Williams, Kate - Never Coming Home

 Über die Autorin:

Kate Williams machte sich als Autorin der Jugendbuchtrilogie «The Babysitters Coven» einen Namen und schreibt für verschiedene Zeitschriften wie z. B. «Cosmopolitan» oder «Elle». Sie lebt mit ihrer Familie in Kansas.

Kurzbeschreibung:

 Jeder kennt Unknown Island – es ist das exklusivste Reiseziel der Welt. Weiße Sandstrände, türkisfarbenes Meer, Luxusunterkünfte … Nur geladene Gäste dürfen kommen und niemand über einundzwanzig. Plus: Es ist absolut kostenlos. Wer würde also nicht hinwollen? Über eine virale Kampagne werden die Türen des Resorts zum ersten Mal und exklusiv für zehn ausgewählte Influencer:innen geöffnet. Jeder kennt sie: Da ist die Gamerin, die Beauty-Bloggerin, das Rich Girl, der Superstar, der Nachwuchspolitiker, die Umweltaktivistin, der DJ, die CEO, der Sternekoch und der Sportler.
Was sie nicht wissen: Sie wurden nicht wegen ihrer Followerzahlen auf die Insel eingeladen. Jede:r von ihnen hütet ein tödliches Geheimnis, und es scheint, als hätte jemand entschieden, dass die Zeit der Rache gekommen ist. Unknown Island ist kein Urlaub, es ist eine Falle. Und es sieht alles danach aus, als würden diese zehn trotz all ihres Einflusses nie wieder nach Hause zurückkehren ...

Meine Gedanken zu dem Roman:

Dieses Buch habe ich aufgrund des Covers für mich ausgewählt. Eigentlich wollte ich eine Liebesgeschichte lesen, und dachte, dass ich diese unter diesem Cover finde. Doch ich lag falsch. Als ich jedoch las, dass es sich dabei um einen Jugendthriller handelt, war ich dennoch Feuer und Flamme. Die Beschreibung sprach mich an. 

Es gibt eine Insel, die in Social Medien bekannt ist. Es handelt sich dabei um ein exklusives Reiseziel. Die Beschreibungen sind sensationell. Als es bekannt wird, dass 10 Influencer auf dieser Insel einen Urlaub machen dürfen, verbreitet sich die Nachricht wie Feuer.  

Die Geschichte beginnt mit der Anreise. Die zehn Personen, alle Influencer auf unterschiedlichen Kanälen und in unterschiedlichen Branchen, verbunden durch die hohe Followerzahl, sind jeder für sich interessante Persönlichkeit. Da sind Gamer, Beutyblogger, Songwriter und anderen dabei. Und hier dachte ich schon, gibt es die erste Hürde für die Autorin. Zehn Hauptprotagonisten, das dürfte schwierig sein, doch es schien für Kate Williams keine Probleme zu bereiten. Jeder wurde ausgiebig vorgestellt, so plastisch und lebendig, dass ich mir als Leserin sehr leicht einen Bild von dem Charakter machen konnte. Die Geschichte wird aus Sicht der zehn Personen erzählt, somit bekommt der Leser verschiedene Blickwinkel zu sehen. Nach und nach entwickelt sich die Story, doch die Spannung bleibt ohne Spannungsbogen stabil hoch. Das Ende ist natürlich noch fesselnder, als die Auflösung der Geschichte kommt. Ich fand, dass dieser Teil der Geschichte besonders gut gelungen ist. Auf diese Idee bin ich nicht gekommen.

Sehr gut hat mir der Bezug zu Realität gefallen. Die moralischen Fragen, die mit dem Leben als Influencer verbunden sind. Die Gefahren solch eines Lebens. Wie viel wird offen gelegt, ist es überhaupt noch möglich, ein Leben abseits der Tätigkeit als Influencer zu führen? Sehr aktuell, nicht nur für Jugendlichen interessant, und auch fesselnder Thriller dazu, den ich ohne Bedenken weiterempfehlen kann. 

 Ich habe das Buch als Hörbuch gehört, vorgetragen von Julian Horeyseck. Der Sprecher hat mir insgesamt gut gefallen, doch stellenweise fand ich, dass der pathetische, dringlich klingende Ton manchmal zu viel des Guten war. Das ist nur so eine kleine Kritik am Rande. Wie auch die Gendersprache, ich finde, es klingt unflüssig, aber da kann man auch geteilter Meinung sein. 

 Insgesamt hatte ich über 10 Stunden ein Hörvergnügen. Das Hörbuch erschien bei Argonverlag. Und ist für Interessierte sehr zu empfehlen. Von mir gibt es 5 Sterne.

 Karl Olsberg - Virtua


Über den Autor:

Karl Olsberg, geboren 1960, promovierte über Künstliche Intelligenz, gründete mehrere Start-ups und engagiert sich in einer internationalen Community für einen sorgsameren Umgang mit KI. Er ist verheiratet und hat drei Söhne. Im Aufbau Taschenbuch liegen seine Thriller »Das System«, »Der Duft«, »Schwarzer Regen«, »Glanz«, »Die achte Offenbarung« und »Mirror« vor.

Kurzbeschreibung:

Weil er als Psychologe gescheitert ist, bewirbt Daniel sich bei dem Konzern Mental Systems, der führend in der Entwicklung künstlicher Intelligenz ist. Wider Erwarten bekommt er den Job – und ist gleich fasziniert von der virtuellen Welt, in die er eintaucht. Besonders beeindruckt ist er von Virtua, der neuesten Entwicklung von künstlicher Intelligenz. Doch dann lernt er den Entwickler Chen kennen, der seine Vorgesetzten warnt, die KI sei unkontrollierbar. Als Chen nach einem Hackerangriff auf Virtua spurlos verschwindet, wird Daniel klar, dass die Zukunft der Menschheit auf dem Spiel steht.

Meine Gedanken zu dem Roman:

In diesem spannenden Roman beschäftigt sich der bekannte Autor mit einem brisanten Thema: Künstliche Intelligenz. Auswirkungen, moralische und ethische Fragen, Zukunftsvisionen.

Der Hauptcharakter des Romans, ein junger Psychologe, bekommt unerwartet, doch so dringend nötig, einen Job in einer angesehenen Firma Mental Systems als Psychologe, der sich um die Nöte und Sorgen der Angestellten kümmern soll. Dieser Konzern beschäftigt sich einzig und allein mit der Entwicklung der KI, und ist brennend daran interessiert seine Erfindung vor all den möglichen Konkurrenten zu präsentieren. Dabei werden die Sicherheitsmaßnahmen als zu unwichtig betrachtet. Die Arbeit der Programmierer, die für das sichere Abschalten der KI zuständig sind, im Fall der Fälle, werden in ihren Sorgen und Nöten ignoriert. Die kritischen Stimmen aus dem Konzern, die dafür plädieren, dass man die KI gar nicht erst weiterentwickeln sollte, da man den Pfad einer enormen Gefahr für die Menschheit schon betreten hat, werden ebenfalls überhört oder unschädlich gemacht. Einige der Angestellten erkennen inzwischen, dass Einschalten der KI gefährlich für die Menschen ist, da die KI unweigerlich die Macht übernimmt. Doch wie so oft, das Geld regiert die Welt. Der Chef des Unternehmens will nichts davon hören. Und der Kampf um die Sicherheit der Menschheit beginnt.

Der Roman handelt zwar von einem technischen Thema, jedoch kann der Autor die Details, die womöglich der breiten Leserschaft unverständlich wären, vermeiden. Geschickt verbindet er die menschlichen Emotionen beim Lösung des Problems mit der Entwicklung der Technologie, die vorgestellt wird. Die Handlung des Romans ist hochaktuell und betrifft auch unseres aktuelles Leben. Erschreckende Vorstellung der möglichen Entwicklung wird in Vordergrund gestellt. Spannend und interessant zugleich.

Das Hörbuch wird von Richard Lingscheid vorgesprochen. Was seine Stimme oder besser gesagt, Vortragsart bemerkenswert macht, seine Fähigkeit, die Stimmen zu verstellen und unterschiedlichen Charakteren anzupassen. Hierbei handelt es sich um eine ungekürzte Lesung, von 9 Stunden Dauer. Ich würde das Hörbuch empfehlen. Von mir 4 Sterne.


 Liao Yiwi - Die Liebe in Zeiten Mao Zedong

Über den Autor: 

Liao Yiwu, geboren 1958 in der Provinz Sichuan, wuchs als Kind in großer Armut auf. 1989 verfasste er das Gedicht »Massaker«, wofür er vier Jahre inhaftiert und schwer misshandelt wurde. 2007 wurde Liao Yiwu vom Unabhängigen Chinesischen PEN-Zentrum mit dem Preis »Freiheit zum Schreiben« ausgezeichnet, dessen Verleihung in letzter Minute verhindert wurde. 2009 erschien sein Buch »Fräulein Hallo und der Bauernkaiser«. 2011, als »Für ein Lied und hundert Lieder« in Deutschland erschien, gelang es Liao Yiwu, China zu verlassen. Seit seiner Ausreise nach Deutschland erschienen die Titel »Die Kugel und das Opium« (2012), »Die Dongdong-Tänzerin und der Sichuan-Koch« (2013), »Gott ist rot« (2014), »Drei wertlose Vita und ein toter Reisepass« (2018), »Herr Wang, der Mann, der vor den Panzern stand« (2019) sowie der Roman »Die Wiedergeburt der Ameisen« (2016). Zuletzt erschien 2022 sein Dokumentarroman »Wuhan«. Für sein Werk wurde er mit dem Geschwister-Scholl-Preis und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Liao Yiwu lebt in Berlin.

Kurzbeschreibung:

 Nach dem Erfolg von »Wuhan« erzählt der Friedenspreisträger und bekannte China-Kritiker Liao Yiwu nun eindrücklich von der Chinesischen Kulturrevolution: die Epoche, in der China zur Diktatur wurde. Im Geheimen entstand Liao Yiwus Roman “Die Liebe in den Zeiten des Mao Zedongs”, der in großartiger Erzählweise den ganzen Widersinn Chinas in einem Leben und vier Liebesgeschichten umreißt. Yiwus großes Buch wurde noch im Gefängnis in Sichuan fertiggestellt und danach Seite für Seite als Kassiber hinausgeschmuggelt. Erst im Berliner Exil fanden die Einzelteile wieder zueinander. Dreh- und Angelpunkt der generationenübergreifenden Geschichte ist die Chinesische Kulturrevolution, die in ihrer Erbarmungslosigkeit zu den schwärzesten Perioden im letzten Jahrhundert zählt. Kinder verrieten ihre Eltern, Liebespaare denunzierten einander - die unterschwellige Angst des Verrats wurde zum täglichen Begleiter. So schildert der Autor authentisch und hautnah die Reise zur Entstehung der Willkür, die China heute erstickt. 

Meine Gedanken zu dem Roman:

Liao Yiwu ist eine wichtige Stimme der Gegenwart. Er berichtet schonungslos von der Politik Chinas und ist ein großer Kritiker der Regierung. Die Geschichte dieses Romans ist bemerkenswert, was das Buch noch wertvoller macht, denn es wurde in Verborgenen und mit hohem Risiko des Entdeckens im Gefängnis geschrieben.  

In dieser Geschichte erzählt der Autor von einem jungen Mann, Zhuang Zigui, der als Beispiel für viele dient. Es ist Zeit des Umbruchs, Mao Zedong ist zu Macht gekommen und seine Einsichten verbreiten sich, wie ein Feuer. Vom nichts anderem ist mehr die Rede als von dem Vorsitzenden Mao Zedong, seine Politik, und seiner Mao-Bibel. Die jungen Leute strömen nach Peking, um den Vorsitzenden zu hören. Und anschließend als gebildete Jugend zurück in Dörfer, um den Sozialismus zu verbreiten. Alle scheinen von der Macht des Führers besessen zu sein. Die Liebe ist jedoch das eigentliche Thema des Romans. Die Liebe ist auch in Zeiten der Revolution und der Tätigkeit der Rotgardisten allgegenwärtig. Liebe untereinander, Liebe zu dem Vorsitzenden Mao, Liebe zu der Mao-Bibel, Elternliebe, Kinderliebe, Liebe zu der Heimat. Liebe in Zeiten des Chaos, der Hysterie. Die Kinder, die sich der Eltern entsagen, wie der Hauptprotagonist, der seine Mutter ins Irrenhaus steckt, und seinen Vater schlägt. Fallende Tabus in der körperlichen Liebe, unter Fremden, doch durch die Revolution verbundenen, unter Liebenden, wo alle Tabus fallen, in Beziehungen, wo die Regeln nicht mehr gelten. Liebe als Traum, als Erfüllung, als Fata Morgana.  

Liao Yiwu beschönigt nichts. Der Roman ist überfüllt von Gewaltszenen, die nur schwer zu ertragen sind, von Beleidigungen, Kränkungen, falschen Einsichten und fehlenden Moral. Das Leben von Zhuang Zigui wird als Beispiel für eine mögliche Entwicklung dargestellt: Anfangs Feuer und Flamme für den Vorsitzenden Mao und am Ende zweifelnd, ob die Versprechungen des Himmlischen Friedens auch halten. 

Leidenschaftlich berichtet der Autor von der Revolution. Der Roman bietet sehr viele Informationen, die man entweder nachschlagen kann, oder die mit einer Fußnote erklärt werden. Nüchtern und auch stellenweise nicht ohne gewissen Komik berichtet der Autor die Geschichte von Zhuang Zigui und nimmt die Liebe als Begriff, als Thema auseinander. 

Ich konnte leider keinen Zugang zu dem Roman finden. Nicht dass mich das Thema nicht interessiert hätte, das schon, und zwar sehr. Auf diesen Roman habe ich mich ganz besonders gefreut. Doch mit dem Erzählstil wurde ich nicht warm. Unterbrochen von Informationen, Fußnoten fand ich keinen Fluss in der Erzählung und das Ganze ähnelt zu sehr einem Sachbuch, anstatt einem zusammenhängenden Roman. Die Handlung wirkte auf mich surreal, abgehoben und wirr. 

Interessierten an diesem Teil der chinesischen Geschichte würde ich das Buch auf jeden Fall empfehlen, zumindest sich einzulesen, um zu sehen, ob es einem entspricht. Mein Fall war es bedauerlicherweise nicht. Von mir gibt es 3 Sterne. 

Eine neutrale Bewertung könnte 4 Sterne lauten. 


 Emma Cline - Die Einladung

Über die Autorin:

Emma Cline wuchs in Kalifornien auf. Für ihr schriftstellerisches Schaffen wurde sie vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Plimpton Prize for Fiction der Paris Review. Ihre Erzählungen erschienen u.a. im New Yorker, Granta und der Paris Review. Sie wurden wiederholt in die Best American Short Stories-Anthologie aufgenommen. Bei Hanser erschienen ihr gefeiertes Debüt The Girls (Roman, 2016), der Erzählungsband Daddy (2021) und zuletzt Die Einladung (Roman, 2023).

Kurzbeschreibung:

 Eine abgründige Geschichte von Abhängigkeit und Macht, von Manipulation und Grenzüberschreitung. Nach „The Girls“ der neue Roman von Emma Cline
Der Sommer in den Hamptons neigt sich zum Ende, und Alex ist nicht mehr willkommen. Denn egal, wie nahe sie der Welt der Reichen und Schönen gekommen ist: Sie ist immer nur zu Gast – und keine Einladung gilt für immer. Ein Fehltritt bei einem Dinner, und schon setzt Simon, der ältere Mann, dem Alex Gesellschaft geleistet hat, sie vor die Tür. Und so geistert sie durch Gärten und über Dünen, während die Sonne vom Himmel brennt. Darin geübt, sich den Wünschen und Erwartungen anderer anzupassen, lässt Alex sich von einer Zufallsbekanntschaft zur nächsten driften und hinterlässt dabei eine Spur der Zerstörung, die nur ein Ziel kennt: Simons Gartenparty am Ende der Woche. Nach dem gefeierten Debüt „The Girls" der langersehnte neue Roman von Emma Cline.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Der Roman bedarf keine Einführung, denn die Hauptperson bietet nicht viel Vielseitigkeit ihres Wesens oder Charakters, wie auch die Handlung. Diese ist minimalistisch gehalten, und es passiert so gut wie nichts. Aber kurz zusammengefasst. Alex, eine 22zig jährige junge Frau, etwas verbraucht, da die einigen älter erscheint, lässt sich aushalten. Sie arbeitet nicht, ist praktisch obdachlos und tut auch nichts Vernünftiges, um diese Situation zu ändern. Das einzige, was sie sich wünscht, wobei auch für starke Wünsche, bietet sie zu wenig emotionale Beweglichkeit, dennoch kann man sagen, sich wünscht, ist zu den Reichen und Schönen zu gehören. Dafür tut sie alles. Sie passt sich an, allem und jedem. Ihre Persönlichkeit kommt gar nicht zu Geltung, außer der Tatsache, dass sie sich ein Leben in Reichtum wünscht, dafür allerdings eigenständig nichts tut, außer sich von einem Mann an den anderen zu hängen und aushalten lassen. Die Einladungen werden ausgesprochen und sie nimmt sie bedienungslos an. Doch bei kleinem Verhaltensfehler, bei kleinem Fehltritt kann ihr Zauberschloss in sich zusammenfallen, und Alex steht wie so oft auf der Straße. 

Ob es eine großartige soziale Studie ist, sei dahin gesagt. Ich fand den Roman sehr gut, doch nicht nach meinem Geschmack. Die Handlung des Romans kann man auf drei Seiten zusammenfassen. Die Erzählart ist ebenfalls minimalistisch gehalten: trocken, kurz, abgehackt. Wer es mag, schön, dann hat er für sich den passenden Lesestoff entdeckt. Ich mag es nicht sonderlich. 

Was jedoch der Autorin zugutegehalten werden muss, sie beherrscht hervorragend die Technik der Aussparung. Vieles wird nicht gesagt. Der Leser weiß es aber dennoch. Das Leben der Protagonistin ist ein einziger Abgrund. Das Gefühl, das der Leser ihr gegenüber empfinden kann, ist entweder Verachtung oder Mitleid. Oder auch beides zusammen.  Ein tragisches Schicksal, der jedoch selbstverschuldet ist. Was der Roman auf jeden Fall ist, der ist aufwühlend. Ich persönlich konnte die Lektüre nicht genießen, denn ich bin kein Freund von nüchternen, reduzierten Sprache. Doch für viele Leser wäre die Geschichte, vor allem die Machart der Geschichte, von Interesse. Von mir gibt es 3 Sterne. 


 Alex Gough - Das Schwert des Kaisers

Serie: Die Assassinen von Rom Band 1

Über den Autor:

 Alex Gough ist Autor von historischen Rom-Serien und lebt als Tierarzt im Südwesten Englands. Seine Leidenschaft für das alte Rom bringt er in seinen Büchern sowie auf seinem Blog romanfiction.com zum Ausdruck.

Kurzbeschreibung:

Meine Gedanken zu dem Roman

Wir schreiben das Jahr 210 nach Christus. Silus, ein junger Kämpfer an der Seite des Anführers und Mitkaisers Caracalla, ist ein erfolgreicher und talentierter Soldat, der auch mit Aufgaben eines Spions und Spähers betraut wird. Um die Angriffe von starken Stämmen vorzubeugen, wird auch Silus beauftragt in die fremde Zone einzuschleichen und Informationen zu holen. Doch es kommt anders. Als er den Stammesführer der Maeatae mit seinem Sohn allein im Wald sieht, beschließt er die umzubringen. Es gelingt ihm, den Vater zu köpfen und zu entfliehen. Doch damit hat er einen großen Fehler begangen. Die Folgen werden schwer sein, denn der Sohn des Stammesführers beschließt Rache zu nehmen. Viele Menschen müssen sterben. Daraufhin wird Silus dank seiner Fähigkeiten zu dem Mitkaiser Caracalla gerufen, wo ihm eine Ausbildung zu einem Assassine in dem Bund der Arcani angeboten wird. Dieser Geheimbund ist berüchtigt. Der beherbergt besten von besten: Spione, Attentäter, die hervorragend ausgebildet und absolut loyal sind. 

Der Roman von Alex Grough scheint sehr gut recherchiert zu sein. Er berichtet von Ereignissen, die historisch weniger belegt sind, und nicht allzu oft in der Literatur zum Thema gemacht werden. Der Autor erzählt, dass er sich schon mit zwanzig Jahren mit dem Thema des antiken Roms beschäftigt hat. Speziell die Zeit der Severer interessiert ihn. Über Kaiser Caracalla wird berichtet, dass er ein Monster war, doch der Autor sieht es differenzierter. 

"Das Schwert des Kaisers" ist ein kämpferischer und gewaltvoller Roman. Sehr von politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen geprägt. Das zwischenmenschliche bleibt jedoch nicht auf der Strecke. Die Leser sollten aber Interesse an Kämpfen und deren Beschreibungen mitbringen. Die Gewaltszenen werden nicht beschönigt, Blut fließt reichlich. Doch bei Kriegsbeschreibungen nicht wegzudenken. 

Der Hauptcharakter der Geschichte wird authentisch dargestellt. Sehr glaubhaft erzählt der Autor von den inneren Kämpfen des Soldaten zwischen eigenem Gewissen und Loyalität. Sehr gut gefallen hat mir, dass Silus trotz des harten Soldaten Daseins, Trauer empfinden kann. Die Geschichte fließt zügig, ist von Energie geladen und behandelt sehr viele Kriegs- und Kampfszenen. 

Mir persönlich waren doch einige zu viel, da ich generell weniger kriegsbegeistert bin. Etwas mehr Ruhe hätte dem Roman, meiner Meinung nach, nicht geschadet, doch alles in allem fand ich den Roman sehr gut geschrieben. Für die Liebhaber der Geschichte des antiken Roms und Leser der historischen Romane wäre das Buch auf jeden Fall eine interessante Unterhaltung. Ein gelungener Auftakt der Reihe. Von mir gibt es 4 Sterne.

 Ursula Poznanski - Oracle

Über die Autorin:

Ursula Poznanski ist eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Jugendbuchautorinnen. Ihr Debüt Erebos, erschienen 2010, erhielt zahlreiche Auszeichnungen (u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis) und machte die Autorin international bekannt. Inzwischen schreibt sie auch Thriller für Erwachsene, die genauso regelmäßig auf den Bestsellerlisten zu finden sind wie ihre Jugendbücher. Sie lebt mit ihrer Familie im Süden von Wien.

 Kurzbeschreibung:

 Als Kind hat Julian merkwürdige Visionen. Das sind nur Fehlschaltungen im Hirn, sagt seine Therapeutin, bedeutungslose Trugbilder. Und mit den richtigen Medikamenten sind die auch verschwunden. Jahre später wird Julian mit einer schockierenden Erkenntnis konfrontiert. Einige seiner Visionen scheinen wahr geworden zu sein. Sieht er Schatten, die die Zukunft vorauswirft? Könnte er also schlimme Ereignisse verhindern? Oder tritt er damit noch größere Katastrophen los? 

Meine Gedanken zu dem Roman:

Bei solchen namhaften und erfolgreichen Autoren, wie Ursula Poznanski, habe ich, wie Tausende anderen Leser, hohe Erwartungen. Es ist sicherlich nicht einfach, immer einen neuen Bestseller herauszubringen. Doch die Leser lieben Frau Poznanski und erwartet mit großer Ungeduld und Vorfreude ihre neuen Geschichten. So auch ich. Als ich den Titel zu diesem Roman las, war ich hin und weg, und witterte eine mystische Story. Mit großem Vergnügen habe ich "Oracle" gelesen. 

Die Geschichte handelt von einem sehr sympathischen jungen Mann Julian, der als Student im ersten Semester sein Leben außerhalb des Elternhauses startet. Ein Geschichtsstudium, ein Studentenwohnheim. Alles hört sich traumhaft an, doch nicht so für Julian. Dieser junger Mann hat keinen leichten Weg bisher gehabt. In der Schule hatte er leider nur die Rolle des Außenseiters, des Freaks, des Spinners kennengelernt. Seit seiner Kindheit leidet Julian an einer psychischen Störung, bei der er Trugbilder sieht. Bilder, die bei ihm als Kind Angst erzeugen. Manche Menschen tragen "Marker" an sich. Es können Balken, Verfärbungen, Schimmern oder auch Nebel sein. Manche sind gruseliger, die anderen weniger. Doch alles in allem ist es nicht einfach für einen kleinen Jungen, damit zurechtzukommen. Als Julian medikamentös in einer Psychotherapie behandelt wird, wird es irgendwann besser, doch im Studentenwohnheim kehren die Trugbilder zurück. Inzwischen ist aber Julian nicht mehr sicher, sind es Halluzinationen oder sind es Visionen aus der Zukunft.  

Visionen sind das Hauptthema des Romans, Julians Verstehen, Julians Umgang damit, Julians Suche nach der Wahrheit. Alles dreht sich um dieses Thema und um Julian. Auch wenn im späteren Verlauf solche Themen wie Freundschaft, Vertrauen, Betrug angesprochen werden, von dem roten Faden rückt die Autorin nicht ab. Sodass der Eindruck entsteht, dass die Geschichte sehr eindimensional ist. Was diesen Eindruck nicht mindert, ist der Einstieg in die Story. Rund 30 % eines E-Books wird es hin und her überlegt: Visionen oder Trugbilder. Und somit ist diese Überlegung noch nicht zu Ende, die dauert noch weiter an, doch wird nicht so massiv in den Vordergrund gestellt. Ich persönlich fand den Einstieg wenig gelungen, denn bei 30 % dachte ich schon, es wird nichts. Ich kann nicht sagen, dass es uninteressant war, doch die Handlung drehte sich im Kreis und kam nicht voran. Als Leser muss man schon etwas Geduld mitbringen. 

Doch danach nahm die Story Fahr an. Und ich durfte einen spannenden und interessanten Jugendbuch lesen. Wo auch solche Themen, wie Freundschaft, Moralvorstellungen und Empathie eine Rolle spielten. Sehr gut gelang es der Autorin, die Welt des Hauptprotagonisten authentisch darzustellen. Seine Sorgen, Ängste, Hoffnungen, moralischen Dilemma waren mir nahe. Trotz des kleinen Kritikpunkts würde ich den Roman unbedingt weiterempfehlen. Erneut ist Frau Poznanski ein interessantes, außergewöhnliches Thema zu dem Roman eingefallen. Ich hatte meinen Spaß am Lesen. Es gibt von mir 4 Sterne und eine Empfehlung.


 Christopher Reich - Böse Täuschung


Über den Autor:
Christopher Reich ist ein US-amerikanischer Autor. Seine Bücher wurden in 20 Sprachen übersetzt und waren mehrfach New York Times-Bestseller.


Kurzbeschreibung:

 Eine Lawine in den Schweizer Alpen reißt Jonathan Ransom und seine Frau Emma in die Tiefe. Jonathan überlebt, Emma verschwindet spurlos. Sie wird für tot erklärt. In einem Schließfach entdeckt Jonathan Beweise dafür, dass seine Frau seit Jahren ein Doppelleben führt. Je mehr er über ihre geheime Identität erfährt, desto weniger glaubt er, dass sie wirklich tot ist ...


Meine Gedanken zu dem Roman:
Achtung: Dieses Buch ist schon mal unter dem Titel "Geblendet" erschienen. Jetzt aber auch als Ebook erhältlich. Für mich persönlich sehr schön. 

Soweit ich es beurteilen kann, legt der Autor mit dem Roman einen soliden Agenten-Spionagethriller vor. Dieses Genre lese ich seltener, aber die Thematik fand ich interessant, außerdem aus der Kurzbeschreibung war mir nicht ganz klar, wohin die Reise geht. Doch wenn Schlüsselworte wie Berg, Lawine, Bergsteiger aufkommen, bin ich auf jeden Fall dabei.


Der Anfang fand ich ausgesprochen spannend: Das Paar Ransom, Jonathan und Emma sind Hobbybergsteiger, sonst arbeiten sie in einem Krankenhaus, sie als Krankenschwester im Verwaltungsbereich, er als ein erfolgreicher Chirurg. Als die eine Reise in Schweizer Alpen unternehmen, um Bergsteigen, kommt es zu einem Unwetter, und zwar Sturm mit einem Schneerutsch, das böse endet. Die Frau des Hauptcharakters ist schwer verletzt, und er muss Hilfe holen... So beginnt die Geschichte. 


Im weiteren Verlauf der Geschichte wird es unübersichtlicher. Die Szenerie wird, nach meinem Geschmack, viel zu ausführlich beschrieben, so man sich in der Handlung verliert, und den roten Faden verliert. Für mich war der Thriller zu komplex, ich konnte der Geschichte schlecht folgen. Außerdem fand ich einige Ungereimtheiten, wie zum Beispiel, dass der Chirurg, der seine Hände über alles schützen muss, zu einem Supermann mutiert. Das fand ich unglaubwürdig. Doch die Geschichte mit seiner Frau, die eigentlich nicht die war, für die er sie gehalten hat, fand ich sehr fesselnd. 


Für die Liebhaber der komplexen, verworrenen Spionagethriller wäre es eine sehr gute Lektüre. 4 Sterne. Doch von mir persönlich leider nur 3, ich hatte Schwierigkeiten dem roten Faden zu folgen.


 Christian Thielmann - The Game - Das Spiel erwacht

Über den Autor und den Zeichner:

Christian Tielmann, geboren 1971 in Wuppertal, schreibt seit 1999 mit großem Erfolg Kinder- und Jugendbücher. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet. Er lebt in Detmold.

Pascal Nöldner zeichnet als freiberuflicher Illustrator für Kinder- und Jugendbücher, Comics, Animationsfilme und naturwissenschaftl. Medienexponate. Seine Erfahrung auf Musical- und Theaterbühnen charakterisieren Ausdruck und Dynamik seiner Zeichnungen. Im Web (http://www.pascal-noeldner.de) und auf Social Media (@_nerdner) gibt er Einblick in sein Leben und seine Werke.

Kurzbeschreibung:

Sie spielen das Spiel ihres Lebens.

Doch das Spiel wendet sich gegen sie.

Der zwölfjährige Macke freut sich auf die besten Ferien aller Zeiten: Er und sein Freund Piddy sind auserwählt, an dem legendären GAME teilzunehmen! Eine Woche Abenteuer erleben, Herausforderungen bestehen und Rätsel lösen in einer gigantischen Spiel-Arena unter einer Glaskuppel. Doch kaum sind sie in den Dschungel von Level eins mit ihren Teammitgliedern Sepia und Lisa gestartet, wird klar: Etwas läuft nicht nach Plan, und das Paradies verwandelt sich in eine Hölle. Statt die anderen Teams zu schlagen und den Highscore zu knacken, beginnt für die Freunde ein Kampf um ihr Leben ...

Band 1 der packenden Abenteuerserie für Leser*innen ab 10 Jahren. Mit coolen Illustrationen von Pascal Nöldner.

Alle Bände der Serie:

Band 1: The Game – Das Spiel erwacht

Band 2: The Game – Countdown am Vulkan

Band 3: The Game – Gefangen im Labyrinth (Erscheint im Frühjahr 2024)

Meine Gedanken zu dem Roman:

Der Titel zu dem Roman ist schon Klasse. Ein Aufreißer. Erinnert sehr an die Werke von Poznanski, Dashner oder Collins. Für alle Liebhaber von Game Romanen ist es ein Trigger: Das will ich unbedingt lesen. So auch bei mir. Als ich den Titel gelesen habe, musste ich das Buch lesen. Und es hat mir auch recht gut gefallen. Doch aufgepasst, der Roman ist für Kinder und Jugendlichen geschrieben. Es ist ein Abenteuerbuch, das die Kinder, ich schätze so ab 10 Jahren schon lesen können. Aber auch erwachsenen Leser könnten ihren Spaß mit der Geschichte haben. Mir war es ein wenig zu einfach gestrickt. Doch für Kinder optimal.

Die Geschichte beginnt spannend, zwölf Kinder im Alter von 12 Jahren, die in einem Online Abenteuerspiel die besten Plätze in dem Score belegen, wurden ausgewählt an dem echten Abenteuer teilzunehmen. In der Ferien genau das Richtige. Die Spiele werden in der Arena, die sich unter einer Kuppel befindet, abgehalten. Es gibt Aufgaben und Rätsel, die gelöst werden sollen, um voranzukommen. Auch hier bekommen die Teilnehmer eine Punktzahl am Ende des Tages. Der Gewinnergeist erwacht, und es geht los. Doch schon nach einer kurzen Zeit merken die Teilnehmer, dass etwas nicht stimmt. Es passieren seltsame Dinge, die so nicht geplant waren. Das, was so schön begonnen hat, entwickelt sich in einen Albtraum.

Ich fand die Charaktere interessant, die Hauptcharaktere wurden besser und ausführlicher dargestellt, was an sich logisch ist, doch ich denke, dass alle Teilnehmer im weiteren Verlauf näher gezeichnet werden. Als Leser ist man auch auf die anderen neugierig. Natürlich gibt es welche, die sympathischer wirken, vor allem von der Warte eines Erwachsenen. Doch ich denke, dass manche Eigenschaften und Handlungen auch die Kinder sehr gut nachfühlen und einordnen können, werden. Die Handlung ist temporeich. Die Ereignisse wechseln sich rasch ab, und man merkt gar nicht, wie schnell das Buch zu Ende ist. Und der nächste Band kann beginnen.

Ich würde das Buch besonders an Kinder ab 10-12 Jahren empfehlen. Obergrenze gibt es nicht. Wer Abenteuerbücher, die nicht sonderlich anspruchsvoll sind, mag, dem würde das Buch gefallen. Einfach zurücklehnen, und ein paar Stunden Unterhaltung genießen.

Das Buch hat übrigens schöne Zeichnungen. Die auch bei einem Ebook gut wirken.

Bewertung nach meinem Empfinden: 4 Sterne.

 Rezension zu dem Hörbuch: "Michelangelo - Einsamer Rebell" von Sandra Pfitzner

Über die Autorin: 

Sandra Pfitzner ist Diplom-Journalistin und Absolventin der Deutschen Journalistenschule in München. Seit zwanzig Jahren arbeitet sie als Autorin für Zeitungen und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Außerdem erstellt sie dramaturgische Konzepte für Museen und Erlebniswelten.

Kurzbeschreibung:

 Mit nicht einmal 30 Jahren hatte Michelangelo bereits zwei der bedeutendsten Meisterwerke der Kunstgeschichte in Marmor gemeißelt: die Pietà in Rom und den David in Florenz. Seine Fresken in der Sixtinischen Kapelle sind das wohl monumentalste Gemälde der Welt. Michelangelo gilt heute als Inbegriff des Künstlers.

Das Feature erzählt das Leben des genialen Eigenbrötlers in einer Zeit des Umbruchs zwischen Mittelalter und Neuzeit, ein Leben zwischen Abhängigkeit von den Mächtigen und heimlichem Widerstand mit den Mitteln der Kunst.

Meine Gedanken zu dem Hörbuch:

Zunächst möchte ich zu der Reihe "Abenteuer & Wissen" etwas sagen. Ich halte diese Art von Wissensvermittlung für eine gelungene und ausgezeichnete Idee. Die Länge der CDs ist überschaubar, sodass die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene von großem Wert ist. Die Informationen sind kompakt, dennoch lebendig vorgetragen und somit sehr fesselnd erzählt. Es gibt Hörbücher zu solchen Persönlichkeiten wie Johann Wolfgang von Goethe, Ludwig van Beethoven, Martin Luther King und viele andere.

In dem vorliegenden Hörspiel geht es um Michelangelo. Ein Name, das jedem auf dieser Welt wohlbekannt ist. Ein großartiger Künstler, der einen großen Abdruck in der Geschichte hinterlassen hat. Dieses Hörbuch widmet sich vordergründig drei Werken von Michelangelo: der Skulptur des Davids in Florenz, der Skulptur der Gottesmutter Pietá in Rom und seinem wohl bekanntesten Werk, der sixtinischen Kapelle. Doch dieser Künstler bot der Welt viel mehr, den er erschuf über 180 Werke. 

In diesem Hörspiel wird jedoch nicht nur die Arbeit des Genies vorgestellt, auch seinen Wesen, sein Charakter wird erwähnt wie auch die politische Situation damaligen Zeit. Sehr interessant ist vielleicht zu erfahren, dass der Meister ganz nicht so einfach im Umgang war. Michelangelo war ein eigenbrötlerischer Mensch, der jedoch hervorragend die Beziehungen zu seinen Auftraggebern sichern konnte. In seiner Ausbildung war er dafür bekannt, dass er seine Mitschüler auslachte, also kein freundliches Wesen besaß. All die Informationen werden in knapper Ausführung dargestellt. Auf wesentliches konzentriert, doch den Spaß nicht aus der Augen verlierend. 

Das Hörspiel dauert 1 Stunde und 15 Minuten und wird von verschiedenen, erfahrenen Vorlesern dargeboten. Angenehm anzuhören und leicht zu folgen. 

Nicht nur Michelangelo - Hörbuch ist zu empfehlen, ich finde die ganze Reihe großartig. Dafür gibt es verdiente 5 Sterne. 

 Rezension zu dem Roman: "Im Auge der Leere" von Vogltanz, Melanie/Cernohuby, Stefan

 Über die Autoren:

Melanie Vogltanz wurde 1992 in Wien geboren und hat ihren Magister in Deutscher Philologie, Anglistik und Lehrer*innenbildung an der Universität Wien gemacht. Sie hat als Lehrerin, Regaleinräumerin, Spielzeugverkäuferin und Hundefutterträgerin gearbeitet. Aktuell ist sie selbstständige Lektorin und macht gute Worte mit großartigen Menschen und Verlagen. 2007 veröffentlichte sie ihr Romandebüt; weitere Veröffentlichungen im Bereich der Dunklen Phantastik folgten. 

Stefan Cernohuby wurde 1982 in Wien geboren und machte seinen Master in Elektronik am Technikum Wien. Er war schon Postzusteller, in der Binnenschifffahrt, bei einem Münchner Automobilhersteller und bei einem Onlinespielekonzern. Aktuell ist er im Qualitätsmanagement für ein Wiener Startup tätig, leitet eine Onlineredaktion, gibt Anthologien heraus, ist zweiter Vorsitzender im Phantastik-Autoren-Netzwerk (PAN) und setzt tolle Literaturprojekte mit genauso tollen Menschen um.

Kurzbeschreibung:

 Mehr als 3.000 Sternensysteme werden von Menschen besiedelt. Auf hunderten bekannten Welten existiert nichtmenschliches Leben. Doch nur ein Wesen behauptet, aus dem unzugänglichen Teil der Galaxis zu stammen – mitten aus dem Auge der Leere: Void.

Void ist ein Individuum mit verborgenen Talenten und speziellen Bedürfnissen, sowohl was seinen Lebensstil als auch seinen Metabolismus angeht. Das ist aber nur einer der Gründe, warum er sich in einem intergalaktischen Hochsicherheitsgefängnis befindet.

Als Aelianus, das inoffizielle Oberhaupt der Organisation Oculus, von einer Bedrohung galaktischen Ausmaßes erfährt, erkennt er, dass nur eine ganz spezielle Fähigkeit das Schlimmste verhindern kann. Doch dies bedeutet, mit dem gefährlichsten Verbrecher der Galaxis gemeinsame Sache zu machen.

Meine Gedanken zu dem Roman:

In der Beschreibung eine groß angekündigte Space Opera, das musste ich natürlich lesen. Die Geschichte beginnt allmählich. Der Mann, der die Dienste des Oberhaupts einer Organisation Oculus ausführt, der Aelianus, erfährt über die bevorstehende Katastrophe. Die gesamte Galaxis wird bedroht. Die Technokraten, die dafür bekannt sind, dass sie alle drei Generationen ihre Kultur, Technik, den gesamten Fortschritt ihrer Zivilisation auf Anfang zurücksetzen, beabsichtigt dieses Mal die ganze Galaxis mit all ihren Volker in den Untergang zu reisen, und dazu zu bringen, die Entwicklung vom neuen zu starten. Aelianus stellt sich zur Aufgabe, dies zu verhindern. Dazu braucht er nicht nur sein ausgewähltes Team von ausgezeichneten Kämpfern und Agenten, sondern einen ganz bestimmten Mann. 

Wobei die Bezeichnung Mann schon falsch wäre. Das Wesen, das einzig fähig ist, der fortschrittlichen Technik der Technokraten zu widerstehen, ist ein Alien, der aus dem Auge der Leere stammt. Void, ein Individuum ohne Geschlecht, ein Gestaltwandler verfügt über unsagbaren Fähigkeiten. Doch er befindet sich in einem Hochsicherheitsgefängnis, abgeschottet und sicher verwahrt. Aelianus bietet ihm Freiheit im Gegenzug für die Hilfe bei der Rettung der Galaxis. 

Nach und nach entwickelt sich die Geschichte, die von vieler Aktion und Kampfszenen, gezeichnet ist. Das Team, das dem Void zur Seite steht, besteht aus verschiedenen Agenten, Kämpfern, die alle im Laufe der Geschichte gut charakterisiert und dargestellt werden. Jeder von ihnen hat seine Gründe so zu sein, wie er ist, und man versteht die Handlungsweisen und Charaktereigenschaften der Einzelnen nach und nach, häppchenweise. Besonders interessant ist natürlich die Figur von Void. Ein Wesen, das die Menschen wenig versteht, da diese in seinen Augen unlogisch handeln und denken. Ein Wesen, das sich wesentlich von den Menschen unterscheidet, und den Leser vielleicht mit seiner Kälte und fehlender Mitgefühl, ein wenig schockiert. Dennoch fand ich sehr interessant über Void mehr zu erfahren, wie auch über anderen Spezies. 

Der Roman ist kennzeichnet vom hohen Tempo, schnellen Wechsel der Szenen, und auch wenn ich einiges über die Protagonisten in Rückblenden erfahren habe, so blieben mir die Helden der Geschichte mir relativ fern und waren leider unsympathisch. Doch um Sympathien und Friede, Freude, Eierkuchen ging es in diesem Roman auch gar nicht. Es ist ein temporeicher Actionthriller, der in einer fernen Welt der Zukunft angesiedelt ist. Ich hätte gerne mehr Informationen über die fremden Welten gehabt, ausführlichere Beschreibungen von den Spezies und unterschiedlichen Völkern. Doch alles in allem bietet dieser Roman eine recht gute Unterhaltung, ohne tiefgründig zu sein. Was ich besonders schön fand und gerne erwähnen würde: Mir hat der feine Humor in dieser Geschichte sehr gut gefallen.

Eine neutrale Bewertung: Dieser Science-Fiction-Roman wird die Leser von Actionthriller zufriedenstellen. Mit seinem sehr hohen Tempo, Vielzahl an Kampfszenen bietet er eine spannende Lektüre. 4 Sterne.

Mein persönliches Empfinden: Ich fand die Ansätze zu der Geschichte sehr interessant. Über manche Elemente des Romans, wie die fremden Welten oder Angehörige unterschiedlicher Spezies, hätte ich gerne mehr erfahren und mir dabei etwas weniger Kämpfe gewünscht, sondern mehr Tiefe. Von mir gibt es 3 Sterne. 

 

 Necari Öziri - Vatermal

Über den Autor:

Necati Öziri, geboren in einer der vielen grauen Ecken des Ruhrgebiets, hat Philosophie, Germanistik und Neue Deutsche Literatur in Bochum, Istanbul und Berlin studiert. Er lebt in Berlin sein drittes Leben, schreibt, macht Theater und manchmal einen auf Intelelli, wofür ihm sein sechzehnjähriges Ich wahrscheinlich eine Schelle verpassen würde. Öziri unterrichtete an der Ruhr-Universität Bochum formale Logik, bis er feststellte, dass Logik die Welt nicht besonders gut beschreibt.

Kurzbeschreibung:

Necati Öziri schreibt eine Familiengeschichte über einen Sohn, eine Mutter und eine Schwester, deren Leben und Körper gezeichnet sind von sozialen und politischen Umständen. Und er schreibt über einen abwesenden Vater. Ein Roman von radikaler Wahrheit, Wut, Kraft, Liebe und Sehnsucht.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Allem voran beginnt der Autor mit einem Zitat von Christa Wolf: Ich mache die Schmerzprobe. Wie der Arzt, um zu prüfen, ob es abgestorben ist... ein Glied ansticht, so stech ich mein Gedächtnis an.

So wird man als Leser schon in die Traurigkeit des Romans eingeführt.

Auch die Geschichte selbst beginnt bedrückend, denn der Hauptprotagonist des Romans, Literaturstudent Arda Kaya liegt im Sterben, er leidet an Organversagen. Ein Brief, in dem er sich an einen abwesenden Vater wendet, bildet den Anfang dieser emotionalen Story:

„Du sollst wissen, wer ich gewesen bin. Damit du niemals die Erleichterung fühlst, von der ich so oft heimlich träumte: von einem Toten angeschwiegen zu werden. Ich möchte dir für immer die Möglichkeit nehmen, nicht zu wissen, wer ich war. Ich werde von mir erzählen, aber ich werde permanent lügen. Nichts stimmt, und doch ist jedes Wort wahr.“

Es geht um die Familie Kaya. Die Eltern sind Migranten aus der Türkei, die nach einem heftigen Erdbeben ihr Heimatland verließen und sich eine neue Existenz in Deutschland aufbauten. Die Kinder sind Einwanderer der dritten Generation.

Das Hauptthema des berührenden Romans ist das Fehlen eines Vaters im Leben von Arda Kaya und das Zurechtfinden in einem Land, in dem man zwar geboren worden ist, doch nicht gänzlich verbunden ist. Der Vater von Arda verließ die Mutter, als die, mit dem Arda schwanger war. Er kehrte zurück nach Türkei. Seitdem versucht die überforderte, seelisch instabile Mutter Ümran die drei Kinder allein großzuziehen, was natürlich zahlreiche Probleme mit sich bring. Doch in der Geschichte geht es nur nebensächlich um die alltägliche Problematik einer Migrantenfamilie. Hauptaugenmerk richtet sich auf das Leben ohne Vater. Dabei erinnert sich Arda an sein Leben, seine Kindheit beim abwesenden Vater und nebenbei läuft die Geschichte seiner Schwester, die nicht weniger trauriger stimmt, denn das Mädchen wurde von der Mutter nicht fair behandelt, es gab zahlreiche Konflikte, bis Aylin irgendwann in einer Pflegefamilie landet. Auch Aylin hat viel zu berichten aus ihrer Erinnerungen.

Der Ton des Romans ist ruhig, beschreibend, stellenweise poetisch, bis zu blumig. Insgesamt lässt sich die Geschichte sehr gut lesen. Es gibt zahlreiche Dialoge zwischen den Beteiligten, sodass der Leser sehr gut einen Eindruck vom Leben der Familie bekommt.

Die Geschichte des sterbenden Literaturstudenten Arda ist sehr emotional.

Schmerzhaft, mit tief sitzender Trauer, einfühlsam.

Neutrale Bewertung: Ein sehr gut gelungener Debüt des jungen Autors. Gibt bildhaft und lebendig einen Einblick in das Leben einer Migrantenfamilie. Ein unwissender Leser bekommt einen guten Eindruck und auch reichlich Informationen, wie es ist in dritten Generation groß zu werden. 4,5 Sterne.

Mein persönliches Empfinden: Mir hat die Geschichte gut gefallen, doch ich fand das Leben der Familie gewöhnlich, unspektakulär. Mir hat der Roman einfach nicht viel gegeben, doch ich genoss durchaus die leise Stimme von Necati Öziri. Eine uneingeschränkte Weiterempfehlung. 4 Sterne.

 Felicia Berliner - Shmutz

Über die Autorin:

Felicia Berliner studierte Kreatives Schreiben an der Columbia University. Shmutz ist ihr erster Roman. Sie veröffentlicht außerdem in Lithub, PB Dauly und Breakwater Review.

Kurzbeschreibung:

Raizl lebt mit ihrer jüdischen Großfamilie in Brooklyn. Sie teilt sich ein Zimmer mit ihrer kleinen Schwester, sie liebt ihren Großvater über alles und sie unterstützt ihre Mutter im Haushalt. Aber außerhalb der Familie hat Raizl einen Studienplatz, einen Nebenjob und eine Therapeutin. Und da ist noch etwas: Sie liebt Pornos! Bald erlebt sie ein sexuelles Erwachen, lange bevor der Matchmaker den richtigen Ehemann für sie finden kann. Während sie sich heimlich ihrer Sucht hingibt und ein aufregendes Unileben in Manhattan führt, hat sie zuhause in Brooklyn arrangierte Dates und einen Alltag voller Rituale. Raizl ist hin- und hergerissen zwischen der modernen Welt und ihrer Community, die ihr so viel Liebe und Halt gibt.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Chassidische Frauen werden immer stärker, sie begehren auf, leise und unspektakulär, doch unaufhaltsam und nicht zu überhören. Es ist nicht der erste Roman, den ich zu diesem Thema lese, allerdings der erste Episodenroman.

Eine junge Frau Raizl auf dem Weg des Erwachsenwerdens lebt in einer chassidischen Familie. Eine Religion der strengen Regeln, Normen und Rahmen. Da hat man eine bestimmte Rolle zu erfühlen, für die freie Entfaltung gibt es wenig Möglichkeiten.

In diesem Roman ist das Mädchen von 17 Jahren, die einige Freiheiten in der strengen Familie genießt. Sie darf Buchverwaltung studieren, hat ein Nebenjob und einen Computer, das ist das Ausschlaggebende in dieser Geschichte. Einen Computer darf man in chassidischen Familie nicht haben, doch Raizl braucht ihn für Studium und Arbeit.

Wie es sich für das Mädchen herausstellt, ergeben sich viel mehr Möglichkeiten der Verwendung eines Notebooks. Sie entdeckt Google Suche, und sucht sich durch die Welt. Zufällig schaut sie sich ein Porno an, und diese Bilder lassen sie nicht mehr los. Etwas erwacht in Raizl, sie weiß nicht was sie genau empfindet, sie weiß nicht, warum ihr Körper so darauf reagiert. Irgendwann ist es zu spät, aus einem Interesse ist eine Obsession geboren. Raizl ist pornosüchtig. Doch dies nur so am Rande, denn junge Frau ist viel mehr als das.

Sie ist Feministin und lebt ein Doppelleben. Das Studium und Arbeit sind ihre Freiheiten, doch in der Familie ist sie eingezwängt in die Gebote und Verbote. Sie lehnt ihr Glauben nicht ab, doch sie fühlt sich gefangen.

"Shmutz" - was übrigens kein grammatikalischer Fehler der Übersetzung ist, ist ein Coming of Age Roman. Eine neue feministische Stimme aus USA erobert die Literaturwelt für sich. Der Roman ist biografisch. Leider gibt es weder Einführung noch Nachwort. Allerdings Dankesrede wird an die Geschichte angehängt.

Erzählt wird exemplarisch, es gibt keine lineare Handlung in dem Roman. Die Szenen wechseln sich ab: Arbeit, Büro, Universität und das Zuhause. Die Kapitel sind kurz, staccatoartig. Es scheint mir wichtig zu erwähnen, dass die Protagonistin reichlich Wörter der Sexthematik benutzt, die für manche Leser nicht alltäglich sind. Es werden manche Grenzen des Erlaubten, des Gewohnten überschritten.

Der Titel des Romans ist schon maßgebend: Es geht um eine "schmutzige" Sucht, doch erzählt von einer netten, weltoffenen, neugierigen, jungen Frau, die sich Gedanken über ihr "iIh" macht, über die Welt und ihr Leben.

Neutrale Bewertung: Eine neue feministische Stimme, die auf jeden Fall lesenswert ist. Der Roman ist stellenweise holprig erzählt, darum 4 Sterne.

Mein Empfinden: Der Roman ist exemplarisch erzählt, besteht aus einzelnen kurzen Kapiteln, die nicht immer zusammenhängen. Für die Liebhaber von Erzählungen wäre es besser geeignet als für mich. Ich fand den Roman eher mittelmäßig, 3 Sterne.

 Tom Falkner - Gott ist böse

Über den Autor:

Tom Falkner ist studierter Psychologe und Drehbuchautor. Die große Liebe zu Büchern hat ihn zum Romanschreiben gebracht. Er liebt es, sich in andere Menschen einzufühlen und die Welt durch ihre Augen zu betrachten – je verrückter die Person, desto besser. Das Buch ist für ihn die Bühne, und Falkner ist der Schauspieler, der in die Rollen all seiner Figuren schlüpfen kann und darf. Genau darin besteht für ihn das Vergnügen: mit jedem seiner Charaktere zu leben, zu leiden und zu lieben.

Kurzbeschreibung:

Der Psychoanalytiker Robert Forster kennt sich aus mit Gewalt - seine Patienten sind Schwerkriminelle und Psychopathen. Ihn wirft so schnell nichts aus der Bahn. Da geschieht das Unfassbare: Während eines seiner Anti-Aggressionstrainings explodiert eine Bombe, ein Patient stirbt. Kurz darauf kommt der nächste Schock: Sechs von Forsters Studenten werden entführt. Der Täter fordert Forster zu einem makabren Spiel um das Leben der Menschen auf. Er droht, jeden Tag einen von ihnen brutal zu töten, wenn Forster nicht mitmacht. Forster begreift, dass nur er die Studenten retten kann – und dass der Täter jemand sein muss, der ihn kennt.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Ich kannte den Autor noch nicht, dabei bin ich eine leidenschaftliche Thriller-Leserin. Da ich keine weiteren Informationen dazu gefunden habe, gehe ich davon aus, dass dieser Roman ein Debüt des Autors ist.

Dafür ist der gut gelungen.

Mit großem Interesse habe ich die Geschichte von dem Psychologen, Psychoanalytiker und Aggression-Bewältigung-Spezialisten Robert Forster gelesen. Sein Leben ist mit Schwerkriminellen verbunden, gerade im Bereich der Gruppenarbeit, betreut er eine Gruppe von Jugendlichen, die vorbestraft sind oder eine Auflage haben, diesen Kurs zu belegen. Dabei geht es um wirklich gestörten Personen, die im Prinzip nicht frei herumlaufen dürften. Außerdem hält der Psychoanalytiker Vorträge an der UNI, und kennt somit einige Studenten. Als sechs Personen aus dem Bekanntenkreis von Robert Forster entführt werden, und der Täter Kontakt zu dem Psychologen aufnimmt, wird die Geschichte noch fesselnder. Denn da kommt der Thrill.

Und im Fall von Tom Falkner ist dieser Thriller heftig. Zwar in einem bekannten Muster verfasst: Psychologe, beteiligt an dem Geschehen und einem für ihn gedachten Rätsel - das ist alles dabei, doch für ein Debüt sehr gut gemacht. Amazon schreibt dazu: Blutig, abgründig und erbarmungslos. Das kann ich bestätigen. Vom Gewaltpotenzial würde ich diesen neuen Thriller Autor mit solchen wie Chris Carter vergleichen. Ich fand es heftig. Und ich bin einiges gewohnt.

Was mir allerdings weniger gefallen hat, die Geschichte hat viel zu viele Wiederholungen. Der Autor setzt die zwar geschickt ein, um die Spannung zu steigern, doch manchen aufmerksamen Leser könnten die stören. Dadurch entstehen Längen, die nicht sein brauchten.

Eine neutrale Bewertung: Dieser Thriller ist für die Leser von blutigen und gewaltvollen Thrillern geschrieben. In dieser Hinsicht auch gut gelungen. Der Autor ist auf jeden Fall lesenswert. 4,5 Sterne

Mein persönliches Empfinden: Mich haben die Wiederholungen etwas gestört. Eine Zusammenfassung der Geschichte täte dem Roman gut. Dennoch fand ich den Thriller gut gemacht. Und würde mich freuen, wenn von diesem Autor noch was kommt. Von mir 4 Sterne.

 Philipp Oehmke - Schönwald


Über den Autor:

Philipp Oehmke, geboren 1974, wuchs in Bonn auf, studierte Germanistik in Hamburg und war zwei Jahre lang Volontär bei der Zeitschrift Tempo. 2001 schloss er die Graduate School of Journalism der Columbia University mit einem Master of Science ab. Von 2002 bis 2006 war er Redakteur beim Magazin der Süddeutschen Zeitung, wo er auch die 50-bändige Buchreihe SZ-Diskothek herausgab. 2006 wechselte er als Redakteur in das Kulturressort des Nachrichtenmagazins Der Spiegel. Von 2015 bis 2020 leitet Oehmke das New Yorker Büro des Nachrichtenmagazins, für das er heute aus Berlin als Autor tätig ist.

Oehmke ist Autor der Biografie Am Anfang war der Lärm über die Rockband Die Toten Hosen. Das Buch erschien 2014 und stand mehrere Wochen in der Top Ten der Spiegel-Bestsellerliste.


Kurzbeschreibung:

Anders als Harry findet Ruth Schönwald nicht, dass jedes Gefühl artikuliert, jedes Problem thematisiert werden muss. Sie hätte Karriere machen können, verzichtete aber wegen der Kinder und zugunsten von Harry. Was sie an jenem Abend auf einem Ball ineinander gesehen haben, ist in den kommenden Jahrzehnten nicht immer beiden klar. Inzwischen sind ihre drei Kinder Chris, Karolin und Benni erwachsen. Als Karolin einen queeren Buchladen eröffnet, kommen alle in Berlin zusammen, selbst Chris, der Professor in New York ist und damit das, was Ruth sich immer erträumte. Dort bricht der alte Konflikt endgültig auf.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Zunächst möchte ich sagen, dass ich "Schönwald" überraschend gut fand. Als ein großartiger Familienroman aus Deutschland der Gegenwart angekündigt, war ich mir nicht sicher, was mich erwarten würden. Als Leser ist man gewohnt eine Geschichte der Vergangenheit in Deutschland zu lesen, selten widmen sich die Autoren der Gegenwart zu, und wenn ja, gefielen mir von solchen Werken leider nur wenige. Anders bei "Schönwald" - voll und ganz überzeugt.

In dieser Geschichte widmet sich der Autor einer deutschen Familie der Gegenwart. Mutter, Vater, drei erwachsene Kinder, die schon ihre eigenen Wege gehen. Soweit so gut, doch die Charaktere sind einfach großartig. Da haben wir das Familienoberhaupt, über siebzig, der etwas verpeilt inzwischen durch das Leben geht, dabei war er als Oberstaatsanwalt tätig, aber jetzt eher zurückhaltend, da die Frau Mutter die Führung übernimmt, gutmütig und insgeheimen eine Psychotherapie machend, da die Ehe doch nicht so zufriedenstellend ist, wie er zeigt. Seine durchaus kluge Frau Ruth ist bemüht, all die Konflikte, die in dieser Familie auftreten, unter den Teppich zu kehren und kleinzureden, denn Aussehen der Familie ist extrem wichtig. Wie stünden die denn da, wenn die Menschen über die Schwierigkeiten und Nöte der Eltern und den Kindern wissen würden, was würden die Leute bloß sagen. Das Muster ist sicherlich vielen bekannt.

Aber kommen wir zu Kindern. Der Roman beginnt munter mit einer Episode aus Berlin-Kreuzberg. Hier kommen die herrlichen Anspielungen an die politische und gesellschaftliche Situation in Deutschland der Gegenwart. Die Tochter, oder lesbisch, oder nicht, muss sich noch entscheiden, bisher erfolglos in ihrem Leben, was seine Gründe hat, beschließt einen Buchladen zu eröffnen. Natürlich um den zeitgemäß zu gestalten, muss das Buchladen queer sein. Was eine unerwartete kleine Demonstration mit sich bringt...

Aber liest es selbst. Es ist köstlich. Die satirischen Anspielungen auf die moderne Gesellschaft sind scharf, zugespitzt, da die zum Teil zynisch gemeint sind, absolut gekonnt in die Szene gesetzt. Ich habe den Roman genossen.

In dieser dysfunktionalen Familie, oder vielleicht ganz normalen, wie viele anderen auch, sind noch zwei Prachtexemplare von Kindern zu erwähnen. Chris, ein ehemaliger Universitätsprofessor an der Columbia University, nun ein Podcast Sprecher für Trump, da es besser bezahlt wird und Benni, das Nesthäkchen der Familie, liiert mit einer Frau, die eine ausgeprägte Phobie gegen seiner Familie hat.

Amüsante Geschichte, die voller Dialoge, bemerkenswerte Wahrheiten, voller Psychologie ist und leider nicht immer komisch, denn dafür sind die gesellschaftlichen und politischen Fragen, die aufkommen, auch Schuldempfindungen der deutschen Vergangenheit gegenüber, die Rückblicke zu ernsthaft, vielleicht auch schmerzhaft und gewichtig.

Als Romanerzähler ist Philipp Oehmke ein Debütant, doch von seiner literarischen und erzählerischen Leistung ein großer Könner.

Ich habe den Roman als Hörbuch mit großem Vergnügen gehört.

Vorgetragen wurde das Buch von dem Autor selbst, was bei mir keine Wünsche offen lies. Dauer des Hörbuchs ist mit 17 Stunden etwas zu lang, doch unbedingt lesens- oder hörenswert.

Es gibt nur eine passende Bewertung für diese herausragend gute Unterhaltung. 5 Sterne.