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Doyle, Roddy - Paddy Clarke Ha Ha Ha

  Wir schreiben das Jahr 1968 und befinden uns in Irland. Die Geschichte handelt von einem Jungen, dem zehnjährigen Patrick Clarke. Dies reichte mir schon, um auf das Buch aufmerksam zu werden. Außerdem ist mir der Schriftsteller Roddy Doyle aus seinen anderen Werken, die ich mit Freude gelesen habe, bekannt. Für diesen Roman erhielt der Autor den renommierten Booker Prize. Das Erwachsenwerden des Jungen nimmt die Haupthandlung des Romans. Aus seiner Sicht erfahren wir die Welt, wie diese auf einen kleinen Jungen wirkt. Mit viel Humor und Feingefühl für kindliche Seele, erzählt der Autor über den Alltag, das Leben und Spielen auf der Straße und Streitigkeiten zu Hause. Bedauerlicherweise ist diese Kindheit nicht nur vom Spielen gezeichnet, und hat einige traurige Momente. Die Welt des Jungen ist alles andere als heil. Sein Vater, Trinker, verlässt die Familie, was Folgen für seine Lieben hat.

Sehr interessant fand ich die Erzählperspektive. Die Geschichte wird aus der Sicht des Jungen erzählt, sodass der Leser die Welt aus dem Blickwinkel eines Kindes sieht. Vieles muss man in Gedanken ergänzen. Nicht ohne einen gewissen Sinn für Humor gelingt es dem Autor ein lesenswerter Roman zu präsentieren. Eine Leseempfehlung an alle Interessierten.

 Kuhlmann, Stefan - Herr Winter taut auf


Eine Komödie zu schreiben, muss man erst können. Humor ist eine sehr individuelle und persönliche Sache, ich finde, es ist äußerst schwierig einen Roman zu schreiben, den viele Leser komisch finden würden.
Doch dieser hier hat mir gut gefallen. Der Vergleich mit dem "Ein Mann namens Ove" hat mich neugierig gemacht, denn im Gegensatz zu ganz großer Fangemeinde von Ove, konnte ich den alten Mann nicht leiden und fand auch die ganze Geschichte alles andere als komisch. Nun wollte ich sehen, ob der Vergleich hält. Meiner Meinung nach, der hält nicht, denn ich fand Herr Winter unterhaltsamer. Vielleicht lag es auch daran, dass es auch ernste und traurige Aspekte in der Geschichte vorkamen. Wie auch immer, das Hörbuch mit dem Hans Jürgen Stockerl als Sprecher fand ich gelungen. Eine leichte Unterhaltungslektüre. Angenehme 9 Stunden Hörvergnügen. Von mir gibt es 4 Sterne.

 Gabriella Wollenhaupt  - Ein böses Haus


Über die Autorin:

Gabriella Wollenhaupt hat 35 Jahre als Redakteurin bei einer Zeitung, beim WDR-Radio und beim WDR-TV gearbeitet. Vor 30 Jahren hat sie die Grappa-Serie erfunden und seitdem jedes Jahr einen neuen Krimi mit der Journalistin Maria Grappa verfasst.

Kurzbeschreibung:

Eine zehnjährige Mörderin, die nicht strafmündig ist. Eine junge Frau, die die Wahrheit sucht. Und ein Kriminalkommissar, der den Verstand verliert. Hat die zehnjährige Lilli ihre schlafende Mutter mit mehreren Messerstichen getötet?Die Spurenlage lässt keinen anderen Schluss zu, aber die Staatsanwaltschaft stellt die Ermittlungen ein – denn Lilli schweigt und ist nicht strafmündig. Alix, die Schwester der Toten, zweifelt an der Schuld ihrer Nichte und recherchiert auf eigene Faust unter den Nachbarn der Verstorbenen. Nach und nach wird Alix klar, dass das Motiv für den Mord in der Vergangenheit ihrer Schwester liegen muss – und dass einige der Mieter kein Interesse daran haben, dass es gefunden wird …

Meine Gedanken zu dem Roman:

Für mich war dieser Krimi ein überraschendes Vergnügen. Da ich die Autorin noch nicht kannte, war mir auch ihre bekannte Grappa-Reihe nicht geläufig. Doch das feine Gefühl für Humor und Satire muss ich loben. "Ein böses Haus" hat mich ausgesprochen gut unterhalten. Ehrlich gesagt, wundere ich mich über die teilweise schlechte Bewertungen.

Die Hauptcharaktere der Geschichte fand ich wunderbar lebendig gezeichnet. Keine Protagonisten, die dem Leser fern bleiben. Viele kleine liebevolle Details, die einen Menschen und seinen Charakter ausmachen. Ein feines Kopfkino. Als eine junge Frau, die als Alkoholikerin bekannt ist, von ihrer zehnjährigen Tochter, die an Autismus leidet, erstochen wird, sind die Behörden und Medien sprachlos. Unglaublich gewaltvoller Akt von einem Kind, das die Welt anders wahrnimmt. Die Schwester der Verstorbenen kommt angereist, und versucht auf eigenen Faust den Ermittlungen zu helfen. Dabei tut sie sich mit der „guten Seele“ des Mietshauses, Julia und anderen Nachbarn zusammen, wie auch dem Hauptkommissar Louis, der Gefühle für die attraktive Alix, entwickelt.

Die Ermittlungen sind keineswegs distanziert und kalt dargestellt. Der Roman lebt von witzigen, lebhaften Dialogen, von überspitzt gezeichneten Gestalten, von humorvollen Wendungen und Details.

Was die überraschenden Wendungen betrifft, so lagen die eher in der Beschreibungen und erzählerischen Fertigkeit der Autorin. Die Handlung konnte ein geübter Krimileser grob vorhersehen. Was mich persönlich nicht gestört hat, denn ich war fast bis zum Schluss unsicher. Außerdem hat mir der knackiger, auf den Punkt... Erzählstil von der Autorin so gut gefallen, dass sie mit einem neuen Fan in mir rechnen kann. Ich werde ganz sicher ihre Grappa Reihe lesen. :thumleft:

Versuch einer objektiven Bewertung meinerseits: Kein ungewöhnlicher Plot, zum Teil klischeehaften Charaktere. Für die Fans der Autorin und Liebhaber eines lockeren Krimis optimal. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: 4 Sterne.

Meine subjektive Erfindung: Ich möchte den Krimi loben. Herrliches Vergnügen, denn ich habe herzlich gern geschmunzelt und werde weitere Bücher der Autorin sehr gern lesen. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: 4,5 Sterne.

P.S was ich wirklich sehr schade fand, war das einfallslose Cover, das dem Buch kein Gefallen tut.


 Franzobel - Einsteins Hirn

 Über den Autor:

Franzobel, geboren 1967 in Vöcklabruck, erhielt u. a. den Ingeborg-Bachmann-Preis (1995), den Arthur-Schnitzler-Preis (2002) und den Nicolas-Born-Preis (2017). Bei Zsolnay erschienen zuletzt der Krimi Rechtswalzer (2019) sowie die in zahlreiche Sprachen übersetzten historischen Romane Das Floß der Medusa (2017) und Die Eroberung Amerikas (2021).

Kurzbeschreibung:

Am 18. April 1955 kurz nach Mitternacht stirbt Albert Einstein im Princeton Hospital, New Jersey. Seinem Wunsch entsprechend wird der Körper verbrannt und die Asche an einem unbekannten Ort verstreut. Vorher jedoch hat der Pathologe Thomas Harvey Einsteins Hirn entfernt, danach tingelt er damit 42 Jahre durch die amerikanische Provinz. Mit ihm erlebt Harvey die Wahl John F. Kennedys zum Präsidenten und die erste Landung auf dem Mond, Woodstock und Watergate und das Ende des Vietnamkriegs; und irgendwann beginnt das Hirn, mit Harvey zu sprechen.
Franzobels neuer Roman ist ein hinreißender Trip durch wilde Zeiten und zugleich die Lebensgeschichte eines einfachen, aber nicht gewöhnlichen Mannes, den Einsteins Hirn aus der Bahn wirft.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Eine absurde Geschichte, die es wert ist, gelesen zu werden.

Thomas Stoltz Harvey ist ein bescheidener Mann, der kaum jemanden auffällt. Er ist Pathologe, wobei er eigentlich ein Arzt werden wollte, doch aufgrund einiger Schwierigkeiten hat es dazu nicht gereicht, so wurde er zumindest ein Pathologe, schließlich auch ein Mediziner. Thomas ist verheiratet und erzählt in diesem Roman auch seine Liebesgeschichte, die reichlich schön ist, denn seine Frau ist schon ein besonderes Exemplar von einem verstreuten, tolpatschigen, romantischen Menschen, den man wirklich gerne haben kann.

Wie der Zufall es will, sollte Thomas Harvey die Leiche des Weltgenies Albert Einsteins, nach seinem Ableben, obduzieren. Da ist schon die skurrile Geschichte um Thomas und Einsteins Hirn im vollen Gange. Die Menschen, die mit Thomas zusammenarbeiten, lassen es sich nicht nehmen, Souvenirs von der Leiche zu behalten. Was auch Thomas auf eine grandiose Idee bringt: Er entnimmt das Gehirn des Genies und behält es, so zu sagen, zu weiteren Untersuchungen.

Im Laufe der Geschichte wird es noch skurriler und sonderbarer, Einsteins Gehirn fängt an, sich mit dem Pathologen zu unterhalten. Dies ist das Hauptthema des Romans, die Dialoge und Gedankengänge des Gehirns sind absolut lesenswert.

Nebenbei erfahren wir sehr viel über das Leben von Thomas Harvey. Er erinnert sich an seine schwierige Kindheit, Jugend, Aufenthalt in einem Sanatorium wegen Tuberkulose, erste Liebe, Trennung und so weiter. Der Lebensweg eines unauffälligen Mannes steht im Vordergrund dieser Geschichte und lässt den Leser interessiert aufhorchen.

Wie man der beschriebener Handlung entnehmen kann, merkt man, dass diese Geschichte alles andere als ernst zu nehmen ist. Ein groteskes, abwegiges Gedankenexperiment des Autors auf der Grundlage wahrer Begebenheiten. Ein sprechendes Hirn, das hat doch was. Den Roman sollte man vielleicht nicht so ernst nehmen, sonst würden die Absurditäten und humorvoller Austausch zwischen dem Einsteins Gehirn und Thomas womöglich nicht so gut gefallen. Dieser Roman von Frantzobel besticht mit seiner Originalität, Spannung kommt nur stellenweise auf. Sprachlich fand ich die Geschichte ausgefallen und auch gut, mir haben die humorvollen Ideen, Wortspielereien, witzige Metaphern gut gefallen. Mein Problem war eher die Tatsache, dass bei diesem Umfang von mehr als 500 Seiten, hält kein Witz stand. Es ist zu viel, zu lang und nicht mehr originell, sondern eher albern.

Der Überblick über die Geschichte von Thomas Harvey, der fast sein ganzes Leben, er wurde schließlich über 80zig Jahre alt, das Gehirn bei sich trägt, fand ich in Bezug auf die allgemeine Geschichte des Landes interessant. Allerdings von der geballten Ladung an Witz und Wortspiel war ich eher überrascht. Empfehlenswert finde ich den Roman jedoch auf jeden Fall: eine ausgefallene Idee, Wortwitz, sprachlich flüssig und geistreich, interessanter Charakter.

Von mir gibt es 4 Sterne und eine Empfehlung.

 


 Faktor, Jan - Trottel

 Über den Autor:

Jan Faktor, 1951 in Prag geboren, 1978 Übersiedlung nach Ostberlin. Arbeit als Kinder­gärtner und Schlosser. Entdeckt in den 80er-Jahren das »Rückläufige Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache« für die experimentelle Dichtung. Bis 1989 fast ausschließlich in der inoffiziellen Literatur­szene engagiert. 1989/90 Mitbegründer der Zeitung des Neuen Forums.

Kurzbeschreibung:

Mit »Trottel« ist Jan Faktor ein wunderbar verspielter, funkelnder, immer wieder auch düsterer, anarchischer Schelmenroman gelungen.

Im Mittelpunkt: ein eigensinniger Erzähler, Schriftsteller, gebürtiger Tscheche und begnadeter Trottel, und die Erinnerung an ein Leben, in dem immer alles anders kam, als gedacht. Und so durchzieht diesen Rückblick von Beginn an auch eine dunkle Spur: die des »engelhaften« Sohnes, der mit dreiunddreißig Jahren den Suizid wählen und dessen früher Tod alles aus den Angeln heben wird.

Ihren Anfang nimmt die Geschichte des Trottels dabei in Prag, nach dem sowjetischen Einmarsch. Auf den Rat einer Tante hin studiert der Jungtrottel Informatik, hält aber nicht lange durch. Dafür macht er erste groteske Erfahrungen mit der Liebe, langweilt sich in einem Büro für Lügenstatistiken und fährt schließlich Armeebrötchen aus. Nach einer denkwürdigen Begegnung mit der »Teutonenhorde«, zu der auch seine spätere Frau gehört, »emigriert« er nach Ostberlin, taucht ein in die schräge, politische Undergroundszene vom Prenzlauer Berg, gründet eine Familie, stattet seine besetzte Wohnung gegen alle Regeln der Kunst mit einer Badewanne aus, wundert sich über die »ideologisch morphinisierte« DDR, die Wende und entdeckt schließlich seine Leidenschaft für Rammstein.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Dieses Buch wurde für den Deutschen Buchpreis 2022 nominiert und stand auf der Shotlist. Das interessiert mich immer.

Außerdem habe ich vor 13 Jahren "Schornstein" von Jan Faktor gelesen, das mir sehr gut gefallen hat und das ich bei der Gelegenheit weiterempfehle.

Was die Kurzbeschreibung sehr trefflich vermerkt, ist, dass dieser Roman ein verspielter und eigensinniger ist. Was ich persönlich sehr schwierig finde, denn Humor und Satire ist so eine Sache, entweder passt es oder nicht. Außer den satirischen und ironischen Passagen hat der Autor natürlich auch sehr ernsten, düsteren und schwierigen Tatsachen angesprochen, doch die gingen in meinen Augen in dem lockeren, zum Teil provozierenden Erzählstil unter. Auf jeden Fall entwickelte sich bei mir kaum Empathie für den Trottel. Der lockere Umgang mit der Sprache sollte die humoristischen Aspekte der Reaktionen auf die Schicksalsschläge oder Lebensschwierigkeiten sein, doch mir hat die andauernde, abschweifende Kalauer nicht gefallen.

Als Leser nimmt man ganz deutlich wahr, dass der Hauptcharakter einiges erlebt hat und vom Schicksal gebeutelten ist, doch für mein Verhältnis, geht er zu spielerisch mit dem Thema um. Einerseits zolle ich Respekt seinem feuerwerkmäßigen Erzählstil und dem Gebrauch von seltenen, gehobenen und Fremdwörtern, andererseits mag ich es persönlich nicht, wenn man verspielt mit der Sprache umgeht. Dieser Roman ist definitiv nicht für jeden ein gefundener Schatz. Doch ich kenne einige Leser, die von der Lektüre begeistert sein könnten. Sprachliches Erlebnis ist das Buch auf jeden Fall.

Der Roman ist autobiografisch. Bei solcher Gegebenheit fällt es mir immer schwer eine schlechtere Bewertung auszusprechen, denn ich respektiere und achte die Erlebnisse und die Versuche diese zu verarbeiten. Doch mir fehlte die Ernsthaftigkeit. Man könnte den Roman von Jan Faktor experimentell nennen. Ein interessantes Leseerlebnis ist er auf jeden Fall.