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 Schäuble, Martin - Alle Farben grau

Ein großartiger Roman von Martin Schäuble. Unerschrocken ehrlich, was man häufig in der Literatur, besonders in der modernen Zeit, kommt mir so vor, nicht findet. Immer mehr Autoren neigen dazu, die Situationen zu skizzieren, anzureißen, anzudeuten, wenige sprechen ungeschönten Klartext, gerade bei solchen schwierigen Themen, wie die, die in diesem Roman behandelt werden. In dieser Geschichte geht es in erster Linie um Depression und der Sehnsucht nach dem Tod. Suizid ist ein Thema des Romans und begleitet den Leser von Beginn an. Erzählt wird über einen Jungen, der aus der tiefsten Seele nicht mehr leben will. Mit 16 Jahren nimmt er sich das Leben, und der Leser begleitet ihn quasi in diesem Roman auf dem Weg dahin. Die Problematik des Jungen wird deutlich: Depressionen, mangelndes Selbstvertrauen, Asperger-Syndrom. Was für die Leser, wie auch vermutlich für alle Hinterblieben ungeklärt bleibt, ist das hundertprozentige Verstehen, wieso ein Mensch diese Entscheidung letztendlich trifft: freiwillig aus dem Leben zu treten. 

Der Erzählstil ist emotional einfühlsam, in keiner Weise verletzend oder nicht taktvoll genug, und dabei so unerschrocken ehrlich. Dass diese problematische Thematik in diesem Buch angesprochen wird, rechne ich dem Autor und den Eltern des Jungen, auf dessen wahren Geschichte dieser Roman basiert, hoch an. Vielen Dank an dieser Stelle, dass sie ihre Geschichte mit den Lesern geteilt habt. Es soll eine Hilfestellung oder zumindest Verständnis für alle Betroffenen Kinder darstellen, was es auch tut. Trotz der Thematik ist der Roman unglaublich leicht und stellenweise komisch. Der berichtet nicht vom Tod, sondern vom Leben, vom Wert eines jeden einzelnen Menschen, von der Wichtigkeit jedes Einzelnen in dem Gesamtbild des Lebens. Sehr zu empfehlen. 

Baldini, Laura - Aspergers Schüler

Kurzbeschreibung:

Als die junge Psychologin Sarah 1986 zu Forschungszwecken nach Wien zieht, kommt sie der erschütternden Geschichte einer Klinik während der Nazi-Zeit auf die Spur:

Wien, 1926: Erich ist acht Jahre alt, als er in die Uniklinik zu Dr. Hans Asperger kommt. Erich sieht die Welt nicht wie andere Kinder. Er kann hochkomplexe mathematische Probleme lösen, aber es fällt ihm schwer, seine Gefühle zu zeigen. Nach schrecklichen Jahren in einer Pflegefamilie wird er hier ganz anders behandelt. Man hört ihm zu, man versteht ihn. Die Krankenschwester Viktorine schließt Aspergers kleinen Schüler ganz besonders ins Herz. Für sie bricht eine Welt zusammen, als die bahnbrechende Arbeit ihrer Abteilung vom NS-Regime vereinnahmt wird. Während Asperger sich mit den neuen Machthabern arrangiert, ist Viktorine entsetzt, als sie erfährt, was an der Klinik am Spiegelgrund vor sich geht. Für Erich wird es lebensgefährlich.

 Meine Gedanken zu dem Roman:

Mit großer Freude habe ich den Roman über den genialen und auch umstrittenen Dr. Hans Asperger (1906-1980) gelesen. Der österreichische Kinderarzt und Leiter der Heilpädagogischen Abteilung für Kinder der Uniklinik Wien wurde dadurch bekannt, dass er als erster eine Erkrankung, oder besser gesagt ein bestimmtes Verhalten autistischer Kinder als Asperger-Syndrom, der nach ihm benannt worden ist, beschrieben hat. Er hat eine völlig neue Richtung in der Behandlung und Umgang mit betroffenen, genialen Kindern vorgegeben. Leider ist seine Karriere nicht nur vom Positiven und großem Verdienst gekennzeichnet. Als die Mitarbeiter der Klinik 1938 von Naziregime fliehen mussten, ist Dr. Asperger geblieben. Seine bis heute nicht in allen Fragen klare Rolle ist nicht ganz durchleuchtet, doch der Verdienst des bemerkenswerten Arztes und Kenner der kindlichen Entwicklung und Psyche ist unbestritten. 

Der Roman basiert auf wahren Begebenheiten und wird in zwei Zeitebenen erzählt. Zu einem haben wir die Jahre um 1936 in der Heilpädagogischen Abteilung der Kinderklinik, zu anderem verfolgen wie die Nachforschungen einer jungen Psychologiestudentin im Jahr 1986. Für Abwechslung und ein besseres Verständnis und Empathie sorgen die unterschiedlichen Erzählperspektiven. Besonders die Ich-Perspektive des betroffenen Jungen bleibt einem in Erinnerung. Die damalige NS-Zeit wird unbeschönigt dargestellt. Stellenweise ist der Roman sehr schwer verdaulich. Doch dies alles muss gesagt werden. Es ist vom Vorteil, wenn nicht nur das Positive an einem historischen Erreignis dargestellt wird, die Menschen dürfen die Gräueltaten dieser Zeit nicht vergessen. Ein lesenswerter Roman, der in einer recht einfachen Sprache verfasst worden ist.