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 McFadden, Freida - Wenn sie wüsste

  Ich habe einen Thriller gelesen, das mich voll und ganz überzeugt hat und hervorragend unterhalten. In zwei Tagen verschlungen, so fesselnd fand ich die Geschichte. Weniger offener Brutalität, eher subtile, psychologische Gewalt.  Von mir bekommt das Buch eine volle Punktzahl. Ich fand den Roman Klasse, bei aller Unscheinbarkeit, sowohl in der Beschreibung als auch beim Cover. Eine spannende Geschichte um Macht, Druck, Lügen, Versteckspiel.

Da dieser Thriller inzwischen sehr bekannt ist, spare ich mir die Beschreibung, ich kann es nur für die Liebhaber des Genre wärmstens empfehlen.

Wahl, Caroline - 22 Bahnen

 

Alkoholmissbrauch, häusliche Gewalt, vernachlässigte und missbrauchte Kinder, Einsamkeit und schlimme Kindheit. Alles Themen, die einen bewegen und zum Nachdenken bringen. Es wären auch Themen, die mich ansprechen. Emotionale und tragische Geschichten lese ich gerne, denn die lassen den Leser die Figuren spüren und das Leben aus der Sicht der Protagonisten erleben.

Doch was haben wir hier? Ein Roman, bei dem ich nie verstehen werde, wie dieses Buch Tausenden von Lesern so gut gefallen konnte?

Eine oberflächliche Handlung ohne tiefgreifender Analyse der Charaktere. Die Psychologie der Protagonisten nicht mal oberflächlich angekratzt. Die Figuren bleiben leblos, dabei verspürte ich als Leserin keinerlei Nähe zu den Personen, wobei es bei dieser Thematik notwendig wäre. Nähe und nicht Distanz. Doch was mich am meisten bei diesem Roman überrascht hat, war der Schreibstil. Ich frage mich, was lesen den Menschen heutzutage, wenn sie dieses Buch für gut halten? Der Schreibstil ist möglichst einfach gehalten, holzig und unbeholfen klingend. Doch die Höhepunkte waren die flachen Dialoge, wo ich gedacht habe, der Autorin musste es an Fantasie und Vorstellungskraft fehlen, wenn sie sich entschlossen hat, die Dialoge in dieser Form zu gestalten. Ein Beispiel:

Ich: Blabla...

Sie: Blabla...

Ich: Blabla...

Sie: Blabla...

Ich: Blabla...

Furchtbarer Schreibstil, der eintönig und langweilig wirkt, ständigen Wiederholungen, gehalts- und leblose Dialoge.

Dazu kommt eine unrealistische Handlung und offen gebliebenen Fragen. Ein Buch, dem es an Tiefe fehlt und das durch schlechten Erzählstil glänzt. Mit 200 Seiten ist es allerdings nicht lang, und so ist es schnell gelesen. Kopfschüttelnd fragte ich mich, wie kann so ein schwacher Roman zu einem Bestseller aufsteigen? Das einzig gute an dieser Geschichte ist die Thematik, doch das Potenzial zu einem guten Buch, wurde verschenkt.

Leider kein literarischer Glücksgriff.

Nicht zu empfehlen, einzig vielleicht aus Neugier, um zu wissen, wie einer selbst über die Geschichte denkt.

McCann, Colum/Foley, Diane - American Mother

  Das neue Buch von Colum McCann, einem sehr fähigen und empfehlenswerten Autor, hat er mit Diane Foley geschrieben. In diesem Zeitdokument geht es um eine bemerkenswerte Frau, die ihren Sohn Jim, wie sie ihn nennt, einen freiberuflichen Journalisten, der 2014 bestialisch von der IS ermordet worden ist, verloren hat. James Foley wurde bei seiner Reise nach Syrien von IS gefangen genommen, Freiheit beraubt, gefoltert und anschließend enthauptet. Wovon ein Beweisvideo existiert. Erschreckend und unfassbar macht es den Leser, wenn man bedenkt, was in einer Mutter vorgeht, die solche schrecklichen Bilder von der Ermordung ihres eigenen Kindes sieht. Doch nicht nur die tragische Geschichte eines Reporters ist das Thema dieses Buchs. 

Diana Foley nimmt den Leser mit auf die Reise, die von Trauer, Gewalt und der Frage nach Vergebung geprägt ist. 2021 sucht die Mutter von James Foley, im Gefängnis einen Mann namens Alexanda Kotey auf. Dieses Treffen wurde sorgfältig geplant und wird von Anwälten beiderseits verfolgt. Alexanda Kotey bekannte sich der Entführung, der Folter und Ermordung des Journalisten James Foley schuldig. Doch er betont, seine Schuld ist nach dem amerikanischen Recht zutreffend. Er habe aus religiösen Überzeugung gehandelt und befand sich, so zu sagen, im Krieg, in dem er Befehle ausgeführt hat. Diane Foley geht den schwierigen Weg: Sie will den Mörder ihres Sohnes verstehen. Ein sehr schwieriger und beinahe kaum vorstellbarer Gespräch, der dem Leser präsentiert wird. Eine bemerkenswerte Frau, die innere Kraft besitzt, dem Mörder seines Sohnes am Ende des Gesprächs die Hand zu schütteln. Nicht alle Leser können ihre Haltung verstehen. Ein Racheakt oder das Bedürfnis danach, wäre evtl. eher nachzuvollziehen. In zweitem Teil des Buchs nehmen die Autoren den Leser in die Vergangenheit mit. Der Mensch James Foley, ein wahrheitsliebender Reporter, wird dem Leser vorgestellt. 


Ein schwieriges Buch, das verkraftet werden muss. Doch ich rechne der Mutter Diane Foley ihr Anliegen, die Geschichte an den Leser zu bringen, hoch an. Es ist eine Geschichte der Vergebung, Trauer und absoluten Fassungslosigkeit in Bezug auf die unmenschliche Gewalt. Es ist ein Buch, bei dem man innehält. Der Roman ist in einer nüchternen, sachlichen Sprache erzählt, wo man die Distanzierung zu dem Geschehenen spürt. Anders wäre dieses Buch wohl nicht entstanden. Denn es ist kaum zu ertragen, was geschehen ist. Als Leser kann man diese Haltung sehr gut nachvollziehen. Bemerkenswerte Frau und eine bewundernswerte Art, mit so einer rohen, unbegreiflichen Gewalt umzugehen. Der Roman erinnert mehr an einen Dokumentarbericht. Als ein Wahrheitszeugnis sollte man dieses Buch auch betrachten. Ob man dies liest, muss jeder selbst entscheiden, ich bin für die Einblicke in das Leben von Diana und James Foley dankbar.