hat er mit Diane Foley geschrieben. In diesem Zeitdokument geht es um eine bemerkenswerte Frau, die ihren Sohn Jim, wie sie ihn nennt, einen freiberuflichen Journalisten, der 2014 bestialisch von der IS ermordet worden ist, verloren hat. James Foley wurde bei seiner Reise nach Syrien von IS gefangen genommen, Freiheit beraubt, gefoltert und anschließend enthauptet. Wovon ein Beweisvideo existiert. Erschreckend und unfassbar macht es den Leser, wenn man bedenkt, was in einer Mutter vorgeht, die solche schrecklichen Bilder von der Ermordung ihres eigenen Kindes sieht. Doch nicht nur die tragische Geschichte eines Reporters ist das Thema dieses Buchs. 

Diana Foley nimmt den Leser mit auf die Reise, die von Trauer, Gewalt und der Frage nach Vergebung geprägt ist. 2021 sucht die Mutter von James Foley, im Gefängnis einen Mann namens Alexanda Kotey auf. Dieses Treffen wurde sorgfältig geplant und wird von Anwälten beiderseits verfolgt. Alexanda Kotey bekannte sich der Entführung, der Folter und Ermordung des Journalisten James Foley schuldig. Doch er betont, seine Schuld ist nach dem amerikanischen Recht zutreffend. Er habe aus religiösen Überzeugung gehandelt und befand sich, so zu sagen, im Krieg, in dem er Befehle ausgeführt hat. Diane Foley geht den schwierigen Weg: Sie will den Mörder ihres Sohnes verstehen. Ein sehr schwieriger und beinahe kaum vorstellbarer Gespräch, der dem Leser präsentiert wird. Eine bemerkenswerte Frau, die innere Kraft besitzt, dem Mörder seines Sohnes am Ende des Gesprächs die Hand zu schütteln. Nicht alle Leser können ihre Haltung verstehen. Ein Racheakt oder das Bedürfnis danach, wäre evtl. eher nachzuvollziehen. In zweitem Teil des Buchs nehmen die Autoren den Leser in die Vergangenheit mit. Der Mensch James Foley, ein wahrheitsliebender Reporter, wird dem Leser vorgestellt. 


Ein schwieriges Buch, das verkraftet werden muss. Doch ich rechne der Mutter Diane Foley ihr Anliegen, die Geschichte an den Leser zu bringen, hoch an. Es ist eine Geschichte der Vergebung, Trauer und absoluten Fassungslosigkeit in Bezug auf die unmenschliche Gewalt. Es ist ein Buch, bei dem man innehält. Der Roman ist in einer nüchternen, sachlichen Sprache erzählt, wo man die Distanzierung zu dem Geschehenen spürt. Anders wäre dieses Buch wohl nicht entstanden. Denn es ist kaum zu ertragen, was geschehen ist. Als Leser kann man diese Haltung sehr gut nachvollziehen. Bemerkenswerte Frau und eine bewundernswerte Art, mit so einer rohen, unbegreiflichen Gewalt umzugehen. Der Roman erinnert mehr an einen Dokumentarbericht. Als ein Wahrheitszeugnis sollte man dieses Buch auch betrachten. Ob man dies liest, muss jeder selbst entscheiden, ich bin für die Einblicke in das Leben von Diana und James Foley dankbar.

 Sullivan, Mark - All die funkelnden Sterne

  Dieser Roman ist meine erste Erfahrung mit diesem Autor. Inspiriert von einer wahren Geschichte, begibt sich der Autor in die Weite der Uganda in den 90er Jahren. Die Tatsache, dass diesem Buch eine wahre Begebenheit zugrunde liegt, machte das Lesen, um so intensiver. Denn, wenn man in Frieden lebt, ist die Vorstellung, wie es in einem Krieg zugeht, kaum zu ertragen. Erschwerend kommt hinzu, dass dieser Roman von Kindern handelt, und zwar von Kindersoldaten. Jungs und Mädchen werden aus den Dörfern entführt und zu Soldaten ausgebildet. Das Leben der Entführten wird detailreich beschrieben. Welche Pein die Kinder erleiden müssen, welche Gewalt und Boshaftigkeit. Antony Opoka und Florence Okori sind die Hauptcharaktere der Geschichte. Der Junge wissbegierig, gut erzogen und glänzend in der Schule. Seine Zukunft könnte erfolgreich sein, doch dazwischen kommt die Entführung. Auch Florence ist ein aufgewecktes Mädchen, das sich auf eine schöne Zukunft freut, doch alles kommt anders als erwartet. Was die beiden rettet, sind tief in Charaktere verankerten Glaube an das Gute, an die bessere Zukunft und an die moralischen Werte. Und obwohl der Alltag der entführten Kindersoldaten voller Entbehrungen und Gewalt sind, schaffen die Beiden die Hoffnung nicht zu verlieren und zu überleben. Doch es ist ein sehr langer Weg aus dem Schrecken... Ein informatives, sehr emotionales Buch, das ich gerne weiterempfehlen würde.