Ivanov, Petra - Kryo - Die Verheißung


Dieser Auftakt einer Trilogie hat mich positiv überrascht. Dazu muss ich sagen, dass ich die Werke der schweizerischen Autorin Petra Ivanov bis jetzt nicht kannte. "Kryo - Die Verheißung" sprach mich thematisch an. Im groben Zügen handelt der Roman von den Machenschaften der Wissenschaft, die größtenteils öffentlich die Musik der Zukunft sind. Es geht um die Transhumanismus, Verlängerung des Lebens, Kryo Technologie und natürlich um die Reichen dieser Welt, die sich die angebotenen Behandlungen und die digitale Bewusstseinsspeicherung leisten können.

Im Zentrum des Romans steht Julia, eine Mutter, die nach ihrem Sohn sucht. Michael, ein angehender Chirurg, der jedoch gezwungen wird, als Reporter zu recherchieren, stoßt auf ein brisantes Thema, der Transhumanismus. Doch weit kommt er nicht, da er von der Bildfläche verschwindet. Um ihrem Sohn auf die Spur zu kommen, beginnt Julia eigene Nachforschungen, die sich als gefährlich erweisen.

"Kryo - Die Verheißung" ist ein gelungener Auftakt zu der spannenden Geschichte, die komplex und intelligent geschrieben ist. Der Personenregister ist auf jeden Fall hilfreich für die Leser, da es sehr viele Haup- und Nebencharaktere in die Geschichte involviert sind. Dabei sollte man wissen, dass die Autorin eine Affinität für russischen Namen in all ihrer Vielschichtigkeit hat. Zum Glück übertreibt sie nicht, sodass man dem Geschehen problemlos folgen kann. Dadurch wirkt die Story authentisch. Eine weitere Besonderheit des Erzählstils sind stellenweise blumige Vergleiche, wie auch um Tempo anzuzeigen, stakkatoartige kurze Sätze, die zum Teil nur aus einem Wort bestehen. Mir persönlich liegt diese abgehackte Art zu erzählen nicht. Doch das sind nur kleine Anmerkungen am Rande. In der Gesamtheit hat mir der Thriller sehr gut gefallen. Eine fesselnde, temporeiche Erzählung zu einem spannenden Thema.

Der Roman wird in parallel verlaufenden Erzählsträngen erzählt, die nach und nach das Gesamtbild ergeben. Die Hintergrundinformationen scheinen sehr gut recherchiert zu sein und vermitteln ein authentisches und glaubhaftes Bild. Alles in allem ein brisantes Thema, das zunächst wie eine Zukunftsvision klingt, doch in der realen Welt der Gegenwart spielt. Ich habe diesen Pageturner mit großem Vergnügen gelesen und freue mich auf die Fortsetzung, mit der ich sofort beginnen werde.


 Schubert, Christian - Geometrie der Seele

Die Kurzbeschreibung zu diesem Sachbuch hat mich sofort angesprochen. Da ich mich generell für Psychologie und das Seelenleben interessiere, war das Lesen dieses Buchs für mich eine richtige Entscheidung. Der Autor teilt seine Gedanken und Erfahrungen mit, die nicht alle neu und innovativ sind, doch in seiner Trefflichkeit überzeugen. Bestimmte, häufig unbewusste Strukturen bestimmen die Denk- und Handlungsweise des Menschen. Das ist so weit bekannt, doch anhand einiger Beispiele und Denkanstößen, bringt der Autor den Leser dazu, eigenes Dasein kritischer und genauer zu betrachten und eventuell auch überdenken. So erging es zumindest mir. Ich konnte einige Ideen als nützlich für mich einstufen. Leider hat mir der Erzählstil nicht ganz so gut gefallen, wie die Thematik. Teilweise zäh und zu nüchtern, wobei dies häufig bei Sachbüchern der Fall ist. Alles in allem ein lesenswertes Buch.


Morris, Brandon Q. - Tachyon: Das Schiff


 Zu diesem Roman von dem Meister der Hard Science Fiction Brandon Q. Morris gibt es von mir nur Lobeshymnen. Mit großer Begeisterung habe ich jede Seite des über 650 Seiten starkes Buch, verschlungen. Hierbei handelt es sich um die Fortsetzung des Romans "Tachyon. Die Waffe" und was soll ich sagen, das 2. Teil hat mir sogar noch ein wenig besser gefallen als das 1. Teil. "Tachyon. Das Schiff" ist eine komplexe, fantasiereiche Welt, die der Autor erschaffen hat. Intelligent und fesselnd entfaltet er eine vielschichtige Geschichte, die die Idee des 1. Buchs der Reihe konsequent und gut nachvollziehbar aufgreift und fortsetzt. 

Erzählt wird in drei Ebenen, die miteinander verbunden sind. Und dennoch unterscheiden sie sich sehr stark, da es sich dabei zunächst um die unterschiedlichen Orte des Weltalls handelt und außerdem sind jedem Erzählstrang seine Charaktere zugeordnet. Obwohl die Geschichte sehr komplex ist, kann der Leser der Handlung problemlos folgen und die Zusammenhänge sind dem Leser gut zugänglich, auch wenn ich die Lektüre eher als anspruchsvoll bezeichnen würde. 

Was mich besonders an den Geschichten des Autors fasziniert, sind die Zukunftsvisionen, die zumindest theoretisch möglich wären, und vermutlich auch in einigen Punkten der fortschreitenden Wissenschaft, auch so eintreffen würden. Morris Werke sind absolut spannend erzählt, innovativ, wissenschaftlich belegbar und zeichnen sich durch die reiche Fantasie und Vorstellungskraft des Autors. Für mich war dieser Roman das erste Highlight dieses Jahres. An die Liebhaber oder auch interessierten Leser auf jeden Fall zu empfehlen. Ich freue mich auf die Fortsetzung.

 Cullen, Lynn - Die Formel der Hoffnung

Eine Thematik, die mich sehr interessiert. Historisch medizinischer Roman über die Arbeit einer Pionierin der Forschung, die nur einen Wunsch hat, die Kinderlähmung zu bezwingen. Die Handlung spielt sich um die 40er Jahre herum. Dorothy, die Hauptdarstellerin dieser Geschichte, hat sich schon immer für die Forschung interessiert und darauf hingearbeitet. Die erkrankten Kinder lagen ihr am Herzen und nichts wollte sie sehnlicher als eine Impfung gegen der Erkrankung zu erschaffen. Der informative Teil des Romans hat mir sehr gut gefallen, doch die gesamte Umsetzung hat mich nicht überzeugt. Bedauerlicherweise empfand ich die Erzählung als distanziert, wobei für mich persönlich eine sehr große Rolle spielt, ob ich emotional in die Geschichte involviert bin. Hier war es nicht der Fall, auch wenn mich gedanklich die Schicksale der Betroffenen durchaus bewegten. Doch die Charaktere des Romans blieben mir fern. Gut gelungen ist die Darstellung der Rolle der Frauen in der damaligen Gesellschaft, vor allem in der Wissenschaft. Es ist bereichernd, dass hiermit ein Roman über die geschichtliche Person Dorothy Horstmann geschrieben worden ist.


 Strobel, Arno - Der Trip

Im neuen Thriller von Arno Strobel wird die Geschichte einer forensischen Psychologin Evelin erzählt. Vor zwei Jahren ist ihr Bruder in Frankreich verschwunden, seit dem ist sie eher als psychisch labil zu bezeichnen, vor allem als es sich herausstellt, dass der Mörder, der aktuell sein Unwesen auf den Campingplätzen treibt, nach Zeugenaussagen, unglaublich ähnlich ihrem verschollenen Bruder aussieht. 

Die Geschichte entwickelt sich durchaus spannend, obwohl der Plot eher einfach gehalten wird, was man als Leser von Arno Strobel kennt. Die Details fügen sich nach und nach zu einem umfassenden Bild zusammen, doch als Leser stellt man relativ früh einige Vermutungen, die sich dann am Ende des Romans, bestätigen. 

Dieser Thriller ist kein großer literarischer Wurf, doch ich würde den gerne an die Leser empfehlen, die fesselnde Unterhaltung in Pageturner Manier suchen. "Der Trip" lässt sich schnell und flüssig lesen, bietet zwar keine sympathischen Protagonisten, doch einen interessanten Plot und vor allem Unterhaltung, bei der man sich völlig entspannen kann und nicht nachdenken braucht.


Melzener, Axel/Neviandt, Julia Nika -  Schatten über Colonia

Die Geschichte beginnt spannend, es gibt Unruhen in der römischen Stadt Colonia. Schnell wird vermutet, dass die Germanen an den Raumüberfällen schuld sind. Ist es so, oder versucht da jemand etwas zu vertuschen? Die Hauptprotagonisten des Romans sind der Anwalt Quintus Tibur und eine junge Römerin namens Lucretia, Tochter eines Händlers. Lucretia genießt recht freies Leben im Haus ihrer Eltern, in ihrem Alter sollte sie eigentlich verheiratet sein, doch das steht nicht auf ihrem Lebensplan. Die junge Frau ist gebildet, wissbegierig und klug. Ihr Interesse gilt dem Gericht, und als sie in einen Vorfall mit den Überfällen verwickelt wird, möchte sie die Schuldigen finden. Zusammen mit dem Anwalt Quintus Tibur, einer durch und durch sympathischen Person, will sie die Vorfälle aufklären. 

Der Schreibstil der Geschichte ist leicht, verständlich, flüssig zu lesen und durchaus angepasst an die Zeiten der Handlung, die im Jahr 87 nach Christus angesiedelt ist. Sehr viele historischen Fakten und Elementen sind in die Erzählung eingebunden, und tragen dem Spannungsbogen bei. Der kriminalistische Fall entwickelt sich recht langsam, und kommt zu dem Höhepunkt erst im letzten Drittel des Romans. Ganz besonders gut hat mir der historische Teil gefallen. Es geht um die Gesellschaft, Politik, Sitten und Bräuche damaligen Zeit. Fand ich sehr interessant. Weniger angesprochen haben mich die Ermittlungen. Mit diesem Buch habe ich für mich ein neues Genre entdeckt: historische Krimis. Unterhaltsam zu lesen und was noch schöner ist, sehr informativ. Ich würde das Buch weiterempfehlen.
 

 Robinson, Brooke - Die Dolmetscherin

In diesem Roman geht es um das Leben einer noch jungen Frau, die einen sechsjährigen Jungen in der Pflege hat, und adoptieren möchte. Doch Hauptdasein der Protagonistin ist ihre Arbeit als Dolmetscherin. Was auch das Thema des Romans ist, den man übrigens kaum als Thriller bezeichnen kann. Sie übersetzt in Gerichtsprozessen überwiegend, sowohl für Opfer als auch für Täter. Eines Tages begeht sie einen Bruch ihrer Überzeugungen und übersetzt falsch, damit ein Angeklagter auch tatsächlich verurteilt wird...

Neben dem Haupterzählstrang, gibt es eine andere Handlung, die der Verständlichkeit halber in Kursiv gedruckt wird. Lange Zeit weiß der Leser nicht, worum es da geht. Was dem Spannungsbogen, der auch so schon kaum vorhanden ist, kaum dienlich ist. 

Der Roman beginnt sehr langatmig, und entwickelt sich auch nicht wirklich zu einem Thriller. Selten so ein langweiliges Buch gelesen. Mich hat die Geschichte keineswegs gepackt und auch gar nicht überzeugt. Leider gibt es hier für keine Leseempfehlung.  


 Newman, Catherina - Und wir tanzen, und wir fallen

Ein Titel eines Buchs spielt für mich sehr große Rolle, das ist das 1. worauf, ich achte, und wobei ich neugierig werde. Bei dem Titel "Und wir tanzen, und wir fallen" wusste ich, dass ich diesen Roman lesen möchte. Ich musste dabei an das Leben an sich denken, wir alle haben positive und negative Phasen, wir bewegen uns, arbeiten, leben, tanzen durch das Leben, doch wir fallen auch. Tragisch, traurig - ja, doch es gehört zum Leben dazu. 

In diesem Roman wird ein schwieriges Thema angesprochen. Tödliche Erkrankung, Verlust, Abschied. Doch es geht um so viel mehr. Es geht um Freundschaft, um die Bereitschaft, das Leben zu lieben, wie es ist, um die Fähigkeit, auch die Schwierigkeiten, die zunächst unüberwindbar erscheinen, zu bewältigen. 

Ein warmherziger Roman, der ein wenig chaotisch wirkt, wobei dies authentisch wirkt, wenn man die Freundin von der Hauptdarstellerin, beobachtet. Stellenweise erscheint der Roman schräg, und einige der Gedanken und Dialoge prasseln auf einen völlig ungefiltert ein, doch man liest sich ein und versteht die Protagonisten immer besser. Obwohl die Geschichte an sich traurig ist, bleibt es kein dramatischer Eindruck. Trotz des Abschieds ein Leben bejahendes Buch.


 Dugoni, Robert - Ein letzter Mord

 Der neue Thriller aus der Tracy-Crosswhite-Serie beschäftigt sich mit einem Cold Case. Vor fast dreißig Jahren gab es um die Route 99 eine Serie von Morden, die Frauen, zum Teil, Prostituierten, wurden vergewaltigt und stranguliert. Die Mordserie hat verständlicherweise um großen Aufsehen gesorgt. Doch die Ermittler waren damals machtlos. Nach all den Hinweisen oder Lösungsideen kamen die zu keinem befriedigenden Ergebnis. Als die Morde sich jährten, wollen die Medien einen großen Artikel dazu herausbringen, was der Anlass ist, Tracy Crosswhite mit dem Fall erneut zu beauftragen. 

Dieser Roman der Reihe ist sehr komplex. Nach meinen Begriffen ein wenig zu verworren, um entspannt der Handlung folgen zu können. Zahlreiche Protagonisten und Namen aller möglichen Beteiligten überhäufen den Text. Außerdem sorgten die zahlreichen Wiederholungen für wenig Spannung. Die Machtverhältnisse der Polizeichefin standen zu sehr im Vordergrund, denn es gab zahlreiche Seiten, die die internen Vorgänge und Intrigen beschrieben. Das minderte die Spannung in dem vorliegenden Fall. Das Zusammenspiel zwischen den dienstlichen Vorgängen in einem Polizeipräsidium und der Ermittlung empfand ich nicht in einem Gleichgewicht. Da mich die interne Arbeit und die Vorgehensweise der Polizei doch eher in diesem Ausmaß weniger interessieren, habe ich die Arbeit an dem Fall vermisst.

 



 Herbst, Lucia - Persephone: Verdammt mächtig

Das vorliegende Buch ist das 2. Teil einer Reihe. Ich habe es ohne Vorkenntnisse gelesen und fand, dass der Roman auch unabhängig von der Reihe gelesen werden kann. Doch vermutlich, um die Geschichte gänzlich zu begreifen, wäre es vom Vorteil auch die Entwicklung der Protagonisten aus dem 1. Teil zu kennen. Ich will das nachholen, denn ich bin mit der Erzählung von Lucia Herbst sehr zufrieden. 

Erzählt wird die Geschichte von einem mächtigen Gott der Unterwelt, Hades. Eine dunkle, mystisch wirkende, leidenschaftliche Gestalt. Sein Gegenpart spielt seine große Liebe, die Frühlingsgöttin Persephone. Eine Göttin, die von inneren Widersprüchlichkeiten und Konflikten zerrissen wird. Ihre Gedanken und Handlungen waren für mich persönlich, stellenweise schwer nachvollziehbar. 

Die Handlung gefiel mir ebenfalls, zwar erinnert doch sehr an die mythologischen Sagen, die wir wohl alle kennen, doch da ich mich nicht mehr im Detail an den Mythos erinnern kann, fand ich die Darstellung dieser Reihe sehr erfrischend. Der Erzählstil ist an die Mythologie angepasst und wirkt für die Geschichte authentisch, auch wenn Elemente der modernen Welt vorkommen. Alles in allem eine emotionale und leidenschaftliche Geschichte einer toxischen Beziehung in einer schönen Sprache. Mir hat es gut gefallen.


 Laurence, Margaret - Das Glutnest

Die Werke von Margaret Laurence wollte ich schon lange mal kennenlernen. Nun habe ich es mit dem Roman "Das Glutnest" versucht. Die Erzählart der Autorin hat mir sehr gut zugesagt. In diesem Roman geht es um eine 39-jährige Frau, Ehefrau, Hausfrau und Mutter von vier Kindern. Mit 19 hat sie ihr Heimatort verlassen und wohnt mit ihrem Mann und Kindern zusammen. Von der ersten Seiten an spürt der Leser eindeutig, dass Stacey unglücklich und unzufrieden ist. Das Hausfrauen-Dasein füllt sie keineswegs aus. Im Gegenteil, die Frau lebt eine existenzielle Krise durch, sie fragt sich, wer sie ist, und ob das ganze Leben einen Sinn macht. Ihr Ehemann ist da nicht sonderlich hilfreich, denn es handelt sich dabei um einen wortkargen Partner, mit wenig Verständnis für die festgefahrene Situation seiner Frau. Stacey langweilt sich und kommt aus dem Hamsterrad nicht raus. Zugegeben, ich habe mich bei diesem Roman auch gelangweilt. Auch wenn man die Autorin für einen guten Sinn für Humor loben muss. Ebenfalls die Erzählperspektiven haben mir gut gefallen. Der Wechsel zwischen Ich-Perspektive, Schilderungen aus der 3. Person und Rückblicke in die Vergangenheit, haben einen interessanten und abwechslungsreichen Charakter der Geschichte verliehen. Auch die Entwicklung der Charaktere fand ich gut gelungen, durchaus realitätsnah. Die Rolle der Frau in der Familie und der Gesellschaft damaliger Zeit ist bedauerlicherweise nach wie vor aktuell. Doch persönlich konnte ich mit der Protagonistin nicht identifizieren und hatte Schwierigkeiten ihren Charakter und ihre Art zu akzeptieren. Alles in allem eine interessante Unterhaltung, doch vermutlich nur für bestimmte Leserschaft gut geeignet.


 Johnson, Josephine W. - Die November - Schwestern

Mit gerade einmal 24 Jahren erhielt Josephine Johnson für ihren Debütroman »Die November-Schwestern« den Pulitzer-Preis. 

Und das völlig zu Recht. 

Erzählt wird über die Familie Haldmarne, vor allem von drei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das Leben auf dem Land ist schwierig, in Armut, Nöten und einem ständigen Kampf ums Überleben. Das Oberhaupt der Familie, als alleiniger Mann im Haus, hat es nicht leicht, von lauter Frauen umgeben zu sein. Auf dem Feld lässt er sich von den Mädchen nicht helfen, da diese eher der Mutter unterstellt sind. Von dem Schuldenberg erschlagen entschließt er sich einen neuen Arbeiter zur Hilfe zu holen, da sein vorheriger eine besser bezahlte Anstellung im Straßenbau gefunden hat. Als der junge Mann dazu kommt, ändert sich das Leben der Familie, vor allem aber das Verhalten der Mädchen. 

Die Figuren des Romans sind keineswegs scharf gezeichnet, vieles wird nur angedeutet und nicht bis ins kleinste Detail zerredet oder betrachtet, dennoch transportiert die Geschichte die Grundstimmung des Romans beeindruckend gut. Nur skizziert stellt die Autorin das schwere Leben der Familie dar, wobei bei 222 Seiten ist es auch nicht zu erwarten, dass der Roman allzu ausführliche Beschreibungen bietet. Eine Handlung im klassischen Sinne gibt es in dem Roman nicht. Viel Aufmerksamkeit wird in dem Roman der Natur und der ländlichen Umgebung gewidmet. In einer kraftvollen und poetischen Sprache schildert die Autorin den Alltag der Familie. Stilistisch eine beeindruckende Geschichte, die eher durch die erzählerischen Fähigkeiten der Autorin besticht.


 Watson, Sue - Die Frau nebenan

Der vorliegende, neue Thriller von Sue Watson bietet eine kurzweilige Unterhaltung. In der Geschichte geht es um eine prominente Nachbarin, die neu zugezogen ist, Stalking, Lügen, Täuschungen und natürlich Mord. Doch das Verbrechen steht nicht im Mittelpunkt des Geschehens, viel mehr geht es um ein psychologisches Porträt zwei konkurrierenden Frauen mit all ihren negativen und hässlichen Eigenschaften. Der Roman bietet eine entspannte, durchaus fesselnde Unterhaltung, jedoch bleibt nicht in Erinnerung. Überraschenden Wendungen oder eine ausgefallene Idee findet der Leser in diesem Buch eher weniger, allerdings Entspannung vom Alltag, einige Lesestunden am Wochenende, ohne groß nachdenken zu müssen. Die Geschichte ist im Großen und Ganzen vorhersehbar, doch leicht und locker erzählt, sodass der Roman sich sehr schnell lesen lässt. Für kurzen Ausflug aus dem Alltag gut geeignet.


 Setz, Clemens J. - Monde vor der Landung

Dieser Roman ist genial, doch zugleich auch ein harter Brocken. In diesem Roman geht es um die Geschichte eines Mannes, Utopisten und Querdenker, der tatsächlich gelebt hat. "Monde vor der Landung" ist ein gut recherchierter Roman mit historischem Hintergrund. Theorien und Gedankenwelt von Peter Bender ist alles andere als gut verständlich und wirken zum Teil einfach nur verrückt. Auch wenn die Figur des Hauptprotagonisten durchaus widersprüchlich ist, wirkte er auf mich stellenweise sympathisch. Der Roman ist zweifelsohne intelligent und von einer ausgefallenen Idee, aber so kennt man Clemens J. Setz als Autor. Die Geschichte ist alles andere als leicht zu lesen, doch wenn man in dem verworrenen Gefüge Fuß fasst, kann man dem Erzählten gut folgen. Bedauerlicherweise bleiben die Emotionen eher auf der Strecke, ich blieb als Leserin auf Distanz. Alles in allem eine interessante Leseerfahrung.


 Kopka, Franzi - Gameshow - Das Versprechen von Glück

Eine ersehnte Fortsetzung von Gameshow. Mit großem Vergnügen habe ich das 2. Buch der Reihe gelesen. Das Wiedersehen von Cass und Jax hat mir Freude bereitet. Die Hauptprotagonistin des Romans, mir nach wie vor sehr sympathisch, erwacht auf der Krankenstation und für die Welt da draußen gilt sie als tot. Die Spiele in Arena finden nach wie vor statt, und so steht die Entscheidung an Seite der Rebellen zu kämpfen fest. Nebenbei wird eine zarte Liebesgeschichte erzählt. Auch in diesem Teil der Reihe geht es um Gewalt und Vertrauen. 

Das Einlesen fiel mir ausgesprochen leicht, da die Autorin anfangs auf das vorangegangene Teil Bezug nimmt. So werden die Erinnerungen aufgefrischt und man kann mit Spannung die weitere Geschichte um die mutigen Protagonisten verfolgen. Der Sprachstil der Autorin ist lebendig, emotional und bieten ein gelungenes Kopfkino. Die Idee zu der Reihe ist nicht neu, doch die Umsetzung ist mehr als gelungen. Empfehlenswert. 


 Staffel, Tim - Südstern

Inhaltlich handelt dieser Roman von Großstadtproblemen, es geht um einige Leute, die scheinbar willkürlich für diese Geschichte ausgewählt worden sind, um an ihrem Beispiel die Problematiken des Alltags dem Leser bewusst zu machen. Die Probleme sind vielschichtig: Mangel an Arbeitskraft, vor allem Pflegekräften, Überstunden, Ausgebranntsein, Ausländerhass, Lärm in einer Großstadt, Überstunden, Geldmangel. Es geht um die Realität, die allen Lesern wohl durchaus bekannt vorkommt. Kennzeichnend für diesen Roman ist die Erzählart: Knappe, prägnante Sätze in einer Staccato Art. Für mich viel zu nüchtern und emotionslos, sodass die Schicksale der Protagonisten mich nicht berühren konnten. 


 Holm, Ana - Gesichtersammler

Ana Holm erzählt in diesem Roman eine Geschichte eines Serientäters, der besonders gewaltsam und in seinen Methoden, ausgefallen ist. Seine Toten haben kein Gesicht mehr. Stattdessen bedeckt er die Gesichter mit einer Maske aus Vogelfedern. Eine Einführung in die Handlung gibt es nicht, der Leser wird sofort mit der Grausamkeiten konfrontiert. Für einen geübten Thrillerleser dürfte es jedoch kein Problem sein, sich auf die Effekte des Thrillers einzustellen. Die Opfer bleiben in diesem Roman nicht nur im direkten Sinne gesichtslos, sondern auch im Übertragenen. Viel Aufmerksamkeit wird den ermordeten Frauen nicht gewidmet. Der Thriller würde Lesern Freude bereiten, die sich an kurzen, prägnanten Sätzen erfreuen. Die Handlungen werden eher oberflächlich angeschnitten und nicht ausführlich beschrieben. Ich würde den Roman als minimalistisch bezeichnen, kaum Informationen, kaum Beschreibungen, knappe Sprache.


 Mackintosh, Clare- Spiel der Lügner

Hier liegt eine Fortsetzung der Reihe von Clara Mackintosh vor, mit der Hauptdarstellerin Ffion Morgan. Gleich zu Beginn möchte ich sagen, dass ich die Hauptprotagonistin sehr gerne mag. Eine ein wenig freche, junge Frau, die immer eine scharfe Bemerkung auf Lager hat und intelligent genug ist, um ihr Verhalten sympathisch zu finden. Dank Ffion habe ich den Thriller lesen wollen. Auch die Thematik von diesem Buch hat mich angesprochen: Reality-Show, ein Thema, das man wunderbar spannend erzählen kann. Diesmal, wie so oft, geht es um Geheimnisse der Teilnehmer, die nach und nach offenbart werden, wovon die Teilnehmer vor dem Beginn der Show noch nicht wussten. Der Sender hat es als Ziel, die Teilnehmer bloßzustellen. Gemein, aber so ist das Business. Die Voraussetzungen für einen unterhaltsamen Thriller waren auf jeden Fall vorhanden. Doch bedauerlicherweise, hat mich das Buch nicht überzeugt. Viel zu lange braucht die Autorin, um zum Kern des Problems zu kommen und die Geschichte tatsächlich zu beginnen. Denn zum Anfang geht es um leere Dialoge, Plattitüden und Banalitäten. Mir hat es wenig zugesagt. Für die Liebhaber, vielen Dialogen und zahlreichen Protagonisten wäre der Thriller sicherlich was. Doch ich bin enttäuscht, da mir das 1. Buch der Reihe ausgesprochen gut gefallen hat. Dennoch werde ich die Fortsetzung auf jeden Fall lesen, da Clara Mackintosh schon ein mal bewiesen hat, dass sie ausgesprochen lebendig und spannend erzählen kann. Außerdem freue ich mich auf das Wiedersehen mit der Hauptprotagonistin.


 Browne, Robert Gregory - Totenkult - Finde die Wahrheit

Die Geschichte erzählt von einem True Crime Reporter Nick Vargas. Seine Recherche führte ihn nach Mexiko, und er wird Zeuge eines grausamen Verbrechens, bei dem mehrere Personen aus nächster Nähe grausam umgebracht werden. Casa de la Muerte heißt der Ort, an dem die Gruppe von Nonnen brutal hingerichtet wird. Als Vargas sich dem Verbrechen nähert, erfährt er zu seinem Erstaunen, dass unter der Ermordeten auch eine Amerikanerin war, doch dies wird von der Mexiko Polizei verheimlicht. Was steckt dahinter? Und wieso versuchen die Behörden, die Wahrheit zu vertuschen? Gefährliche Suche nach der Wahrheit beginnt. 

Von der ersten Seiten an spannend, erzählt Robert Brown die Geschichte eines erschreckenden Verbrechens. Was für diesen Thriller typisch ist, sind die unerwarteten Wendungen. Der Roman ist in mehrere Teile unterteilt und in jedem kommt eine noch spannendere Komponente hinzu. Unerwartet und ausgefallen. Mit der Wendungen habe ich als Leserin keinesfalls gerechnet. Die Kapitel werden aus der Sicht verschiedener Protagonisten erzählt, sind recht kurz gehalten, sodass das Gefühl entsteht, dass die Handlung sich sehr schnell entwickelt. Ein hohes Tempo ist für "Totenkult" kennzeichnend. Die Hauptthematik des Romans entwickelt sich nach und nach, und erst im letzten Drittel wird es näher mit dem Hintergrund des Verbrechens, schrecklichen Machenschaften einer Sekte, beschäftigt. Doch der Weg dahin ist fesselnd. Mit großem Vergnügen habe ich die Geschichte verschlungen. Der Roman ist wahrlich ein Pageturner. Sehr spannend und gut zugänglich. Kein angestrengtes Lesen, sondern pure Unterhaltung. Allerdings eine Warnung für die Leser, die mit Grausamkeiten in der Literatur nicht gut zurechtkommen. Der Thriller hat es in sich.


 Gray, David - Instinct – Der Tod in den Wäldern

Erzählt wird eine dystopische Geschichte aus Europa in 100 Jahren. Die Menschheit will das Klima retten und errichtet dafür große Naturreservate, die nur für die Mitarbeiter, Hüter der Wälder und Parks, zugänglich sind. Menschen haben sich zum Leben in die modernen Metropolen zurückgezogen. Die Hauptdarstellerin der Geschichte Elena wird befördert und in einem Naturreservat als Wildhüterin an der Nähe zu der polnischen Grenze eingesetzt. In einem überwiegend männlichen Team wird es deutlich, dass auch in 100 Jahren es eine unterschiedliche Behandlung von Frau und Mann im Beruf und im Leben gibt. Aber das nur noch so am Rande. Die Aufgabe des Teams ist das Überwachen der Wildpopulationen und Kampf mit den Wilderern. Außerdem ist vor vier Jahren ein Teammitglied verschwunden, sein Verschwinden wirft immer noch Fragen auf, sodass Elena und ihr Kollege Antworten auf das Rätsel zu finden hoffen. 

Die Thematik des Romans fand ich sehr ansprechend, auch die sprachliche Anpassung an die neu dazugekommenen Wörter, Begriffe und Ausdrücke war durchaus interessant. Als Leser braucht man jedoch einen Moment, bis man sich mit den Begriffen vertraut gemacht hat. Zusätzlich kurze Erwähnungen über das Leben in der Zukunft, in der Metropole, religiöse Eigenheiten, neue Musik- und Modetrends fand ich sehr unterhaltsam. Allerdings hätte ich diese Themen ausführlicher begrüßt. Was mir jedoch nicht zugesagt hat, war die langsame Entwicklung der Geschichte. Bei dreihundert Seiten hätte der spannende Teil der Story viel eher beginnen sollen. Doch so auch nach 150 Seiten fand ich die Entwicklung viel zu gemächlich und ohne ausdrücklicher Spannung. Durchaus interessante Idee zu dem Roman und für Liebhaber der Thematik auf jeden Fall ein Gewinn.
 

Nesbø, Jo - Blutmond

Es ist inzwischen das 13. Buch der Reihe von einem Bestsellerautor Jo Nesbø. Auf seine Thriller ist Verlass, wie auch auf seinen Hauptcharakter, der immer ein Stoff zum Nachdenken liefert. Harry Hole wird von vielen Leser als ein problematischer Charakter angesehen, da er von Schicksalsschlägen geplagt und von Alkoholkrankheit gezeichnet ist. Zahllose Abstürze liegen hinter ihm. Auch in diesem Roman berappelt sich der fähige Ermittler nach einem Zusammenbruch und dem Verfall dem Alkohol, doch ich mag Harry Hole ausgesprochen gerne. Mir sind menschliche Charaktere, die Ecken und Kanten haben und wie auch im realen Leben eine Menge Probleme mit sich bringen. Mit großer Freude an seinem Intellekt und seinen Fähigkeiten habe ich die Arbeit von Harry Hole, der diesmal als ein privat engagierter Ermittler arbeitete, verfolgt. Auch der Fall bestacht durch seine Besonderheiten, zum Teil reichlich eklig, doch auch informativ und ausgefallen. Brutal, unerbittlich, zum Teil schockierend, aber durchgehend fesselnd erzählt. Eine komplexe, zum Teil ein wenig verworrene Handlung ist typisch für den großartigen Autor. Meine Empfehlung hat dieser Thriller auf jeden Fall. Doch ich würde auf jeden Fall den Lesern nahelegen, diese Reihe von Anfang an zu lesen.
 

 McNamara, Luna - Psyche und Eros

Dank der Prophezeiung des Orakels von Delphi wird Psyche, Prinzessin von Mykene, zu einer Heldin erzogen. Trotz der Tatsache, dass sie ein Mädchen ist, legt ihr Vater, der König, darauf Wert, seine Tochter in allen kämpferischen Künsten zu unterrichten. Mit der Prophezeiung im Hinterkopf, dass Psyche eines Tages eine bedeutende Heldin sein wird, wächst das Mädchen auf. Als Eros einen Auftrag bekommt, die Psyche zu einer unerfüllten Liebe zu verdammen, sticht er sich selbst an dem Pfeil, und verliebt sich unsterblich in die schöne Psyche...

Eine schöne, fesselnde Geschichte aus der griechischen Mythologie. Mit Freude habe ich den Erzählstil des Romans registriert. Anstatt eines altbackenes, geschwollenen Stils, das für viele mythologischen oder märchenhaften Sagen eigen ist, begrüßt die Autorin ihre Leser mit einer lebendigen, durchaus modernen Sprache, die jedoch die Atmosphäre der Handlung sehr gut wiedergeben vermag und den Leser trotz der eher zeitgenössischen Ausdrucksweise in die Welt des Mythos von Psyche und Eros versetzt. Insgesamt fand ich den Erzählstil erfrischend, flüssig, gefühlvoll und auch spannungsgeladen. Die Charaktere der Geschichte zeichnen sich durch Ecken und Kanten aus, die wirkten auf mich authentisch und gut vorstellbar. Besonders imponiert hat mir, dass die Liebesbeziehung nicht gewaltsam in das Zentrum des Geschehens gerückt wurde, sondern viele anderen Aspekte, die in dieser Saga eine wichtige Rolle spielen, nicht nur am Rande erwähnt wurden. Eine unterhaltsame Darbietung einer Weltbekannten mythologischen Saga.

 Fields, Helen - The Institution

Helen Fields hat sich inzwischen als eine fähige Thrillerautorin fest etabliert. Ich mag ihre Bücher sehr gerne. Auch der neue Roman "The Institution" hat mich überzeugt. 

Diese Geschichte ist etwas anders, als gewalt- und actionreiche Thriller, die auf atemlose Spannung aus sind. Hier geht die Autorin eher gemächlich, ruhig und nüchtern vor. Doch dies gilt nur zum Beginn des Romans bis etwa die Hälfe. Die Geschichte spielt sich in einer psychiatrischen Hochsicherheitsanstalt, wo psychopathischen Straftäter, mehrfache Mörder untergebracht sind. Auch wenn der Leiter der Klinik die Insassen als Gäste bezeichnet, weiß jeder der Anwesenden ganz genau, um welches Kaliber der Mörder sich bei der Patienten handelt. 

Hierhin führt der Berufsweg, die fähige Dr.Connie Woolwine, die sich als ausgezeichnete Profilerin bewährt hat. Sie hat die Fähigkeit, sich in die Mörder zu versetzen. Die erste Hälfte des Romans berichtet von ihren verdeckten Ermittlungen innerhalb der Anstalt. Auf ein Ort reduziert, mit nicht allzu vielen Charakteren ist der Roman recht intensiv und bereitet Spaß über die Ermittlungen und Arbeit mit Insassen zu lesen. Ganz besonders haben mir die Kapitel, die immer einem einzelnen Täter gewidmet waren, gefallen. Eindringlich und düster. 

Die zweite Hälfte des Romans ändert sich jedoch im Tempo der Erzählung. Ein Ereignis jagt das andere, das Geschehen entwickelt sich schnell. Die Änderung der Erzähltaktik und des Tempos fand ich gekonnt eingesetzt. Den Rest der Geschichte liest man in einem Fort. 

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Erfrischend fand ich, dass das Setting und Konzentration auf wenige Protagonisten nicht unter typischen Thriller einzuordnen sind. Eine fesselnde Geschichte. Dieser Autorin bleibe ich treu.