Falk, Thilo - White Zero: Die Kälte ist dein Tod

Bei dem neuen Buch des Autors handelt es sich um einen Klima-Thriller. Mitteleuropa, vor allem Deutschland, das Land, das in dem Roman die Hauptrolle spielt, wurde von einer Klimakatastrophe heimgesucht. Die Kälte, Eis und Schnee halten das Land gefangen. Das Leben aller, vor allem aber Menschen mit einem Durchschnittseinkommen, ist in Gefahr. Die steigenden Preise auf Strom und Gas, lassen die Menschen die Heizungen abschalten, denn die Preise sind nicht mehr zu bezahlen. Die Infrastruktur der Ortschaften, die von der eisigen Kälte betroffen sind, ist zerstört. Die Hauptprotagonistin, eine Geophysikerin, wie auch einige mehr, versuchen der Klimakatastrophe auf den Grund zu gehen. 

Was mir wenig gefallen hat, ist die Tatsache, dass der Autor in diesem Thriller jeden Trend mitgenommen hat, was nur ging. Jugendlichen, die eine Organisation zum Klimaschutz betreiben, homosexuelles Paar, Gendern - was ich besonders störend in der Literatur finde. Neu erfundene Worte braucht die Welt der Literatur meines Erachtens nicht, denn wir haben eine wunderschöne Sprache. Die Charakterengestaltung kann ich auch nicht positiv bewerten, da die mit einer gewissen Distanz dargestellt worden sind, die dem Leser nicht möglich macht, diese sympathisch zu finden. Die logische Entwicklung der Geschichte ist leider auch nicht überzeugend. 

Was mir gut gefallen hat, sind die massenhaft viele Orte, an denen die Geschichte spielt, wie auch umfangreiche Anzahl von Protagonisten. In der Regel finde ich solche komplexen Darstellungen und Handlungen sehr spannend. Doch hier hat mir im Grunde die Spannung gefehlt. Bedauerlicherweise fand ich die Geschichte in großen Teilen einfach langweilig. Vielleicht für die Klimathriller begeisteren Leser wäre "White Zero" eine Empfehlung.


 Jones, Edward P. - Die bekannte Welt

Dies hier ist der erste Roman von Edward Jones, der gleich mit Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde. Erzählt wird die Geschichte eines Schwarzen zur Zeit der Sklaverei. Henry wurde von seinem Vater, der zuvor sich, dann auch seine Frau und später seinen Sohn, freigekauft hat. Henry wächst selbst zu einem Plantage- und Sklavenbesitzer. Ein Schwarzer, der über andere Schwarzen bestimmt. Er übernimmt die Werte und Normen der Weißen zu damaligen Zeit. Daher auch der Titel des Romans, es ist eine bekannte Welt für Henry. 

Plastisch und lebendig wird der Alltag des Sklavenhandels und Sklavenhaltens dargestellt. Die Meinung des Autors zu dem Thema, seine Haltung kommen durchaus in dem Roman zu Geltung. Ob die Einsichten richtig oder falsch sind, muss der Leser selbst entscheiden. Sklavenhaltung, die "Logik" dahinter, Rassismus werden anhand der fiktiven Charaktere behandelt. Der Erzählstil ist zum Teil derb, vermutlich realitätsnah und nicht immer in dem Tonfall nachvollziehbar. Viele Passagen, besonders die, die menschliche Abgründe behandeln, haben mich beeindruckt, doch es gab auch einiges in dem Roman, das ich nicht mochte. Das Skizzenhafte oder die viele kleinen Geschichten in Geschichte war für mich weniger zugänglich. Insgesamt vermittelt dieser Roman einen guten Eindruck vom Leben und der Gesellschaft der damaligen Zeit. Eine lesenswerte Geschichte.


 Ware, Ruth - Zero Days

Ruth Ware als Thrillerautorin ist für mich ein Muss. Ich liebe ihre Art zu erzählen, wie auch ihre ausgefallenen Ideen. In dem neuen Roman der Autorin geht es um eine schwierige, traurige und eindringliche Geschichte einer jungen Frau. Da ich davor nicht einmal die Kurzbeschreibung zu dem Roman gelesen habe, weil ich zu den Büchern der Autorin blind greife, kam für mich das 1. Kapitel extrem überraschend. Ein Anfang, der gleich zu Beginn überzeugt und keine Zeit für die Entwicklung braucht, sondern sogleich in das Geschehen hineinkatapultiert. Von der ersten Seite fesselnd erzählt. Zu dem Inhalt möchte ich nicht allzu viel sagen, denn mit wenigen Worten kann man schon in diesem Fall zu viel verraten. Selbstlesen würde ich aber auf jeden Fall empfehlen. Der Roman besticht in diesem Fall nicht nur mit actionreicher Unterhaltung, sondern mit viel Drama und Gefühl. Die Darstellung der Protagonisten ist sehr gut gelungen, plastisch, lebendig und authentisch wirkten die Figuren auf mich. Die Hauptdarstellerin habe ich in mein Herz geschlossen und muss zugeben, dass ich einige Male den Atem angehalten habe und mir große Sorgen um sie gemacht habe. Noch besser gefiel mir der Ehemann von Jack. Ein Paar, dem man als Leser alles Glück der Welt wünschen würde. Auch wenn ich den Verdacht, wer der Täter ist, relativ schnell hatte, hat es die Spannung nicht gemildert. "Zero Days" ist spannend, durchaus informativ und unterhaltsam. Außerdem fand ich die Idee zu dem Roman erfrischend. Ich würde das Buch gerne weiterempfehlen. Mir hat der Roman unterhaltsame, fesselnde Lesestunden beschert.


 Marly, Michelle - Der Glanz der Zukunf

Diesen Roman wollte ich Dank der Autorin lesen. Da ich schon andere Bücher von ihr kannte, war "Der Glanz der Zukunft" für mich ein Muss. Anschaulich, lebendig und fesselnd erzählt die Autorin die Geschichte von Loulou de la Falaise. Eine Mischung aus Fiktion und Fakten liegt der Story zugrunde. Mit der Hauptdarstellerin dieses Romans ist Michelle Marly eine authentisch wirkende Figur gelungen, deren Weg man als Leser gerne verfolgt. Unkonventionelle und fortschrittliche Loulou sucht nach ihrem Weg in diesem Leben, dabei trifft sie die mutigen Entscheidungen und besticht mit ihrem freundlichen, wachen und lieben Charakter. Sie uns ihre Freunde führen ein Bohèmeleben, das nicht bei jedem ein Einklang der Zustimmung findet. Tiefgründigkeit hat dem Roman jedoch gefehlt. Für den ersten Eindruck vom Leben der Muse und Assistentin von Yves Saint Laurent reicht diese Geschichte vollkommen.


 Beer, Elisabeth - Die Bücherjägerin

Sarah ist Bücherjägerin, Kartensammlerin und Restauratorin, sie liebt Manuskripte und alte Landkarten und kann generell besser mit Büchern als mit Menschen umgehen... Eine für Bücherwürmer durch und durch sympathische Figur. Die Geschichte dreht sich um Bücher, Reise und das Zwischenmenschliche, doch vielseitig ist der Roman nicht. Auch die Reise nach Frankreich oder die zarte Liebesgeschichte reisen die Story nicht raus. Es handelt sich bei diesem Buch um einen leichten Unterhaltungsroman, der zwar durchaus nett zu lesen ist, aber keine bleibenden Eindrücke hinterlässt. Allerdings spürt der Leser, dass die Autorin ihr ganzes Herzblut in die Geschichte reingesteckt hat. Und ich bin mir sicher, bei einer passenden Gelegenheit macht diese Story durchaus Spaß. Für mich blieb der Roman bedauerlicherweise zu unbedeutend und ausdruckslos. Zu viele Themen, zu viel angerissen und dennoch fehlte die Tiefe. Ich kenne zwar viele Leser, die an diesem Roman ihre Freude hätten, doch mein Fall, war es leider nicht.


 Eschbach, Andreas - Eine Billion Dollar

Ein durchschnittlicher Mann, mit null Ambitionen, erbt eine unerhörte Summe Geld, mit der Verweis, dass er eine Prophezeiung erfüllen wird, die Menschheit zu retten. Das neue Leben beginnt und erweist sich alles andere als sorgenlos... 

Ein grandioser Unterhaltungsroman, wie man die selten liest. Intelligent, akribisch recherchiert und, was für viele Leser eine große Rolle spielt, absolut fesselnd. Wie schon in anderen seinen Werken bewiesen, zeigt der Autor auch in diesem Roman beinahe schon hellseherischen Fähigkeiten, was die Zukunft betrifft. Man solle bedenken, dass die Erstveröffentlichung des Buchs schon in 2001 stattfand. Unter diesem Aspekt ist die Lektüre noch außergewöhnlicher und spannender. 

Andreas Eschbach bietet mit diesem Roman nicht nur hervorragende Unterhaltung, er vermittelt unaufdringlich Wissen über die Finanzwelt und bringt die Leserschaft zum Nachdenken. 

Für alle Leser, die sich noch nicht mit dem Wesen des Geldes auseinandergesetzt haben, bietet dieser Roman nicht nur spannende Unterhaltung, der vermittelt Wissen. Für alle anderen ein fesselnder Wissenschaftsroman. Von mir gibt es begeisterte fünf Sterne.

 

Baldini, Laura - Aspergers Schüler

Kurzbeschreibung:

Als die junge Psychologin Sarah 1986 zu Forschungszwecken nach Wien zieht, kommt sie der erschütternden Geschichte einer Klinik während der Nazi-Zeit auf die Spur:

Wien, 1926: Erich ist acht Jahre alt, als er in die Uniklinik zu Dr. Hans Asperger kommt. Erich sieht die Welt nicht wie andere Kinder. Er kann hochkomplexe mathematische Probleme lösen, aber es fällt ihm schwer, seine Gefühle zu zeigen. Nach schrecklichen Jahren in einer Pflegefamilie wird er hier ganz anders behandelt. Man hört ihm zu, man versteht ihn. Die Krankenschwester Viktorine schließt Aspergers kleinen Schüler ganz besonders ins Herz. Für sie bricht eine Welt zusammen, als die bahnbrechende Arbeit ihrer Abteilung vom NS-Regime vereinnahmt wird. Während Asperger sich mit den neuen Machthabern arrangiert, ist Viktorine entsetzt, als sie erfährt, was an der Klinik am Spiegelgrund vor sich geht. Für Erich wird es lebensgefährlich.

 Meine Gedanken zu dem Roman:

Mit großer Freude habe ich den Roman über den genialen und auch umstrittenen Dr. Hans Asperger (1906-1980) gelesen. Der österreichische Kinderarzt und Leiter der Heilpädagogischen Abteilung für Kinder der Uniklinik Wien wurde dadurch bekannt, dass er als erster eine Erkrankung, oder besser gesagt ein bestimmtes Verhalten autistischer Kinder als Asperger-Syndrom, der nach ihm benannt worden ist, beschrieben hat. Er hat eine völlig neue Richtung in der Behandlung und Umgang mit betroffenen, genialen Kindern vorgegeben. Leider ist seine Karriere nicht nur vom Positiven und großem Verdienst gekennzeichnet. Als die Mitarbeiter der Klinik 1938 von Naziregime fliehen mussten, ist Dr. Asperger geblieben. Seine bis heute nicht in allen Fragen klare Rolle ist nicht ganz durchleuchtet, doch der Verdienst des bemerkenswerten Arztes und Kenner der kindlichen Entwicklung und Psyche ist unbestritten. 

Der Roman basiert auf wahren Begebenheiten und wird in zwei Zeitebenen erzählt. Zu einem haben wir die Jahre um 1936 in der Heilpädagogischen Abteilung der Kinderklinik, zu anderem verfolgen wie die Nachforschungen einer jungen Psychologiestudentin im Jahr 1986. Für Abwechslung und ein besseres Verständnis und Empathie sorgen die unterschiedlichen Erzählperspektiven. Besonders die Ich-Perspektive des betroffenen Jungen bleibt einem in Erinnerung. Die damalige NS-Zeit wird unbeschönigt dargestellt. Stellenweise ist der Roman sehr schwer verdaulich. Doch dies alles muss gesagt werden. Es ist vom Vorteil, wenn nicht nur das Positive an einem historischen Erreignis dargestellt wird, die Menschen dürfen die Gräueltaten dieser Zeit nicht vergessen. Ein lesenswerter Roman, der in einer recht einfachen Sprache verfasst worden ist. 

Hjorth, Michael/Rosenfeldt, Hans - Die Schuld, die man trägt

Kurzbeschreibung:

Ein neuer Fall für Sebastian Bergman!

Nachdem bei der Reichsmordkommission ein Kollege als Mörder entlarvt wurde, soll die Sondereinheit unter Leitung von Sebastians Tochter Vanja Lithner aufgelöst werden. Da erhält sie einen Anruf: Eine Frau wurde außerhalb von Västerås ermordet aufgefunden, in einem Schweinemastbetrieb. An die Stallwand hat jemand in blutroten Buchstaben geschrieben: «Löse den Fall, Sebastian Bergman!».
Vanja trommelt die verbliebenen Mitglieder des Teams zusammen. Um jeden Preis will sie den Fall aufklären und den Ruf der Reichsmordkommission retten. Doch dazu braucht sie auch Sebastians Hilfe.

«Die Bergman-Serie birgt echte Suchtgefahr.» Westdeutsche Zeitung

Meine Gedanken zu dem Roman:

Die Westdetusche Zeitung hat absolut Recht. Diese Reihe hat Suchtpotenzial. Lang erwartet und endlich da. Die Fortsetzung der Reihe, die ich zu den Besten Krimireihen zähle. Die Figur des Hauptdarsteller ist unschlagbar in der Hinsicht, dass der Mann einen eigenen, einzigartigen Charakter hat. Nicht immer beliebt, nicht immer sympathisch und doch hängt man als Leser an seinen Gedanken und Handlungen. Mit großem Vergnügen habe ich bei diesem Band der Reihe festgestellt, dass die Autoren von ihrem Vorgehen in dem Verlauf der Geschichte nicht abgekommen sind. Es geht immer noch im Großen Teil der Story um das Private und das Zwischenmenschliche. Was in meinen Augen die Geschichte so einzigartig macht. Der Fall ist durchaus interessant gewesen und mit Spannung erzählt. Mit manchen Wendungen habe ich nie und niemals gerechnet, doch für mich liegt der Hauptaugenmerk auf den Charakteren und deren Leben. Großartige Fortsetzung. Diese Reihe empfehle ich uneingeschränkt weiter und freue mich sehr, dass die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt worden ist. 

 

 Grünberg, Arnon - Gstaad

Der Roman "Gstaad" von dem niederländigschen Autor Arnon Grünberg ist bereits 2002 erschienen, doch erst jetzt wagte der Aufbau Verlag die Übersetzung ins Deutsche. Meiner Meinung nach eine sehr gute Entscheidung. 

Der Roman "Gstaad" ist auf keinen Fall ein Wohlfühlbuch, doch eine extrem intensive Leseerfahrung. An alle Leser, die sich von einer anspruchsvollen Lektüre nicht abschrecken lassen, würde ich das Buch empfehlen. 

Die Geschichte wird in den Medien häufig als ein Schelmenroman beschrieben, doch dies klingt in meinen Ohren zu harmlos für diese Ansammlung von Sünden und Untaten. Der Hauptprotagonist der Geschichte ist ein völlig gestörter Mensch, der sich im Erwachsenenalter als Hochstapler durch das Leben mogelt. Doch die Geschichte von François Lepeltier beginnt viel früher, und zwar mit seiner Geburt. Seine Kindheit hinterlässt beim Leser tiefe Spuren, ich muss zugeben, dass mein Geist sich zwischen Erschütterung und Ekel bewegt hat. Die Erziehung, oder besser gesagt, das fehlen eine Erziehung und die Erfahrungen in der Kindheit, wo der Autor auch von sexuellen Übergriffen nicht zurück schreckt, machten aus dem Protagonisten den Menschen, der er später war. Eine durch und durch nachvollziehbare Entwicklung. Ich muss zugeben, dass ich dem Hauptcharakter gegenüber, wie auch seiner Mutter, Mitgefühl empfand, denn in deren Welt ist die Vorstellung von Familie, Zuneigung, Liebe nur in einer pervertierten Form vorhanden. Das Lesen dieses Werks gestalltete sich nicht einfach, aus einem ganz einfachen Grund. Häufig wurde ich von Gefühlen übermahnt, zu morbid, zu eklig war für mich diese Geschichte. 

Doch in der erzählerischen Stärke unschlagbar. Man solle sich als Leser auf eine Lektüre einstellen, die einen gefühlsmässig fordert. Es ist ein radikales Buch, von dem ich sagen würde, es ist reine Provakation. Absolut lesenswert, doch man solle sich bereit machen für die dunklen, unschönen Seiten des Lebens.


 Polat, Yasmin - Im Prinzip ist alles okay


Diesem Roman wünsche ich mehr Leser.

In der Geschichte geht es um eine junge Frau von dreißig Jahren, die Mutter geworden ist, und von Selbstzweifel geplagt wird. Wie soll sie eine gute Mutter sein? Wie soll sie der Welt gerecht werden? Selbstzweifel und Wunsch nach Anerkennung machen das Leben von Myriam nicht leichter. Die Mutterschaft bringt die Protagonistin dazu, sich mit ihrer Kindheit

auseinanderzusetzen, denn sie leidet zu all den anderen Schwierigkeiten, die wohl die meisten Menschen betreffen können, noch an Depressionen. Die Therapie bewirkt, dass sie sich erinnert. Die Kindheit von dieser jungen Frau wurde von Gewalt in der Familie geprägt.

Als Leser hat man es nicht leicht. "Im Prinzip ist alles okay" ist weiß Gott, keine leichte Kost. Mit einer nüchternen Stimme erzählt die Autorin von schrecklichen Dingen, und wenn man sich in die Protagonistin einfühlt, was einem nicht schwer fällt, dann durchlebt der Leser eine Maße an negativen Emotionen. Der Leser leidet mit Myriam und wünscht sich, dass sie zurecht kommt und letztendlich sich von den belastenden Erlebnissen befreien kann. Nicht alles ist leicht nachzuvollziehen, doch bewegend ist der Roman auf jeden Fall.

Manche Kritiker meinen, dass die Geschichte trotz allem stellenweise humorvoll sei. Doch auf mich wirkte es nicht so. Hier und da ironisch, das stimmt, doch als humorvoll würde ich keine Szene in dem Buch bezeichnen. Der Roman hat eine große Wirkung, denn er erzählt von Dingen, die Wahr sind. Voll und ganz überzeugend. Ein aufwühlendes Debüt.


 Bernard, Caroline - Ich bin Frida

Als ein großer Fan der Künstlerin wollte ich den neuen Roman von Bestsellerautorin Caroline Bernard unbedingt lesen. Gleich vorweg, hier wird nicht die ganze Lebensgeschichte der Malerin erzählt, sondern nur ein Ausschnitt aus ihrem bewegten Leben. In diesem Roman geht es um die Anerkennung als Künstlerin, den Weg von Frida Kahlo in die Künstlerszene. Alles, was in dieser Phase ihres Lebens ereignet hat, wird von der Autorin detailliert, lebendig und emotional dargestellt. Es muss nicht gesagt werden, dass der Roman von Caroline Bernard gut recherchiert ist. An alle Interessierten, die sich mit diesem Lebensabschnitt der Künstlerin beschäftigen möchten, würde ich das Buch weiterempfehlen. Ich persönlich habe aus dem Roman kaum was Neues erfahren, denn ich hatte schon vorher biografische Romane über die großartige und mutige Frau gelesen. Dennoch hat mich die Geschichte, die sehr gut den Charakter und die Persönlichkeit von Frida Kahlo beleuchtet, gut unterhalten. Außerdem mag ich den Erzählstil der Autorin. Insgesamt eine gut gelungene Romanbiografie.


 Pribil, Nina - Husband Material: Gefährliche Leidenschaft

Bei dem vorliegenden Roman handelt es sich um eine erotische, leidenschaftliche Geschichte einer Begegnung mit einem Hang zu einem leichten Thriller. Die Hauptprotagonistin Olivia Green macht sich nach dem tragischen Tod ihrer berühmten Schwester, zu ihrem Haus an der britischen Nordseeküste, um die Angelegenheiten ihrer Schwester zu regeln. Obwohl die Schwestern sich nicht nahe standen und Olivia kaum etwas aus dem Leben ihrer Schwester kannte, nimmt sie die Tragödie ganz schön mit. Zusammen mit ihrer kleinen Tochter lässt sie sich im Haus der Schwester nieder. Ihr Start in diesem kleinen Ort ist holprig, denn die Einwohner treten ihr gegenüber feindselig auf. Gleich nach der Ankunft lernt sie Henry kennen, mit dem sie im Nachhinein eine erotische Beziehung verbindet.

Von der Kurzbeschreibung fand ich den Roman ansprechend und freute mich auf die spannende, erotische Geschichte. Die habe ich auch bekommen. Der Anfang der Story dauerte recht lange, und vom Sprachlichen her, ist der Roman keine literarische Höchstleistung, doch ich denke, bei dieser Art von Literatur, erwartet dies auch keiner. Die Spannung um ein Geheimnis wird erst spät in der Geschichte aufgebaut, erst bei 40 % der Story, kommen Thrillerelemente hinzu. Erotik und Leidenschaft spielen in dem Roman eine bedeutende Rolle und obwohl die Handlungen der Charaktere nicht immer nachvollziehbar waren, konnte ich diese doch verstehen. Diesen Roman würde ich an die Leser von erotischer Spannungsliteratur empfehlen.
 

 Dotan-Dreyfus, Tomer - Birobidschan

Zugegeben, auf dieses Buch war ich sehr neugierig. Ich schreibe selten was zu dem Cover, doch dieses in schwarzen Tönen, hat mich sehr angesprochen. Der Roman von Tomer Dotan-Dreyfus ist insgesamt gut gelungen. Man solle als Leser auf jeden Fall die Sprach der Erzählung loben, die ist lebendig und stellenweise poetisch. Doch die Geschichte lebt von den Charakteren, mit großer Liebe zu den Handlungspersonen zeichnet der Autor deren Leben auf. 

In dem Roman geht es um einen behaglichen, recht kleinen Ort, der im Laufe der Geschichte sich zu einem paradiesischen, beispielhaften entwickelt. Die kleine jüdische Gemeinde liegt im südlichen Teil im Osten von Russland an der Grenze mit China. Birobidschan wird von jüdischen Siedlern, die von Stalin dorthin geschickt worden sind, bewohnt. Er wollte eine jüdisch-sozialistische Autonomie mit diesem Ort schaffen, doch dieser Versuch ließ zum Wünschen übrig. Der Autor stellt jedoch Birobidschan als eine lebhafte, gut funktionierende Gemeinde da, in der es in erster Linie um ihre Bewohner geht. 

Der Roman ist sehr komplex und bietet mit den vielen Figuren, unterschiedlichen Berichtsebenen und zahlreichen Zeitsprüngen, eine Herausforderung für den Leser dar. Der Roman zeichnet sich auch durch den magischen Realismus aus, was mich persönlich eher weniger anspricht. Alles in allem eine gelungene Darstellung der jüdischen Gemeinde in Sowjetunion zu Stalins Zeit. Stellenweise jedoch etwas langatmig, dennoch empfehlenswert.




Pollak, Susanne - Klara spielt nicht mit


 Wer die Kurzbeschreibung zu diesem biografischen Roman liest, hat so gut, wie das Buch selbst gelesen. Außer dem Ende gibt die Kurzbeschreibung des Verlags den vollständigen Roman wieder. Leider, wie ich das fand. Denn für mich blieben kaum überraschenden Wendungen über. Die Hauptprotagonistin der Geschichte Klara wird in dem Roman von ihrer Geburt an begleitet. Der Leser erlebt ihres Erwachsenwerden und vor allem die Problematik, die das Mädchen oder besser gesagt, ihre Gesundheit mit sich bringt. Von Anfang an ist das Schicksal des Mädchens alles andere als einfach, doch in all der Tragik gelang es mir nicht ganz nachzuvollziehen, wie es zu dem dramatischen Ende kam. Auch sonst ließ mich der Roman bedauerlicherweise eher kalt, denn die Handlung, und dabei ging es um einigen Themen, die einem nahe gehen sollten, wie Krieg, Nachkriegszeit, Internierungslager, Juden Dasein unter Nazis, viel beschäftigten Eltern usw., war nicht eindringlich oder lebendig genug. Die Erzählung über das Leben einer Familie war durchaus interessant, doch leider fehlte die Spannung, sodass ich als Leserin wenig Interesse an dem Schicksal der Familie, und vor allem Klara hatte. Voran es liegen mag, mag ich nicht beurteilen, doch bei mir kam die Geschichte nicht in ihrer Ernsthaftigkeit und Gewichtigkeit an. Es hätte bewegender und emotionaler erzählt werden sollen, um das Geschehen einem Leser tatsächlich zugänglich zu machen. Ein durchschnittliches Leseerlebnis für mich. Möge ich mich irren, und die anderen Leser finden womöglich mehr Gefallen an dem tragischen, dramatischen Roman.

Scherzant, Sina - Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne

"Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne"  ist ein literarisches Debüt der Autorin. Gleich zu Beginn hat mich der Titel sehr neugierig gemacht. Nach der Kurzbeschreibung wusste ich, dass ich den Roman lesen möchte, denn Coming-Of-Age Romane sind bei mir willkommen. Und dies hier ist ein typischer Roman über das Erwachsenwerden. 

Die Hauptprotagonistin der Geschichte Katha ist eine von zwei Töchtern der Familie. Sie steht an der Schwelle des Erwachsenwerdens, wohingegen ihre Schwester Nadine noch zarte 8 Jahre alt ist. Katha fühlt sich seit ihrer Kindheit für ihre Lieben verantwortlich. Sei es die Eltern, die eine Krise nach der anderen durchleben, ohne diese zu meistern, sei es die kleine Schwester, die möglichst nichts von alledem mitbekommen soll. Ganz bewusst übernimmt die Katha die Verantwortung für vieles, auch für Dinge, für die sie noch klar viel zu jung ist. 

Am Beispiel dieser Familie zeigt die Autorin hervorragend die Vorgänge, die die Kinder betreffen können, wenn die Eltern sich nicht mehr lieben, scheiden lassen, in Trennung leben, neue Partner haben. Besonders die Eltern von Katha sind maßlos überfordert und um ehrlich zu sein, kümmern sich nicht um das Wohlergehen ihrer Kinder. 

Mit einer Präzision eines Menschen, der die Zusammenhänge gut erkennen kann und auch dem Leser bildlich aufzeichnen, berichtet die Autorin über das Leben der Mädchen, ihrer Mutter und Vater. Bei Lesen kann man nicht anders, als Mitgefühl mit Katha zu haben, denn viel zu früh muss das Mädchen die Bürde der Verantwortung tragen und eine Menge Traurigkeit einstecken. 

Der Debütroman ist meiner Meinung nach gut gelungen, auch wenn er hier und da mal kleine Längen aufweist. Ein berührendes, nachdenklich stimmendes Buch, das ich gerne an die Liebhaber der Coming-Of-Age Romane weiterempfehlen würde. Von mir gibt es 4 Sterne. 
 

 Haushofer, Marlen - Die Mansarde

Dieser Roman von Marlen Haushofer erschien zum ersten Mal 1969. Erst jetzt, Dank der Neuauflage und dem Verlag, bin ich dazu gekommen das Buch zu lesen. Das erzählerische Talent der Autorin ist unbestritten. Grandios erzählt sie eine Geschichte der Einsamkeit in einer Ehe. Nicht nur psychologisch tiefgreifend und präzise im Wortwahl, auch poetisch beschreibend, mit Liebe zum Detail lässt sich dieser kurze Roman sehen. Die Fähigkeiten der Autorin möchte ich feiern, denn ich schätze ihre Erzähltalent sehr. Es ist ein Genuss ihren Gedanken, Beschreibungen und Einsichten zu folgen. Die Geschichte wird in Ich Form erzählt, sodass der Leser sich gut in die Protagonistin, eine Ehefrau der späten Nachkriegszeit, versetzen kann. 

Doch das Thema interessierte mich leider nur wenig. Es geht um das Befinden einer Frau, die in ihrer Ehe sich einsam und unglücklich fühlt. Es gab einen Moment, der den Verlauf der Gemeinsamkeit der Eheleute beeinflusst hat. Wie so oft, auch in der Realität, lag es an der fehlenden Kommunikation. Jeder lebt sein Leben. Die Hauptprotogonistin versinkt in der eigenen Reflektionen, ihrem Unbehagen, ihrem Unglück. Sie seziert regelrecht ihr Seelenleben, und der Leser darf daran teilnehmen. 

Vielen Lesern würde die Geschichte sehr zusagen, denn diese kleine sozialpsychologische Studie einer Hausfrau, Ehefrau, die in ihrem Leben gefangen ist, sehr gut nachvollziebar ist. Der Zustand der Erzählerin ist besorgniserregend, dem Leser ist ihr seelisches Leben greifbar nah, doch die Frage ist, möchte man davon lesen? Ich würde sagen, dass dieser kurze Roman für viele ein Gewinn sein wird. Denn die erzählerische Qualitäten, wie auch die Fähigkeit psychologischen Tiefen aufzuzeigen, großartig sind.


 Brandhorst, Andreas - Splitter der Zeit

Fulminante Space Opera.

Mit über 500 Seiten ist der neue Roman von dem Bestseller-Autor Andreas Brandhorst, ein umfangreicher Schmöker. 

Die Geschichte beginnt mit der Kindheit der Protagonisten, verweilt jedoch nicht allzu lange da. Nach 20 % des E-Books nimmt die Story am Tempo zu und an Actionszenen mangelt es nicht. Die Handlung des Romans ist in weiter Zukunft angesiedelt, es beginnt mit dem Jahr 3233. Die Menschheit lebt seit langer Zeit schon auf anderen Planeten in fernen Galaxien. Doch bei weitem nicht in Frieden, denn die Bedrohung von Harkonia ist aktuell und hartnäckig. Die Honta Königinnen machen das Leben der Menschen schwer. 

Cameron der Hauptprotagonist der Geschichte ist beim Militär, ein genialer Stratege und Soldat, später ein General. Der Roman wird in zwei Teilen erzählt, die sich gänzlich voneinander unterscheiden. Der erste Teil wird von Kämpfen und Actionszenen dominiert, ist etwas melancholisch und nachdenklich. Dabei erfährt man nur wenig über die handelnde Personen, ihr Inneres und die Tiefe bleiben auf der Strecke. In zweitem Teil geht es vielmehr um die Menschen, ihre Gedankenwelt und Ergründung den Vorgängen im All. Mir hat der zweite Teil mehr zugesagt, denn es wurde deutlich ruhiger und besonnener. 

Diesen Roman von einem der etablierten Science-Fiction-Autoren kann man als Militär Sci-Fi bezeichnen. Auf jeden Fall ist es Hard Science Fiction. Sehr technisch und wissenschaftlich. Dennoch möchte ich sagen, leicht verständlich. Was mir ein wenig gefehlt hat, war die Tiefe der Charaktere und deren Privatleben, das doch sehr stark von der Missionen dominiert wurde. Allerdings erkennt man den Autor sehr gut in diesem Roman wieder. Es ist ein typischer Brandhorst Roman, den ich den Liebhabern von Hard Science Fiction empfehlen würde. Von mir gibt es 4 Sterne.


 Gerling, Volker - Redemptio

Ein neuer Roman von einem meiner Lieblingsautoren aus Deutschland. Ich mag den Erzählstil von Volker Gerling und noch mehr seine ausgefallenen Ideen. 

In dieser Geschichte dreht sich alles um ein neu entwickeltes Programm, das die Bevölkerung überwacht, vor allem aber Leute, die kriminell in Erscheinung getreten sind, und eine Gefahr für die Gesellschaft darstellen könnten. Sobald es von dem Programm, das übrigens die Fähigkeit besitzt sich weiterzuentwickeln, Ungereimtheiten festgestellt werden, werden die Betroffenen unschädlich gemacht. 

So ein Programm ist der Innenministerin, die eine Karriere als Kanzlerin anstrebt, sehr gelegen. Doch diese muss in Geheimen bleiben, denn die verstößt gegen das Gesetz. 

Wie gewohnt, hat Volker Gerling ein Thema gewählt, das aktuell und brisant ist. Dennoch gibt es einige Punkte, die mich nicht überzeugt haben, wobei das Thema und die Idee dahinter absolut meins ist. Die Charaktere sind leider blass geblieben, da ich andere Romane des Autors kenne, weiß ich, dass er das viel besser kann. Besonders auf der emotionalen Ebenen lassen die zum Wünschen übrig. Denn, wenn man bedenkt, was für einer Situation die Agierenden ausgesetzt sind, kann man sich eher lebhaftere Reaktionen darauf vorstellen. Der Schreibstil des Autors ist jedoch recht fesselnd. Auch wenn der Roman nach dem spannenden Beginn im ersten Drittel ein wenig ruhiger wird, wollte ich gern wissen wie es weiter geht. 

Insgesamt betrachtet ist das Thema einer sich entwickelnden Künstlichen Intelligenz und der Möglichkeit der Verbrecherbekämpfung zwar nicht neu, doch nach wie vor sehr spannend. Wer die Thematik mag, möge sich ein Bild von dem neuen Roman von Volker Gerling machen. Ich habe es trotz einiger Punkte, die mir weniger zugesagt haben, gern gelesen. Von mir gibt es 4 Sterne.


 Schachinger, Tonio - Echtzeitalter

Auf diesen Roman habe ich mich besonders gefreut, denn von Thematik her, finde ich die Geschichten des Erwachsenwerdens sehr ansprechend. Als der Roman auch noch den Deutschen Buchpreis erhalten hat, kam er etwas höher auf meiner "Lese-Liste" und ich habe es gleich in Angriff genommen. 

Die Geschichte ist denkbar einfach: Schauplatz des Buches ist ein Wiener Elitegymnasium, Protagonist der Geschichte ist der junge Till Konkorda, dessen Schulzeit im Roman über einige Jahre hinweg geschildert wird. Die überlebenswichtige Eigenschaft des Jungen ist, die Fähigkeit nicht aufzufallen, so vergeht einige Zeit und er entkommt dem despotischen und autoritären Lehrer Dolinar. Doch dies ändert sich und Till muss all die traumatischen Erlebnisse, die so ein Lehrer in einem Internat bei Kindern auslösen kann, stellen. Über Jahre der Ausbildung begleiten wir den Hauptprotagonisten, die Machenschaften seines unerträglichen und unzulässigen Lehrers und all die Dinge, die einen im Leben begleiten. Also, ein Lebensweg, der jedem entsprechen könnte. Verluste, Trauer, Ablenkung, Liebe usw. Doch wer kennt ähnlichen Geschichten nicht? Die ist nicht neu. Beim Lesen musste ich an Hermann Hesse, Robert Musil oder Wolfgang Herrndorf mit seinem "Tschick" denken. 

Das Tempo der Erzählung ist nicht allzu hoch. Ich fand die Beschreibungen stellenweise langatmig und ins Leere führend, denn die hatten für mich keinen Mehrwert für die Geschichte. Auch berührt hat mich der Roman nicht sonderlich, da ich einiges Erzähltes als unnötig empfand. Für diesen Roman braucht man eine Menge Geduld und Durchhaltevermögen, was mit einer gut erzählten Geschichte entlohnt wird. Allerdings, das war es auch schon. In Erinnerung wird mir "Echtzeitalter" nicht bleiben, vielleicht nur die Tatsache, dass dies ein Roman, der mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde. 

Dennoch möchte ich nicht allzu kritisch erscheinen, "Echtzeitalter" ist ein durchaus lesenswertes Buch, das für die Leser mit mehr Geduld und geringerem Wunsch für Unterhaltung besser geeignet ist, als für mich, doch leider nicht das beste Buch des Jahres, wie es angepriesen wird. Gute 4 Sterne bekommt es von mir.

 Ryan, Anthony - Ein Fluss so rot und schwarz


Meine Gedanken zu dem Roman:

Hierbei handelt es sich um eine Art Dystopie. Mit großem Interesse habe ich das Buch gelesen. Nicht nur, dass Dystopien als Genre zu meinen Favoriten gehören, ich fand den Roman sehr gut gelungen. Eine schöne Mischung aus Horror, Actionthriller, Science Fiction.

Am Anfang der Geschichte finden sich sechs Personen auf einem Schiff. Keiner von denen weiß, wer er ist und wieso sie eigentlich alle sich auf einem Schiff befinden. Die Erinnerungen an die Vergangenheit sind weg. Direkt zu Beginn finden die Beteiligten eine Leiche. Wer das war, kann auch keiner sagen. Verwirrt und ohne Antworten versucht das Team herauszufinden, was die mit Gewissheit sagen können. Die weisen alle Operationsnarben und haben einen Namen eintätowiert. Im Nachhinein stellen die fest, dass die alle über Fachwissen auf einem Spezialgebiet verfügen. Es stellt sich heraus, dass diese sechs sich auf einer Mission befinden... 

Ich muss den Autor für den Beginn der Geschichte sehr loben. Mich hat es von der ersten Seite an gefesselt. All die Handlungswendungen wurden geschickt in Szene gesetzt. Das Kennenlernen der Charaktere verlangte nach mehr. Mit großer Spannung habe ich dem Roman gefolgt. In der Mitte des Romans nimmt actionreiche Handlung überhand. Wer hohes Tempo mag, wird bei diesem Roman richtig sein. Ich persönlich finde es immer schöner, wenn die Geschichte ausführlicher ausgearbeitet werden, hier haben wir nur 270 Seiten zu lesen. Doch von vielen Lesern weiß ich, dass es eine sehr angenehme Romanlänge ist. 

Für alle, die die Kurzbeschreibung anspricht, unbedingt zu empfehlen. Das Buch lieferte genau das, was ich mir darunter vorgestellt habe. Spannende, atemlose Lesestunden. Von mir gibt es 5 Sterne.

 Eschbach, Andreas - ZAP

Meine Gedanken zu dem Roman:

Auf diese Neuerscheinung war ich sehr gespannt. Andreas Eschbach gehört für mich zu den besten Autoren im Bereich Science Fiction oder Thriller. 

"ZAP" ist ein Kinder-Jugendthriller, der in einer kindergerechten Sprache verfasst worden ist und auch von der Komplexität her für die Kinder und Jugendlichen gut zugänglich ist. Dennoch können auch Erwachsene das Buch hervorragend lesen und genießen. Auf jeden Fall erging es mir so.

In dieser Geschichte geht es um Finn, einen 14-jährigen Jungen, der gern liest, und sich eher introvertiert verhält. Seine Familie, bestehend aus Vater, Mutter, Schwester und jüngerem Bruder, ist erst seit kurzem umgezogen. Sein Vater hat eine Anstellung bei einem angesehenen Fernsehsender bekommen. Eines Tages kommt der Junge von der Schule nach Hause und findet eine fremde Familie in seinem neuen Zuhause vor. Diese behaupten, dass die schon immer hier gewohnt haben, und die Straße, die Finn ihnen als seine Adresse nennt, existiere nicht. Verloren und ohne jeglicher Ahnung, was passiert sein könnte, wandert Finn durch die Stadt, die wie ausgestorben ist. Er versteht die Welt nicht mehr, denn es ist nichts mehr so, wie es noch vormittags war. Die Geschäfte sind andere, die Schule gibt es nicht mehr. Es geht so weit, dass der Junge an seiner geistigen Gesundheit zu zweifeln anfängt. Auch die Möglichkeit einer anderen Dimension, in der er fälschlicherweise gelandet sein könnte, kommt ihm in den Sinn...Was ist passiert? Wieso erkennt er nichts wieder?

Wie gewohnt, hat Andreas Eschbach eine interessante und ausgefallene Idee zu diesem Roman. Auch die moralischen und gesellschaftlichen Fragen wirft diese Geschichte auf. Leider, ist der Roman nicht allzu umfangreich mit 300 Seiten. Die sind schnell gelesen. Doch wenn man bedenkt, dass die Zielgruppe junge Leser sind, hat der Autor alles richtig gemacht. 

Ich habe den Roman mit großem Vergnügen inhaliert. Und würde das Buch gern an alle Interessierten weiterempfehlen. Von mir gibt es 5 Sterne.


Lester, Natasha - Das Geheimnis der Dior-Kleider

Der neue Roman von Natasha Lester lässt sich sehen. Nicht nur das Cover gefiel mir sehr gut, auch die Kurzbeschreibung sprach mich an. Ich hoffte somit mehr über den Modeschöpfer Christian Dior zu erfahren. Dem war es leider nicht so, doch der Roman hat mir dennoch überraschend gut gefallen. 

Eine vielschichtige, tiefgründige Geschichte, in der einige Charaktere mitspielen. Der Anfang des Romans hat mich besonders gut unterhalten, denn hier ging es um die Anfänge: Kindheit und das Erwachsenwerden. Hier lernen wir die Hauptdarstellerin Skye, ihre Schwester, von der ich gleich sagen möchte, ich maßlos angenervt war, aber nun ja, es gibt auch solche unsympathischen Personen, Skyes Mutter und ihren Freund Nicholas, kennen. Schon in diesem kurzen Teil konnte man sehr gut die Personen einschätzen und deren Charaktereigenschaften kennenlernen. 

Als Erwachsene erleben wir Skye in der Zeiten des 2. Weltkrieges, als Pilotin. Doch der Weg dahin war mehr als steinig. Nicht einmal musste ich schwer schlucken, als ich die damaligen Einstellungen zu den Frauen und ihrer Rolle mitbekam. Der spätere Verlauf des Lebens für die Skye ist auch nicht einfach. Die KZ Gefangenschaft macht ihren Lebensweg alles andere als leicht. 

Der Roman wird in zwei Strängen erzählt. Mir hat der Part um die Skye am besten gefallen. Doch es gibt noch Kat, die eine große Rolle spielt, bei der Auflösung des Geheimnisses um die Dior Kleider. 

Wie man merkt, bietet der Roman eine vielschichtige Geschichte und einige ernste und mitunter tragische Momenten und Themen. Der Autorin gelang es sehr gut mehrere Erzählebenen zu verweben ohne verworren zu klingen. Die Darstellungen bilden eine spannende Mischung aus Historie und Fiktion. Ich fand den Roman gut gelungen und würde das Buch gerne weiterempfehlen. Von mir gibt es 4 Sterne.
 

 McCulloch, Amy - Der Eisbrecher 

Meine Gedanken zu dem Roman:

Diesmal möchte ich mit dem Nachwort der Autorin beginnen. Auf den letzten Seiten erzählt sie dem Leser, wie sie zu der Idee zu diesem Roman gekommen ist. Sie berichtet von ihrer abenteuerlichen Reise zur Antarktis und von der Menschen, die ihr bei ihrem Projekt zur Seite gestanden haben. 

Eine sehr sympathisch wirkende, angenehme Person. Von daher tut es mir schon fast leid, über meine eher negativen Erfahrungen mit diesem Roman zu berichten. Leider hat mich die Geschichte nicht packen können.

Amy McCulloch´s Story erzählt von einer jungen Frau Olivia, einem angehendem Finanzgenie, die erst vor einem Jahr einen erfolgreichen, selbstsicheren Aaron kennengelernt hat und mit ihm eine glückliche Beziehung führte. Aaron hat eine großartige Idee: Auf dem Schiff, das die abenteuerliche Reise zur Antarktis anbietet, eine einmalige Kunstauktion zu veranstalten. Es geht dabei um einen kürzlich verstorbenen, großartigen Maler, den Aaron bekannt gemacht hat. Diese Auktion ist ein großer Schritt in der Finanz- und Kunstwelt. Olivia soll ihrem Freund zur Seite stehen und bei der Abwicklung von Geschäften behilflich sein. Doch als das Schiff aufbricht ist Aaron nicht auf dem Schiff, er ist unauffindbar. Gleich darauf passieren eine Reihe unerklärlicher Dinge, die Olivia Angst machen und Sorgen bereiten. Es bleibt nicht harmlos, und da es hier sich um einen Thriller handelt, regnet es Leichen...

Vom Plot her hat mich der Roman sehr angesprochen. Vor allem auch, weil das Thema Kunst in der Thrillerwelt doch recht selten vorkommt. Allerdings konnte mich die Erzählung nicht packen, es mangelte auch nicht an überraschenden Wendungen, doch die Erzählart war mir zu ruhig, zu gelassen für einen actionreichen Thriller. Der Einstieg in die Geschichte hat außerdem viel zu lange gedauert, bei 20% des EBooks dachte ich schon, dass ich die Segel streiche. Doch dann wurde es zum Glück etwas lebhafter. Positiv ist zu vermerken, dass der Roman flüssig und zugänglich geschrieben ist, und lässt sich sehr leicht lesen. Da der Handlungsort recht spektakulär ist, kann ich mir vorstellen, dass die Geschichte doch einigen Lesern gut gefallen würde. Für mich war es leider, nur ein mittelmäßiges Vergnügen, daher gibt es von mir 3 Sterne.



 Luisa Sturm - Ein ganzes Ja

Da ich Lust auf eine schöne Liebesgeschichte hatte, griff ich zu dem Hörbuch "Ein ganzes Ja". Die Autorin war mir bis dato unbekannt, doch die Kurzbeschreibung hat mich schon sehr angesprochen. 


Die Geschichte dreht sich um die junge, bzw. später erwachsene Becca. Als sie noch ein Teenager ist, zieht ihre Familie in eine ländliche Gegend, wo sie sich in den beliebten Erik verliebt. Was auf Gegenseitigkeit beruht. Allerdings ein sehr unsympathischer Protagonist, der von seinem Traum beinahe völlig eingenommen wird, und sich im Laufe der Geschichte auch eifersüchtig und herrisch zeigt. Wobei ich dazu sagen muss, Becca war mir nicht sympathischer, denn ihre unsichere, ewig mit sich hadernde Art, war nicht meins. Allerdings das spielt keine große Rolle, man kann den Plot lieben auch ohne die Protagonisten charismatisch und ansprechend zu finden. 


Die Geschichte ist nicht neu erfunden.  Es ist eine typische Liebesgeschichte, eine Entwicklungsstory und eine Story über das Erwachsenwerden. Eine Geschichte, die auf jeden Fall einen nicht kaltlässt und aufwühlt. 


Ich habe den Roman als Hörbuch gehört, und Katja Eberhardt hat es hervorragen gemacht. Da gibt es nichts zu meckern. Doch mich persönlich hat ihre schnelle Art zu reden und die Dringlichkeit in der Stimme ein wenig genervt. Aber das ist rein subjektives Empfinden.
Das Buch ist wirklich lesenswert, man sollte sich jedoch auf viele Emotionen vorbereiten. Von mir gibt es 4 Sterne.


 Valery Tscheplanowa - Das Pferd im Brunnen

Ein vielversprechendes Buch von Valery Tscheplanowa, in dem die Autorin ihre biografische Geschichte durchblicken lässt. Von der Thematik her absolut meins: Viele Charaktere, die miteinander verbunden sind, Familiengeschichte, Generationenfragen. Mit viel Tiefe hätte man die unterschiedlichen Personagen der Geschichte vorstellen können und Einblicke in ihr Leben zu schildern. Doch dank der etwas distanzierten und nüchternen Sprache der Autorin, hat mich die Geschichte nur schlecht emotional erreicht. Das fand ich schade.

 
Die Geschichte wechselt zwischen vier Charakteren: Walja, die Hauptdarstellerin, die ihre Großmutter Nina besucht, und dort die Geschichte ihrer Familie näher kennenlernt. Hinzu kommen noch Urgroßmutter und die Mutter Lena. Einige Schicksalswendungen sind der Frauen eigen: Die Männer verschwinden aus deren Leben recht schnell und die Frauen sind auf sich gestellt. Die Geschichte spielt in einer Stadt in Russland ab, Kasan und auch später in Deutschland. Da der Roman nur wenige Seiten bietet, habe ich eine dichte, intensive Geschichte erwartet, doch leider, konnte mich die Geschichte nicht ganz packen. Den Erzählstil von Frau Tscheplanowa bezeichnet "Die Zeit" als knappe, literarische Eleganz. Für mich war es zu trocken und zu nüchtern. 

Dennoch hat mir das Hörbuch recht gut gefallen. Vorgetragen von der Autorin selbst, in einer sehr ruhigen, klaren Art zu sprechen, hat mich die Art und Weise des Vorlesens in seinen Bann gezogen. Mit knapp 5 Stunden ist der Roman überschaubar und ich würde die Geschichte weiterempfehlen, denn die bietet interessante Einblicke in das Leben der Frauen in Russland. Von mir 4 Sterne.


Steyer, Nicole - Die Hexe von Nassau

Ein schweres Schicksal trifft die Frauen hart.
Zu lesen ist die Thematik verständlicherweise nicht ganz so einfach, denn die Hexenverfolgung und Stellung der Frauen zu dieser Zeit ist ein Thema, das aufwühlt und nicht kaltlässt. Hier muss ich die Fähigkeit der Autorin, die Gefühle zu transportieren, loben.
Mit Liebe zum Details beschreibt die Autorin das Leben in dem kleinen Ort. Meinem Geschmack nach ist die Vorliebe zu den unwichtigen Beschreibungen etwas ausgeartet in dieser Geschichte, um ein Beispiel zu nennen, wenn einer der Charaktere ein Tee kocht, dann wird darüber auf zwei Seiten berichtet. Das war mir zu viel des Guten und vermittelte den Eindruck, dass die Seiten gefühlt worden sind. Auch die Erzählweise ist eher von Schlichtheit gezeichnet. Dazu kommen zu viele Wiederholungen.
Nicht desto trotz fand ich den Roman unterhaltsam und wenn man gerade eine unterhaltsame Lektüre mit den Einblicken in das mittelalterliche Leben sucht, wird man mit der Geschichte sehr zufrieden. Von mir gibt es 4 Sterne.
 

 Kuhlmann, Stefan - Herr Winter taut auf


Eine Komödie zu schreiben, muss man erst können. Humor ist eine sehr individuelle und persönliche Sache, ich finde, es ist äußerst schwierig einen Roman zu schreiben, den viele Leser komisch finden würden.
Doch dieser hier hat mir gut gefallen. Der Vergleich mit dem "Ein Mann namens Ove" hat mich neugierig gemacht, denn im Gegensatz zu ganz großer Fangemeinde von Ove, konnte ich den alten Mann nicht leiden und fand auch die ganze Geschichte alles andere als komisch. Nun wollte ich sehen, ob der Vergleich hält. Meiner Meinung nach, der hält nicht, denn ich fand Herr Winter unterhaltsamer. Vielleicht lag es auch daran, dass es auch ernste und traurige Aspekte in der Geschichte vorkamen. Wie auch immer, das Hörbuch mit dem Hans Jürgen Stockerl als Sprecher fand ich gelungen. Eine leichte Unterhaltungslektüre. Angenehme 9 Stunden Hörvergnügen. Von mir gibt es 4 Sterne.


Genevieve Wheeler - Jedes Herz ist ein Puzzle aus Scherben 


 Zugrunde dieses Romans liegt eine persönliche Geschichte, wie die Autorin es im Anhang erwähnt. Und man muss sagen, dass die Story von Adelaide und Rory alles andere als einfach ist. All die Höhen und Tiefen, Schwierigkeiten einer Beziehung, Auswirkungen der persönlichen Erfahrung ergab eine komplizierte Liebesgeschichte, die nicht durch rosarote Brille zu betrachten ist. Dieser Aspekt des Romans hat mir sehr gut gefallen. Authentisch und glaubhaft hat die Autorin gezeigt, welche Auswirkungen traumatische Erfahrungen haben können. Eine klassische Liebesgeschichte, in der alles einfach nur super läuft, liest man oft. Eine, die auch psychologische Aspekte einer Beziehung angeht, eher seltener. Ich würde den Roman gerne weiterempfehlen.
Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und mit großem Vergnügen der Stimme von Mélanie Fouché gelauscht. Mit knapp über 10 Stunden hat der Roman eine gute Länge. Genau, wie ich es mag. Ich hatte leichte Probleme der Geschichte zu folgen, musste mich konzentrieren, von daher gibt es gute 4 Sterne. 

 Jacobsen, Roy - Die Unwürdigen

Ein Roman, der in dem von Deutschen besetzten Oslo spielt. Die Hauptcharaktere dieses Romans sind Kinder, Kinder der armen Familien, die das Gefühl, Hunger zu haben, sehr gut kennen. In dem ärmlichen, schmutzigen Viertel, in dem die alle wohnen, haben die eine lebhafte Clique gebildet. Einer für alle, alle für einen. Kinder versuchen durchkommen, dabei helfen die auch noch ihren Familien die Not zu überstehen. Es wird geklaut, getäuscht, verkauft, gefälscht und jedes Mittel ist den Jungs recht. 


Von dem Plot her, hätte der Roman "Die Unwürdigen" eine ausgezeichnete Lektüre sein sollen. Doch mich hat die Geschichte leider nicht überzeugt. Ich kann nicht sagen, dass ich ganz ohne Interesse gelesen habe, aber der Erzählstil war nicht meins. Die Geschichte klang für mich irgendwie hölzern, die Dialoge wurden ohne gekennzeichnet zu werden und ohne einen Bezug auf den Sprechenden aneinander gereiht, sodass es recht schwierig war einzuordnen, wer gerade sich unterhält. Wem diese Details unwichtig sind, würde vermutlich es gar nicht so wahrnehmen. Mich hat es gestört. 


Auch wenn das Leben der Jungs und Mädchen erst mal abenteuerlich wirkt, spürt man als Leser doch sehr deutlich, wie miserabel es denn Leuten doch ging. Der Zusammenhalt und Freundschaft sind wichtige Themen des Romans.
Alles in allem war das Buch für mich allerdings nur mittelmäßiges Vergnügen. Von mir 3 Sterne.


 Tesche Wulff - Schwestern wie Ebbe und Flut

Auf diese Familiengeschichte, in der die Beziehung zweier Schwestern, eine besondere Rolle einnehmen, habe ich mich sehr gefreut, denn ich habe mit der ähnlichen Thematik sehr gute Erfahrungen machen dürfen. "Schwestern wie Ebbe und Flut" habe ich als Hörbuch, das sehr umfangreich mit fast 14 Stunden ist und von einer guten Sprecherin, Jodie Ahlborn vorgetragen wurde, gehört. Der Gesamteindruck war, die Geschichte ist mir zu verworren. Sehr gutes Thema, doch die Erzählart war, leider, nicht meins. Gemächlicher Beginn, drei Erzählstränge, die schwer auseinander zu halten waren, und zum Teil langatmiges Vorankommen. Erst gegen das Ende wurde der Roman zunehmend fesselnder. Es sind für mich viele Fragen oder Momente offen und ungeklärt geblieben, dabei gehöre ich zu den Lesern, die klare Aussagen bevor ziehen. Insgesamt habe ich eine etwas andere Geschichte erwartet, in der die Beziehung der Schwestern im Vordergrund liegt. Leider nur mittelmäßiges Vergnügen für mich. 3 Sterne
 


 Seethaler, Robert - Das Café ohne Namen

 

Robert Seethaler ist ein großartiger Erzähler. Bis jetzt habe ich seine Romane immer gelesen, doch diesmal wollte ich schauen, wie ein Hörbuch von ihm bei mir ankommt. 

Die Geschichte entführt uns in Wien, 60er Jahre, zu der Zeit als Wien noch arm und schmutzig war.  Der Hauptcharakter des Romans Robert Simon beschließt eines Tages ein Café zu eröffnen. Bislang hat er sich mit Gelegenheitsjob übers Wasser gehalten. Doch als er ein Zimmer bei der Witwer mietet, ergibt sich die Gelegenheit. Da ihm kein besserer Name für das Lokal einfällt, nennt er sein Café "Café ohne Namen". Seine Klientel ist bescheiden, es sind unterschiedliche Leute, die ein einfaches Leben führen, und in dem Viertel leben. 

Der Roman lebt von den Charakteren. Die Beschreibungen des Autors sind recht reduziert, aber so kennt man die Art des Autors zu erzählen. Er schafft es, mit wenigen Worten viel zu vermitteln. 


Der Sprecher des Hörbuchs Mathias Brand passte hervorragen zu dieser ruhig erzählten Geschichte. Das Hörbuch dauert knapp 6 Stunden. Von mir gibt es eine Empfehlung und 4 Sterne.

 Hunter, Becky - Das Chaos eines Augenblicks

"Das Chaos eines Augenblicks" liefert genau das, was sich ein Leser beim Anblick des Covers oder Lesen des Klappentextes, erwartet. Es ist eine recht einfach gestrickte Geschichte über das Leben ganz normaler Menschen, die ich und du sein könnten. Keine ausgefallene Ideen, kein allzu komplizierter Plot. Damit will ich sagen, dass es genau richtig für mich war. Ich habe der Geschichte um Evie, Scarlett und Nate mit großem Vergnügen gelauscht. 


In dem Buch geht es um Verlust, Freundschaft, Liebe, Zukunftsperspektive und ganz viel Trauer. Soll heißen, dass dieses Buch einen emotional nicht kaltlässt. Vor allem nicht, wenn man mit dem Herzen bei der Protagonisten ist.
Die Handlungen und Gedanken der Protagonisten konnte ich sehr gut nachvollziehen, und fieberte um alle Beteiligten. 


Die Sprecherinnen des Hörbuchs, Mélanie Fouché und Nora Jokhosha, haben die Geschichte so lebendig vorgetragen, dass es mir an einigen Stellen die Tränen kamen. Mag auch daran liegen, dass dieser Schicksal, genauso wie beschrieben, jeden beliebigen Menschen, treffen kann. Keiner ist vor einer schweren Erkrankung, Verlust oder Trauer sicher. Doch nicht nur Tränen kamen mir während des Zuhörens, die positiven Momente, die Entwicklung von Evie, zarte Liebe, und vor allem Blick der verstorbenen Scarlett auf die Lebenden, der in dem zweiten Strang erzählt wird, haben mich zu einem schönen Gefühl des Friedens und Freude verleitet. 


Das Hörbuch dauert fast 10 unterhaltsamen Stunden und wurde vom Argon Verlag herausgegeben.
Warmherzige, liebevolle Geschichte voller Trauer, Erinnerungen und Hoffnung.
An die Freunde von bewegenden Romanen, die den Gefühlen freien Lauf lassen, sehr zu empfehlen.
Von mir gibt es 5 Sterne.


 Shelley Burr - Hell

Meine Gedanken zu dem Roman:

Mit großem Vergnügen habe ich den Debütroman von Shelley Burr gelesen. Das Buch wird dem Genre Thriller zugeordnet, doch ich würde es eher als ein Spannungsroman oder Krimi bezeichnen. Dann entstehen auch keine Missverständnisse. Im Gegensatz zu einigen negativen Meinungen, die ich dazu im Netz gelesen habe, muss ich sagen, dass mir persönlich "Hell" sehr gut gefallen hat. Ich habe weder das Tempo, noch überraschende Momente vermisst. Auch den Plot fand ich sehr fesselnd.

Zugrunde der Geschichte liegt ein Psychogramm zweier Hauptprotagonisten, die traumatische Erlebnisse hinter sich haben. Die Erfahrungen, die sie leider in ihrem Leben machen mussten, lassen die beiden nicht zu Ruhe kommen, und hindern sie an einem normalen, zufriedenen Leben.
 
Der Plot ist rasch erzählt: In dem Roman geht es um eine Entführung oder Mord. Mina, eine junge Frau, die zurückgezogen lebt, vermisst seit neunzehn Jahren ihre Zwillingsschwester Evelyn. Als der Privatdetektiv Lane in ihr Leben trifft, erwachen all die schrecklichen Erinnerungen wieder. Lane verspricht ihr zu helfen. Widerwillig, zunächst, öffnet sich Mina dem jungen, engagierten Detektiv, und erhofft Hilfe bei der Suche nach ihrer Schwester. Doch Lane möchte nicht nur helfen, die verschwundenen Evelyn zu finden, er verfolgt auch eigene düstere Pläne.
 
In einem angenehmen Tempo wird die Geschichte der Beiden erzählt. Die Einblicke in die Vergangenheit wechseln sich mit der Gegenwart ab. Es wird viel Wert auf die Psyche der Darsteller gelegt, was ich persönlich sehr schätze und interessant finde.
Die Beschreibungen der Umgebung und des Lebens der Beiden sind bildhaft und lebendig.
Verletzungen aus der Vergangenheit, ungesagte Dinge, Verschwiegenheit, Schuldgefühle, Rache und immer wieder aufkeimende Hoffnung sind Themen dieses Buchs. Ich würde diesen Roman sehr gerne an die Liebhaber unblutiger Spannungsgeschichten empfehlen. Von mir gibt es 4,5 Sterne.


Schmitt, Manuel - Godmode. Der Videospiel-Prophet 

 

Der Debütroman von Manuel Schmitt, eine Hommage an die Computerspiele, wurde von Louis Friedemann Thiele vorgetragen. Die Stimme des Sprechers ist im Fernseher und Radio bekannt. Zahlreichen Schauspielern gab er schon seine Stimme, die ich sehr angenehm fand. Das Hörbuch dauert fast 9 Stunden, wird lebhaft und temporeich vorgetragen.


Bei "Godmode" hatte ich das Vergnügen nicht nur das Hörbuch zu hören, sondern auch das Ebook abwechselnd zu lesen. Ich mag es sehr gerne, wenn unterschiedliche Sinnen angesprochen werden. Und in diesem Fall muss ich sagen, dass mir das Hörbuch sogar noch besser gefallen hat, als das Buch.
Passend zu diesem sich rasch entwickelten Szenario wird der Text lebendig und energisch vorgetragen.


In dem Roman geht es um einen jungen Mann, der sich einen Namen in der Gamingszene gemacht hat. Jeder kennt Orkus666, der einen Erfolg nach dem anderen feiert. Sein Reichtum und unbeschwertes Leben, in dem er praktisch seiner Lieblingsbeschäftigung nachgeht, sind für viele Mitmenschen beneidenswert. Doch eines Tages passiert etwas. Neil wacht in einer Welt auf, in der kein Mensch was von Computerspielen weiß. Die gibt es schlicht und ergreifend nicht.


Die Geschichte es temporeich und für die Liebhaber der Thematik auf jeden Fall interessant, denn es geht nicht nur um den Hauptcharakter und seine Entwicklung, sondern es gibt auch reichlich Informationen aus der Branche.


Der Debütroman weist zwar noch einige Schwächen auf, doch ich bin froh, das Buch gelesen zu haben. Durchaus unterhaltsam und an die Interessierte zu empfehlen. Von mir gibt es 3,5 Sterne.

 Phillip P. Peterson - Janus

Über den Autoren:

Phillip P. Peterson arbeitete als Ingenieur an zukünftigen Trägerraketenkonzepten und im Management von Satellitenprogrammen. Neben wissenschaftlichen Veröffentlichungen schrieb er für einen Raumfahrtfachverlag. »Transport« war sein erster Roman, der zum Bestseller wurde. Mit »Paradox« gewann er 2015 den Kindle Storyteller-Award, bei FISCHER Tor erschien zuletzt »Nano«. Zu seinen literarischen Vorbildern gehören die Hard-SF-Autoren Stephen Baxter, Arthur C. Clarke und Larry Niven.

Kurzbeschreibung:

 Die Astronautin Jenny Nelson soll zum Marsmond Phobos fliegen, um ein Objekt zu bergen, bei dem es sich womöglich um außerirdische Technologie handelt. Russen und Chinesen bereiten ebenfalls eine Bergungsmission vor und wollen als erste vor Ort sein. Jenny bricht mit einem Team zu einer eilig vorbereiteten Mission auf, die zu einem Wettlauf mit den östlichen Mächten wird. Schon während des Flugs könnte die kleinste Panne den Tod bedeuten. Und niemand weiß wirklich, was sie auf dem Marsmond erwartet.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Die Geschichte beginnt vielversprechend. Jenny eine junge Astronautin wird für einen Flug der SSI vorbereitet. Nichts Weltbewegendes, doch viele Chancen für die Zukunft bietend. Ihr Freund, Danny ist auch erfolgreich. Er arbeitet als internationaler Berater in der Weltraumforschung, muss sehr viel um die Welt reisen und hat zahlreiche internationale Kontakte, darunter auch gute Freunde. Doch die Pläne werden geändert, als auf dem Marsmond Phobos ein außerirdisches Artefakt entdeckt wird. Jenny wird ausgewählt als Pilotin zu einem dreier Team zu dem Phobos zu reisen und das Artefakt als Eigentum von USA zu sichern. 

Bis hier brauchte der Autor ca. 70 % des Romans. Was schlimm daran ist? Diese Story, so oder so ähnlich, hat jeder Leser von Science Fiction Romanen schon gelesen. Es ist nicht uninteressant gewesen, doch absolut vorhersehbar. 

Danach wurde der Roman spannender und dennoch mit reichlich Schwächen. Es klang Zeit fern, hatte wenig bis gar keine Überraschungsmomente. Die ganze Zeit fragte ich mich, wo bleibt die Science Fiction? Dies ist ein mittelmäßiger Roman, wobei ich sagen muss, dass der Erzählstil des Autors unschlagbar ist. 

Die zweite Hälfte war fesselnd gewesen, jedoch bei weitem nicht so gut wie sonstige Romane von Peterson. Von mir gibt es gutgemeinte 4 Sterne. 


 Deutscher Buchpreis 2023: Die Nominierte

Kurzbeschreibung:

Die nominierten Titel und ihre Autor*innen entdecken: Das Taschenbuch „Deutscher Buchpreis 2023: Die Nominierten“ bietet Leseproben der 20 Titel, die diesen Herbst ins Rennen um die Auszeichnung „Roman des Jahres“ gehen. Darüber hinaus enthält es weiterführende Informationen, kuratiert vom Fachmagazin Börsenblatt des Technologie- und Informationsanbieters MVB, die zum Kennenlernen der Romane und ihrer Autor*innen einladen.

Meine Gedanken zu dem Buch:

Ein hilfreicher Ratgeber. Hier werden 20 Romane vorgestellt von Autoren, die für den Deutschen Buchpreis nominiert wurden. Mit Kurzinformationen zu den Autoren und einer Leseprobe werden die Bücher dem Leser präsentiert.

Ich fand die Übersicht sehr hilfreich. Sieben Romane kamen auf die "will ich unbedingt lesen" Liste, zwei nominierten Bücher habe ich schon und eins habe ich sogar gelesen. Für alle, die sich für die Nominierungen interessieren, ist diese hilfreiche Übersicht ein Muss. Von mir gibt es 5 Sterne. 

 Samanta Hayes - Der Nachbar

Über die Autorin:

Samantha Hayes wuchs in den englischen Midlands auf und wünschte sich schon mit zehn Jahren sehnlichst eine Schreibmaschine. Doch erst nach vielen Reisen und beruflichen Umwegen erfüllte sie sich ihren Traum und verfasste ihren ersten Roman. Während eines Australienaufenthalts lernte sie ihren Ehemann kennen. Mit ihm und ihren Kindern lebte Samantha Hayes für einige Zeit in den USA, bevor sie schließlich in ihre Heimat England zurückkehrte, wo sie, wenn sie nicht gerade schreibt, alte Häuser renoviert.

Kurzbeschreibung:

 Wir wohnen noch nicht lange hier. Das Haus ist klein und etwas heruntergekommen, aber es ist die zweite Chance, die ich beinahe nie gehabt hätte. Endlich kann ich anziehen, was ich will, und muss keine Angst mehr um meine Kinder haben.
Doch dann sehe ich, wie mein Ex-Mann
Craig an meinem Fenster vorbeischlendert und in das Haus nebenan geht. Die Angst erdrückt mich. Wie hat er uns gefunden? Will er mich zurück, oder will er mich endgültig vernichten?

Meine Gedanken zu dem Roman:

Mit dem Roman "Der Nachbar" hat die Autorin einen fesselnden Thriller vorgelegt. Die Handlung ist zwar nicht neu, doch die Wendungen in dem Roman sind ausgefallen und kommen völlig unerwartet. 

Die Geschichte berichtet von einer noch jungen Frau Leah, Mutter zwei Kindern, einem 7-jährigen Sohn und einer 13-jährigen Tochter. Leah ist in Schwierigkeiten. Mit Mühe und Not lässt sie sich von ihrem fremdgehenden Mann scheiden. Diesen Schritt zu gehen, war gar nicht einfach, denn ihr Mann setzte Leah mit Selbstmorddrohungen unter Druck. Auch in Sachen Psychoterror zeigt sich ihr Mann als ein raffinierter Könner der psychischen Gewalt. Doch Leah gelingt der Absprung, sie kauft sich ein kleines Haus mit einem verwuchertem Garten und zieht mit ihren Kindern um. Doch das Glück währt nicht lange. Ihr Mann lässt sich was ganz Gemeines einfallen und kauft das Haus direkt nebenan. Die Hölle für Leah beginnt. 

Da ich sehr viele Thriller lese, kam mir der Plot nicht ungewöhnlich vor, doch die Autorin hat wirklich das Beste daraus gemacht, mit unerwarteten und ausgeklügelten Wendungen machte sie diesen Roman zu einer Lektüre, die die Liebhaber von Familienthriller lieben würden. Ich würde das Buch gerne weiterempfehlen. Von mir gibt es 4 Sterne.

 Williams, Kate - Never Coming Home

 Über die Autorin:

Kate Williams machte sich als Autorin der Jugendbuchtrilogie «The Babysitters Coven» einen Namen und schreibt für verschiedene Zeitschriften wie z. B. «Cosmopolitan» oder «Elle». Sie lebt mit ihrer Familie in Kansas.

Kurzbeschreibung:

 Jeder kennt Unknown Island – es ist das exklusivste Reiseziel der Welt. Weiße Sandstrände, türkisfarbenes Meer, Luxusunterkünfte … Nur geladene Gäste dürfen kommen und niemand über einundzwanzig. Plus: Es ist absolut kostenlos. Wer würde also nicht hinwollen? Über eine virale Kampagne werden die Türen des Resorts zum ersten Mal und exklusiv für zehn ausgewählte Influencer:innen geöffnet. Jeder kennt sie: Da ist die Gamerin, die Beauty-Bloggerin, das Rich Girl, der Superstar, der Nachwuchspolitiker, die Umweltaktivistin, der DJ, die CEO, der Sternekoch und der Sportler.
Was sie nicht wissen: Sie wurden nicht wegen ihrer Followerzahlen auf die Insel eingeladen. Jede:r von ihnen hütet ein tödliches Geheimnis, und es scheint, als hätte jemand entschieden, dass die Zeit der Rache gekommen ist. Unknown Island ist kein Urlaub, es ist eine Falle. Und es sieht alles danach aus, als würden diese zehn trotz all ihres Einflusses nie wieder nach Hause zurückkehren ...

Meine Gedanken zu dem Roman:

Dieses Buch habe ich aufgrund des Covers für mich ausgewählt. Eigentlich wollte ich eine Liebesgeschichte lesen, und dachte, dass ich diese unter diesem Cover finde. Doch ich lag falsch. Als ich jedoch las, dass es sich dabei um einen Jugendthriller handelt, war ich dennoch Feuer und Flamme. Die Beschreibung sprach mich an. 

Es gibt eine Insel, die in Social Medien bekannt ist. Es handelt sich dabei um ein exklusives Reiseziel. Die Beschreibungen sind sensationell. Als es bekannt wird, dass 10 Influencer auf dieser Insel einen Urlaub machen dürfen, verbreitet sich die Nachricht wie Feuer.  

Die Geschichte beginnt mit der Anreise. Die zehn Personen, alle Influencer auf unterschiedlichen Kanälen und in unterschiedlichen Branchen, verbunden durch die hohe Followerzahl, sind jeder für sich interessante Persönlichkeit. Da sind Gamer, Beutyblogger, Songwriter und anderen dabei. Und hier dachte ich schon, gibt es die erste Hürde für die Autorin. Zehn Hauptprotagonisten, das dürfte schwierig sein, doch es schien für Kate Williams keine Probleme zu bereiten. Jeder wurde ausgiebig vorgestellt, so plastisch und lebendig, dass ich mir als Leserin sehr leicht einen Bild von dem Charakter machen konnte. Die Geschichte wird aus Sicht der zehn Personen erzählt, somit bekommt der Leser verschiedene Blickwinkel zu sehen. Nach und nach entwickelt sich die Story, doch die Spannung bleibt ohne Spannungsbogen stabil hoch. Das Ende ist natürlich noch fesselnder, als die Auflösung der Geschichte kommt. Ich fand, dass dieser Teil der Geschichte besonders gut gelungen ist. Auf diese Idee bin ich nicht gekommen.

Sehr gut hat mir der Bezug zu Realität gefallen. Die moralischen Fragen, die mit dem Leben als Influencer verbunden sind. Die Gefahren solch eines Lebens. Wie viel wird offen gelegt, ist es überhaupt noch möglich, ein Leben abseits der Tätigkeit als Influencer zu führen? Sehr aktuell, nicht nur für Jugendlichen interessant, und auch fesselnder Thriller dazu, den ich ohne Bedenken weiterempfehlen kann. 

 Ich habe das Buch als Hörbuch gehört, vorgetragen von Julian Horeyseck. Der Sprecher hat mir insgesamt gut gefallen, doch stellenweise fand ich, dass der pathetische, dringlich klingende Ton manchmal zu viel des Guten war. Das ist nur so eine kleine Kritik am Rande. Wie auch die Gendersprache, ich finde, es klingt unflüssig, aber da kann man auch geteilter Meinung sein. 

 Insgesamt hatte ich über 10 Stunden ein Hörvergnügen. Das Hörbuch erschien bei Argonverlag. Und ist für Interessierte sehr zu empfehlen. Von mir gibt es 5 Sterne.

 Karl Olsberg - Virtua


Über den Autor:

Karl Olsberg, geboren 1960, promovierte über Künstliche Intelligenz, gründete mehrere Start-ups und engagiert sich in einer internationalen Community für einen sorgsameren Umgang mit KI. Er ist verheiratet und hat drei Söhne. Im Aufbau Taschenbuch liegen seine Thriller »Das System«, »Der Duft«, »Schwarzer Regen«, »Glanz«, »Die achte Offenbarung« und »Mirror« vor.

Kurzbeschreibung:

Weil er als Psychologe gescheitert ist, bewirbt Daniel sich bei dem Konzern Mental Systems, der führend in der Entwicklung künstlicher Intelligenz ist. Wider Erwarten bekommt er den Job – und ist gleich fasziniert von der virtuellen Welt, in die er eintaucht. Besonders beeindruckt ist er von Virtua, der neuesten Entwicklung von künstlicher Intelligenz. Doch dann lernt er den Entwickler Chen kennen, der seine Vorgesetzten warnt, die KI sei unkontrollierbar. Als Chen nach einem Hackerangriff auf Virtua spurlos verschwindet, wird Daniel klar, dass die Zukunft der Menschheit auf dem Spiel steht.

Meine Gedanken zu dem Roman:

In diesem spannenden Roman beschäftigt sich der bekannte Autor mit einem brisanten Thema: Künstliche Intelligenz. Auswirkungen, moralische und ethische Fragen, Zukunftsvisionen.

Der Hauptcharakter des Romans, ein junger Psychologe, bekommt unerwartet, doch so dringend nötig, einen Job in einer angesehenen Firma Mental Systems als Psychologe, der sich um die Nöte und Sorgen der Angestellten kümmern soll. Dieser Konzern beschäftigt sich einzig und allein mit der Entwicklung der KI, und ist brennend daran interessiert seine Erfindung vor all den möglichen Konkurrenten zu präsentieren. Dabei werden die Sicherheitsmaßnahmen als zu unwichtig betrachtet. Die Arbeit der Programmierer, die für das sichere Abschalten der KI zuständig sind, im Fall der Fälle, werden in ihren Sorgen und Nöten ignoriert. Die kritischen Stimmen aus dem Konzern, die dafür plädieren, dass man die KI gar nicht erst weiterentwickeln sollte, da man den Pfad einer enormen Gefahr für die Menschheit schon betreten hat, werden ebenfalls überhört oder unschädlich gemacht. Einige der Angestellten erkennen inzwischen, dass Einschalten der KI gefährlich für die Menschen ist, da die KI unweigerlich die Macht übernimmt. Doch wie so oft, das Geld regiert die Welt. Der Chef des Unternehmens will nichts davon hören. Und der Kampf um die Sicherheit der Menschheit beginnt.

Der Roman handelt zwar von einem technischen Thema, jedoch kann der Autor die Details, die womöglich der breiten Leserschaft unverständlich wären, vermeiden. Geschickt verbindet er die menschlichen Emotionen beim Lösung des Problems mit der Entwicklung der Technologie, die vorgestellt wird. Die Handlung des Romans ist hochaktuell und betrifft auch unseres aktuelles Leben. Erschreckende Vorstellung der möglichen Entwicklung wird in Vordergrund gestellt. Spannend und interessant zugleich.

Das Hörbuch wird von Richard Lingscheid vorgesprochen. Was seine Stimme oder besser gesagt, Vortragsart bemerkenswert macht, seine Fähigkeit, die Stimmen zu verstellen und unterschiedlichen Charakteren anzupassen. Hierbei handelt es sich um eine ungekürzte Lesung, von 9 Stunden Dauer. Ich würde das Hörbuch empfehlen. Von mir 4 Sterne.


 Liao Yiwi - Die Liebe in Zeiten Mao Zedong

Über den Autor: 

Liao Yiwu, geboren 1958 in der Provinz Sichuan, wuchs als Kind in großer Armut auf. 1989 verfasste er das Gedicht »Massaker«, wofür er vier Jahre inhaftiert und schwer misshandelt wurde. 2007 wurde Liao Yiwu vom Unabhängigen Chinesischen PEN-Zentrum mit dem Preis »Freiheit zum Schreiben« ausgezeichnet, dessen Verleihung in letzter Minute verhindert wurde. 2009 erschien sein Buch »Fräulein Hallo und der Bauernkaiser«. 2011, als »Für ein Lied und hundert Lieder« in Deutschland erschien, gelang es Liao Yiwu, China zu verlassen. Seit seiner Ausreise nach Deutschland erschienen die Titel »Die Kugel und das Opium« (2012), »Die Dongdong-Tänzerin und der Sichuan-Koch« (2013), »Gott ist rot« (2014), »Drei wertlose Vita und ein toter Reisepass« (2018), »Herr Wang, der Mann, der vor den Panzern stand« (2019) sowie der Roman »Die Wiedergeburt der Ameisen« (2016). Zuletzt erschien 2022 sein Dokumentarroman »Wuhan«. Für sein Werk wurde er mit dem Geschwister-Scholl-Preis und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Liao Yiwu lebt in Berlin.

Kurzbeschreibung:

 Nach dem Erfolg von »Wuhan« erzählt der Friedenspreisträger und bekannte China-Kritiker Liao Yiwu nun eindrücklich von der Chinesischen Kulturrevolution: die Epoche, in der China zur Diktatur wurde. Im Geheimen entstand Liao Yiwus Roman “Die Liebe in den Zeiten des Mao Zedongs”, der in großartiger Erzählweise den ganzen Widersinn Chinas in einem Leben und vier Liebesgeschichten umreißt. Yiwus großes Buch wurde noch im Gefängnis in Sichuan fertiggestellt und danach Seite für Seite als Kassiber hinausgeschmuggelt. Erst im Berliner Exil fanden die Einzelteile wieder zueinander. Dreh- und Angelpunkt der generationenübergreifenden Geschichte ist die Chinesische Kulturrevolution, die in ihrer Erbarmungslosigkeit zu den schwärzesten Perioden im letzten Jahrhundert zählt. Kinder verrieten ihre Eltern, Liebespaare denunzierten einander - die unterschwellige Angst des Verrats wurde zum täglichen Begleiter. So schildert der Autor authentisch und hautnah die Reise zur Entstehung der Willkür, die China heute erstickt. 

Meine Gedanken zu dem Roman:

Liao Yiwu ist eine wichtige Stimme der Gegenwart. Er berichtet schonungslos von der Politik Chinas und ist ein großer Kritiker der Regierung. Die Geschichte dieses Romans ist bemerkenswert, was das Buch noch wertvoller macht, denn es wurde in Verborgenen und mit hohem Risiko des Entdeckens im Gefängnis geschrieben.  

In dieser Geschichte erzählt der Autor von einem jungen Mann, Zhuang Zigui, der als Beispiel für viele dient. Es ist Zeit des Umbruchs, Mao Zedong ist zu Macht gekommen und seine Einsichten verbreiten sich, wie ein Feuer. Vom nichts anderem ist mehr die Rede als von dem Vorsitzenden Mao Zedong, seine Politik, und seiner Mao-Bibel. Die jungen Leute strömen nach Peking, um den Vorsitzenden zu hören. Und anschließend als gebildete Jugend zurück in Dörfer, um den Sozialismus zu verbreiten. Alle scheinen von der Macht des Führers besessen zu sein. Die Liebe ist jedoch das eigentliche Thema des Romans. Die Liebe ist auch in Zeiten der Revolution und der Tätigkeit der Rotgardisten allgegenwärtig. Liebe untereinander, Liebe zu dem Vorsitzenden Mao, Liebe zu der Mao-Bibel, Elternliebe, Kinderliebe, Liebe zu der Heimat. Liebe in Zeiten des Chaos, der Hysterie. Die Kinder, die sich der Eltern entsagen, wie der Hauptprotagonist, der seine Mutter ins Irrenhaus steckt, und seinen Vater schlägt. Fallende Tabus in der körperlichen Liebe, unter Fremden, doch durch die Revolution verbundenen, unter Liebenden, wo alle Tabus fallen, in Beziehungen, wo die Regeln nicht mehr gelten. Liebe als Traum, als Erfüllung, als Fata Morgana.  

Liao Yiwu beschönigt nichts. Der Roman ist überfüllt von Gewaltszenen, die nur schwer zu ertragen sind, von Beleidigungen, Kränkungen, falschen Einsichten und fehlenden Moral. Das Leben von Zhuang Zigui wird als Beispiel für eine mögliche Entwicklung dargestellt: Anfangs Feuer und Flamme für den Vorsitzenden Mao und am Ende zweifelnd, ob die Versprechungen des Himmlischen Friedens auch halten. 

Leidenschaftlich berichtet der Autor von der Revolution. Der Roman bietet sehr viele Informationen, die man entweder nachschlagen kann, oder die mit einer Fußnote erklärt werden. Nüchtern und auch stellenweise nicht ohne gewissen Komik berichtet der Autor die Geschichte von Zhuang Zigui und nimmt die Liebe als Begriff, als Thema auseinander. 

Ich konnte leider keinen Zugang zu dem Roman finden. Nicht dass mich das Thema nicht interessiert hätte, das schon, und zwar sehr. Auf diesen Roman habe ich mich ganz besonders gefreut. Doch mit dem Erzählstil wurde ich nicht warm. Unterbrochen von Informationen, Fußnoten fand ich keinen Fluss in der Erzählung und das Ganze ähnelt zu sehr einem Sachbuch, anstatt einem zusammenhängenden Roman. Die Handlung wirkte auf mich surreal, abgehoben und wirr. 

Interessierten an diesem Teil der chinesischen Geschichte würde ich das Buch auf jeden Fall empfehlen, zumindest sich einzulesen, um zu sehen, ob es einem entspricht. Mein Fall war es bedauerlicherweise nicht. Von mir gibt es 3 Sterne. 

Eine neutrale Bewertung könnte 4 Sterne lauten. 


 Emma Cline - Die Einladung

Über die Autorin:

Emma Cline wuchs in Kalifornien auf. Für ihr schriftstellerisches Schaffen wurde sie vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Plimpton Prize for Fiction der Paris Review. Ihre Erzählungen erschienen u.a. im New Yorker, Granta und der Paris Review. Sie wurden wiederholt in die Best American Short Stories-Anthologie aufgenommen. Bei Hanser erschienen ihr gefeiertes Debüt The Girls (Roman, 2016), der Erzählungsband Daddy (2021) und zuletzt Die Einladung (Roman, 2023).

Kurzbeschreibung:

 Eine abgründige Geschichte von Abhängigkeit und Macht, von Manipulation und Grenzüberschreitung. Nach „The Girls“ der neue Roman von Emma Cline
Der Sommer in den Hamptons neigt sich zum Ende, und Alex ist nicht mehr willkommen. Denn egal, wie nahe sie der Welt der Reichen und Schönen gekommen ist: Sie ist immer nur zu Gast – und keine Einladung gilt für immer. Ein Fehltritt bei einem Dinner, und schon setzt Simon, der ältere Mann, dem Alex Gesellschaft geleistet hat, sie vor die Tür. Und so geistert sie durch Gärten und über Dünen, während die Sonne vom Himmel brennt. Darin geübt, sich den Wünschen und Erwartungen anderer anzupassen, lässt Alex sich von einer Zufallsbekanntschaft zur nächsten driften und hinterlässt dabei eine Spur der Zerstörung, die nur ein Ziel kennt: Simons Gartenparty am Ende der Woche. Nach dem gefeierten Debüt „The Girls" der langersehnte neue Roman von Emma Cline.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Der Roman bedarf keine Einführung, denn die Hauptperson bietet nicht viel Vielseitigkeit ihres Wesens oder Charakters, wie auch die Handlung. Diese ist minimalistisch gehalten, und es passiert so gut wie nichts. Aber kurz zusammengefasst. Alex, eine 22zig jährige junge Frau, etwas verbraucht, da die einigen älter erscheint, lässt sich aushalten. Sie arbeitet nicht, ist praktisch obdachlos und tut auch nichts Vernünftiges, um diese Situation zu ändern. Das einzige, was sie sich wünscht, wobei auch für starke Wünsche, bietet sie zu wenig emotionale Beweglichkeit, dennoch kann man sagen, sich wünscht, ist zu den Reichen und Schönen zu gehören. Dafür tut sie alles. Sie passt sich an, allem und jedem. Ihre Persönlichkeit kommt gar nicht zu Geltung, außer der Tatsache, dass sie sich ein Leben in Reichtum wünscht, dafür allerdings eigenständig nichts tut, außer sich von einem Mann an den anderen zu hängen und aushalten lassen. Die Einladungen werden ausgesprochen und sie nimmt sie bedienungslos an. Doch bei kleinem Verhaltensfehler, bei kleinem Fehltritt kann ihr Zauberschloss in sich zusammenfallen, und Alex steht wie so oft auf der Straße. 

Ob es eine großartige soziale Studie ist, sei dahin gesagt. Ich fand den Roman sehr gut, doch nicht nach meinem Geschmack. Die Handlung des Romans kann man auf drei Seiten zusammenfassen. Die Erzählart ist ebenfalls minimalistisch gehalten: trocken, kurz, abgehackt. Wer es mag, schön, dann hat er für sich den passenden Lesestoff entdeckt. Ich mag es nicht sonderlich. 

Was jedoch der Autorin zugutegehalten werden muss, sie beherrscht hervorragend die Technik der Aussparung. Vieles wird nicht gesagt. Der Leser weiß es aber dennoch. Das Leben der Protagonistin ist ein einziger Abgrund. Das Gefühl, das der Leser ihr gegenüber empfinden kann, ist entweder Verachtung oder Mitleid. Oder auch beides zusammen.  Ein tragisches Schicksal, der jedoch selbstverschuldet ist. Was der Roman auf jeden Fall ist, der ist aufwühlend. Ich persönlich konnte die Lektüre nicht genießen, denn ich bin kein Freund von nüchternen, reduzierten Sprache. Doch für viele Leser wäre die Geschichte, vor allem die Machart der Geschichte, von Interesse. Von mir gibt es 3 Sterne.