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 Claire, Anna - Der Geschmack von Freiheit


In der Regel bin ich bei Romanen, die sich in zwei Zeitebenen - 2. Weltkriegszeit und Gegenwart, in der die Nachkommen nach irgendwas forschen, abspielen, etwas skeptisch, denn es gibt einfach zu viele davon, und die verlaufen auch noch dazu recht ähnlich. Doch der Roman von Anna Claire hat mich positiv überrascht. Es war so gut, dass ich das Buch in einer Nacht durchgelesen habe.

Erzählt wird die Geschichte von Loise, die während der Nazizeit im Widerstand war, und wegen der Bedrohung nach Amerika auswandert. Eine junge Frau, die nach Leben durstet, tatkräftig und mutig ist, aber auch freundlich, gescheit und hilfsbereit. Ihr Weg und ihre Entwicklung haben mich beeindruckt. Die Autorin gestaltet ihre Geschichte rund um Loise sehr interessant. Es wirkt authentisch und lebendig, und fügt sich harmonisch in den historischen Hintergrund. Dieser Erzählstrang hat mir sehr gut gefallen, mit großem Vergnügen habe ich das Leben von Loise aus Berlin verfolgt. Der zweite Erzählstrang, der sich in der Gegenwart abspielt und sich um die Enkelin von Loise dreht, brauchte einige Kapitel, bis der in Gang kam, meinem Empfinden nach, hatte die Geschichte auf dieser Ebene anfangs ein paar langatmige Stellen. Doch es dauerte nicht lange, und die Handlung auf dieser Zeitebene wurde genauso spannend. So gut, dass ich unbedingt auch die folgenden Bücher der Trilogie lesen möchte.

Der Autorin ist es gelungen den Leser Seite um Seite, an die Geschichte zu binden, sodass ich letztendlich das Buch nicht aus der Hand legen wollte. Auch wenn die Story fiktiv ist, merkt man Ann Claire, dass sie gründlich für diesen Roman recherchiert hat. Ein emotionales Buch, das fesselnd erzählt worden ist. Sehr zu empfehlen!

Lester, Natasha - Das Geheimnis der Dior-Kleider

Der neue Roman von Natasha Lester lässt sich sehen. Nicht nur das Cover gefiel mir sehr gut, auch die Kurzbeschreibung sprach mich an. Ich hoffte somit mehr über den Modeschöpfer Christian Dior zu erfahren. Dem war es leider nicht so, doch der Roman hat mir dennoch überraschend gut gefallen. 

Eine vielschichtige, tiefgründige Geschichte, in der einige Charaktere mitspielen. Der Anfang des Romans hat mich besonders gut unterhalten, denn hier ging es um die Anfänge: Kindheit und das Erwachsenwerden. Hier lernen wir die Hauptdarstellerin Skye, ihre Schwester, von der ich gleich sagen möchte, ich maßlos angenervt war, aber nun ja, es gibt auch solche unsympathischen Personen, Skyes Mutter und ihren Freund Nicholas, kennen. Schon in diesem kurzen Teil konnte man sehr gut die Personen einschätzen und deren Charaktereigenschaften kennenlernen. 

Als Erwachsene erleben wir Skye in der Zeiten des 2. Weltkrieges, als Pilotin. Doch der Weg dahin war mehr als steinig. Nicht einmal musste ich schwer schlucken, als ich die damaligen Einstellungen zu den Frauen und ihrer Rolle mitbekam. Der spätere Verlauf des Lebens für die Skye ist auch nicht einfach. Die KZ Gefangenschaft macht ihren Lebensweg alles andere als leicht. 

Der Roman wird in zwei Strängen erzählt. Mir hat der Part um die Skye am besten gefallen. Doch es gibt noch Kat, die eine große Rolle spielt, bei der Auflösung des Geheimnisses um die Dior Kleider. 

Wie man merkt, bietet der Roman eine vielschichtige Geschichte und einige ernste und mitunter tragische Momenten und Themen. Der Autorin gelang es sehr gut mehrere Erzählebenen zu verweben ohne verworren zu klingen. Die Darstellungen bilden eine spannende Mischung aus Historie und Fiktion. Ich fand den Roman gut gelungen und würde das Buch gerne weiterempfehlen. Von mir gibt es 4 Sterne.
 

 Berest, Anne - Die Postkarte

Über die Autorin:

Anne Berest wurde 1979 in Paris geboren. Sie arbeitete als Schauspielerin, Regisseurin und gab eine Theaterzetischrift heraus, bevor sie 2010 ihren ersten Romanveröffentlichte, ›Traurig bin ich schon lange nicht mehr‹ .

Kurzbeschreibung:

Im Januar 2003 fand Anne Berests Mutter unter den Neujahrswünschen eine verstörende Postkarte mit nichts als den Namen ihrer vier Angehörigen, die in Auschwitz ermordet wurden; ohne Absender, ohne Unterschrift. Anne fragt nach und die Mutter erzählt ihr die tragische Geschichte der Familie Rabinowicz. Aber erst als ihre  kleine Tochter in der Schule Antisemitismus erfährt, beschließt Anne, der Sache wirklich auf den Grund zu gehen. Mithilfe eines Privatdetektivs und eines Kriminologen recherchiert sie in alle erdenklichen Richtungen. Das Ergebnis ist dieser Ausnahmeroman. Er zeichnet nicht nur den ungewöhnlichen Weg der Familie nach, sondern fragt auch, ob es gelingen kann, in unserer Zeit als Jüdin ein »ganz normales« Leben zu führen.

 Meine Gedanken zu dem Roman:

Ein erschütternder Bericht, der akribisch recherchiert worden ist. Eine kleine Fotografie mit vier Personen darauf führt zu einer umfassenden Suche nach diesen Personen und entdeckt Details über ihr Leben. So wird ein verborgener Teil der Familiengeschichte rekonstruiert. 

Der Beginn des Romans empfand ich etwas zu sperrig und anstrengend, doch die Fakten und Entdeckungen, die gemacht worden sind, haben mich stets schockiert und fassungslos zurückgelassen. Der Roman ist emotional schwer zu verdauen, das möchte ich gleich zum Beginn sagen. Die Geschichte ergab eine Familienbiografie und geschichtlichen Bericht. Die Recherche der Autorin führt dazu, dass sie noch nicht bekannten Momenten der Geschichte Frankreichs, neue Details der Denunziation und Deportation vorweist. Ohne jeden Pathos berichtet die Autorin von dem Schrecken der Deportation, von Trennung der Familien, von Kindern, die fortgebracht werden. Es ist eine erschütternde Geschichte, die zu Tausenden stattgefunden hat. 

Das Hörbuch bietet eine ungekürzte Fassung über 14 Stunden. Vorgelesen wurde das Buch von Simone Kabst. Ich hätte persönlich mir einen Gefallen getan, hätte ich bei diesem Roman zu einer Printausgabe gegriffen, denn ich hatte Schwierigkeiten der gleichbleibenden Stimme von Simone Kabst zu folgen. Vermutlich gehörte dies zu dem Konzept, um nicht sensationsartig oder pathetisch zu erscheinen. 

Der Roman ist dennoch auf jeden Fall zu empfehlen. Ein interessantes Teil der Geschichte, wobei das Wort "Interessant" missfällt mir in diesem Zusammenhang. Es ist ein Teil der Geschichte, die man kennen sollte. Es darf nicht vergessen werden. 

Von mir gibt es 4 Sterne.