Lüpke, Jana Maria - Laser Blue 3.0 – Zugriff verweigert

 




Über die Autorin: /Piper Verlag

Jana Maria Lüpke, geboren 1985, schreibt seit frühester Kindheit Geschichten, Kinderbücher und Romane. „Laser Blue“ ist ihr erster Jugendroman. Für Pro7Sat.1 Media schrieb sie die Hörspielreihe „Maxi's Zeitreisen“. Sie hat Psychologie studiert und als Dozentin für kreatives Schreiben an diversen Designschulen in Deutschland gearbeitet.

Kurzbeschreibung:/Piper Verlag

Gleichberechtigung und Wohlstand – durch ein Systemupdate der Regierung Kanadas soll das endlich erreichbar sein, und Toronto wird dank Violetta und ihrem Team zum Zentrum der friedlichen Revolution. Laser Blue genießt währenddessen sein einfaches Leben in der unabhängigen Siedlung Port Hope. Bis er eines Morgens an einem fremden Ort aufwacht, als Gefangener in einer virtuellen Realität. Um sich zu befreien, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich den Herausforderungen der geheimnisvollen neuen Welt stellen. Doch wer hat ihn hier eingesperrt, und wer ist Jessa, die zusammen mit ihm ums Überleben kämpft? Ein letztes Mal muss Laser Blue alles geben, um diejenigen zu retten die er liebt. Selbst, wenn das bedeutet, sich selbst zu verlieren.

Meine Meinung:

Dies ist das 3. und abschließende Band der Reihe: Laser Blue. Die Autorin hat mit dieser Reihe eine ansprechende Dystopie geschaffen, die meiner Meinung nach, gut gelungen ist. Leider habe ich die ersten Bücher der Reihe nicht gelesen und bin rein zufällig beim 3. Band gelandet. Doch in der Gesamtheit kann ich durchaus annehmen, dass auch die ersten Bücher sehr gut gelungen sind. Jedoch würde ich auf jeden Fall den Lesern empfehlen, diese Geschichte der Reihe nach, zu lesen. Mir fehlte stellenweise der Bezug zu den Anfängen der Story, allerdings man konnte auch ohne Vorwissen einsteigen.

In dieser Reihe geht es um die zukünftige Welt, und zwar 2089. Natürlich ist diese Welt vollständig digitalisiert. Die Autorin wirft sehr wichtigen und auch aktuellen Fragen auf, wie weit darf die Digitalisierung gehen, wie weit darf die Überwachung stattfinden, wie ist es in einer gläsernen Gesellschaft zu leben. Alle Menschen werden mehr oder weniger zum Einheitsbrei, es gibt wenige Unterschiede, es gibt wenig eigene Gedanken und Ziele, die Bevölkerung ist mit Medien beschäftigt und zerstreut, sodass es keine Zeit bleibt, um wichtige Fragen zu stellen. Besonders gut fand ich den Bezug zu der Frage: Gewalt, Sex und Verbrechen. Wie viel Gewalt und Sex in den Medien dargestellt werden darf und wie kann man es verhindern, dass die Menschheit gegenüber diesen Themen abstumpft.

Der Roman ist packend geschrieben, sodass ich auch ohne Vorkenntnisse der Reihe, durchaus Interesse an der Handlung fand. Was mir weniger gefallen hat, ist der Gebrauch von dem F... Wort. Ich zuckte praktisch jedes Mal zusammen, wenn ich es auf jeder Seite mindestens einmal las. Die Autorin sagt selbst, dass sie ein Buch für die Jugendlichen erschaffen wollte, und somit hat sie auch versucht, die Sprechart zu übernehmen. Mich hat es gestört, ich hätte auch ohne F... Wort verstanden, in was für einer misslichen Lage der Protagonist ist.

Nun ja, es ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Sonst kann ich die Reihe an die Liebhaber der Dystopien und zukünftigen technisch hoch entwickelten Welten gerne empfehlen. Die Geschichte ist gut geschrieben. Und auch von der Thematik aktuell und bedeutend. Allerdings möchte ich noch mal betonen, liest die Bücher der Reihe nach. Von mir gibt es 4 Sterne.

 André Gebel - Eiskalter Abgrund

 


Über den Autor: / Piper Verlag

Der diplomierte Betriebskaufmann André Gebel studierte Marketing an der Universität zu Köln und war neben seinen beruflichen Stationen in Industrie und Agentur, schon immer an Literatur interessiert. Über acht Jahre lang entwickelte er zuletzt strategische Marketingkonzepte und Kampagnen für die Kunden einer Münchner Digitalagentur. Dabei sind die Sozialen Medien sein Spezialgebiet. Um den Markt der Influencer besser verstehen und analysieren zu können, gründete Gebel im Jahr 2016 mit Turnagain seinen ersten Reiseblog. Heute berät er als selbständiger Experte Konsumgüter-Brands, Hotels und Destinationen, schreibt Reiseberichte, führt einen Podcast und hält Vorträge auf Fachkongressen. André Gebel lebt mit seiner Frau in München.

Kurzbeschreibung:/ Piper Verlag

Ein spannungsgeladener Thriller aus der Influencer-Szene, der am Fuße des berühmten Matterhorns spielt.Fünf Influencer werden von einem anonymen Auftraggeber zu einer Challenge in ein einsames Chalet in den Schweizer Alpen eingeladen. Die Aufgabe klingt verlockend: Sie dürfen das neue Domizil als erste Gäste überhaupt erkunden und sollen darüber auf Instagram berichten. Als Belohnung winken 100.000 Dollar. Doch es gibt zwei Bedingungen: Keiner darf das Chalet vor Ablauf der Challenge freiwillig verlassen und es darf nur positiv berichtet werden. Was zunächst nach einem Traumjob klingt, entwickelt sich zu einem ausgemachten Alptraum, der in einem Blutbad enden wird.

Meine Meinung:

Wenn man sich die biografischen Angaben zu dem Autor durchliest, dann wird es deutlich, wieso er sich gerade für dieses Thema entschieden hat. Es ist absolut aktuell, spannend, und in der modernen Welt nicht mehr wegzudenken. Es geht um Influencer und sozialen Medien. Fünf Influencer, unterschiedlich erfolgreich, bekommen ein lukratives Angebot: Sie sollen drei Wochen in einem abgeschieden gelegenen Chalet in Schweizer Alpen verbringen, dabei täglich posten und schön lächeln. Im Prinzip das Gleiche tun, was die eh schon die ganze Zeit tun. Das Ganze ist als eine Challenge angelegt, doch dabei gibt es keinen Gewinner. Entweder halten alle zusammen durch und jeder bekommt das Preisgeld, oder es gibt keinen Gewinner. Hört sich entspannt an, vor allem, dass das Chalet über solche Annehmlichkeiten wie Sauna und Whirlpool verfügt. Man kann sich an diesem Ort gut gehen lassen, täglich ein neues Bild oder Video posten und am Ende eine Stange Geld kassieren. Alles ist etwas geheimnisvoll und undurchsichtig, doch dies kümmert die fünf Teilnehmer eher weniger. Wie die Challenge letztendlich verläuft, und was während des Aufenthalts alles passiert, macht den Thrill der Geschichte aus.

André Gebel nimmt sich zum Anfang der Geschichte sehr viel Zeit, um die Charaktere ausführlich in ihrem Leben vor der Challenge, vorzustellen. Jeder ist anders, jeder hat seine Besonderheiten, jeder arbeitet als Influencer nach seinem eigenen Stil und hat auch unterschiedliche Anzahl von Follower. Doch in einem ähneln sich die fünf. Die lächeln in die Kamera, gaukeln heile und glückliche Welt vor, und bringen ihre Follower dazu, sie zu beneiden und zu feiern. Die Erfolgreichsten von denen haben in der Tat reichlich Geld, denn die haben ihr Ziel in der sozialen Medien Szene, und zwar auf Instagram, schon erreicht, die anderen arbeiten noch daran.

Schon bei dem Empfang der Einladung zu der Challenge zeigen sich die fünf sehr unterschiedlich, doch daran teilzunehmen und 100.000 Euro zu kassieren möchte von denen jeder.

Der eigentliche Thrill Teil beginnt mit dem Aufenthalt in dem einsam gelegenen Chalet hoch in den Bergen. Es passieren unvorhergesehene Dinge, und spätestens nach einer Woche, hat jeder jeden im Verdacht. Die Geschichte "Eiskalter Abgrund" ist voller unerwarteten Wendungen. Als Leser, wie auch als Charaktere, kann man nicht fest machen, wer ist denn an allem, was bei der Challenge passiert, schuld. Die Geschichte wird fesselnd erzählt und lässt sich flüssig lesen. Besonders gefallen haben mir die Einblicke in die Gedankenwelt der fünf Influencer, und wie sehr sie von ihrer Tätigkeit auf Instagram abhängig sind. Als Leser rätselt man bis ans Ende mit, wer, wie, was... Die Lösung kommt erst kurz vor dem Schluss, und ich verspreche es, die ist unerwartet.

Ein sehr spannender Thriller von einer eher wenig blutigen Art. Zwar weniger Gewalt, doch nicht weniger schockierend. Ich würde den Roman an die Interessierten unbedingt weiterempfehlen.

Von mir bekommt das Buch 4,5 Sterne.

Prange, Peter -  Der Traumpalast

 


Kurzbeschreibung: 

 Großes Kino - Die Roaring Twenties im Spiegel der Ufa-Traumfabrik: der große Zeitgeschichte-Roman nach dem Erfolg von »Eine Familie in Deutschland« von Bestsellerautor Peter Prange. Berlin, Anfang der zwanziger Jahre: Ein neues Lebensgefühl bricht sich Bahn - Freiheit! Es ist die Vision von glanzvollen Stars, spektakulären Großfilmen und glitzernden Kinopalästen, die Tino, Bankier und Lebemann, an der gerade gegründeten Ufa begeistert. Er riskiert alles, um mit der deutschen Traumfabrik Hollywood Paroli zu bieten. Rahel will als Journalistin Wege gehen, die Frauen bisher verschlossen waren. Als die zwei einander begegnen, ahnen sie nicht, welche Wende ihr Leben dadurch nimmt. Denn bald stellt sich ihnen die alles entscheidende Frage: Wie weit darf Freiheit gehen? In der Politik, in der Kunst – und in der Liebe. Bestsellerautor Peter Prange ist der große Erzähler der deutschen Geschichte. Mit seinem Roman über die Ufa-Traumfabrik lässt er das Berlin der zwanziger Jahre in faszinierenden Bildern wieder auferstehen.

 Meine Meinung:

Tino, Bankier und Sohn eines Bankiers, verliebt sich in Rahel, eine junge und aus einfachen Verhältnissen stammende Frau, die unbedingt Journalistin werden möchte. Hartnäckig versucht er ihr Herz zu erobern. Doch sie tut sich da schwer. Sie möchte frei sein und selbstständig, möchte sich nicht binden, auch wenn sie sich zu Tino hingezogen fühlt. Der Bankierssohn bringt geschickt die nötigen Finanziers zusammen, interessiert sich für das Filmgeschäft und verfolgt zielstrebig dieses Projekt. Dazu kommen noch viele politische und gesellschaftliche Momente, die zu der Zeit und der Gezischte passen, und sehr gut recherchiert sind.

So weit, so gut. Doch ich verstehe ganz ehrlich nicht, wie dieses Buch ausschließlich positive und begeisterte Stimmen aufweist.  Der Erzählstil und Charakterdarstellung sind ganz schwach. Peter Prange kann hervorragende, spannende, gut recherchierte Romane schreiben auf hohem Niveau. Dies hier entspricht seiner Art gar nicht. Es liest sich wie ein Roman eines Anfängers, noch simplere Sprache konnte man nicht wählen. Die Kapitel sind sehr kurz, sollte wahrscheinlich dem Spannungsaufbau dienen, hat aber nicht. Die abrupten Enden trugen nicht dazu bei, dass die Geschichte interessanter wurde.

An sich eine nette Geschichte, die leider, sehr gestreckt worden ist. Und es hat mich nicht gefesselt. Ich war enttäuscht. Ich möchte mich aber nicht übermäßig der Kritik hingeben, denn ich habe das Buch zu drei Viertel gelesen, die letzten Seiten nur noch überflogen. Weil diese Erzählart, einfacher geht es nicht, einseitige Charaktere, triviale Handlung und sonderbare Dialoge waren kaum auszuhalten. 

Es freut mich, dass so viele Leser Freude an dem Roman haben. Ich war nur enttäuscht. Die Fortsetzung wird für mich auf gar keinen Fall geben.

Ich weiß auch nicht, wie es bloß passieren konnte, dass ein Autor, den ich liebe und schätze, so schlecht bei mir angekommen ist. Vielleicht gibt es tatsächlich sowas wie der falsche Zeitpunkt oder doch eine schwache Leistung? 

Die Bewertung 1,5 Sterne.

 

Fry, Stephen -  Troja: Von Göttern und Menschen, Liebe und Hass

 


Über den Autor:/Amazon

Stephen Fry ist Schriftsteller, Schauspieler, Moderator, Kolumnist und Regisseur. Sein exzentrischer Charakter erklärt sich durch seine krumme Nase und den halben Zentimeter, den er kleiner ist als Monty-Python-Legende John Cleese. Sein Buch „Mythos“ wurde zum SPIEGEL-Bestseller, der Nachfolger Helden zum Historischen Buch des Jahres 2021 gekürt. "Helden" wurde 2021 von DAMALS. Das Magazin für Geschichte als "Historisches Buch des Jahres" ausgezeichnet. Bei Aufbau und im Aufbau Taschenbuch sind seine Romane "Geschichte machen", "Der Lügner", "Das Nilpferd" und "Der Sterne Tennisbälle", dazu "Paperweight. Literarische Snacks", „Feigen, die fusseln. Entfessle den Dichter in dir“, die Autobiographie „Ich bin so Fry. Meine goldenen Jahre“, „Mythos. Was uns die Götter heute sagen“ und "Helden. Die klassischen Sagen der Antike neu erzählt" lieferbar. Bei Aufbau erschien zuletzt: „Troja. Von Göttern und Menschen, Liebe und Hass“.

Kurzbeschreibung: /Amazon

Es ist die größte Geschichte von Heldentum und Hass, Liebe und Leiden, Rache und Reue, Verlangen und Verzweiflung, die sich die Menschheit je erzählt hat: Der Kampf um das legendäre Troja, das für Götter und Menschen gleichermaßen Segen und Fluch war und zum Schauplatz alter Fehden, sagenhafter Herausforderungen und verwickelter Intrigen wurde. Es sind jene menschlichen Leidenschaften, blutig in den Sand einer fernen Küste geschrieben, die heute noch zu uns sprechen. Der meisterhafte Erzähler Stephen Fry übertrifft sich nach seinen Erfolgen »Mythos« und »Helden« selbst, haucht einmal mehr einem antiken Stoff auf atemberaubend schöne Weise neues Leben ein und holt ihn in unsere Zeit.

Meine Meinung:

Wenn man die Beschäftigungen des Autors betrachtet, kann man sich gut vorstellen, woher seine Art zu erzählen kommt. Das ist das Erste, was ich bei diesem Buch loben möchte: der Erzählstil. Stephen Fry versteht es hervorragend, den Leser in seinen Bann zu ziehen. Seine Sprache ist leicht, locker, humoristisch und sehr unterhaltsam. Er erzählt detailliert und umfassend, ohne dass er je ausschweifend wird. Jedes Wort sitzt. Mir hat es auch ganz toll gefallen, dass Stephen Fry sich während der Erzählung an den Leser wendet. Er beruhigt zum Beispiel, wenn es etwas unübersichtlich wird, noch etwas Geduld zu haben, dann klärt sich die Situation. Ich fand seine Anmerkungen, die an den Leser gerichtet sind, diese Interaktion mit dem Leser sehr hilfreich und die lockerte die etwas angestrengte Stimmung, die Sachbücher manchmal erzeugen können. Ein exzellenter Erzähler, von dem ich noch weitere Bücher mit Sicherheit lesen werde. Man muss aber auch den Übersetzer Matthias Frings erwähnen, der das Übertragen ins Deutsche großartig hinbekommen hat.

Dies ist das 3. Band der Reihe. Man kann alle Bücher einzeln lesen. Man muss nicht über das Wissen aus den vorherigen Bänden verfügen. Dennoch finde ich es schade, dass ich die ersten Bände der Reihe nicht gelesen habe. Das will ich nachholen.

Um was geht es in dem Buch: Es geht um die Sagen der griechischen Mythologie. Ausführlich und sehr spannend. Es geht um die Stadt Troja, ihre Regenten, um den Trojanischen Krieg. Gerade zu Anfang des Buchs kommen sehr viele Charaktere und kurze Geschichte zusammen, um einen Überblick über das Leben in Troja zu verschaffen. Die Geschichte entwickelt sich zu dem Ende zu, zu dem Trojanischen Krieg. Es kommen Maßen an Namen zusammen, doch der Autor hat auch hier eine Hilfestellung für die Leser eingebaut. Die Personen, die für die weiteren Geschehnisse, wichtig sind, werden in Großbuchstaben geschrieben, sodass man gleich die im Gedächtnis behält. Die viele Verweise und Erklärungen werden im Anhang erklärt. Da ich EBook gelesen habe, konnte ich diese Funktion leider nicht nutzen. Hinter diesem Buch steckt enorm viel Recherche. Was ich noch lobend erwähnen möchte, dies ist zwar definitiv ein Sachbuch, doch es liest sich stellenweise wie ein Roman. Das fand ich großartig.

Alles in allem exzellente Unterhaltung. Die Neuerzählung der griechischen Mythologie ist mehr als gut gelungen. Für alle Fans der Mythologie und auch für die, die gerne mehr darüber erfahren möchten, würde ich dieses Buch ohne Wenn und Aber weiter erzählen. Von mir gibt es 4,5 Sterne und eine uneingeschränkte Empfehlung.

 

 Meller, Marc - Das Schlaflabor

 



Vollständiger Titel: 

Das Schlaflabor: Du kannst nicht schlafen. Du suchst Hilfe. Und der Albtraum beginnt.

Erscheinungsdatum: 28.10.22


Über den Autor:/Verlag Lübbe

Marc Meller ist das Pseudonym eines erfolgreichen Autors von Film- und Fernsehdrehbüchern, Kriminalromanen und Thrillern. Eigentlich ist Marc ein guter Schläfer – wenn er nicht gerade an seinem nächsten Buch arbeitet und die Nacht zum Tag werden lässt. Er lebt, schreibt und schläft in Köln.

Kurzbeschreibung:

Tom Sonnborn hat alles versucht, um seine Schlafstörungen loszuwerden - ohne Erfolg. Als er von einem Schlaflabor in den Schweizer Alpen hört, das auf eine neuartige Therapieform setzt, schöpft er neue Hoffnung. Und tatsächlich: Bereits kurz nach seiner Ankunft in der Klinik schläft Tom so gut wie lange nicht mehr. Auch zuhause wird er zum regelrechten Langschläfer. Er ist überglücklich - bis er eines Morgens blutverschmiert aufwacht und die Polizei ihn verdächtigt, einen Mord begangen zu haben. Tom kann sich nicht erinnern und zweifelt plötzlich: Schläft er nachts wirklich? Schlafwandelt er etwa? Noch ahnt er nicht, dass die Wahrheit düsterer ist als jeder Albtraum.

Meine Meinung:

Der Protagonist Tom Sonnborn erweckte bei mir als Leserin volles Mitgefühl. Denn auch ich leide an Insomnie. Ich konnte mir genau vorstellen, wie es dem jungen Mann geht. Tom konnte weder einschlafen noch durchschlafen. Wenn er Glück hatte, dann wurden es 3 Stunden. Dabei ging es ihm zunehmend schlechter. Die sozialen Kontakte haben sich nach und nach zurückgezogen, da Tom nicht mehr ausging, und auch nichts mehr unternahm, aufgrund der Erschöpfung. In der Arbeit gab es Probleme und eine Abmahnung, sozialer Abstieg war vorprogrammiert. Da entdeckt Tom ein, sich großartig anhörendes, Angebot einer Klinik in der Schweiz, die enorme Erfolge in der Behandlung von Schlaflosigkeit erzeugt. Es kostet eine Menge Geld für fünf Tage, doch Tom weiß keinen anderen Ausweg mehr und vereinbart einen Termin. Die ungewöhnliche Behandlung bringt tatsächlich eine Verbesserung, und Tom kann schlafen, tief und fest. Alles ist gut, bis er eines Tages aufwacht, blutverschmiert und mit einer Amnesie.... Er weiß nicht, was passiert ist, und wessen Blut an ihm ist... Die Jagd nach der Wahrheit beginnt. Hat er jemanden umgebracht?

Der Roman von Marc Meller ist eher ein ruhiger Thriller, der ohne Blutvergießen auskommt. Obwohl es auch gemordet wird, nimmt dieses Thema nicht den größten Teil der Geschichte ein. Überwiegend geht es um die Lösung des Rätsels, was mit Tom passiert ist. Was wurde in der Klinik tatsächlich mit ihm gemacht? Wie hängen die Morde miteinander zusammen, aber auch wieso führen alle Spuren zum Hauptcharakter. Dieser Teil der Erzählung ist sehr fesselnd erzählt. Auch das Zwischenmenschliche bleibt nicht auf der Strecke. Als Leser hat man reichlich Emotionen während des Lesens. Ich machte mir Sorgen um Tom, fieberte einer leichten unaufdringlichen Liebesgeschichte entgegen, hoffte, dass es bald die Lösung des Problems gibt.

Der Roman ist flüssig zu lesen. Was ich lobend erwähnen möchte, dass es viele Informationen zum Thema Gehirn und Gehirnforschung mit in die Handlung einfließen. Äußerst interessant. Die Geschichte ist sehr gut rezensiert, und verlangt von dem Leser das Mitdenken. Was ich sehr gerne mag.

Ich würde diesen Roman gerne an die Interessierten weiterempfehlen. Der ist ohne Wenn und Aber sehr gut gelungen.

Von mir gibt es 4.5 Sterne.

 Whitaker, Chris - Von hier bis zum Anfang

 


Über den Autor/ Piper Verlag

Chris Whitaker arbeitete zehn Jahre als Finanztrader, bevor er sein Leben änderte und sich dem Schreiben zuwandte. Seine Romane gewannen zahlreiche Preise, schon jetzt gilt Whitaker in England als Sensation. „Von hier bis zum Anfang“ wurde vom Guardian zum Buch des Jahres gekürt. Whitaker lebt zusammen mit seiner Ehefrau und drei Kindern.

Kurzbeschreibung:

Cape ͏Heaven, ͏Kalіfornіen. ͏Eіne ͏beschaulіche ͏Kleіnstadt ͏vor ͏dem ͏Panorama ͏atemberaubender ͏Küstenfelsen. ͏іn ͏dіesem ͏vermeіntlіchen ͏іdyll ͏muss ͏dіe ͏13-jährіge ͏Duchess ͏nіcht ͏nur ͏іhren ͏kleіnen ͏Bruder ͏fast ͏alleіne ͏großzіehen, ͏sondern ͏sіch ͏auch ͏um ͏іhre ͏depressіve ͏Mutter ͏Star ͏kümmern, ͏dіe ͏dіe ͏Ermordung ͏іhrer ͏Schwester ͏vor ͏30 ͏Jahren ͏nіe ͏verwіnden ͏konnte. ͏Als ͏deren ͏angeblіcher ͏Mörder ͏aus ͏der ͏Haft ͏entlassen ͏wіrd, ͏droht ͏das ͏fragіle ͏Famіlіengefüge, ͏das ͏Duchess ͏mühsam ͏zusammenhält, ͏auseіnanderzubrechen. ͏Denn ͏der ͏Atem ͏der ͏Vergangenheit ͏reicht ͏bіs ͏іn ͏das ͏Heute ͏und ͏wіrd ͏das ͏starke ͏Mädchen ͏nіcht ͏mehr ͏loslassen ͏...

Meine Meinung:

Diesem Roman ist es schwierig in einer Rezension gerecht zu werden. Es ist ein Ausnahmeroman. Sehr gut gelungen, hervorragend erzählt, atmosphärisch, authentisch und lebendig. Ein Kopfkino vom feinsten.

Wer allerdings nicht auf Drama und Tragödie steht, sollte von dem Buch Abstand nehmen. Es geht in der Geschichte um Menschen, die von dem Schicksal nicht gut behandelt werden. Es gibt Leute, bei denen es dauernd etwas Schlimmes passiert. Sobald die sich etwas aufgerappelt haben, kommt die nächste Lebensprüfung, und keiner kann einem wirklich helfen. So ist deren Leben, und es bleib nur ein Ausweg, man muss dadurch.

So die Hauptprotagonistin des Romans. Sie macht alles, um ihre Situation zu verbessern und sich gut um ihren Bruder zu kümmern, doch sie ist noch ein Kind, die Kräfte reichen nicht, und es kommen immer wieder weitere Schicksalsschläge dazwischen. Eine tragische Geschichte, die mich als Leser sehr mitgenommen hat.

Der Roman hat mich gefangen genommen, und ich habe ihn in einem Zug durchgelesen. Die Protagonisten wurden ungeschönt, realistisch und nachvollziehbar dargestellt. Da das Leben unberechenbar sein kann, wurde die Story sehr lebensnah dargestellt und auf eine sehr spannende Art und Weise erzählt. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen.

Ein Roman von beeindruckender Dichte. Anfangs braucht man etwas Zeit um sich zurechtzufinden, dauert aber nicht lange, sobald man in der Geschichte drin ist, will man nur noch wissen wie es weiter geht.

Mitreißend und spannend.

In der Presse wurde der Roman sehr gelobt. Und ich schließe mich jeder Bewertung an. Ich war von dem Roman begeistert. Für mich war es ein Highlight. Und wird lange in Erinnerung bleiben. Da kann ich nur die höchste Sternzahl geben. 

Von mir gibt es volle Punkzahl. Fünf Sterne.


 Seligmann, Rafael - Der Milchmann


 

Über den Autor: /Verlag

Rafael Seligmann geboren 1947 in Tel Aviv. Im Alter von zehn Jahren wanderte er mit seinen Eltern nach Deutschland ein. Er ist Autor der ersten deutsch-jüdischen Gegenwartsromane, u.a. „Die jiddische Mamme“, „Der Musterjude“, „Der Milchmann“ und „Die Kohle-Saga“. Außerdem ist er Sachbuchautor („Hitler. Die Deutschen und ihr Führer“) und Freier Journalist, (u.a. „Welt“, „Spiegel“, „Stern“, „FAZ“, „taz“, „Bild“) Kolumnist und Chefredakteur.
Seit 2012 außerdem Gründer und Herausgeber der „Jewish Voice from Germany“, der größten jüdischen Zeitung außerhalb Israels.

Kurzbeschreibung: /Verlag

Jakob Weinberg wohnt in München. Er ist siebzig Jahre alt, hat Auschwitz überlebt und genießt hohes Ansehen bei seinen Freunden. Sie nennen ihn „Milchmann“, weil er damals im Lager eine Kiste mit Trockenmilch fand und zum Retter seiner Mithäftlinge wurde. So die sorgfältig gepflegte Legende. Weinberg kann nicht klagen: Er ist wohlhabend und hat eine junge Geliebte. Ende Oktober 1995 passiert es: Eine Gewebeprobe verheißt Unheil, sieben Tage Ungewissheit. Es geht um sein Erbe. Seine Kinder, die Geliebte und seine Freunde setzen Weinberg unter Druck. Samstag, 4. November, ein neuer Schock: Yitzhak Rabin, den Weinberg verehrt, wird ermordet. Er ist verzweifelt. Ein Jude hat einen anderen erschlagen. Auschwitz kehrt drohend in sein Bewusstsein zurück. Nun versucht der „Milchmann“ Ordnung in sein Leben zu bringen. Als er schließlich die Diagnose erfährt, handelt er entschlossen.

Meine Meinung:

Jakob Weinberg ist ein Jude, der den Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau überlebt hat. Zu welchem Preis weiß nur er allein. Die Geschichte beginnt ohne Einführung gleich mit einem spannenden Moment. Jakob arbeitet an den Schienen, als ein Zug vorbeifährt, und von dem ein Karton herunterfällt. Schnell sieht Jakob nach, was das ist. Und es ist ein großer Schatz, was er darin findet. Im Karton sind Dosen mit trockenem Milch. Die Gefangene sind vom Hunger am Sterben, und Jakob hofft, mit diesem Fund eine Zeitlang überleben zu können. Doch als alle in die Baracken zurückkehren, reicht ihm die Kraft nicht, diesen Karton zu tragen, da müssen andere Mitgefangenen helfen. Als die in der Baracke ankommen, verteilt einer der Mitgefangenen die ganze Milch an all die anderen. Jakob Weinberg kommt mit dieser Tat sehr schlecht zurecht. Er fühlt sich betrogen, denn er hat die Dosen gefunden... Es kommt zu einem Streit und einer Schlägerei, die große Folgen haben wird...

Doch Jakob Weinberg überlebt. Wie? Das erfährt man aus dem Roman.

Und noch viel mehr. Der Leser erfährt, wie die Juden in Deutschland nach dem Krieg gelebt haben, was die fühlten, welche Auswirkungen hatten die Nazis auf ihr Leben, welche Einstellung die zu Deutschen hatten und noch viel mehr.

Auch Jakob Weinberg lebt sein Leben im Schatten der KZ Erfahrungen. Er ist unzufrieden, dabei hat er reichlich Geld, erwachsene Kinder, und inzwischen eine neue Frau, die allerdings nicht Jüdin ist, was ihm zu schaffen macht. Und er hat überlebt und gilt bei allen als Held, der vielen Juden das Leben gerettet hat, indem er die Dosen mit Milch verteilte. Ja, so wird es erzählt....

Der Roman hat mir sehr gut gefallen, aber auch zum Teil sehr nachdenklich gestimmt. Der Autor zeigt nicht gerade behutsam, dass die Juden, auch KZ-Gefangene auch nur Menschen sind: mit all ihren Schwächen, schlechten Charaktereigenschaften und dem Willen zum Leben um jeden Preis. Die Geschichte von Seligmann behandelt einen Zeitraum von einer Woche, die im Leben von Jakob besonders wichtig ist. Die besteht zum großen Teil aus Erinnerungen und Nachdenken über das eigene Leben.

Was für mich völlig neu war in dem Roman "Der Milchmann". Rafael Seligmann entglorifiziert die Häftlinge von Konzentrationslager, indem er ihre menschlichen, charakterlichen Schwächen zeigt. Jakob wird zwar von anderen für einen Helden gehalten, doch der Leser weiß ganz genau, wie und was sich damals zugetragen hat. Das ist ein neuer Blickwinkel auf die Geschichte der Juden während des Zweiten Weltkrieges. Auch ihre Tätigkeit nach dem Krieg hat nichts mit Heldentum zu tun. Rafael Seligmann scheut es nicht, die Juden als Menschen darzustellen, mit allen ihren Fehlern und manchmal auch Stärken.

Der Erzählstil hat mir gut gefallen, die Geschichte wirkt sehr lebendig, und liefert Kopfbilder. Was etwas schwierig für mich war: Es gibt sehr viele jiddische Begriffe in dem Roman. Besonders in Dialogen. Somit sichert der Autor natürlich die Authentizität der Geschichte, doch Lesefluss wird dadurch etwas gestört, da man nicht die genaue Übersetzung der Wörter hat. Man kann als Leser nur sich denken, was gemeint war.

Der Hauptgedanke des Autors sehe ich in dem Versuch für die Leser begreiflich zu machen, dass auch ein KZ-Überlebender nur ein Mensch war. Was stellenweise im Laufe der Geschichte schwer zu verdauen ist. Doch alles in allem hat mir der Roman sehr gut gefallen. Und ich würde ihn uneingeschränkt weiterempfehlen.

Von mir gibt es 4,5 Sterne.

 Hauser, Walter - Anna Göldi – geliebt, verteufelt, enthauptet: Der letzte Hexenprozess und die Entdämonisierung der Frau 

 


Über den Autor: / Amazon

Dr. iur. Walter Hauser, geboren 1957, aufgewachsen im Kanton Glarus. Der Prozessrechtsspezialist ist Ex-Kantonsrichter, Journalist und war Redaktor u. a. bei der «Sonntagszeitung» sowie beim «Sonntagsblick». Er initiierte die Anna-Göldi-Stiftung, die sich gegen Justiz- und Behördenwillkür engagiert und 2017 das Anna Göldi Museum in Glarus eröffnete.

Kurzbeschreibung: /Verlag

Im neuen Anna-Göldi-Buch spielt der Churer Priester und Teufelsaustreiber Johann Joseph Gassner eine einflussreiche Rolle. Die von ihm entfachte Satans-Hysterie befeuerte die letzten europäischen Hexenprozesse: 1775 im süddeutschen Kempten, 1779 im bündnerischen Tinizong und 1782 in Glarus. Zwischen diesen drei Prozessen gibt es deutliche Unterschiede, aber auch interessante Gemeinsamkeiten.

Der Göldi-Hexenprozess wurde zu einem der allerersten großen «Whistleblowing»-Fälle in Europa. Die öffentliche Debatte, welche die Publikation geheimer Prozessdokumente entfachte, hatte eine heilsame Wirkung. Sie ebnete den Weg zu einer vom Dämonenglauben befreiten Strafjustiz und besiegelte das Ende der Hexenverfolgung, die in erster Linie eine Frauenverfolgung war. Was heute fast schon vergessen ist: Während Jahrhunderten wurden Frauen im christlichen Europa kriminalisiert und dämonisiert, als Übeltäterinnen und natürliche Verbündete des Teufels.

Meine Meinung:

Anna Göldi hat mit nur 48 Jahren eine traurige Berühmtheit erlangt. Sie ist die letzte Frau, die in einem Hexenprozess verurteilt und hingerichtet worden ist. Von diesem Prozess und von den sozialen und juristischen Gegebenheiten dieser Zeit erzählt das Buch von Dr. Walter Hauser. Der wie Verlag dazu sagt:

"Als Jurist zeigt Walter Hauser die zeitgeschichtlichen und rechtlichen Zusammenhänge des Anna-Göldi-Prozesses auf. Als Journalist vermittelt er die dramatische und mysteriöse Schicksalsgeschichte der Magd, die 1782 durch das Schwert hingerichtet und 2008 durch das glarnerische Parlament rehabilitiert wurde. Eine Geschichte, die bis heute bewegt, aufrüttelt, polarisiert."

Anna Göldi ist nicht nur als letzte verurteilte und hingerichtete Frau in einem Hexenprozess bedeutend, sondern auch als ein Symbol der Unterdrückung und Missbrauch von Frauen, die als Verantwortliche für alles Unheil herangezogen worden sind, als Verbündete des Teufels in der christlichen Welt stigmatisiert worden sind.

Sogar als der Autor im Jahr 2017 für die Rehabilitierung von Anna Göldi eintrat, wurde der Antrag zunächst abgelehnt. Es wurde als nicht notwendig erachtet, diesen Justizfehler, auch wenn viel zu spät, zu korrigieren. Erst ein Jahr später wurde die Frau öffentlich rehabilitiert.

In dem ersten Teil des Buchs porträtiert der Autor Anna Göldi, ihr Leben und die sozialen Hintergründe. Anna Göldi kam aus den ärmlichen Verhältnissen und arbeitete als Magd. Sie wurde schwanger und bekam ein Kind, wie sich jeder denken kann von dem Dienstherrn. Sie verließ die Stelle, und wurde später angeklagt das Kind vergiftet zu haben, mithilfe der Hexerei und des Verbundes mit dem Teufel. In dieser Zeit glaubte schon die überwiegende Mehrheit nicht mehr an das Bund mit dem Teufel und die Hexerei. Doch die Familie des Dienstherrn, Tschudi, war sehr einflussreich. Im Prozess gegen Anna trafen die Anhänger der Familie Tschudi als Ankläger und Zeugen auf, sodass es für eine einfache Magd völlig unmöglich war, seine Unschuld zu beweisen. Als es im Laufe des Prozesses zum Verhör und Folter kam, hat Anna alles zugegeben, was von ihr verlangt worden ist.

In zweitem Teil des Buches widmet sich der Autor der Enthüllung der geheimen Akten in dem Fall Anna Göldi. Er hat Zugang zu den Prozessakten und glücklicherweise ist aus der Zeit ein ausführliches Tagebuch zu diesem Fall von einem aktiven damaligen Journalisten geblieben, sodass man auch die Skizzierung des Falls von einer unabhängigen Person lesen konnte. Was mich beeindruckt hat, ist das Verhör von Anna Göldi. Leider, muss ich an dieser Stelle sagen, dass der schweizerische Dialekt mit in das Verhör übernommen worden ist, sodass ich persönlich einige Probleme mit Verständnis und Lesefluss hatte. Dennoch beeindruckende Recherche von Hr. Dr. Walter Hauser.

In letztem Teil des Buches analysiert der Autor die Folgen von dem letzten Hexenprozess der Geschichte und erzählt über die Rehabilitierung Anna Göldi.

Diese Ausgabe des Buchs ist neu überarbeitet, da neue Erkenntnisse in dem Fall Anna Göldi dazu gekommen sind. Ich fand dieses Sachbuch lesenswert, jedoch stellenweise wegen des Dialekts für mich schwierig zu verstehen. Allerdings ist es ein geschichtliches Dokument, der Beachtung finden sollte. Durchaus interessant und zu empfehlen.

Von mir gibt es 4 Sterne.

 Kurkow, Andrej - Samson und Nadjeschda 


Über den Autor: / Verlag

Andrej Kurkow, geboren 1961 in St. Petersburg, lebt seit seiner Kindheit in Kiew und schreibt in russischer Sprache. Er studierte Fremdsprachen, war Zeitungsredakteur und während des Militärdienstes Gefängniswärter. Danach schrieb er zahlreiche Drehbücher. Seit seinem Roman ›Picknick auf dem Eis‹ gilt er als einer der wichtigsten zeitgenössischen ukrainischen Autoren. Sein Werk erscheint in 42 Sprachen. Kurkow lebt als freier Schriftsteller mit seiner Familie in der Ukraine.

Kurzbeschreibung:/ Amazon

Kiew, 1919: In den Wirren nach der Russischen Revolution stößt der junge Samson, gerade zur Vollwaise geworden, beinahe durch Zufall zur neuen sowjetischen Polizei. Sein erster Fall ist gleich äußerst mysteriös: Ein abgeschnittenes Ohr, ein Knochen aus reinem Silber und ein Anzug aus feinem englischem Tuch geben ihm Rätsel auf. Doch die Zeiten sind gefährlich und halten jeden Tag neue Überraschungen bereit. Zum Glück lernt Samson die patente Nadjeschda kennen, die ihm bei den Ermittlungen hilft und an die er schon bald sein Herz verliert.

Meine Meinung:

Der Roman beginnt ohne Einführung. Die Handlung spielt sich im Kiew im Jahr 1919 ab. Die Stadt leidet unter der verschiedenen politischen Vertretern, die sich einen Krieg in Kiew liefern. Es ist eine unruhige Zeit nach der Revolution, Zeit der Anarchie und Willkür. Bolschewiken versuchen ihre Macht zu stabilisieren, doch Rotgardisten, Tschekisten, Kosaken agieren nebenher, und destabilisieren das System. Die Macht der Roten Armee ist noch schwach, die versuchen sich zurechtzufinden, und anhand des Romans, kann der Leser sehen, wie viele Fehler dabei begangen werden. Aber zurück zu dem Hauptprotagonisten Samson. Er und sein Vater wurden von Kosaken überfallen, sein Vater wird ermordet, und Samson verliert sein linkes Ohr. Nun muss Samson erwachsen werden...

Sein weiterer Weg ist sehr spannend erzählt. Wobei ich dazu sagen muss, dass der Erzählstil des Autors unaufgeregt und ruhig ist. Außerdem versucht er die Handlung in einfachen Worten zu erzählen, um die Atmosphäre der damaligen Zeit zu schildern. Es ist ein Pageturner, auch wenn es sich dabei keinesfalls um einen Krimi handelt, wie das Genre beim Verlag heißt. Es ist ein Roman mit Krimielementen, aber eher ein Roman, und zwar ein sehr guter.

Zum Teil könnte man die Geschichte satirisch bezeichnen. Ein Beispiel dafür, die Tätigkeit der Miliz und Rotgardisten beim Requirieren von Möbel und Kleidung bei der Bevölkerung, beim Einquartieren usw. Die Arbeit der Bolschewiken erstickt in der Bürokratie. Die ist zwar auch heutzutage nicht weniger präsent, aber in dem Roman ist es schon sehr stark überzeichnet.

Was noch kennzeichnend für Andrej Kurkow ist, er beschreibt die Umstände dieser Zeit, ohne Partei zu ergreifen, er schildert nur, beurteilt aber nicht. Das überlässt er dem Leser.

Eine lesenswerte Geschichte, nicht nur um die Kriegs- und Revolutionsauswirkungen, auch eine nicht dominierende Liebesgeschichte findet hier statt. Dazu ein Hauch von magischem Realismus. Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es gibt 4 Sterne von mir und eine Empfehlung.


Hervé Le Tellier - Die Anomalie

 


Über den Autor:

Hervé Le Tellier wurde 1957 in Paris geboren. Er veröffentlichte Romane, Erzählungen, Gedichte und Kolumnen. Seit 1992 ist er Mitglied der Autorengruppe OuLiPo (Ouvroir de Littérature Potentielle), die von François Le Lionnais und Raymond Queneau gegründet wurde und der Autoren wie Georges Perec, Italo Calvino und Oskar Pastior angehörten. Er lebt in Paris. Für seinen Roman «L'Anomalie» erhielt er 2020 den Prix Goncourt.

Die Kurzbeschreibung:

Der spektakuläre Bestseller aus Frankreich: eine brillante Mischung aus Thriller, Komödie und großer Literatur. Im März 2021 fliegt eine Boeing 787 auf dem Weg von Paris nach New York durch einen elektromagnetischen Wirbelsturm. Die Turbulenzen sind heftig, doch die Landung glückt. Allerdings: Im Juni landet dieselbe Boeing mit denselben Passagieren ein zweites Mal. Im Flieger sitzen der Architekt André und seine Geliebte Lucie, der Auftragskiller Blake, der nigerianische Afro-Pop-Sänger Slimboy, der französische Schriftsteller Victor Miesel, eine amerikanische Schauspielerin. Sie alle führen auf unterschiedliche Weise ein Doppelleben. Und nun gibt es sie tatsächlich doppelt - sie sind mit sich selbst konfrontiert, in der Anomalie einer verrückt gewordenen Welt.

Hochkomisch und teuflisch intelligent spielt der Roman mit unseren Gewissheiten und fragt nach den Grenzen von Sprache, Literatur und Leben. Facettenreich, weltumfassend, ein literarisches Ereignis.

Meine Meinung:

Ein intelligenter Roman mit einer grandiosen Idee zu der Handlung. Hätte ich allerdings gewusst, dass es sich dabei um einen Episodenroman handelt, hätte ich die Finger von gelassen. Denn ich habe eine Abneigung gegen episodenhaften Handlungen.

Aber eins nach dem anderen. 

Der Roman beginnt mit der Vorstellung der Protagonisten, so um die 10-11 sind es sicher gewesen. Ihre Geschichten sind voneinander unabhängig und hängen nur insofern zusammen, als die alle einen Flug von Paris nach New York im März genommen haben. Ganze 130 Seiten dauert der Einstieg in diesen Roman. Denn anders kann ich es nicht nennen, denn die Geschichten der Charaktere sind nur angerissen, haben keine Tiefe, und dienen der Vorstellung und Einführung der Charaktere. Leider, hat man wenig Grund die Charaktere interessant zu finden. Man hat als Leser gar keine Möglichkeit sich in die Charaktere einzuleben oder einzufühlen, denn das ist nicht die Intention des Autors.

Das mittlere Teil des Romans war für mich der Höhepunkt.  Da ging es schlagartig spannend zu. Die Tatsache, dass der Boeing 787 der Flug von Paris nach New York im Juni noch mal gelandet ist, und quasi eine Kopie des Fluges von März darstellt, samt der Passagieren, die von nun an es doppelt gibt, wird von den führenden Wissenschaftlern der Welt und Militär untersucht. Es gibt wilde Theorien, es kann sich um eine weitere Dimension handeln, zu der wir keinen Zugang haben, es kann eine quasi Kopie des Lebens entstanden sein, es könnte Einfluss der Außerirdischen sein und es wäre möglich, dass die Menschheit nicht wirklich existiert, oder besser gesagt, existiert nur als ein virtuelles Programm... Doch auf jeden Fall handelt es sich dabei um eine Anomalie, etwas, was nicht passieren durfte. Dieses Teil der Geschichte fand ich hervorragend: ausgefallen und sehr spannend. Da kamen die Wissenschaftler zum Wort und es wurde lebhafter. Im nächsten Teil sollen die Menschen sich selbst als Doppelgänger begegnet. Was macht es mit einem Menschen quasi mit sich selbst konfrontiert zu werden? Was macht es mit der Gesellschaft?

Der Roman besticht mit einer höchst schrägen Idee. Ob ich den Roman komisch fand, kann ich nicht behaupten. Denn Angesicht der menschlichen Tragödien, Handlungen des Präsidenten, militärischen, um die Sicherheit besorgten, Einsatz und religiöse Debatte, fand ich es nicht komisch. Aber beim Humor ist es so eine Sache, dem einen gefällt, dem andern nicht. 

Mein Erleben der Geschichte war eher negativ. Die Einführung gefühlt hundert Charaktere dauerte zu lange, sodass dem Autor es nicht gelungen ist, einen Spannungsbogen aufzubauen. Ich bin mir sicher, dass viele Leser diesen Roman innerhalb der ersten 100 Seiten zur Seite legen. Denn es war wenig interessant und es wurde absolut kein Gefühl vermittelt. Später, wie gesagt, als alle Theorien zur Sprache kamen, war es spannender. Und danach flachte die Spannung wieder ab. Der ganze Roman las sich eher als eine Aneinanderreihung von kurzen Geschichten. In Einzelteilen wurde die Idee gut umgesetzt, doch die Gesamtheit des Romans bleibt für mich unbefriedigend. Schade, aus diesem grandios spannendem Thema konnte was werden. Der originellste Roman des Jahres hat Published On geschrieben. Originell mag der Roman sein, aber ob es dadurch auch gut ist? Eher ein ausgefallenes Experiment, als ein spannender und unterhaltsamer Roman. 

Aber ich bin froh, das Buch gelesen zu haben, sonst hätte ich weiterhin den Wunsch gehabt, bei dieser tollen Kurzbeschreibung es zu lesen. Jetzt weiß ich es. Von mir gibt es 2,5 Sterne. 

 Steinfest, Heinrich - Der betrunkene Berg

 



Über den Autor:

(Piper Verlag)

Heinrich Steinfest wurde 1961 geboren. Albury, Wien, Stuttgart – das sind die Lebensstationen des erklärten Nesthockers und preisgekrönten Autors, welcher den einarmigen Detektiv Cheng erfand. Er wurde mehrfach mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet, erhielt 2009 den Stuttgarter Krimipreis und den Heimito-von-Doderer-Literaturpreis. Bereits zweimal wurde Heinrich Steinfest für den Deutschen Buchpreis nominiert: 2006 mit „Ein dickes Fell“; 2014 stand er mit „Der Allesforscher“ auf der Shortlist. 2016 erhielt er den Bayerischen Buchpreis für „Das Leben und Sterben der Flugzeuge“, 2018 wurde „Die Büglerin“ für den Österreichischen Buchpreis nominiert, zuletzt erschien von ihm bei Piper „Der Chauffeur“.

Über das Buch:

Die Handlung fängt gemächlich mit einem Buchladen hoch in den Bergen an. Sehr idyllisch, ruhig und schön. Katharina, die Buchhändlerin, führt ihren Laden, in dem übrigens nur Literatur über Berge und Bergsteigen zu finden ist, das ist die Spezialität ihrer Buchhandlung, und genießt das Leben. Zur Beginn der Geschichte gibt es keine Touristen vor Ort, da es keine Saison ist. Täglich geht Katharina mehrere Kilometer spazieren und diesmal muss sie überraschend feststellen, dass im Schnee auf dem Berg, ein leicht bekleideter Mann liegt und schon bewusstlos ist. Katharina rettet den Mann, als es ihm besser geht, erfährt sie, dass er an einer Amnesie leidet... Wie sich das Leben danach gestaltet, erzählt diese Geschichte....

Meine Meinung:

Heinrich Steinfest lese ich zum ersten Mal. Sein Name ist mir dank häufiger Auszeichnungen durchaus bekannt, doch ich bin leider noch nicht dazu gekommen, seine Werke zu lesen. Aber dieses Problem kennen sicher viele begeisterte Leser. ;) Diesmal war der richtige Zeitpunkt gekommen.

Die Geschichte beginnt ruhig, unaufgeregt, auch wenn dramatische Momente angesprochen werden. Selbstverständlich und gelassen erzählt der Autor die Geschichten von der Buchhändlerin und dem Mann ohne Gedächtnis. Die beiden arrangieren sich für die Zeit der Erholung des Unbekannten und leben in einer Hütte zusammen. Der Mann, den Katharina vorübergehend Robert nennt, schläft in einem Sessel und als i-Tüpfelchen dieser Geschichte, lesen die beiden sich abwechseln, ein Buch vor, sodass in diesem Roman eine Geschichte in der Geschichte erzählt wird.

In der Regel bin ich kein großer Fan von ruhig erzählten Geschichten, doch dieser Roman hat mich begeistert. Wortgewaltig und sehr präzise ist die Erzählart des Autors. Kein Wort zu viel oder zu wenig. Mitunter in einer schönen poetischen, bildreichen Sprache. Herr Steinfest kann so fesselnd und schön erzählen, dass ich jeden Satz genossen habe. Dabei ist die Geschichte gar nicht mal so ruhig, im weiteren Verlauf, offenbaren sich tiefgründigen Themen und dramatischen Wendungen, doch der Erzählstil bleibt unaufgeregt. Und diesmal hat mir diese Art zu erzählen, sehr gutgetan.

Gerade im Winter, an den kühlen, verschneiten Abenden am Kamin oder beim Kerzenschein, wäre dieser Roman noch wirkungsvoller.

Eine wirklich schöne, tiefgründige Geschichte mit sympathischen Charakteren. Ich würde das Buch jedem empfehlen, der nicht jeden Moment Action braucht und sich fallen lassen kann in eine wunderbar erzählte Geschichte.

Von mir gibt es 4,5 Sterne.

 Montemurri, Jacqueline - Der verbotene Planet


 

Über die Autorin:

Es ist interessant zu erfahren, dass die Autorin im Jahr der Mondlandung geboren worden ist. Irgendwie symbolisch... Sie studierte Luft- und Raumfahrttechnik, was ihrem Roman zugutekommt. Auch ihre Werke, die mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet worden sind, sind nicht uninteressant.

Ihr Debüt-Roman "Die Maggan-Kopie" war für den Deutschen Science Fiction Preis 2013 nominiert. Die zahlreichen Kurzgeschichten wurden in Anthologien und Magazinen veröffentlicht, u.a. in Spektrum der Wissenschaft. Für ihre Story "Koloss aus dem Orbit" aus dem Exodus-Magazin bekam sie 2020 den Kurd-Laßwitz-Preis verliehen. Zudem ist sie Mitautorin der Fantasy-Reihe Karl Mays magischer Orient. (Amazon)

Über die Geschichte:

Die Menschheit hat für sich den Mars erobert und lebt nun dort in den Städten, die sich unter einer Kuppel befinden. Es ist den Wissenschaftlern noch nicht gelungen, die Atmosphäre so weit zu verändernd, dass die Leute ungeschützt leben können. Dennoch, seit zweihundert Jahren befinden sich die ehemaligen Erdbewohner auf dem Mars. Wie es dazu kam... Kann sich jeder Leser denken, die Menschen haben die Erde so weit runtergewirtschaftet, dass nichts mehr ging. Die Klimakatastrophe hat alles vernichtet, sodass das Leben auf der Erde nicht mehr möglich war. Wieso es nicht dazu kam, dass die komplette Weltbevölkerung auf dem Mars landete, wird später im Roman erklärt. Der Menschenrat von Mars hat nach der Übersiedelung ein Gesetz erlassen, nach dem es keinem Menschen mehr erlaubt ist, sich auf der Erde aufzuhalten. Doch eines Tages kommt ein SOS-Ruf von der Erde... Es kann zwar nicht möglich sein, doch es stimmt. Und eine Aufklärungsmission wird gestartet...

Meine Meinung:

Der Roman beginnt ohne lange Vorrede an. Der Leser wird sofort in das Geschehen involviert und die Gegebenheiten werden von der Autorin auch nicht näher erläutert. Doch im Laufe der Geschichte wird so einiges klar. Dabei ist die Story von Anfang an spannend erzählt. Was mir aber besonders gut gefiel, ist die Tatsache, dass in diesem Roman wichtige sozialen, politischen und philosophischen Fragen zum Tragen kommen. "Der verbotene Planet" lässt den Leser nachdenken und nicht nur Spaß haben.

Darf man gegen das Gesetz der Menschlichkeit verstoßen, um andere Menschen zu retten? Hat jedes Leben den gleichen Wert? Muss man der Bevölkerung in der Medien oder Nachrichten die Wahrheit sagen, oder kann die Wahrheit in der Hand einigen Wenigen bleiben, damit es nicht zu Unruhen kommt? Ich fand die Fragen aktuell und auch wichtig. Und während des Lesens musste ich oft innehalten, um nachzudenken. Das Thema der Geschichte, wenn man die nicht nur als Unterhaltung betrachtet, doch recht schwierig. Mir hat sehr gut gefallen, wie Jacqueline Montemurri die Thematik umgesetzt hat.

Mein Lob gilt auch den Charakteren der Geschichte. Die sind sehr gut ausgearbeitet worden, die Nebendarsteller kamen etwas zu kurz, aber es war für die Handlung nicht so wichtig, da diese sich hauptsächlich zwischen den Hauptprotagonisten abspielte.

Dieser Roman ist kein Hardcore Science Fiction, eher eine Sozialstudie mit Rahmenbedienungen eines Science-Fiction-Romans. Ich habe auch schon eine negative Rezension zu dem Roman gelesen, die kann ich allerdings nicht so gut nachvollziehen. Denn mich hat die Geschichte voll und ganz überzeugt. Ich langweilte mich nicht, der Roman ließ sich fließend lesen, war fesselnd erzählt und die Rahmenbedingungen für solche Fragen nach Moral, haben mir auch gut gefallen.Ich würde diesen Roman nicht nur an die Science Fiction Leser empfehlen.Von mir gibt es 4,5 Sterne und eine Empfehlung.

 Schmidt, Hermann - Literatour. Eine Reise durch die wunderbare Welt der Bücher. 


 

Über den Autor: (Amazon)

Hermann Schmidt wurde 1949 in Eckelshausen geboren und ist seit seiner Kindheit ein begeisterter Leser. Er war langjähriger Geschäftsführer des Jahreszeiten-Verlags und Vorstandsmitglied im Verband Deutscher Zeitschriftenverleger. Er ist Autor verschiedener Bücher, viele davon über den FC St. Pauli. Hermann Schmidt lebt in Hamburg.

Über den Inhalt:

Der Autor, der sich selbst als einen begeisterten Leser bezeichnet, unternimmt mit seinen Lesern eine Reise durch die Welt der Bücher. Hermann Schmidt erzählt, dass die Leidenschaft des Lesens ihn schon sehr früh gepackt hat und sein Leben lang begleitete. Da geht es ihm wie auch den meisten von uns: Lesebegeisterten. Für dieses Buch hat er sehr gut recherchiert, wie ich finde und alles Interessante und Wissenswerte über Autoren und ihre wichtigsten Werke, zusammengetragen.

Meine Meinung:

Ich bin von dem Buch absolut begeistert und möchte es mit euch teilen. Wenn jemand sogenannte Bücher über Bücher mag, wäre hier bei diesem Sachbuch genau richtig. Man merkt es dem Autor an, dass er ein leidenschaftlicher und neugieriger Leser ist, der mit großer Freude sich über die Bücher und Autoren unterhält.

Inhaltlich bin ich mehr als zufrieden: Der Autor zeigt uns die Welten der Autoren von allen Seiten auf. Er erzählt über das Leben des jeweiligen Autors, die wichtigsten Wendepunkte im Lebenslauf, die bedeutendsten Stationen. Diese kurzen Biografien, die für jeden Schriftsteller angelegt sind, gefallen mir aus einem einfachen Grunde sehr gut: Die sind kurz, überschaubar und bieten mir manche Momente, die ich noch nicht gekannt habe. In dem nicht allzu langem Text über den Schriftsteller kommen witzige Begebenheiten, besondere Vorkommnisse und Charaktereigenschaften zur Sprache. Das Leben der Autoren wird von Anfang an bis zum Ende hin umfasst. Dazu kommen die Informationen zu den Werken des jeweiligen Autors. Nicht nur die Bücher, die Hermann Schmidt liebt, kommen zur Sprache, sondern der ganze literarische Weg wird kurz umrissen.

Von Heinrich Heine und Wilhelm Busch über Franz Kafka und Erich Kästner hin zu Georges Simenon, Patricia Highsmith, Walter Kempowski, Isabell Allende und Gerhard Henschel bis zu weniger bekannten Autoren, die jedoch im Leben des Autors eine Rolle gespielt haben, ist alles dabei.

Was mir ebenfalls sehr imponiert hat, ist der Aufbau und Strukturierung des Buchs. Es gibt nicht allzu lange, also überschaubare Kapitel, jeweils einem Autor gewidmet. Dazu die Biografie, kurzer Umriss über die wichtigsten Werke, und besondere Details, die man nicht immer und überall liest. Die klare Strukturierung sprach mich sehr an.

Ich habe mich gefreut, neue Aspekte aus dem Leben und Wirken der Schriftsteller zu erfahren.

Für mich eine spannende Reise durch die Welt der Bücher. Man merkt die Liebe zur Literatur Hermann Schmidt an.

Ich würde empfehlen, dieses Buch häppchenweise zu lesen. Damit man länger was davon hat...

Sonst für alle leidenschaftlichen Leser und die Liebhaber der Literatur, die etwas mehr über die Schriftsteller wissen möchte, uneingeschränkt zu empfehlen. Von mir gibt es volle Punktezahl. Ein tolles Buch. 5 Sterne.

 Olsen, Tillie - Ich steh hier und bügle


 

Die Erzählungen erscheinen am 11. Oktober 2022!

Über die Autorin: Amazon

Tillie Olsen, 1912 als Tochter jüdischer Einwanderer aus Russland in Nebraska geboren, musste als junge vierfache Mutter ihre fortschrittlichen politischen Ansichten mit künstlerischem Ehrgeiz und Brotarbeit unter einen Hut bringen. Gleich ihre erste Story, »Ich steh hier und bügle«, erschien in den »Best American Short Stories of 1957«, kurz darauf wurde sie mit dem begehrten O.-Henry-Preis ausgezeichnet. Obwohl sie die Highschool ohne Abschluss verlassen hatte, erhielt sie für ihr Werk diverse Stipendien, Ehrentitel und Gastprofessuren der großen amerikanischen Universitäten, darunter Stanford, Harvard und Amherst College. Ihr berühmter Essay »Was fehlt« entstand aus einem Vortrag, den sie 1962 am Radcliffe Institute der Harvard University gehalten hatte. Sie starb 2007 in Oakland, Kalifornien, und gilt heute als Vorreiterin der emanzipatorischen Literatur.

Kurzbeschreibung: Amazon

Die Geschichten dieses Bandes verzahnen sich immer enger miteinander und gewähren sprachlich brillante Einblicke in die Welt der sozial Benachteiligten: Die Gedanken einer Mutter gleiten gequält mit dem Bügeleisen hin und her – was konnte sie ihrer halbwüchsigen Tochter bieten, was blieb dieser verwehrt? Lennie, Helen und ihre Kinder machen Platz für Whitey, einen gestrandeten Freund der Familie, doch er stellt ihre Geduld einmal mehr auf die Probe. Zwei Freundinnen, eine schwarz und eine weiß, merken, dass ihre Welten immer unvereinbarer scheinen. Ein Ehepaar streitet erbittert darüber, wie sie jetzt, wo Kindererziehung und Beruf hinter ihnen liegen, leben wollen, als sie eine fatale Diagnose ereilt. Die Geschichten verzahnen sich immer enger miteinander, wenn die Verbindungen der Protagonistinnen untereinander sichtbar werden.

Meine Meinung:

Dieses Buch beinhaltet vier Erzählungen von Tillie Olsen. "Ich seht hier und bügle", "He, Seemann, wohin die Fahrt?", "O ja" und "Erzähl mir ein Rätsel". Umfangreichste von allen ist "Erzähl mir ein Rätsel". In dieser Erzählung geht es um ein Ehepaar, das ein recht schweres Leben hinter sich hat: harte Arbeit, Armut, Kampf um Arbeit und großziehen von sieben Kinder. Jetzt, wo sie alt sind, sind sie in einem Streit gefangen. Der Ehemann möchte, dass die beiden ins Altersheim gehen... Die Erzählung "O ja" fängt mit einem bedeutenden und vielsagendem Satz an: "Sie sind die einzigen Weißen hier in der Kirche der Schwarzen". Die Konflikte hier sind vorprogrammiert, auf jeden Fall in der Erzählung von Tillie Olsen. In der Geschichte: "He, Seemann, wohin die Fahrt?" - besucht ein Freund der Familie, nach dem er das Schiff und die Arbeit verlassen hat, die Mutter mit Kindern. Er bleibt für länger... Und stört gehörig das auch so nicht einfaches Leben der Protagonisten der Geschichte. "Ich steh hier und bügle" hat mir persönlich am meisten gefallen. Es geht um eine bügelnde Frau, die über ihr Tochter nachdenkt.

Jeder, der meine Rezensionen kennt, weiß, dass ich kein großer Freund von Erzählungen bin. Doch es gab in all den Jahren welche, die auch mich voll und ganz überzeugt haben. Wie bin ich dann zu diesem Buch gekommen: Ja, da muss ich das Cover ansprechen. Das Bild hat mich absolut neugierig gemacht: eine rauchende, nachdenklich wirkende Frau, die auf mich absolut sympathisch wirkte... Dann habe ich den Titel gesehen, und wusste dieses Buch möchte ich lesen. Erzählungen hin oder her.

Die Autorin beschreibt ihre Figuren nicht äußerlich, doch mit ihren pregnanten, präzisen Aussagen zu der Personen, lässt sie die als Individuen auftreten. Jeder Charakter dieser vier Erzählungen wird zu einer lebendigen, handlungsfähigen Person. Die Figuren möchte man als Leser manchmal rütteln, damit sie sich anders benehmen, oder anders denken. Die Art zu erzählen von Tillie Olsen ist von Knappheit gezeichnet. Die mir persönlich bedauerlicherweise weniger gefällt. Was mir sehr gut gefallen hat, war der Realismus der Handlungen und der Personagen. Ohne viel zu erzählen, drückt die Autorin doch sehr viel aus. Ich kann es gut nachvollziehen, dass Tillie Olsen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde.

Meine Lieblingsgeschichte "Ich steh hier und bügle" hätte ich gerne als einen umfangreichen Roman gelesen, den Stoff gäbe es da genug. Doch für die Liebhaber der Erzählungen ist dieses Buch auf jeden Fall eine interessante Wahl.

 Isaka, Kotaro - Bullet Train


 

Über den Autor:

Kotaro Isaka, geboren 1971, ist einer der international erfolgreichsten japanischen Krimi-Autoren der Gegenwart, der mit fünf der wichtigsten japanischen Literatur- und Krimipreisen ausgezeichnet wurde. 14 seiner 24 Romane wurden verfilmt. Seine Bücher erscheinen in China, Korea, Thailand, Taiwan, Indonesien, Litauen, Russland, Italien und Frankreich.

Worum es geht:

Die Geschichte beginnt spektakulär. Ein Mann, ehemaliger Alkoholiker, hat das Trinken aufgegeben, um seinen Sohn zu rächen. Der sechsjährige Junge wurde vom Dach eines Hochhauses gestoßen, und liegt nun in Koma. Der Täter kam unbestraft davon. Der Vater macht es ausfindig, wo er den Täter ungestört treffen kann, um ihn zu erschießen. Genau in einem Train, und zwar einem Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen. Doch alles läuft anders als geplant. Der Junge, der das Verbrechen begangen hat, ist schlauer als gedacht und nimmt nun den Vater gefangen. Außerdem gibt es anderen Kriminellen in dem Shinkansen, die ihren Aufträgen nachgehen. Die einen müssen einen Entführten mit einem Koffer voller Geld zu dem Auftraggeber bringen. Ein anderer muss den Koffer klauen. Und so hat jeder der Kriminellen seine Aufgabe in dem Zug von Tokio nach Morioka...

Meine Meinung:

Wie die Kurzbeschreibung vermuten lässt, entwickel der Autor in diesem Roman ein rasantes Katz-und-Mausspiel. Ich möchte den Roman absichtlich nicht als Thriller bezeichnen, denn dies ist das Buch in meinen Augen nicht, dafür fehlt der Thrill. Bei "Bullet Train" handelt es sich um eine Action-Komödie, die ich als eine äußerst gute Verfilmung vorstellen könnte.

Besonders zu loben sind in diesem Roman die Charaktere. Gekonnt zeichnet Kotara Isaka die Eigenheiten jedes Einzelnen, die Beschreibungen sind so lebendig, dass man sich die Helden des Romans problemlos vorstellen kann.

Auch die Spannung zu erzeugen, gelingt dem Autor wunderbar. Die Handlung ist actionreich, rasant, stockt nicht in ihrer Entwicklung, und kommt stetig voran, sodass man als Leser die Seiten nur so fliegen lässt.

Es wäre noch was zu dem Humor der Geschichte zu sagen, denn es ist ein Klamauk, ich würde sogar sagen eine gelungene Parodie auf einen Thriller oder Krimi. Was die Leser auf jeden Fall wissen müssen, es ist eine humorvolle, satirische Action-Komödie. Denn sonst sind die Erwartungen evtl. ganz andere. Meinen Humor hat die Story leider, nicht getroffen, aber es liegt eher an mir, da ich mit der Literatur auf Japan häufig nicht konform gehe. Was nicht heißt soll, dass dieser Roman schlecht ist. Ich bin überzeugt, dass dies nicht der Fall ist. Denn die Dialoge, in denen die Handlung sich überwiegend abspielt, sind witzig und geistreich.

Eine gewöhnungsbedürftige und skurrile Geschichte. Die mir bedauerlicherweise nur bedingt gefallen hat. Von mir gibt es 3 Sterne. 


 Clalire Heywood - Wir Töchter von Sparta

Über die Autorin:

Claire Heywood ist eine britische Autorin und Altertumswissenschaftlerin. Ihr Schreiben ist stark beeinflusst durch ihre Liebe zur griechischen Mythologie, ihrem Wissen über antike Kulturen und ihrer Faszination für die vergessenen Stimmen der Frauen. Wir Töchter von Sparta ist ihr erster Roman.

Worum es geht:

Der Roman ist der Saga der griechischen Mythologie über die Schöne Helena und den Trojanischen Krieg nacherzählt. Doch ich fand die Geschichte sogar besser, als die Saga. Die liegt zwar zugrunde des Romans, doch Claire Heywood bietet einen unerwarteten Blickwinkel.

Klytämnestra, im Buch kurz Nestra, genannt und die Helena sind Prinzessinnen von Troja. Die Helena ist weit über die Grenzen des Königreichs für ihre Schönheit bekannt. Die Nestra soll als Erbin das Königreich des Vaters nach seinem Tod, regieren. Doch die Götter haben anderes mit den Schwestern vor. Die kluge und sympathisch Klytämnestra wird nach Troja mit dem starken, selbstbewussten und mächtigen Krieger Agamemnon verheiratet. Dafür bleibt Helena mit Menelaos in Sparta als die Frau des Königs von Sparta. Den Frauen zu dieser Zeit wird nicht viel zugetraut. Die sollen nur Kinder gebären, vor allem Söhne, als Erben, werden erwartet, und sonst still und sittsam sein. Wie es beiden Frauen in der Ehe ergeht und wie es zu dem Trojanischen Krieg kommt, erfährt man aus diesem spannenden Roman.

Meine Meinung:

Großartiger Roman. Ich habe die Geschichte mit viel Begeisterung gelesen. Wenn ich zum Ende eines Romans das Buch in die Länge zu ziehen versuche, damit ich länger was davon habe, ist es ein sehr gutes Zeichen bei mir.

Claire Heywood hat einen besonderen und nicht so geläufigen Blickwinkel auf die Geschichte der Schwestern und des Trojanischen Krieges dem Leser präsentiert. Die Saga wurde aus der Sicht der Frauen erzählt: Klytämnestra und Helena. Das fand ich sehr erfrischend und auch äußerst fesselnd. Der Roman wird aus der Perspektive beider Schwestern, abwechselnd, erzählt. Mir haben beide Erzählstränge sehr gut gefallen, auch wenn meine Sympathien doch deutlich bei der älteren Schwester Klytämnestra lagen.

Ob man über Hintergrundwissen über die griechische Mythologie verfügt oder nicht, fand ich in diesem Fall nebensächlich, denn die Autorin präsentiert einen eigenständigen Roman, der nur zum Teil mit der Saga übereinstimmt.

Im Nachwort erklärt die Autorin ihre Intention und betont, dass sie keineswegs einen historisch genauen Roman veröffentlichen wollte. Sie ließ die Geschichte fließen und den Protagonisten freien Raum. Ich fand es sehr gut.

Ausgesprochen gut hat mir auch gefallen, dass die Geschichte fast ein Lebenszeitraum erfasst. Die Erzählung beginnt mit der Kindheit der Mädchen in ihrem Elternhaus in Sparta und entwickelt sich weiter über die Heirat und Jahre der Ehe und des Krieges hinweg. Fand ich sehr ansprechend, denn ich mag es generell, wenn die Geschichten ausführlicher sind.

Obwohl der Roman fast 500 Seiten umfasst, ist keine einzige davon langweilig. Es gibt sehr viele Dialoge, die Emotionen der Charaktere bleiben nicht auf der Strecke, der Krieg spielt allerdings nicht die Hauptrolle in diesem Roman. Hier geht es, wie gesagt, um die Frauen der Geschichte.

Persönlich ging mir der Roman sehr nahe, auch wenn ich schon die Geschichten über die schöne Helena und Trojanischen Krieg oft gelesen habe. Mich hat das Werk der Autorin, wohl bemerkt ihr Debüt, sehr überrascht in positiven Sinne.

Ich persönlich hatte große Freude an "Wir Töchter von Sparta" und würde das uneingeschränkt weiterempfehlen.

Großartiger Roman, der bei mir die seltene Anmerkung: Highlight bekommt.

Von mir gibt es volle Punktzahl. 5 Sterne.

 WHITAKER, CHRIS - VON HIER BIS ZUM ANFANG


 

Kurzbeschreibung: / Amazon

»Seit ›Der Gesang der Flusskrebse‹ hat mich kein Roman so bewegt und begeistert!« A. J. Finn

Cape Haven, Kalifornien. Eine beschauliche Kleinstadt vor dem Panorama atemberaubender Küstenfelsen. In diesem vermeintlichen Idyll muss die 13-jährige Duchess nicht nur ihren kleinen Bruder fast alleine großziehen, sondern sich auch um ihre depressive Mutter Star kümmern, die die Ermordung ihrer Schwester vor 30 Jahren nie verwinden konnte. Als deren angeblicher Mörder aus der Haft entlassen wird, droht das fragile Familiengefüge, das Duchess mühsam zusammenhält, auseinanderzubrechen. Denn der Atem der Vergangenheit reicht bis in das Heute und wird das starke Mädchen nicht mehr loslassen ...

Der Roman, der in England und Amerika bereits hymnisch gefeiert wird - jetzt endlich in deutscher Übersetzung!

Meine Meinung:

Diesem Roman ist es schwierig in einer Rezension gerecht zu werden. Es ist ein Ausnahmeroman. Sehr gut gelungen, hervorragend erzählt, atmosphärisch, authentisch und lebendig.  Ein Kopfkino vom feinsten.

Wer allerdings nicht auf Drama und Tragödie steht, sollte von dem Buch Abstand nehmen. Es geht in der Geschichte um Menschen, die von dem Schicksal nicht gut behandelt werden. Es gibt Leute, bei denen es dauernd etwas Schlimmes passiert. Sobald die sich etwas aufgerappelt haben, kommt die nächste Lebensprüfung, und keiner kann einem wirklich helfen. So ist deren Leben, und es bleib nur ein Ausweg, man muss dadurch.

So die Hauptprotagonistin des Romans. Sie macht alles, um ihre Situation zu verbessern und sich gut um ihren Bruder zu kümmern, doch sie ist noch ein Kind, die Kräfte reichen nicht, und es kommen immer wieder weitere Schicksalsschläge dazwischen. Eine tragische Geschichte, die mich als Leser sehr mitgenommen hat. 

Der Roman hat mich gefangen genommen, und ich habe ihn in einem Zug durchgelesen. Die Protagonisten wurden ungeschönt, realistisch und nachvollziehbar dargestellt. Da das Leben unberechenbar sein kann, wurde die Story sehr lebensnah dargestellt und auf eine sehr spannende Art und Weise erzählt. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen.

Ein Roman von beeindruckender Dichte. Anfangs braucht man etwas Zeit um sich zurechtzufinden, dauert aber nicht lange, sobald man in der Geschichte drin ist, will man nur noch wissen wie es weiter geht. Mitreißend und spannend. 

In der Presse wurde der Roman sehr gelobt. Und ich schließe mich jeder Bewertung an. Ich war von dem Roman begeistert. Für mich war es ein Highlight. Und wird lange in Erinnerung bleiben. Da kann ich nur die höchste Sternzahl geben.

ZACHARIAE, CHRISTOPH - ÖDLAND 1. DER KELLER


 

Kurzbeschreibung: /(Amazon)

Die Welt, wie wir sie kannten, existiert nicht mehr. Sie ging vor vierzig Jahren unter.
Aus Ressourcenknappheiten wurden Verteilungskämpfe, aus regionalen Konflikten Flächenbrände. Das Kartenhaus Zivilisation brach zusammen. Vom Land und von den Städten blieben nur Wüsten und Ruinen übrig: Das ÖDLAND.

Die Überlebenden rotteten sich zusammen und zogen sich in abgeschiedene Enklaven zurück, in versteckte Keller, alte Bergwerke, verbarrikadierte Dörfer und unzugängliche Stadtteile, versuchten nicht entdeckt zu werden und zu überleben.
Denn durch die verwüsteten Landstriche zogen bewaffnete Banden. Auf der Suche nach Essbarem griffen sie jeden an, der ihnen in die Quere kam und machten das Ödland zu einem Ort, den niemand freiwillig betrat.

Mega, ein neunzehnjähriges Mädchen, wächst in einem Heizungskeller unter einer verfallenen Universität auf. Die junge Frau hat einen Traum: Eines Tages will sie den Keller verlassen und die Welt erkunden, denn die muffige Enge lässt sie die Betonmauern hochgehen und das ewige Stillsein und Verstecken entspricht überhaupt nicht ihrem Wesen.

Erzählt wird Megas Reise durch das ÖDLAND und zu den Ursprüngen ihrer Existenz, denn Mega hat nie vergessen, dass sie nicht im Keller geboren wurde.

Meine Meinung:

Der erste Roman der Reihe beschäftigt sich überwiegend mit der Vorbereitung der Hauptprotagonistin Mega auf die Mission. Die ist die Einzige, die der Aufgabe gewachsen ist, und tatsächlich Hilfe für die Gemeinschaft finden kann. An sich die Geschichte durchaus interessant, doch neue Ideen findet man in dieser Dystopie nicht. Es mag sein, dass ich schon zu viele davon gelesen habe, denn mir hat es nur bedingt gefallen. 

Ich möchte an dieser Stelle unbedingt von der Gewaltbeschreibungen warnen. Denn davon gibt es in dieser Reihe reichlich. Es gibt Leser, die das nicht gut vertragen können. Bei dieser Reihe wäre es aber wichtig, die Warnung auszusprechen. 

Mir machte es nicht aus, denn es passte zu der Geschichte und zu den Geschehnissen, und war gut nachzuvollziehen, in der Situation, die beschrieben worden ist, aber dennoch, es war heftig.

Ich würde zu den anderen Teilen der Reihe keine gesonderte Meinung schreiben. Fasse es hier zusammen. An der Dystopien interessierten Leser unbedingt eine Überlegung wert. 

Die Romane sind gut geschrieben und die düstere, angespannte Atmosphäre trägt dazu bei, dass die Stimmung einer dystopischen Welt, gut skizziert wird.  Auch die Hauptdarstellerin ist interessant und authentisch. Doch leider fand ich nicht alles spannend, für mich hat die Geschichte viele unnötige Beschreibungen, sodass ich mich gelangweilt habe. Erste Teile der Reihe fand ich noch recht gut, später ließ die Spannung nach. Von mir 4 Sterne.

 P.S. Ich habe die gesamte Reihe gelesen und die Gesamtbewertung pendelt sich bei 3 Sternen ein.


 THICH NHAT HANH - JEDEN AUGENBLICK GENIEßEN


 

 

Über den Autor:

Ich denke die Information über den Autor, darf in dem Fall nicht fehlen. Denn, wenn der Autor einem noch unbekannt ist, weiß man gar nicht, ob er für diese Art von Lektüre und Ratschläge qualifiziert ist. Thich Nhat Hanh ist es auf jeden Fall. Eine bekannte Persönlichkeit und hervorragender Lehrer.

(Quelle: Theseus Verlag)

Thich Nhat Hanh (1926-2022) war einer der bekanntesten zeitgenössischen buddhistischen Persönlichkeiten. Seine Biografie ist geprägt von interessanten Wendungen und tiefgreifenden Erfahrungen. Geboren in Vietnam lebte der Zen Meister zuletzt im französischen Exil. Die von ihm gegründete Gemeinschaft „Plum Village“ war bis zu seinem Tod im Januar 2022 sein Zuhause. Thich Nhat Hanh schaffte es, mit seinen zahlreichen Büchern tiefe Weisheiten des Buddhismus in die moderne Welt hinauszutragen und Millionen von Menschen zu einem achtsamen Leben zu inspirieren. Sein langes Leben widmete Thich Nhat Hanh für einen sozial-engagierten Buddhismus und seinen Einsatz für Frieden und Gewaltlosigkeit. Der bekannte Buddhist verstarb im Januar 2022 im Alter von 95 Jahren in Plum Village. Seine zeitlosen Gedanken hat er in wundervollen Büchern festgehalten, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden.

Meine Meinung:

Das vorliegende Buch umfasst fast 200 Seiten und bietet einen Einblick in die Welt der Achtsamkeit, des Buddhismus und darüber hinaus eine gute Anzahl von Übungen an, um das Thema zu verinnerlichen.

Thich Nhat Hanh gibt in einer gekonnten Art, einer vieljährigen Erfahrung als Schriftsteller von Sachbüchern zum Thema Buddhismus und Achtsamkeit, einen Überblick über die Achtsamkeitsübungen in Bezug auf praktisch alle Bereiche des Lebens.

Zunächst wird natürlich erklärt, was es mit der Achtsamkeit überhaupt an sich hat. Was dies bedeutet und wie es sich auf das Leben einer Person auswirken kann. Er unternimmt kurze Ausflüge in die Welt der Gefühle, in unsere Alltagssituationen und bieten passende Atemübungen und Meditationen zu diesen Bereichen. Auch der Körper kommt nicht zu kurz. Hier finden sich passende Übungen, vor allem solche, die der Tiefenentspannung dienen.

Sehr gut gefallen hat mir der Kapitel: Achtsamkeit im Umgang mit anderen. Das würde ich wirklich jedem Mensch empfehlen, mal durchzulesen und darüber nachzudenken.

Anhang war für mich auch sehr interessant, da hier noch zusätzlich die Sutras (kurze Lehrsätze) zum Thema Atmung und Ärger u.a. gesammelt wurden.

Für die Kenner von Werken und Lehren des Autors, wird vermutlich das Buch nichts Neues bieten, außer, dass man seine Kenntnisse auffrischt und evtl. noch motivierter sich an die Übungen macht. Aber ich denke, dieses Buch ist eher für Anfänger und Interessierte gedacht. Denn ich fand die Erklärungen absolut klar und verständlich dargebracht, und auch die Übungen und Meditationen sind jedem Mensch, der sich dafür interessiert, zugänglich.

Ich würde dieses Sachbuch auf jeden Fall empfehlen. Mir hat es gut gefallen. Von mir gibt es 4 Sterne.

 ELINOR CLEGHORN - DIE KRANKE FRAU


 

 

Worum es geht:

Die Kulturhistorikerin Elinor Cleghorn wurde krank. Ihre Odyssee, bis die richtige Diagnose gestellt worden ist, ist nicht ungewöhnlich. Denn sehr viele Frauen, die Zugang zur medizinischen Versorgung haben, leiden darunter. Die Findung der Diagnose wird dadurch erschwert, dass es einige Meinungen in Bezug auf das weibliche Geschlecht immer noch vorherrschend sind. Die Frauen sind ein schwächeres Geschlecht, haben empfindliche Physis, und außerdem viele Leiden der Frauen, hängen mit ihrer Psyche zusammen. Also, auch heutzutage wird es vielen Frauen nicht rechtzeitig geholfen, weil die schlicht und ergreifend nicht ernst genommen werden.

Meine Meinung:

Die Erfahrungen der Autorin brachten sie dazu, eine Reise in die Vergangenheit zu unternehmen, um zu schauen, wie sich das Verhältnis Arzt – Frau geändert hat. In ihrem Buch konzentriert sie sich auf drei zeitliche Abschnitte. Zunächst wird die Antike bis zum 19. Jahrhundert betrachten, dann die Zeitspanne bis 1940 und anschließend die Gegenwart.

Die Thematik ist für mich nicht neu, dennoch habe ich ganz vieles Wissenswertes aus dem Buch der Autorin erfahren. Lebendig und keineswegs trocken berichtet Elinor Cleghorn über ihre Recherchen und ihre Erfahrungen.

Einen Beispiel aus der Antike werde ich wohl nicht mehr vergessen. Es geschah im Rom. Ein sehr junges Mädchen wurde krank. Der Arzt hat sie weder untersucht noch befragt, da die körperliche Untersuchung sich nicht ziemte und die Befragung nicht möglich war, da die Frauen unter einem schweren Schamgefühl leiden, und nicht in der Lage sind sich dementsprechend mitzuteilen. Es wurde ärztlich empfohlen das Mädchen ganz schnell zu verheiraten, damit sie regelmäßig einen Geschlechtsverkehr hat, dann wird sie genesen. Schockierend...

Es wurde lange Zeit nicht besser, viele Jahre galten "wandernde Gebärmutter" oder "erstickende Gebärmutter" als Ursache für viele Leiden der Frauen. Die Meinung, dass die Frauen ein schwaches Geschlecht sind und viele Erkrankungen der Frauen auf die Psyche zurückzuführen sind, ist leider, auch in der modernen Welt noch durchaus gängig.

Dieses Buch informiert zugänglich und leicht verständlich über die Situation der Behandlung der Frauen. Aber auch über die Stellung der Frau in der Gesellschaft. Erschreckend und wütend machend, dass die Frauen immer noch stellenweise nicht ernst genommen werden. An Interessierte für diese Thematik würde ich das Buch auf jeden Fall empfehlen. Informativ, fesselnd und bewegend. Mir hat es gut gefallen. Vier Sterne als Bewertung.