Elisabeth Sandmann - Porträt auf grüner Wandfarbe

Über die Autorin:

Elisabeth Sandmann ist Verlagsbuchhändlerin, promovierte Literaturwissenschaftlerin und Verlegerin. Seit Jahrzehnten beschäftigt sie sich mit den Biografien außergewöhnlicher Frauen. 2015 veröffentlichte sie das Sachbuch »Der gestohlene Klimt«, das sich mit einem spektakulären Restitutionsfall beschäftigt. Sie lebt mit ihrem Mann in der Nähe von München und ist Mutter eines erwachsenen Sohnes.

 Kurzbeschreibung:

Die Wahrheit ist selten ganz einfach. 1918 trifft die bodenständige Ella im legendären Hotel Schloss Elmau auf die glamouröse Ilsabé. Es entsteht eine ebenso unverbrüchliche wie komplizierte Freundschaft, die Kriege überdauert und Geheimnisse bewahrt. Jahrzehnte später findet Ilsabés Enkelin Gwen die roten Hefte, die Ella mit ihren Erinnerungen gefüllt hat und in denen sie ebenso viel preisgibt, wie verschweigt. Für Gwen beginnt eine aufwühlende Spurensuche. Aber geht es wirklich nur um verschwundene Kunstwerke oder um ganz andere Verluste?

Meine Gedanken zu dem Roman:

Die Geschichte ist mit einigen Worten nicht zu umfassen, denn die ist vielschichtig, wechselhaft, verborgen und fest verwoben. Eins passt zu dem anderen, doch diese rätselhafte Verbindung liegt es an dem Leser zu entwirren. Hört sich vielleicht kompliziert an, ist es aber nicht. Der Roman bereitete mir als Leserin oder besser gesagt Zuhörerin großes Vergnügen. Eine Lektüre, wie ich, die mir für die freien Stunden am Abend beim guten Wetter vorstelle. Fließend und fesselnd entwirrt die Autorin die Geschichte von Ella und Ilsabé. Über viele Jahre hinweg, und mit vielen wichtigen politischen und sozialen Momenten verbunden. 

Auf den Inhalt würde ich gar nicht eingehen, in etwa kann sich jeder Leser vorstellen, was sich hinter einem Roman mit einem Familiengeheimnis, das die Generationen übergreift, verbirgt. So ist es auch bei Frau Sandmann, sie hat die Welt nicht entdeckt mit diesem Roman. Doch für die Liebhaber Familienromanen, die hervorragend recherchiert sind, keine logischen Fehler aufweisen, mit Wissen und Fakten glänzen und obendrauf noch fesselnde Geschichte anbieten, ein Muss. Als ich die Informationen über die Autorin gelesen habe, denn ich möchte immer wissen, mit wem ich es zu tun habe, habe ich nur zustimmen genickt. Ganz genau - ihre Fähigkeiten als Literaturwissenschaftlerin müssen in diesem Roman sehr hilfreich gewesen sein, denn schon beim Lesen hatte ich die perfekte und umfassende Recherche bewundert. Ich schätze das sehr. 

Der Roman wird aus der Sicht der Übersetzerin Gwen, dieser Erzählstrang ist gegenwärtig. Allerdings nicht so bedeutend für den Roman, in meinen Augen, auch ein wenig langatmiger gestaltet, als die Briefe und Aufzeichnungen von Ella. Die eigentliche Hauptprotagonistin des Romans. Dieser Erzählstrang ist lebendig, bildhaft, sehr emotional und geht einem nahe. Hat mir ausgesprochen gut gefallen. Doch ohne Gwen gäbe es keine Auflösung all den Geheimnissen. Ja, in diesem Roman geht es nicht um einen... 

Eine emotionale Familiengeschichte über wichtige Fragen: Vergebung, Schuld, Hoffnung, Träume, Geheimnisse. Flüssig erzählt, etwas verworren am Anfang, fand ich aber gar nicht schlimm, mit etwas Geduld ist man im Fluss, und darf eine schöne, umfassende und komplexe Familiengeschichte genießen. 

Da ich ein Hörbuch gehört habe, werde ich noch gern die Sprecherin loben: Elisabeth Günther macht es hervorragend. Eine ruhig, gut artikulierte Stimme, der ich gern über 16 Stunden gelauscht habe. Die Lesung ist ungekürzt. 

Eine neutrale Bewertung: Mit der ganzen Recherche, komplexe Handlung und fesselnder Erzählung verdient dieser Roman, ganz besonders für die Liebhaber von geheimen Familiengeschichten geeignet, die volle 5 Sterne.

Mein persönliches Empfinden: Da ich Familiengeschichten nicht als mein Hauptgenre sehe, und sehr neugierig auf den ganz tollen Titel der Geschichte war, dabei anfangs ein wenig Schwierigkeiten hatte, würde ich dem Roman sehr gute 4,5 Sterne geben.


 Viktoria Bolle - Blumental. Leeres Land


Über die Autorin:

Viktoria Bolles Heimat lag im nördlichen Kasachstan, bis sie mit ihrer Familie 1996 als zwölfjähriges Mädchen nach Deutschland kam, wo sie inzwischen zu Hause ist. Heute arbeitet sie als Bankangestellte und schreibt für ihr Leben gern. Mit ihrem historischen Roman „Die Brücke nach Hause“, welcher auf einer wahren Geschichte ihres Großvaters basiert, verarbeitet sie die Geschichte ihrer eigenen Familie.

Kurzbeschreibung:

1914 in einem deutschen Dorf im zaristischen Russland geboren, leben Olga und ihre achtköpfige Familie als freie, unabhängige Bauern. Die kleine Landwirtschaft, mit einigen Angestellten, ermöglicht ihnen ein wohlhabendes Leben. Als Deutschstämmige und gleichzeitig Kulaken gehören sie jedoch einer ethnischen Minderheit im Land an und müssen mit Beginn des Roten Terrors großes Leid durch sowjetische Willkür im Rahmen der sogenannten Kulakenoperation erfahren. Im Zuge der Zwangskollektivierung zerstört die Rote Armee Olgas bisherige Welt. Mehr als einmal muss sie das Leben und ihre gewohnten Prinzipien überdenken. Sie macht einen Schritt nach dem anderen und stellt sich ihrem schweren Schicksal.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Eine sehr vielversprechende Kurzbeschreibung des Romans und auch die Angaben zu der Autorin:

In ihrem neuen Roman befasst sie sich intensiv mit der Vergangenheit ihrer angeheirateten Familie und deckt unglaubliche Schicksale auf. Viktoria Bolle ist eine vielseitige Autorin. Neben historischen Romanen schreibt sie außerdem tiefgründige Liebesgeschichten und veröffentlicht unter dem Namen Vik Tory Bücher im Genre Romance Crime.

(Amazon.de)

Als ich das las, war ich sofort Feuer und Flamme und freute mich auf einen tiefgreifenden, umfassenden Auftakt einer Familiensaga, die sich mit sehr interessanten Themen wie Umsiedelung, Enteignung und stalinistische Regime beschäftigt. Leider kam es nicht ganz wie erwartet. In dem ersten Roman der Reihe erzählt die Autorin von einer achtköpfigen Familie, die im nördlichen Kasachstan, damals dem Russland zugehörig, wohnt und mit harter Arbeit ihren Wohlstand aufbaut. Gearbeitet wird viel, hart und den ganzen lieben Tag lang, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Mit 6 Jahren schon müssen die Kinder mithelfen. Wenn man was auf dem Tisch haben wollte, musste man arbeiten. Dieses Motto ist vielen nicht nur aus der vergangenen Zeit bekannt. Doch die dunkle Seite der Geschichte ist, dass diese fleißigen Menschen, die mit dem Kulatschestwo an sich nichts gemein hatten, ebenfalls als Kulaken während des Stalins Regime behandelt wurden, und viel Leid, Häme, Unterdrückung, Ausgrenzung erfahren und erleiden mussten.

Die Autorin schneidet somit sehr viele gute, gehaltvolle Themen an: soziales Gefüge, Familienzusammenhalt, feste Traditionen, Wertvorstellungen, religiöse Zugehörigkeit, Schulbildung, politische Situation im Land... Also, an gewichtigen und bedeutenden Themen hat es nicht gefehlt. Eine historisch gesehen spannende Zeit, ohne Zweifel. Und da hätte ich gern in die Geschichte eingetaucht, doch leider hat mich der Roman nicht packen können.

Stilistisch gesehen ist der Roman in meinen Augen nicht so gut geworden. Der Erzählstil ist sehr simpel. Die Handlung zwar an die historischen Ereignisse angelehnt, doch nicht eingehender betrachtet, nur angeschnitten, sodass kein Spannungsbogen entstehen konnte, obwohl die Informationen zum Teil durchaus fesselnd waren. Ich hätte tatsächlich sehr gern mehr dazu erfahren, wie auch zu den Charakteren. Entweder wegen der Anzahl derer oder einfach nicht ganz durchdacht, wirkten die Protagonisten flach, nur leicht skizziert und ohne emotionalen Tiefgang. Was wiederum sehr schade war, denn ich hätte liebend gern mehr über Mutter und Vater erfahren, und auch über Olga oder ihre Brüder. Die Liebesgeschichte war mir zu dominierend, dabei hätte ich lieber den historischen Anteil besser ausgearbeitet gesehen. Übrigens, die Verniedlichungen bei den Vornamen, die erklärt wurden, finde ich persönlich als Idee sehr schön, nur funktionieren die in Romanen schlecht, denn es ist für einen ungeübten Leser, einfach zu kompliziert, allen Namen zu folgen. Was mir gut gefallen hat, sind die Natur- oder Ortsbeschreibungen, da fühlte man sich als Leser in die Gegend versetzt, denn die fand ich gut gelungen.

Außerdem ist anzumerken, dass der Roman offensichtlich auf eine Reihe ausgelegt ist, denn man merkt es schon stark, dass die Geschichte noch weiter geht.

Auch der Anhang muss erwähnt werden. Die Autorin hat sich Mühe gegeben und für ihre Leser Rezepte angehängt. Zwei davon kenne ich schon und habe mal probiert. Absolut lecker.

Es gab also sowohl positiven als auch negativen Aspekte bei diesem Roman für mich. Zu der Thematik hätte ich echt sehr gern, eine umfassendere und ausführlichere Geschichte gelesen, auch die Personen waren mir sympathisch, sodass ich es mir gewünscht hätte, diese bildhafter zu erleben. Doch ich bin überzeugt, dass für diesen recht flüssig erzählten Roman viele Leser sich finden würden, denn der Roman ist an sich recht gut, muss nur in die richtigen Hände kommen.

Versuch einer neutralen Bewertung: Bedeutende Thematik, interessanten Fakten und einige Informationen. Die Aussicht auf die Fortsetzung auch vielversprechend. Ich schätze, neutral betrachtet und an die ganze Leserschaft denkend, hat der Roman 4 Sterne verdient.

Mein persönliches Empfinden: Für mich war der Roman stilistisch nicht ansprechend. Dafür aber nicht langweilig, und von der Thematik her interessant. Schade, dass die Informationen nicht ausführlicher waren. Von mir gibt es 2,5 Sterne.


 Emma Haughton - The Dark


Über die Autorin:

Emma Haughton wuchs in Sussex auf, studierte Englisch in Oxford und arbeitete als Journalistin für mehrere überregionale Zeitungen, unter anderem für die Times Travel Section. Sie hat mehrere Sach- und Jugendbücher geschrieben. The Dark ist ihr erster Spannungsroman.

Kurzbeschreibung:

Ein Mord – zwölf Verdächtige – vierundzwanzig Stunden Dunkelheit: »The Dark« ist ein ebenso faszinierender wie beklemmender Antarktis-Thriller mit grandiosem Locked-Room-Setting und einer starken Protagonistin.

Notärztin Kate North zögert nicht lang, als sie das Angebot erhält, auf einer UN-Forschungsstation in der Antarktis einzuspringen und den Stationsarzt Jean-Luc zu ersetzen, der bei einem tragischen Unfall im Eis ums Leben gekommen ist: Sie ist am Tiefpunkt ihres Lebens angekommen und will nur noch weg.

Doch bald schließt der gnadenlose Winter die 13-köpfige Crew in der Forschungsstation ein, und die monatelange Dunkelheit bringt nach und nach alle an ihre Grenzen. Schließlich beginnt Kate zu ahnen, dass Jean-Lucs Tod gar kein Unfall war. Je mehr Fragen sie stellt, desto klarer wird: Der Mörder ist unter ihnen. Und er wird wieder töten.

Meine Gedanken zu dem Roman: 

Die Kurzbeschreibung gibt schon sehr gut wieder, worum es sich bei diesem Roman handelt. Für mich das Thema: Antarktis - ein Muss. Sobald ich das Wort lese, bin ich gespannt auf die Geschichte. Denn der Handlungsort bringt schon die düstere, kalte Stimmung und beklemmende Atmosphäre mit sich. Natürlich, wenn es dem Autor gelungen ist, dies in Fokus zu setzten. Da finde ich, dass Emma Haughton gute Arbeit geleistet hat, dieser Thriller ist düster, finster und von klirrenden Kälte gezeichnet, nicht nur Wettermäßig. 

Auch das Team zu Beginn der Erzählung ist zurückhaltend, manche grübelnd, mit finsteren Mienen blickend, sodass man bildhafte Vorstellung davon bekommt, was die Autorin meint. Also, die Idee zu dem Roman und die Darstellung waren gut, und dennoch hat dieser Geschichte etwas gefehlt. Die fesselnde Unterhaltung wollte bei mir nicht aufkommen. Die Story plätscherte vor sich hin, ohne Höhepunkten der Handlung. Im letzten Drittel wird der Roman zwar spannender, doch er hinterlässt den Leser mit einigen Fragen. Stellenweise störte mich die unglaubwürdige Handlung und außerdem fand ich die Idee nicht neu, was an sich noch kein Grund zu einem langweiligen Thriller wäre, doch der Schriftsteller sollte schon entweder was Neues wagen oder den Plot sehr fesselnd, glaubwürdig und ohne Logikfehlern gestalten. 

Dennoch könnte man den Roman sehr gut lesen, es ist nicht der Beste dieser Art, aber auch nicht ganz schlecht. Von mir gibt es 3 Sterne. 

 Susan Choi - Vertrauensübung 


Über die Autorin:

Susan Choi, 1969 geboren, lebt mit ihrer Familie in Brooklyn, New York. An der Yale University unterrichtet sie Kreatives Schreiben. "Vertrauensübung" ist ihr fünfter Roman.

Klappentext:

Ausgezeichnet mit dem National Book Award Sarah und David gehören zu den Auserwählten, die an der Elite-Schauspielschule CAPA angenommen werden. Was sie dort erwartet, ist ein Kampf um Anerkennung, in dem alle Mittel erlaubt scheinen. Freundschaft, Liebe, Sex und Macht: Vertrauensübung ist ein intensiver Roman, der mutmaßliche Wahrheiten erdrutschartig mit sich reißt. »Geradezu bewusstseinserweiternd.« New York Magazine

Meine Gedanken zu dem Roman:

Das Buch ist erst vor drei Tagen erschienen. Was für eine Wucht. Dass dieser Roman mit National Book Award ausgezeichnet wurde, ist für mich keine Überraschung, denn jede einzelne Seite hatte es verdient, ausgezeichnet zu werden. Sprachlich hervorragend, Thematik bewegend und einnehmend, Protagonisten bis ins letzte Detail durchdacht und dann die Entwicklung des Romans und der Aufbau. Großartig, sage ich da nur. Meinen Gewohnheiten zum Trotz schreibe ich eine Rezension noch bevor ich die letzten Seiten gelesen habe, weil ich mir absolut sicher bin, dass dieser Roman für mich zu den Highlights des Jahres gehört.

Die Geschichte beginnt mit der Ausbildung an der Elite-Schauspielschule CAPA. Die Jugendlichen, die dort den Unterricht genießen können, sind fast alle privilegiert, es ist ein großes Los eine schauspielerische Ausbildung an dieser Schule zu bekommen. In diesem Teil der Geschichte sind drei Personen besonders wichtig: David, der aus einem gut situierten Haushalt stammt, wie übrigens der Rest der Schüler, Sara, die entgegen alle Regel aus einfachen Verhältnissen kommt und ihr Gott und Lehrer, Mr. Kingsley. Der Titel des Romans ist das Thema gebend. Die Vertrauensübung zieht sich als Grundlinie durch die ganze Geschichte. Anfangs, in der Ausbildung, spielt diese Übung eine enorme Rolle. Im Prinzip können sich die meisten Leser mit dem Begriff, was anfangen, doch Mr. Kingsley gibt der Übung eine neue Bedeutung, eine tragende, eine alles bestimmende, eine alle Regel sprengende. Mr. Kingsley ist ein sehr charismatischer, charakterstarker Mensch, der nach eigenen Vorstellungen lehrt. Selbst die Eltern haben keinen Einfluss auf das, was in den Wänden der Schauspielschule geschieht. Auch die Lehrerschaft bleibt im Hintergrund. Themen wie Dunkelheit, Sex, Selbstbestimmung, Ausgrenzung, Übergriffigkeit, Gefühle spielen hier eine enorme Rolle.

In der späteren Entwicklung des Romans ändert sich die Erzählperspektive, die 15-jährigen, ehemalige Schüler sind erwachsen, die gehen ihre Wege, nicht unbedingt mit der Schauspielerei verbunden. Doch eine schicksalhafte Begegnung lässt die Geschichten von damals aufleben, und es beginnt der zweite Teil des Romans. Zum Glück gibt es noch der dritte Teil, wo das vorher gesagte praktisch auf den Kopf gestellt wird. Die ganze Geschichte ist sehr gut durchdacht und besonders beeindruckend aufgebaut.

In Bezug auf diesen Roman habe ich mal die Worte: "Außergewöhnlich herausfordern" gelesen. Und ich kann es mit Freuden bestätigen, der Roman ist eine sprachliche und psychologische Wucht, der ist sehr komplex und intensiv. Es wird nicht alles ausgesprochen, doch die Leser bleiben nicht im Dunkeln, absolut alles ist gut verständlich. Wieso mit Freuden? Mir hat es unsagbar viel Spaß gemacht in diese verquere Welt einzutauchen, die Charaktere in ihrer Entwicklung zu beobachten, die Ergebnisse der Entwicklung zu sehen, die ganze Intensität der Erzählung miterleben. Dabei ist der Roman keineswegs intellektuell abgehoben, was ich persönlich besonders schätze.

"Vertrauensübung", das ich als Hörbuch genießen dürfte, es wird hervorragend von Katja Körber, Felicity Grist und Charlotte Puder vorgetragen. Emotional sehr treffend und widerspiegelnd der jeweiligen Stimmung. Dem Aufbau und der Handlung des Romans zu folgen, wäre sicherlich mit dem Lesen eines Buchs leichter und übersichtlicher, doch dann hätte man die schauspielerischen Leistungen der Darsteller des Hörbuchs nicht miterlebt. Also, in diesem Fall würde ich sogar dazu tendieren, sowohl das Buch, als auch das Hörbuch zu empfehlen. Für mich ein absolutes Highlight des Jahres. 5 Sterne von mir und eine uneingeschränkte Empfehlung.


 R.J. Palacio - White Bird- Wie ein Vogel

Über die Autorin: 

R.J. Palacio, 1963 in New York geboren, war 20 Jahre lang Grafikdesignerin, bevor ihr mit ihrem Debüt der Durchbruch als Schriftstellerin gelang: Wunder erschien 2013 bei Hanser, wurde in über 55 Sprachen übersetzt, erfolgreich verfilmt und 2014 von der Jugendjury mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Es folgten Jeder Tag ein Wunder (2015), Wunder - Julian, Christopher und Charlotte erzählen sowie das Bilderbuch Wir sind alle ein Wunder (beide 2017). 2023 erscheinen Roman, Graphic Novel und Verfilmung von White Bird - Wie ein Vogel. R.J. Palacio lebt in New York.

Kurzbeschreibung:

 Sara verlebt eine glückliche Kindheit im Frankreich der 30er-Jahre – bis die Nazis ihr Land besetzen. Eines kalten Tages im April 1943 muss das jüdische Mädchen vor den heranrückenden deutschen Soldaten fliehen und wird dabei von ihren Eltern getrennt. Ihr Mitschüler Julien, den Sara bisher stets wegen seiner Behinderung gehänselt hat, findet sie. Allen Gefahren zum Trotz verstecken er und seine Familie Sara viele Monate lang. Doch die Handlanger der deutschen Besatzer kommen ihnen auf die Spur ... Eindrucksvoll erzählt R.J. Palacio eine Geschichte von Krieg und Liebe, vor allem aber von der Kraft der Menschlichkeit in düsteren Zeiten.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Bei dieser Autorin R.J. Palacio greife ich zu einem neuen Buch von ihr, ohne die Kurzbeschreibung zu sehen, denn mit ihrem Roman "Wunder", was mir ausgesprochen gut gefallen hat, hat sie eine Bekanntschaft erlangt. Dieser Roman von ihr ist an Kinder von 11 Jahren gerichtet, und das merkt man dem Roman natürlich an. Ich würde gleich sagen, dass dieses Buch sich ausgezeichnet für eine Schullektüre eignet, wenn es um Thema Judenverfolgung während des Zweiten Weltkrieges geht. 

Für mich persönlich war der Roman ein wenig zu einfach gestrickt, was wiederum die Ansprechsgruppe bestätigt. Die Hauptcharaktere dieser Geschichte sind Kinder. Sara ist Jüdin und Julian ist ihr Tischnachbar in der Schule. Die Kinder sind ganz verschieden. Sara ein verwöhntes Mädchen, das gutes Leben gewohnt ist. Und Julian kommt aus einer mittleren Schicht der Gesellschaft und außerdem ist er behindert, was ihn zum Außenseiter und Zielscheibe den Angriffen anderer Kinder macht. Letztendlich rettet Julian Sara von Deportation, und nichts ist mehr, wie es war. 

Sehr gut hat es mir gefallen, dass es schwierige, emotionale Themen angesprochen worden sind. Es gibt Stoff zu Diskussionen und Gesprächen. Das Buch habe ich als Hörbuch gehört, vorgelesen von Elizabeth Schwarz und Sascha Icks. Es handelt sich dabei um eine gekürzte Lesung, die über 5 Stunden dauert. Ich persönlich hätte ungekürzte Fassung vorgezogen. Dass die Vorleser ihre Stimmen an die Zeitliche Ebenen angepasst haben, fand ich sehr gut gelungen. 

Der Roman bekommt von mit 4 Sterne und eine Empfehlung an die Lehrer und Schüler. 


 Lutz, Jack - London Black: Wirst du überleben

 Über den Autor:  

Jack Lutz lebt mit Frau und Tochter in London. Seine Heimatstadt fasziniert ihn, und er liebt es, über sie zu lesen und sie zu erkunden. Die Idee zu London Black hatte er beim Umsteigen in einem U-Bahnhof. London Black ist sein Debütroman. 

Kurzbeschreibung:

Terroristische Anschläge mit dem Nervengift London Black haben die Menschen in Angst versetzt. 90% der Bevölkerung hat zwar überlebt. Für die anderen 10%, die »Vulnerablen«, beginnt jedoch ein qualvolles Ringen mit dem Tod. Zwei Jahre später wird der Forscher Flinders Cox, der offenbar an einem Heilmittel gearbeitet hat, ermordet. DI Lucy Stone nimmt sich des Falles an. Sie selbst ist eine der Vulnerablen und von den Ereignissen stark traumatisiert. Könnte ein Mitglied der dubiosen Sekte Hand Gottes Cox ermordet haben, um die Fertigstellung des Gegenmittels zu verhindern? Und was führt Cox' CEO Geoffrey Hurst im Schilde? Lucy und ihrem neuen Kollegen King rennt die Zeit davon: Sie muss sich beeilen, nicht nur ihr eigenes Leben zu retten, sondern das unzählige Menschen ... 

Meine Gedanken zu dem Roman:

Die Kurzbeschreibung der Geschichte gibt schon sehr gut wieder, worum es in diesem Roman geht. "London Black" ist Erstling des Autors, doch ich würde mich sehr freuen, wenn Jack Lutz auch weiterhin beim Schreiben bleibt. Er hat ausgefallene Ideen für die Geschichte, hat sich einen intelligenten, sehr komplexen Plot ausgedacht, und nicht davon abgeschreckt seine Charaktere sehr kompliziert anzulegen. 

Mir hat der Roman gut gefallen, doch ich muss dazu sagen, dass mir die Konzentration zum Lesen ein wenig fehlte. Der Roman ist kompliziert, man muss gedanklich schon absolut konzentriert sein, besonders zu Beginn, als man die unterschiedlichen Gruppen der Bevölkerung kennenlernt. Wie auch die Katastrophe selbst, die für den Zerfall der Gesellschaft diente. Dieser Autor arbeitete an seinem Roman mit scharfem Verstand, sodass ich die Lektüre anspruchsvoll fand und nur loben kann.

Nun gut, es ist kein einfach gestrickter Roman, das haben wohl alle inzwischen verstanden. Ein wenig zu den Charakteren. Ich liebe es, wenn die Protagonisten nicht einfach funktionieren und agieren, sondern komplexe Wesen ergeben. Die Hauptdarstellerin Lucy ist wahrlich kein einfacher Charakter. Es war für mich nicht leicht, ihre Handlungen, Ausbrüche, Anfälle einzuordnen und nachvollziehen. Insgesamt ist es eine düstere, Angst einflößende, nachdenklich stimmende Geschichte, die solche Themen wie Ausgrenzung, Rassismus, Überlebenswille und einiges mehr, bietet.  Ich würde diesen Debütroman gern weiterempfehlen. Das Buch erscheint am 28.07.2023. 



 Dellinger, Anton - Der Alchemist von Venedig

Kurzbeschreibung: 

Anno 1689. Baumeister Fabrizio Mansani rettet seinen aufgrund falscher Anklage zum Tode verurteilten Bruder und will Venedig verlassen. Aber seine Tat blieb nicht unbeobachtet und so wird er von dem wegen leerer Staatskasse verzweifelten Kämmerer Ducatini gezwungen, ihm bei einem Täuschungsmanöver zu helfen. Offiziell sollen sich Leibniz und Newton dem Bau einer Sternwarte widmen - größer als die des Vatikans. Doch Newton soll vor allem Gold für Venedig herstellen und der Kämmerer droht, ihn bei Weigerung als Hexer nach Rom auszuliefern …

Meine Gedanken zu dem Roman: 

Sehr überraschend fand ich, dass es so wenige Stimmen zu diesem Roman gibt. Keine Rezensionen, keine Meinungen, keine Kritiken. Dabei die Idee zu diesem historischen Roman großartig ist, auf jeden Fall für meinen Geschmack. Tragische Geschichte von Baumeister Fabrizio Mansani, der seinen zum Tode verurteilten Bruder rettet. Dies für zu einer Abhängigkeit, er solle zu der volleren Staatskasse verhelfen und bei einer Täuschung mitmachen. Solche Größen wie Leibniz und Newton sollen die Sternwarte, größer als die des Vatikans, bauen. Was auch hervorragend zu den Plänen von Newton passe, denn seine Interessen lagen zu dem Zeitpunkt in diesem Bereich der Forschung. Doch in Wirklichkeit soll der Newton, der nun auch als Alchemist sich betätigt, Gold herstellen. Die Machenschaften und die düsteren Pläne waren gemein, doch wenn es ums Geld geht, gibt es kein Gewissen. So weit, so gut. Die Idee und der Grundriss zu diesem Roman hörten sich absolut fesselnd und interessant an. Doch hier kommt mein Problem. Zwar thematisch glaubwürdig und originell, doch in der Umsetzung leider nicht mein Fall. Die Figuren ohne glaubwürdigen Substanz, gekünstelte Handlungen, die nicht dazu beigetragen, dass der Ablauf harmonisch sich entwickelte und real wirkte. Aber ich will auch nicht zu viel Negatives zu dieser Geschichte sagen, denn die Sache ist die: Ich konnte mich nicht richtig einlesen. Die Figuren haben mich in ihrer unausgegorenen Handlungen gestört, Dialoge waren kratzig und der ganze Beginn des Romans war dermaßen durcheinander, dass ich keine klare Linie für diesen Roman sah. Also, das Problem konnte durchaus bei mir liegen. Ich hoffe sehr, dass für diese Geschichte viele weiteren Leser sich finden, und Freude an der großartigen Idee des Autors haben werden. Von mir gibt es nur 2 Sterne. Für die Idee zu diesem historischen Roman, auf den ich mich übrigens sehr gefreut habe, hätte ich 4 Sterne gegeben. Aber die Umsetzung, tut mir leid, mich hat die Geschichte nicht erreicht.

 Berest, Anne - Die Postkarte

Über die Autorin:

Anne Berest wurde 1979 in Paris geboren. Sie arbeitete als Schauspielerin, Regisseurin und gab eine Theaterzetischrift heraus, bevor sie 2010 ihren ersten Romanveröffentlichte, ›Traurig bin ich schon lange nicht mehr‹ .

Kurzbeschreibung:

Im Januar 2003 fand Anne Berests Mutter unter den Neujahrswünschen eine verstörende Postkarte mit nichts als den Namen ihrer vier Angehörigen, die in Auschwitz ermordet wurden; ohne Absender, ohne Unterschrift. Anne fragt nach und die Mutter erzählt ihr die tragische Geschichte der Familie Rabinowicz. Aber erst als ihre  kleine Tochter in der Schule Antisemitismus erfährt, beschließt Anne, der Sache wirklich auf den Grund zu gehen. Mithilfe eines Privatdetektivs und eines Kriminologen recherchiert sie in alle erdenklichen Richtungen. Das Ergebnis ist dieser Ausnahmeroman. Er zeichnet nicht nur den ungewöhnlichen Weg der Familie nach, sondern fragt auch, ob es gelingen kann, in unserer Zeit als Jüdin ein »ganz normales« Leben zu führen.

 Meine Gedanken zu dem Roman:

Ein erschütternder Bericht, der akribisch recherchiert worden ist. Eine kleine Fotografie mit vier Personen darauf führt zu einer umfassenden Suche nach diesen Personen und entdeckt Details über ihr Leben. So wird ein verborgener Teil der Familiengeschichte rekonstruiert. 

Der Beginn des Romans empfand ich etwas zu sperrig und anstrengend, doch die Fakten und Entdeckungen, die gemacht worden sind, haben mich stets schockiert und fassungslos zurückgelassen. Der Roman ist emotional schwer zu verdauen, das möchte ich gleich zum Beginn sagen. Die Geschichte ergab eine Familienbiografie und geschichtlichen Bericht. Die Recherche der Autorin führt dazu, dass sie noch nicht bekannten Momenten der Geschichte Frankreichs, neue Details der Denunziation und Deportation vorweist. Ohne jeden Pathos berichtet die Autorin von dem Schrecken der Deportation, von Trennung der Familien, von Kindern, die fortgebracht werden. Es ist eine erschütternde Geschichte, die zu Tausenden stattgefunden hat. 

Das Hörbuch bietet eine ungekürzte Fassung über 14 Stunden. Vorgelesen wurde das Buch von Simone Kabst. Ich hätte persönlich mir einen Gefallen getan, hätte ich bei diesem Roman zu einer Printausgabe gegriffen, denn ich hatte Schwierigkeiten der gleichbleibenden Stimme von Simone Kabst zu folgen. Vermutlich gehörte dies zu dem Konzept, um nicht sensationsartig oder pathetisch zu erscheinen. 

Der Roman ist dennoch auf jeden Fall zu empfehlen. Ein interessantes Teil der Geschichte, wobei das Wort "Interessant" missfällt mir in diesem Zusammenhang. Es ist ein Teil der Geschichte, die man kennen sollte. Es darf nicht vergessen werden. 

Von mir gibt es 4 Sterne.

 Michiko Aoyama - Frau Komachi empfiehlt ein Buch


Über die Autorin:

Michiko Aoyama, geboren 1970 in der Präfektur Aichi, lebt heute in Yokohama. Nach ihrem Universitätsabschluss arbeitete sie zwei Jahre lang als Reporterin für eine japanische Zeitung in Sydney. Nach ihrer Heimkehr war sie zunächst als Zeitschriftenredakteurin in einem Tokioter Verlag tätig, bevor sie sich ganz dem literarischen Schreiben widmete. «Frau Komachi empfiehlt ein Buch» ist in Japan ein Bestseller und erscheint in über zwanzig Ländern.

Kurzbeschreibung:

«Wonach suchen Sie?» Diese Frage stellt Sayuri Komachi allen Besuchern in ihrer kleinen Gemeindebibliothek in Tokio. Und sie meint die Frage durchaus im übertragenen Sinne. Denn die weise Bibliothekarin spürt genau, wonach die Menschen im Leben suchen: von der rastlosen Verkäuferin, die mit ihrem Job hadert, dem schüchternen Buchhalter, der davon träumt, ein Antiquitätengeschäft zu eröffnen, oder der frischgebackenen Mutter, die sich zwischen Beruf und Familie aufreibt … Sie alle befinden sich in einer Sackgasse. Und alle führt es früher oder später zu Frau Komachi in die Bibliothek. Ihre überraschenden Buchempfehlungen haben ungeahnte Folgen. Die Lektüre entpuppt sich als Katalysator für eine andere Denkweise und eröffnet neue Wege. Und letztlich hilft sie den Besuchern, ihre aktuelle Lebenskrise zu meistern. Denn Frau Komachi weiß: Bücher haben magische Kräfte und sind eine verlässliche Quelle der Inspiration

Meine Gedanken zu dem Roman:

Es ist interessant zu erfahren, dass dieser Roman in Japan ein Bestseller und einen großen Erfolg feiert. Bei uns wird dieses Buch vermutlich nicht so große Wellen schlagen, denn es ist eine nette, liebevolle Geschichte für Zwischendurch. Nicht mehr. Nett zu lesen, doch im Gedächtnis bleibt die eher nicht. Auch wenn bei den Bücherliebhabern das Herz schneller schlägt, wenn die Worte: Lesen, Bibliothek, Bücher, fallen.

Diese einfach gestrickte Geschichte erzählt in fünf Teilen, die letztendlich miteinander verbunden sind, von fünf Menschen, deren Leben durch das Treffen mit Frau Komachi und eine Buchempfehlung, die für sie ausgewählt worden ist, in gewisser Weise verändert wurde. Die Erzählungen laufen nach einem gleichen Schema ab: Die Bibliothekarin stellt ihre Frage, und entweder aus dem Gespräch oder auch mit Hilfe ihrer Intuition und Gedanken, findet sich ein passendes Buch, dass die Sichtweise des Lesers beeinflusst und gar verändert.

Gewöhnliche Menschen, wie du und ich, finden zu Frau Komachi. Es ist ein Verkäufer dabei, ein Buchhalter, Rentner und auch ein Arbeitslose. Alle haben ihre ganz persönlichen Geschichten und dennoch verbindet alle ein Thema.

Eine nachdenklich stimmende Geschichte, dazu herzlich und innig erzählt, bietet dem Leser schöne Lesestunden und vielleicht auch ein wenig Hoffnung.

Versuch einer neutralen Bewertung: Warmherzige Geschichte, die angenehme Lesestunden mit sich bringt. 4 Sterne

Mein persönliches Empfinden: Durchaus lesenswert, doch kein bleibender Eindruck. Von mit 3 Sterne.


 Karin Seemayer - Bergleuchten


Über die Autorin:

Karin Seemayer wurde 1959 in Reutlingen geboren, lebte von 1960 bis 1993 in Frankfurt und seitdem im TaunusMit acht Jahren schrieb sie ihre ersten Tiergeschichten auf die Rückseite gebrauchter Telex-Rollen, die ihre Mutter aus dem Büro mitbrachte, da ihr der Papierverbrauch ihrer Tochter zu hoch war. Es folgten Wildwestgeschichten, dann Science-Fiction, und später, als Teenager, schrieb sie Liebesgeschichten.Anfang zwanzig packte sie das Fernweh. Sie machte eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und war die nächsten Jahre beruflich und privat viel unterwegs.Viele ihrer Romanideen sind auf diesen Reisen entstanden.Die Umsetzung der Ideen musste jedoch warten, bis ihre drei Kinder erwachsen waren.

Kurzbeschreibung:

Göschenen, 1872: Helene begleitet ihren Vater oft auf seinen Fahrten über den gefährlichen Gotthardpass. Als ein Tunnel durch den Berg gebaut werden soll, fürchten die Fuhrhalter um ihre Existenz, die Bergarbeiter aus Italien sind Anfeindungen ausgesetzt. Auch wenn ihre Eltern dem Mineur Piero ein Zimmer auf ihrem Hof anbieten, weiß Helene, dass sie eine Verbindung zu dem temperamentvollen Italiener niemals billigen würden – und doch geht er ihr nicht mehr aus dem Kopf. Als es im Tunnel immer häufiger zu schweren Unfällen kommt, muss sie schon bald um Pieros Leben bangen.

Meine Gedanken zu dem Roman:

 Die Geschichte dieses Romans spielt überwiegend in Göschenen, einem kleinen Dorf auf Schweizer Seite. Außerdem spielt Airolo, ein kleiner Ort auf der Gegenseite, eine Rolle, denn hier startet der Bau des Gotthard – Tunnels, worüber dieser Roman erzählt. Nicht alle Bewohner sind von der Idee, einen Tunnel zu bauen, überzeugt. Denn bei dem Bau werden viele italienische Arbeiter den Weg in die Ortschaft finden, und somit auch das gewohnte Leben, verändern, was nicht unbedingt gern gesehen wird, aber auch die Gefahren, die bei so einem Unternehmen entstehen, besorgen die Leute. 

Einer der Hauptcharaktere des Romans Franz Herger ist Fuhrmann. Er ist zwiegespalten, was den Bau betrifft, denn einerseits fürchtet er, dass die Zukunft ihn seiner Arbeit beraubt, und andererseits eröffnen sich mit dem Bau neue Aufgaben für ihn, denn die Baumaterialien müssen transportiert werden. Seine Tochter Helene, ist eine fleißige junge Frau, die ihrem Vater hilft. Der zweite Strang der Geschichte beschäftigt sich mit Helene und Piero, in den sie verliebt ist. 

Dieser historischer Roman ist von der Autorin ausgezeichnet recherchiert und mit Fakten und Details über den Bau des Tunnels sehr informativ. Die Liebesgeschichte steht nicht von Anfang an im Vordergrund, und ist gut an die historischen Geschehnisse angelehnt. Die umfangreichen Recherchen muss man wirklich loben, doch für mich hat diese Fülle an Details, Informationen, ausführlichen Beschreibungen, die zum Bauingenieurwesen gehören, störend auf den Spannungsaufbau ausgewirkt. Es war zu viel an Details, die in einem Sachbuch interessant wären. Die Liebesgeschichte, die Geschichte der Menschen des Ortes bliebt dadurch eher skizziert als tief ausgearbeitet. Nur einzelne Momente wirkten sehr authentisch und haben mich beim Lesen erfreut. Einiges jedoch hätte man kürzen können, damit der Roman straffer und somit kompakter und fesselnder wäre. 

Ich habe diesen Roman als Hörbuch in einer ungekürzten Fassung genießen dürfen. Vorgelesen von Sophie Hutter, die Dialekt hervorragend wiedergeben konnte, und somit auch die Atmosphäre der Geschichte authentisch darstellte. Das Hörbuch dauert über 12 Stunden. Trotz der ausgesprochen guten Arbeit der Sprecherin, wurde ich mit ihrer Stimme nicht warm, was natürlich den Genuss minderte.

Neutrale Bewertung: Für die Leser, die einen sehr gut recherchierten Roman schätzen, sehr zu empfehlen. Gut vermittelte historischen Fakten abgerundet durch eine Liebesgeschichte.Nicht nur informativ, sondern auch glaubhaft. 4,5 Sterne.

Mein persönliches Empfinden: Ich fand, dass der Roman einigen Längen aufweist, und wenn man die Geschichte straffer erzählt hätte, hätte die fesselnder gewirkt.Von mir gibt es 3,5 Sterne.

 

 

 


 Sophie Irwin - Eine Lady hat die Wahl


Über die Autorin:

Sophie Irwin wuchs in Dorset auf, bevor sie zum Studium nach London ging. Sie arbeitete mehrere Jahre in einem Publikumsverlag, bevor sie sich als Lektorin und Autorin selbständig machte. Ihr Debütroman "Wie man sich einen Lord angelt" war ein internationaler Bestseller.

Kurzbeschreibung:

»Eine Lady hat die Wahl« ist ein charmant erzählter, zauberhafter historischer Liebesroman um eine kluge junge Witwe, zahlreiche Verehrer und die Frage: Will sie für die Liebe ihre Unabhängigkeit aufgeben?

Zum ersten Mal in ihrem Leben ist Eliza Balfour frei, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen: Die junge Witwe hat das Vermögen des deutlich älteren Lord Somerset geerbt, den sie auf Wunsch ihrer Familie geheiratet hatte...

Meine Gedanken zu dem Roman:

Das Genre Regency Romanze ist mir noch nicht sehr geläufig, sodass ich als Leserin meine ersten Schritte in dem Bereich mache. Überraschenderweise gefällt mir die Leichtigkeit, die Romantik, die Tragik dieser Romane. Eine perfekte, kurzweilige Unterhaltung, die lediglich dazu dient, zu zerstreuen.

In diesem Roman geht es um Eliza, eine junge Witwe von nur 27 Jahren. Ihren Ehemann, den sie so früh beerdigen musste, hatte sie nur auf Wunsch ihrer Familie geheiratet. Ein angesehener, reicher Herr, der ihr bedauerlicherweise nur eine lieblose, langweilige Ehe bieten konnte. Doch als es an das Erbe ging, hat ihr verstorbener Gatte sie mit einem großzügigen Nachlass bedacht, allerdings auch eine Sittlichkeitsklausel hinzugefügt. Alle in der Umgebung nahmen an, dass das Vermögen entweder von Elizas Vater oder dem Neffen ihres Ehegatten, Somerset, verwaltet wird. Doch Eliza ist aus dem Schlaf, des Nichtstuns, erwacht und ist auf dem besten Wege dabei, ihr Leben selbst zu gestalten und zu organisieren. Als Erstes plant sie einen Aufenthalt in Barth, um angeblich ihre Gesundheit zu pflegen, doch in Wirklichkeit ruft sie die Freiheit. Mit Auftauchen von dem neuen Lord Somerset, der die erste Liebe von Eliza war, und dem draufgängerischen Frauenheld Melville, wird es interessanter. Was tut Eliza, wie will sie ihr Leben leben, nach wem schlägt ihr Herz?

Mir hat der Roman recht gut gefallen, sehr ansprechend fand ich den feinen Humor der Autorin. Die Dialoge haben mir großen Spaß bereitet. Manche Momente waren zwar überspitzt dargestellt, doch ich fand diese Vorgehensweise, absolut passend und dabei auch noch unterhaltsam. Ganz ernst zu nehmen ist die Geschichte nicht, doch der Unterhaltungswert ist nicht von der Hand zu weisen.

Meine Lieblingsfiguren waren intelligent, selbstsicher und nicht auf den Mund gefallen: Lord Melville, seine Schwester Carolina und die Cousine der Hauptprotagonistin Margaret. Sehr lebhafte Darbietung einer Zeitspanne in den vergangenen Zeiten.

Eine neutrale Bewertung: Die Leser, die das Cover betrachten, können sich schon im Großen und Ganzen gut vorstellen, in welche Richtung dieser Roman geht. Und er bietet alles, was man sich unter dem Thema: Regency Romance vorstellt und wünscht. Unterhaltsame Lektüre, die dem momentanen Vergnügen dient. Es gibt 4,5 Sterne.

Mein Empfinden: Ich mochte die Geschichte sehr gerne, besonders Humor und die Dialoge sind bei mir hervorragend angekommen, doch leider gab es für mich auch einige Längen, die ich lieber mit mehr Handlung gefüllt hätte. Die Charaktere muss ich loben, denn Merville, was schon einsame Klasse, von einem Draufgänger. Alles in allem unterhaltsam und an die Liebhaber des Genres empfehlenswert. Von mit 3,5 Sterne.

 Linus Geschke - Die Verborgenen

Über den Autor:

Linus Geschke lebt in Köln und hat für führende deutsche Magazine und Tageszeitungen, darunter SPIEGEL Online und die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, gearbeitet. Mit seinem Thrillerdebüt gelangte Geschke aus dem Stand auf die Bestsellerliste, seine Jan-Römer-Serie wurde aufwendig für die ARD verfilmt. Sein jüngster Thriller "Das Loft" stand wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste und wurde neben dem "Crime Cologne Award 2022" auch für den "Glauser-Preis 2023" nominiert.

Zu dem Buch:

 Sven und Franziska Hoffmann haben alles, wovon sie einst träumten: eine wunderbare Tochter und ein traumhaftes Haus an der Küste. Alles könnte perfekt sein. Doch dann dringt jemand heimlich in ihr Haus ein. Der ungebetene Gast bedient sich an ihrem Essen, stöbert in ihren Schränken und steht neben ihren Betten, wenn sie schlafen. Als dann noch Gegenstände verschwinden und fremde Fußspuren im Keller auftauchen, bezichtigen sich die Eheleute gegenseitig. Je merkwürdiger die Vorgänge in ihrem Haus werden, desto mehr bröckelt die makellose Fassade der perfekten Familie. Und genau das ist es, was der Eindringling will …

 Meine Gedanken zu dem Roman: 

Was für eine Vorstellung, man möchte mit seiner Familie in Frieden leben, die Gemeinsamkeit genießen, und doch stellt es sich heraus, dass es Eindringlinge gibt, die sich an deinen Sachen bedienen, in deinen privaten Sachen stöbern, Schränke durchwühlen, Spuren hinterlassen... Wenn man bloß diese Vorstellung zulässt, dann kriegt man doch Gänsehaut. Unmöglicher Eingriff in die Privatsphäre, eine Verletzung, die tief in die Seele geht. Eine Bedrohung, eine Unsicherheit, permanenter Angst. 

So stelle ich mir die Situation vor. Von daher finde ich die Idee des Autors einen Phrogger mit in die Geschichte einzubinden genial. Ich liebe Bücher, in denen Handlungen oder Figuren vorkommen, von denen ich noch nirgendwo anders gelesen habe. 

Der Roman ähnelt leider weniger einem Thriller, sondern mehr einem Familiendrama, dysfunktional und leider mir auch unsympathisch. 

Die Anwesenheit von Phrogger hat mich am Laufen gehalten, denn diesen Aspekt fand ich sehr interessant, ungewohnt und spannend. Dem Roman selbst haben die fesselnden Momente bedauerlicherweise hier und da mal gefehlt. 

Nicht desto trotz konnte ich das Buch gut hören, fand die Thematik interessant und wurde gut unterhalten.

Vorgetragen wurde das Hörbuch von mehreren Personen: Julia Bautz, Nils Nelleßen, Nicolas Rathod, Nina Reithmeier, Bastian Sierich, Heike Warmuth. Die haben zwar für die Abwechslung gesorgt, doch persönlich ziehe ich eine Lesestimme vor. Das Hörbuch dauerte 10 Stunden 20 Minuten. 

Ich würde den Thriller oder Familiendrama gerne weiterempfehlen, denn von mir gibt es 4 Sterne.

 



 Saskia Louis-  Nachtschwarz


Über die Autorin:

Saskia Louis kam 1993 mit einer Menge Fantasie zur Welt, die sie seit der vierten Klasse nutzt, um Geschichten zu schreiben. Sie wuchs in Hattingen auf und über die Jahre hat sie ihr Zuhause in Fantasy und amüsanter Frauenliteratur gefunden. Heute wohnt sie in Köln und träumt davon, den Soundtrack zu der Verfilmung eines ihrer Bücher zu schreiben.

Kurzbeschreibung:

Herzschmerz pur: Eine Liebe, die es niemals geben kann

Als die 17-jährige Billie in Amber Lake ankommt, ist sie wenig begeistert. Wieder musste sie ihrem Astrophysiker-Vater folgen, der von Projekt zu Projekt zieht. Doch schon an ihrem ersten Schultag passiert etwas Merkwürdiges: Sie rammt jemanden mit ihrem Auto … oder etwas? Denn außer einem hellen Lichtblitz und einer Delle kann sie nichts sehen. In der Schule trifft sie auf eine eingeschworene Clique, deren Mitglieder unterschiedlicher nicht sein könnten. Und einer von ihnen – der viel zu gut aussehende Ashton Hunter – hat eine frische Wunde am Knie ...

Meine Gedanken zum Roman:

Darf ich mich gleich in begeisterten Adjektiven ausbrechen? :D

Was für ein toller Auftakt einer sagenhaften fantastischen Story.

Die Geschichte beginnt nicht ungewöhnlich, ein 17-jähriges Mädchen zieht mit seinem Vater, der als Astrophysiker, immer wieder an neuen Projekten, sprich neuen Orten, arbeiten muss, nach einem kleinen Ort namens Amber Lake. Hier scheint nichts Aufregendes zu geben, und doch wäre es so, dass die Tochter Billie, die Hauptdarstellerin des Romans, vieles dafür geben würde, an einem Ort sesshaft zu werden, oder zumindest so viel Zeit zu verbringen, dass sie Freunde finden könnte und ein gesellschaftliches Leben aufbauen könnte. Auch wenn der Ort noch so klein und unbedeutend ist, wäre es Billie recht hier zu bleiben. Sie möchte irgendwohin dazu gehören.

Diesmal verspricht ihr Vater, dass die über längere Zeit in Amber Lake bleiben würden, sodass das Mädchen mit neuen Hoffnungen in die neue Schule geht. Auch der Alltag in der Schule startet viel Versprechen. Die Mitschüler sind tatsächlich nett und scheinen alle miteinander gut auszukommen. Billie bleibt nicht allein und wird sogleich in die Aktivitäten einer Clique miteinbezogen. Die neuen Bekanntschaften gefallen ihr ausgesprochen gut. Insbesondere ein junger Mann Ash, den sie anziehend findet.

Doch es gibt keine rosaroten Brille, an dem Ort stimmt was nicht. 8-[ Es passieren Dinge, die Billie sich nicht erklären kann. Die Glühbirnen explodieren, Lichter schweben in der Nacht, etwas Geheimnisvolle herrscht an diesem Ort.

So beginnt die Geschichte um Billie, Ash und all den Freunden. Sehr unterhaltsam und lebhaft, da die Jugendliche aufgeweckte interessante Persönlichkeiten mit sich bringen. Keine Langeweile. Die schlagfertigen Dialoge zwischen Ash und Billie liebte ich, und nicht einmal habe ich laut gelacht. :D Erinnerte mich doch sehr an meine eigene Jugend. Ein herrliches Gefühl, wenn ein Buch so viel Freude bereitet.

Für die Interessierten sei gesagt, die Geschichte entwickelt sich ab die Mitte deutlich ins Übernatürliche, allerdings, was ich sehr angenehm fand, nimmt das Thema nicht übermäßig Platz, es fügt sich harmonisch in die Handlung hinein. Auch die zarte Liebesgeschichte wird nur angedeutet. Sodass ich als Leserin noch auf die Fortsetzung mich freuen konnte.

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört, und denke, dass es eine sehr gute Wahl für mich war, denn Carolin-Therese Wolff hat den Roman hervorragend vorgelesen. Mit lebhaften, emotionalen Stimmen, passend für jeden Protagonisten. Dabei wirkte dies nicht aufgesetzt, sondern genau stimmig. Genauso, wie ich es gerne gehört hätte. Das Hörbuch dauert 10 Stunden 20 Minuten (ich hätte noch länger zuhören können) und ist eine ungekürzte Lesung von SAGA Egmond Verlag.

Für mich war dieses Jugendbuch ein Highlight. :applause: Eine besonders herzliche und fesselnde Unterhaltung. Ich freue mich auf die Fortsetzung und vergebe gerne die volle Punktezahl. 5 Sterne. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


 Shalini Boland - Der Familienurlaub


Meine Gedanken zu dem Roman:

Als Erstes möchte ich sagen: Liest, bitte, die Kurzbeschreibung zu diesem Roman nicht, sonst kennt ihr die ganze Handlung. :!:

Zum Glück habe ich diese nur überflogen, und mir das Buch nur wegen der Autorin bestellt.

Ich wurde nicht enttäuscht, diesen Roman habe ich als einen Pageturner erlebt. In wenigen Stunden mit großer Spannung durchgelesen. Die Geschichte fängt unspektakulär an: zwei Familien, eine wohnt in Italien, die andere in kaltem England, beschließen einen Urlaub zu machen. Dabei kommt die Idee zur Sprache, die Häuser für zwei Wochen zu tauschen. Auf einem Häusertauschportal findet sich die passende Gelegenheit, und schon läuft die Sache. Doch glaubt gar nicht, dass es bei dieser harmlosen Geschichte bleibt.

Die Charaktere in dieser Story sind klar gezeichnet. Es gibt definitiv die Bösen und die Guten. Dennoch fand ich die sehr interessant und auch spannend in ihrer Entwicklung zu beobachten. Beth, die brave Ehefrau eines Schriftstellers, Mutter von zwei Kindern, war schon seit sieben Jahren nicht mehr im Urlaub. Der gönnte man die Ferien vom Herzen. Dagegen eine reiche, verwöhnte, sehr hübsche Frau namens Amber ohne offensichtlichen Muttergefühlen, die sehr unsympathisch wirkte. Die Sympathiepunkte wurden in dem Roman also klar verteilt. Man könnte sich als Leser vom Herzen abreagieren.

Was der Autorin sehr gut gelungen ist, ist der Spannungsbogen. Auch wenn in der Geschichte keine ausgeklügelten Handlungsrichtungen eingeschlagen worden sind, fand ich die Story äußerst fesselnd. Die Seiten flogen nur so dahin. Der Erzählstil von Shalini Boland ist sehr angenehmen, nicht im Sinne, literarischer Höhepunkt, sondern im Sinne leichte, unbeschwerte und fesselnde Abendlektüre. Mir hat es Spaß gemacht, es zu lesen, da ich die Lektüre entspannend fand.

Versuch einer neutralen Bewertung: Bei diesem Thriller bekommt man genau das, was man erwartet beim Betrachten des Covers. Einen Urlaubsthriller, der spannende Unterhaltung mit sich bringt. 4,5 Sterne für diesen Pageturner.

Mein Empfinden: Mir hat der Roman sehr fesselnde Lesestunden geschenkt, genau das, was ich gewollt habe. Von mir gibt es 4,5 Stunden und eine Empfehlung.


 Baumheier, Anja - Die Buchverliebten


 

Kurzbeschreibung:

In Geschichten eintauchen, die Nacht durchlesen, ein Buch mit dieser wohligen Mischung aus Freude und Abschiedsschmerz zuschlagen. Nichts liebt der Buchhändler Ole Oevermann so sehr wie die Literatur. Doch seit einiger Zeit kommen immer weniger Kunden in seine kleine Buchhandlung in der Lübecker Marlesgrube. Auch Gesa Grambek hat die Bücher aus ihrem Leben verbannt, seit ihre große Liebe Onni, ein finnischer Schriftsteller, vor zwanzig Jahren starb. Als Gesa ihre Stelle bei einer Versicherung zu verlieren droht, ist sie verzweifelt. Wie soll sie wenige Jahre vor der Rente eine neue Stelle finden? Da lernt sie Ole Oevermann kennen. Der Buchhändler ist nicht nur überaus charmant und überzeugt davon, dass sich Gesas Kündigung abwenden lässt – er möchte auch ihre Liebe zur Literatur wiedererwecken …

Meine Gedanken zu dem Roman:

Diese Geschichte ist sehr liebevoll geschrieben. Man merkt es der Autorin an, dass sie ihre Protagonisten mit viel Gefühl und Zuneigung zeichnet. Mit Leichtigkeit macht man sich als Leser ein Bild von den Charakteren. Gero und Gesa sind Geschwister, die sich gut verstehen, inzwischen ca. 60 Jahre alt sind und jeweils in einem Bestattungsinstitut und einer Versicherungsfirma arbeiten. Für mich persönlich ein sehr interessanter Darsteller Ole Oevermann, ein älterer Herr, der eine Buchhandlung führt und in seinem früheren Leben als Handwerker tätig war. Doch ein Schicksalsschlag hat sein Leben grundlegend geändert, er hat Literatur für sich entdeckt und die Bücher haben ihm quasi das Leben gerettet. Bei Gesa sieht es genau gegenteilig aus, nach einem Unfall, hat sie die Liebe zum Lesen ganz und gar abgeschworen und eine Bibliophobie entwickelt, so schlimm, dass sie nicht einmal in der Nähe der Bücher sich aufhalten kann. So wie das Leben spielt, kommen sich die zwei jedoch näher.

Ein gefühlvoller Roman, der Emotionen beim Lesen weckt. Besonders Liebhaber der Literatur würden viel Vergnügen an der Handlung haben. Es gibt viele Zitate, es werden Romane erwähnt, es wird darüber nachgedacht und darüber berichtet. Das ganze Buch dreht sich um Bücher und die Handlung wird um das Thema aufgebaut. Doch natürlich geht es nicht nur um die Liebe oder Abneigung zu Büchern, es geht um das Leben selbst: Um das Alter, Arbeit, Schicksal und die Vergangenheit.

Ich habe den Roman als Hörbuch gehört, vorgetragen von Eva Gosciejewicz, die ihre Sache sehr gut gemacht hat. Ausreichend Betonung und Emotionalität in der Stimme. Das Hörbuch ist beim Argon Verlag erschienen, dauert über 10 Stunden und ist ungekürzt.

"Die Buchverliebten" ist eher ein leiser Roman. Emotional und von der Idee her nicht allzu anspruchsvoll. Leichter Unterhaltungslektüre, in die man gerne versinkt, um sich auszuruhen und von einer schönen Geschichte berieseln zu lassen.

Versuch einer neutralen Bewertung: Eine leichte, flüssig erzählte, angenehme Geschichte über Literatur, Bücher und Zitate. Es gibt 4,5 Sterne dafür.

Mein persönliches Empfinden: Sehr gerne mochte ich in diesem Roman den Bezug zu Literatur. Es war mir angenehm, wenn die Bücher oder Zitate erwähnt worden sind, die ich kenne, die ich ebenfalls gelesen und geliebt habe. Auch die Story um die liebenswerten Protagonisten hat mir gut zugesagt. Von mir gibt es 4 Sterne.

 Kiersten White - Amazement Park


Über die Autorin:

Kiersten White ist eine amerikanische Kinder- und Jugendbuchautorin.
Sie lebt mit ihrer Familie in San Diego unweit vom Meer. Ihr normales Leben hat ihre Faszination für das Paranormale geschürt. »Flames 'n' Roses« ist der Debütroman von Kiersten White und ist im Loewe Verlag erschienen.

Kurzbeschreibung:

Die Challenge: eine Woche lang in einem verlassenen Freizeitpark versteckt bleiben, ohne gefunden zu werden.

Der Gewinn: genug Geld, um sein Leben zum Besseren zu verändern.

Obwohl alle Teilnehmenden unbedingt gewinnen wollen, ist sich Mack sicher, dass sie siegen kann. Im Verstecktbleiben ist sie ein Profi: Das ist der Grund, warum sie noch lebt und ihre Familie nicht.

Doch als die anderen nach und nach verschwinden, wird Mack klar, dass mit dieser Gameshow etwas nicht stimmt. Vielleicht ist der einzige Weg, ihrer aller Leben zu retten, aus den Verstecken zu kommen und gemeinsam zu kämpfen.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Auf diesen Roman habe ich mich sehr gefreut, da er von der Beschreibung her, mich sehr an meine Lieblingsgeschichte "Die Tribute von Panem" oder auch an "Battle Royale" erinnert hat. Sobald das Thema Gameshow auftaucht, bin ich unbedingt dabei.

In dieser Story erzählt die Autorin die Geschichte von einer Gameshow, einem Wettbewerb zwischen 14 Teilnehmern. Das Spiel dauert sieben Tage, wobei die Teilnehmer sich vom Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang in einem verlassenen Vergnügungspark verstecken müssen. Sobald die gefunden werden, und pro Tag werden immer zwei Personen gefunden, sind diese Leute weg. Die Verbliebenen spielen weiter und hoffen auf einen Gewinn von 50.000 Dollar. Jeder wünscht sich, mit diesem Geld einen Neustart im Leben zu bekommen.

Das Buch beginnt sehr spannend und die erste Hälfte des Romans, wo es um den Beginn der Spiele und die Vorstellung der Teilnehmer geht, fand ich absolut gut gelungen und sehr interessant. Etwa ab die Hälfte ändert die Geschichte mehr oder weniger die Richtung und wird zunehmend zu einer Horrorstory. Der weiterer Plot unterscheidet sich doch sehr von dem Anfang, es geht stark ins Mystische über und die Auflösung wird vermutlich nicht jeden Leser begeistern, da die Geschichte ab da, doch recht unglaubwürdig klingt. Um diese logisch zu gestalten, greift die Autorin zu einer einfachen Idee, die leider nicht sehr gut gelungen ist. Was nicht passt, wird passend gemacht - nach dem Motto. Näher möchte ich auf die Auflösung der Geschichte nicht eingehen, denn es wäre viel zu großer Spoiler. Die Charaktere sind zwar zum Teil auf der Strecke geblieben, doch in groben Zügen konnte man sich die vorstellen und die sind auch nicht gehaltlos geblieben.

Versuch einer neutralen Bewertung: Für die Liebhaber eines mystischen Thrillers, der schon deutlich die Züge von einem Horrorroman hat, wäre die Thematik durchaus interessant. Da es jedoch einige wenige Kritikpunkte gibt, würde ich sagen, der Roman verdient gute 4 Sterne.

Mein persönliches Empfinden: Mir hat die erste Hälfte des Romans sehr gut gefallen, doch die Richtung in die, die folgende Geschichte ging, sagte mir nicht so ganz zu, da die Auflösung ein wenig zu oberflächlich abgehandelt wurde und nicht glaubwürdig war. Von mir gibt es 3,5 Sterne.


 Matthias Elling- Trance


 

Über den Autor:

Matthias Elling ist ein deutscher Thrillerautor. Er studierte interaktives Design und verbale Kommunikation und arbeitet inzwischen hauptberuflich als Schriftsteller. Er lebt in Süddeutschland.Im Nachwort erfährt man weitere Details über den Autor und die Arbeit an diesem Roman.

Kurzbeschreibung:

Ein Hacker-Kollektiv, das sich im Kampf gegen den Klimawandel radikalisiert hat, plant einen fatalen Angriff, der viele Menschenleben kosten wird. Ihre Waffe: ein gecodetes Lied, das alle, die es hören, umgehend in den Suizid treibt. Werden ihre Forderungen nicht binnen einer Frist erfüllt, sind die Hacker bereit, ihr Todeslied global auszusenden. BND-Agent Danny Erichsen, der selbst ein Attentat der Gruppe nur knapp überlebt hat, macht Jagd auf die Strippenzieher. Ihm wird eine eigenwillige Ex-Agentin zur Seite gestellt, die bei einem Einsatz vor vielen Jahren ihr Gehör verloren hat. Doch bald ist die Hackergruppe nicht der einzige Gegenspieler der Agenten ... und die gesetzte Deadline rückt immer näher.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Beim Wort „Hacker“ muss man mich nicht zweimal bieten, ein Buch zu lesen. Mache ich mit großer Freude und brennendem Interesse.

Doch wenn man sich das Thema auf der Zunge zergehen lässt, dann ist es um einen Thriller Liebhaber geschehen. Das muss man sich erst mal ausdenken: Ein Lied, eine Abfolge von Tönen dazu zu missbrauchen, um die Menschen in solche Ausweglosigkeit und Leere zu treiben, dass die sich freiwillig das Leben nehmen. Ich fand die Idee grandios. Nennt mich gerne sonderbar, doch die Vorstellung, dass die Töne so weit in das Bewusstsein eingreifen können, ist schon sehr beunruhigend.

In dem Roman übrigens wird zu dem Thema: Suizid, Bezug genommen, und der Leser erfährt, dass solche Lieder tatsächlich in der Geschichte schon gab, zwar nicht in dem vergleichbaren Ausmaß, doch recht brisant.

In der Geschichte geht es um eine Hackergruppe, die sich als Klimaaktivisten bezeichnet, und bereit ist, soweit zu gehen, die Menschheit bei ihrem Kampf zu opfern. 48 Stunden haben fast 200 Staaten, um zu einer Einigung zu kommen, und ein vernünftiges Konzept auszuarbeiten, um das Klima tatsächlich zu retten. Der Hauptcharakter Danny Erichsen der Geschichte hat ein bewegendes Leben hinter sich um bringt einiges an Erfahrung mit, um nach den Terroristen zu fanden. Sehr gut hat es mir gefallen, dass wir mal hier mit einem Agenten zu tun haben, der nicht über Zauberkräfte verfügt. Der Hauptteil der Story besteht aus actionreichen, abwechslungsreichen Handlungen, hauptsächlich Jagd nach den verantwortlichen Hacker und vielen unerwarteten Wendungen.

Auch wenn der Einstieg in die Geschichte für mich ausgesprochen spannend und interessant war, so fand ich das mittlere Teil etwas in die Länge gezogen. Ich hätte den Roman ein wenig gekürzt, denn die wiederholten Handlungen tragen nicht zu der fesselnden Unterhaltung bei. Doch davon gab es nicht allzu viele. Das Thema: Hacken wurde zwar angeschnitten und in etwa vorgestellt, doch ich wäre nicht abgeneigt, ausführlicher darüber zu lesen. Das ist allerdings rein persönliche Vorliebe.

Alles in allem ein gelungener Roman zu einem ungewöhnlichen Thema, den ich gerne an die Liebhaber empfehlen würde.

Versuch einer neutralen Bewertung: Dieser Unterhaltungsroman ist Matthias Elling definitiv gut gelungen. Ich bin gespannt, welche Ideen dem Autor in der Zukunft noch einfallen. Temporeiche und fesselnde Handlung. Es gibt 4,5 Sterne.  

Mein persönliches Empfinden: Da ich von der Idee fasziniert war, hätte ich mehr fachliches Wissen und Recherche gewünscht, und zwar zu allen Themen des Romans. Doch recht unterhaltsam fand ich die Geschichte auf jeden Fall. Von mir gibt es 4 Sterne. 

 Stephanie Jaeckel - Unser Meer


Kurzbeschreibung:

Was ist überhaupt ein Ozean? Wie viele Weltmeere gibt es? Diesen und weiteren Fragen gehen Kimmo und Saki nach - zusammen mit ihrem Freund, dem schüchternen Geist Alexander von Humboldt aus dem Museum. Die drei Abenteurer schleichen sich an Bord eines Forschungsschiffes und erleben eine Entdeckungsfahrt, die sie bis zu 400 Meter tief in die See hinab tauchen lässt. Immer dabei: der Zukunftsgenerator Nirai Kanai, der zwar aussieht wie eine gewöhnliche Taschenlampe, es aber in sich hat!

Meine Gedanken zu dem Hörbuch:

Das vorliegende Sachbuch ist an die Kinder gerichtet. Das Hörspiel dauert 1 Stunde und 15 Minuten und wird von u.a. Frank Schätzing und Frank Arnold vorgetragen. Kimmo und Saki, die Hauptpersonen des Hörspiels, lernen sich bei einem Schulausflug im Museum näher kennen. Beide sind an dem Thema: Meer und Meeresbewohner sehr interessiert. Saki, die aus Japan stammt, bringt schon sehr viel Wissen mit, und klärt auch die Mitschüler in Bezug auf Meeresverschmutzung und Bedeutung der Meere für die Menschheit, auf. Im Museum verabreden sich die beiden mit dem Geist von Alexander von Humboldt und beschreiten die Abenteuer. Der Tiefsee, Meere, Meeresbewohner und auch die Bedrohung für die Meere durch die Menschen, werden vorgestellt.

Viel fachliches Wissen, kindergerecht dargeboten, durch witzige und interessante Fakten lebhaft gestaltet. Gedacht ist das Hörspiel für Kinder ab 8 Jahren. Das finde ich auch absolut passend. Absolut empfehlenswert sowohl für Familien als auch als Unterrichtsmaterial.

Versuch einer neutralen Bewertung: Für die Zielgruppe empfehlenswert und sehr lebhaft vorgetragen. 4,5 Sterne

Mein persönliches Empfinden: Vermutlich aus der Sicht eines Erwachsenen, ich hätte mir weniger Inszenierung gewünscht. 3 Sterne.


 Heinz Strunk - Der gelbe Elefant


Über den Autor:

Der Schriftsteller, Musiker und Schauspieler Heinz Strunk wurde 1962 in Bevensen geboren. Seit seinem ersten Roman „Fleisch ist mein Gemüse“ hat er elf weitere Bücher veröffentlicht. „Der goldene Handschuh“ stand monatelang auf der Bestsellerliste; die Verfilmung durch Fatih Akin lief im Wettbewerb der Berlinale. 2016 wurde der Autor mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis geehrt. Seine Romane „Es ist immer so schön mit dir“ und „Ein Sommer in Niendorf“ waren für den Deutschen Buchpreis nominiert.

Kurzbeschreibung:

Die Welt von Heinz Strunk ist der unseren in vielem ähnlich. In “Der gelbe Elefant” schreibt er vom Alltäglichen, wo Überraschung, Wunder, Grauen lauert.

Die Geschichten in diesem Buch erzählen von einer Seniorenorganisation namens «Freiwillig über die Klippe» und von einem Autoausflug in die Prähistorie. Ein Experte erlebt in der Sendung von Markus Lanz eine Katastrophe, ein Bauer in der Großstadt und ein Tourist bei der Thai-Massage am Strand. Manche der Texte klingen wie Zeitungsreportagen, manche wie Schauergeschichten, manche sind in Briefform, eine hat gar Bulletpoints. Aber immer sind sie originell, komisch, drastisch und unverwechselbar Heinz Strunk.

Meine Gedanken über die Erzählungen:

Ja, richtig gelesen, es geht bei dem Buch, um Kurzgeschichten und wenn man meine Rezensionen kennt, dann wissen einige Leser, dass ich mit Erzählungen wenig anfangen kann, denn diese sind mir schlicht zu kurz, um eine Beziehung aufzubauen. Doch auch ich komme manchmal in Genuss von Kurzgeschichten und kann diese sogar mögen. Bei Heinz Strunk war ich einfach nur zu neugierig. Ich kenne seine Werke und habe auch einige gelesen, doch noch keine Erzählungen.

Aber nun zu den Geschichten: Es ist ein buntes Sammelsurium an Erlebnissen, Gedanken, Beobachtungen und Fantasie. Was die alle vereint, sind die Darsteller. All die Verlassenen, Vergessenen, nicht geachteten, verbitterten, bösen, unzufriedenen und Lebensmüden.

Der Erzählton ist dementsprechend. Heinz Strunk nimmt sich die Themen an, die Anstoß finden würden, die zum Nachdenken anregen und einen womöglich auch nicht loslassen.

Als erste Geschichte dürfen wir „Kroketten“ genießen. Hier geht es um Mittelschicht, einfache Bürger, die unauffällig sind, nach einem Stammrestaurant Ausschau halten, um den Höhepunkt der Woche zu gestalten und sich neue Freunde suchen. Doch bei all dem Potenzial, ständig unzufrieden zu sein, und in einer Suppe ein Haar zu finden, sind diese nach einer zufriedenen und glücklichen Phase in einem durchschnittlichen griechischen Restaurant, mit neu gewonnenen Freunden, unglücklich, negativ eingestellt und böse. Es lief nicht so, wie sie sich das vorgestellt haben. Weder Restaurant noch Freunde taugen was, nach einem einzigen Fehler. Als Leser verspürt man ein Grauen, sind so viele Menschen tatsächlich sich oberflächlich?

Auch die Geschichte über einen Experten, der beim Marcus Lanz eingeladen worden ist, uns schlicht und ergreifend, vergessen worden ist, hat mir gut gefallen. Der Moderator hat ihn die ganze Sendung nicht beachtet und auch gar nicht zu Wort kommen lassen. So saß der arme Experte, der erst seit Kurzem die Bekanntschaft erlangt hat, ohne sich zu melden. Peinlich und niederträchtig. Soll dies seinen Niedergang einläuten? Auch hier sind die Werte der Mitmenschen sehr fragwürdig.

Die Geschichte "Freiwillig über die Klippe" hat mich am meisten traurig gemacht. Hier wird es nach einer Lösung gesucht, wie die Gesellschaft sich von den älteren Personen befreien kann. Und zwar, in dem man die entsprechende Politik betreibt und den Selbstmord für Senioren attraktiv macht. Ja, ihr lest es richtig. Gruselig, doch auch irgendwo nicht frei von realistischen Gedanken mancher Menschen. Nach dieser Story war ich erst mal bedient und musste Pause einlegen.

Der Erzählstil des Autors ist sehr typisch für alle Geschichten: böswillig, hoffnungslos, sarkastisch. Ohne jeglichen Liebe, Freundlichkeit, Zuneigung zu seinen Charakteren und seinen Leser zeigt Heinz Strunk scheinbare Abgründe der Gesellschaft, doch wenn man genau hinsieht, es sind alles Personen, denen man im Alltag überall begegnen kann. Einerseits sind die Personagen natürlich überzeichnet, doch wenn man sich in die vorgestellten Situationen hineindenkt, auch erschreckend normal.

Ist die Welt so grauenvoll? Ich hoffe es nicht.

Der Sammelband bietet dreißig Geschichten, die unterschiedlich gemacht worden sind. Manche skizzenhaft, manche ausführlicher, manche in Briefform. Gefallen haben mir nicht alle, besonders kurzen erwartungsgemäß eher weniger. Aber an eine muss ich doch noch denken, über die überglückliche, überfreundliche Carola, aber ich würde empfehlen, macht euch selbst einen Überblick.

Es lohnt sich.

Ich habe die Erzählungen sowohl gelesen als auch gehört. Vorgetragen wurde das Buch von dem Autor selbst und wie ich fand, sehr gut. Ruhig, mit leichter Betonung auf wichtige Passagen und Sätze. Das Hörbuch ist ungekürzt und dauert knapp über vier Stunden.

Versuch einer neutralen Bewertung: Die Literaturkritiker würden vermutlich manche Erzählungen bemängeln, denn einige scheinen nicht bis zu Ende gedacht worden sein. Aber dank der charakterstarken, bildhaften Darstellung, die auch auf wenigen Seiten, mit wenigen Worten aufgezeichnet gelingt, hätten die Erzählungen fünf Sterne verdient.

Meine subjektive Meinung: Eine Trostlosigkeit und Leere bleiben nach dem Lesen. Zynisch, und ich hoffe, eher realitätsfern, aber sehr eindringlich. Dafür 4,5 Sterne und eine Empfehlung.


 Schüler, Paul - 1942. Das Labor

 Über den Autor:

Paul Schüler, Jahrgang 1986, studierte in Hannover erst Architektur, später Physik und Mathematik. Nach einigen Jahren als Songschreiber, Sänger und Gitarrist der Band „Ich Kann Fliegen“ und diversen journalistischen Tätigkeiten begann er, als Lehrer zu arbeiten. In seinem Debütroman verbindet er die Liebe zu Thrillern mit sprachlicher Präzision und physikalischem Fachwissen.

Kurzbeschreibung:

Leipzig im Juni 1942: Die Physikerin Margarete von Brühl arbeitet an der Entwicklung einer Uranmaschine. Sie ahnt nicht, wie sehr sich die Gestapo für ihre Experimente interessiert. Als es in ihrem Labor zu einer Explosion kommt, bei der ihr Assistent und heimlicher Geliebter stirbt, wird sie verhaftet – und danach von einem alten Freund befreit. Er behauptet, Mitglied einer Widerstandsgruppe zu sein und dass Margaretes Forschung dem Bau einer Atombombe dient. Gemeinsam versuchen sie mit all ihren Kräften zu verhindern, dass die Nazis an die apokalyptische Waffe gelangen.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Dies hier ist eine spannende Geschichte, die auf wahren Begebenheiten basiert. Paul Schüler, der mit "1942. Das Labor" einen soliden Debütroman schrieb, hat sich gefragt: Wie hätte es damals 1942 in Leipzig gewesen sein können?

Es gibt Informationen, dass in dem Leipziger physikalischen Institut bei dem Experimentieren mit dem Versuchsreaktor eine Reihe von Unfällen in kerntechnischen Anlagen kam, wie auch zu einem Brand, nach dem der Reaktor nicht mehr nutzbar war. Dieses Wissen hat der Autor zu einem spannenden Thriller mit historischem Kontext ausgearbeitet.

Die Geschichte beginnt allmählich, sodass man etwa ein Drittel eine ruhig erzählte Geschichte lauschen muss, bis die Spannung des Romans steigt. Die Hauptprotagonistin des Romans, eine junge, talentierte Physikerin Dr. Margarethe von Brühl arbeitet an einer Uranmaschine. Die Wissenschaftlerin muss in ihrem Leben schwer kämpfen als Frau, um Anerkennung ihrer Arbeit, um Erfolg und respektvolle Behandlung. Ihre Forschung zeigt sich vielversprechend, doch bei einem Testversuch kommt es zu einem schwer zu löschenden Brand, wo ihr Mitarbeiter und Liebhaber ums Leben kommt und dessen Vater dafür verantwortlich ist, den Brand zu löschen. Ab hier beginnt die eigentliche, spannende Geschichte um die Bombe. Denn der Vater Wilhelm will wissen, was in dem Institut vorgefallen ist, und wieso die Gestapo an diesen Forschungen so interessiert ist. Zusammen mit Fräulein von Brühl kämpfen die mit aller Macht gegen die Gestapo.

Die Geschichte ist klar konstruiert, es gibt die Guten und die Bösen, was mir persönlich durchaus gefällt. Die Kapitel waren angenehm lang und die Erzählung wechselte die Perspektive, was mitunter dazu beigetragen hat, dass die Story fesselnd blieb. Charaktere des Romans sind zu Beginn schon klar definiert und gut vorstellbar, sodass man ganz deutlich die Emotionen zuordnen kann. Die Arbeit der Nazis und der Gestapo kann einem beim Lesen so einer Geschichte schon schwer emotional zusetzen. Die Arroganz, Hass auf die Menschen, Einmischung in die Privatsphäre, vollständige Kontrolle und die gebotene Vorsicht im Leben zur Nazizeit, sind auch nach so vielen Jahren immer noch schwer zu verarbeiten und machen den Leser wütend.

Das gut gelungene Hörbuch dauerte 13 Stunden und 30 Minuten. Vorgelesen wurde die Geschichte von Jasmin Shaudeen, deren Stimme ich angenehm klar fand. De Vorleserin las ausdrucksvoll und mit der nötigen Tragik in der Stimme sorgte für die Dramatik der Situation. Es handelt sich dabei um eine ungekürzte Lesung.

Versuch einer neutralen Bewertung: Von der Kurzbeschreibung kann man gut einschätzen, um was für welchen Roman, es sich dabei handelt. Man kann mit Recht sagen, dass dieser Erstlingswerk gut gelungen ist, und ich bin mir sicher, dass der Autor seine Leistung steigern kann. Lesenswerte Geschichte, wenn man sich für das Thema interessiert. 4,5 Sterne

Meine subjektive Empfindung: Da ich ein großer Freund von temporeichen Handlungen bin, und diese Geschichte zum Beginn, doch recht gemächlich war, gibt es von mir 4 Sterne,  und eine Leseempfehlung. Gelungener Roman.

 Clare Mackintosh - Die letzte Party

 Über die Autorin:

Clare Mackintosh arbeitete 12 Jahre lang beim CID (Criminal Investigation Department = britische Kriminalpolizei), bevor sie sich entschloss, zwei Jahre Auszeit zu nehmen und es mit dem Schreiben zu versuchen. Allein ihr Debüt-Thriller "Meine Seele so kalt" verkaufte bisher weltweit über 2 Millionen Exemplare. Zusammen mit ihrem Mann und ihren drei Kindern lebt sie heute in Wales.

Kurzbeschreibung:

Am Silvester-Abend gibt Rhys Lloyd die Party aller Partys: Seine Ferienhäuser an einem See in Wales sind ein voller Erfolg, und er hat die walisischen Dorfbewohner großzügig eingeladen, mit ihren neuen reichen Nachbarn Champagner zu trinken.

Doch nicht alle sind zum Feiern da: Am nächsten Morgen treibt Lloyds Leiche im See.

Am Neujahrstag hat Ermittlerin Ffion Morgan ein Dorf voller Verdächtiger – die zugleich ihre Nachbarn, Freunde und Familie sind. Sie alle haben ein Motiv. Und niemand sagt wirklich die Wahrheit, auch Ffion nicht. Aber wer von ihnen lügt, um einer Verhaftung zu entgehen?

Meine Gedanken zu diesem Roman:

Unter diesem unscheinbaren Cover, sogar billig wirkendem, verbirgt sich ein Top-Thriller von hoher Qualität.

Die Kurzbeschreibung an sich ist nicht überraschend: eine Neujahrsparty, eine Anlage von Ferienhäusern, die nur für die Reichen dieser Welt, erschwinglich sind, wunderschöne Natur an einem abgelegenen Ort, Einheimischen, die mit den Eindringlingen nicht ganz glücklich sind und einiges mehr. So gesehen nichts Besonderes, doch das was die Autorin daraus gemacht hat, ist einsame Klasse.

Ich habe das Buch mit großem Vergnügen gelesen, und versuchte es in die Länge zu ziehen, da ich die spannende Handlung so gut fand.

Was diesen Roman zu einem besonderen Vergnügen macht, ist die Fähigkeit von Clare Mackintosh, die Handlung außergewöhnlich spannend zu gestalten. Und dabei spielen die vielfältigen Charaktere eine große Rolle. Zunächst muss man sagen, es gibt viele, sehr viele Handlungspersonen, und fast alle sind letztendlich irgendwie verdächtig. Sowohl von der Seite der Reichen und der Schönen als auch von Arbeitern und einfachen Bewohnern des Ortes.

Jeder Person ist charakteristisch anders, und unvergleichlich in der Handlung, in dem Auftreten, in dem Aussehen. Das fängt bei der Servierkraft an, über die Polizei, bis hin zu den alten Damen des Ortes. Jeder konnte es gewesen sein.

Sehr gekonnt setzt die Autorin die Techniken des Thrillers ein: Es gibt endlose Cliffhänger, was ich spannend fand, unerwartete Wendungen, die mich durch und durch überrascht haben, tausende Gründe, um den Ermordeten auf die andere Seite zu befördern, sodass man nicht im Entferntesten ahnen kann, wer es gewesen ist.

Obendrauf kommen die Lebensgeschichten von den Protagonisten dazu. Fast zu jedem gibt es eine kurze oder auch ausführliche Abzweigung der Geschichte, in der über die Lebensumstände berichtet wird. Was natürlich einen Thriller um einiges vielfältiger und umfassender machte.

Mit fast 500 Seiten und keinem Satz zu viel oder langweilig, eine ausgesprochen gute Leistung der Autorin. Es freut mich sehr, dass dies ein Auftakt einer neuen Serie ist.

Versuch einer objektiven Bewertung: Für einen Thriller nach allen Regeln der Kunst eine absolut gut gewordener Roman. Hat die Höchstwertung verdient. 5 Sterne :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

Meine persönliche subjektive Meinung: Hervorragende Unterhaltung, schade um das Cover, das dem Roman nicht gerecht wird. Klare Leseempfehlung. 4,5 Sterne. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: