T.M. Logan - The Catch


Über den Autor:

T.M. Logan wurde in Berkshire als Sohn eines englischen Vaters und einer deutschen Mutter geboren. Er war Wissenschaftsreporter bei der Daily Mail und arbeitete anschließend in der Hochschulkommunikation. Seit 2017 lebt T.M. Logan vom Schreiben – und das extrem erfolgreich: Mit seinen Thrillern hat er ein ums andere Mal Bestseller geschrieben und in England bereits ein Millionenpublikum begeistert. Seine Bücher sind in über zwanzig Sprachen übersetzt, darunter Französisch, Italienisch, Spanisch, Niederländisch und Koreanisch. Der Autor lebt mit seiner Familie in Nottinghamshire.

Kurzbeschreibung:

Auf den ersten Blick ist Ryan der perfekte Schwiegersohn. Doch als Familienvater Ed den Verlobten seiner Tochter Abbie zum ersten Mal trifft, ist er sich sicher, dass mit ihm irgendetwas nicht stimmt. Aus Angst, seine Tochter könnte an den Falschen geraten, beginnt Ed, Ryans vermeintlich dunkle Vergangenheit aufzudecken – während er seine eigene geflissentlich verbirgt. Doch je tiefer Ed gräbt, desto weniger glaubt ihm seine Familie, dass Schwiegersohn Ryan böse Absichten hat. Sie sind überzeugt, dass er der Richtige für Abbie ist. Ed sieht das anders. Denn er erkennt ein Monster, wenn er es sieht ...

Meine Gedanken zu diesem Roman:

Die Handlung dieses Buchs ist schnell erzählt, darum werde ich, um die Spoiler zu vermeiden, mich nur kurz dazu äußern. Ed, der Hauptcharakter des Romans und Vater von Abbie, wird überraschenderweise mit dem neuen Freund seiner Tochter konfrontiert. Alles läuft sehr schnell, die Eltern haben Ryan erst kennengelernt, und schon steht der Heiratstermin fest. Der Vater von Abbie kommt nur schwer damit klar, denn er vertraut seinem Bauchgefühl, seiner Intuition, die ihm deutlich zu verstehen gibt, dass er dem absolut perfekten Ryan nicht vertrauen darf. Leider hören seine Ehefrau und Tochter nicht auf seine Warnungen, also versucht Ed, auf eigenes Regie die Wahrheit über den zukünftigen Schwiegersohn herauszufinden. Was gravierende Folgen für alle Beteiligten hat.

Der Spannungsbogen wird in dieser Geschichte nach und nach aufgebaut. Die ersten 50% des Romans drehen sich um Ed und seine Handlungen als beinahe besessener Vater der künftigen Braut. Keiner glaubt ihm, keiner ist auf seiner Seite, doch er kann nicht anders. Er fühlt sich berufen seine Tochter von dem zu perfekten Ehemann zu verteidigen.

In der zweiten Hälfte der Geschichte kommt mehr Tempo auf und die Ereignisse eilen eins nach dem anderen. Dennoch muss ich gestehen, dass ich nur müßig einen Zugang zu diesem Roman fand. Ich fand die Geschichte denkbar einfach konstruiert, ohne nennenswerten überraschenden Wendungen, ohne tiefgründigen Charaktere und würde das Buch auch nicht als Thriller, in dem eigentlichen Sinne bezeichnen.

Für die Liebhaber eines Familiendramas ist der Roman sicherlich spannend und optimal als eine kurzweilige Unterhaltung. Als Thriller beinahe gewaltlos und nicht blutig, jedoch mit dem unterschwelligen Gefühl einer Bedrohung. Also, ich kann mir einige Leser vorstellen, die diese Geschichte lieben würden. Der Roman ist ausreichend fesselnd erzählt, sodass ich es zu Ende lesen wollte. Für mich eine leichte Unterhaltung, der ich gerne 3 Sterne gebe.

 McAllister, Gillian - Going Back: Wo fing das Böse an?

Über die Autorin:

Gillian McAllister schreibt schon, solange sie denken kann. Sie studierte Anglistik, bevor sie als Anwältin arbeitete und in jeder freien Minute, oft auch auf dem Arbeitsweg, an ihren Romanen schrieb. Heute arbeitet sie hauptberuflich als Autorin und lebt in Worcestershire in der Nähe von Birmingham. All ihre Thriller wurden in Großbritannien zu Sunday Times-Bestsellern, ihre Bücher wurden bereits in über zehn Sprachen übersetzt. Gillian McAllister ist die Gründerin und Co-Moderatorin des beliebten britischen Podcasts »Honest Authors«. »Going Back« ist das erste Buch der Autorin, das auf Deutsch erscheint.

Kurzbeschreibung:

Es ist nach Mitternacht, du wartest auf deinen Sohn. Du siehst ihn kommen, doch er ist nicht allein. Du kannst kaum begreifen, was du beobachtest – dein lebensfroher jugendlicher Sohn ermordet einen Fremden.Du weißt nicht, wen. Du weißt nicht, warum.Du weißt nur, dass seine Zukunft verloren ist. Deine Welt zerbricht.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Im Nachwort zu diesem Roman erzählt die Autorin ein wenig über ihre Arbeit. Sie berichtet, dass ihr ein Roman vorschwebte, der an die russischen Matroschka erinnern sollte, nun ja, ich bin der Meinung es ist ihr gut gelungen. Diese Geschichte ist wie die russische Holzpuppe, man liest eine Handlungssequenz, und schon befindet man sich in der nächsten. Immer weiter ins Unbekannte...

Die Hauptprotagonistin dieses Romans ist eine Mutter und erfolgreiche Anwältin Jen. Sie ist mit Kelly verheiratet und hat einen 16-jährigen Sohn Todd. Die Familie lebt harmonisch miteinander, doch in der letzten Zeit, scheint mit dem Sohn etwas nicht zu stimmen. Die Mutter fühlt es, und versucht der Veränderungen auf den Grund zu gehen. Eines Tages erlebt sie, wie ihr Sohn einen Mann mit einem Messer ermordet. Schockiert bleibt sie zurück und weiß nicht, wie sie ihrem Sohn helfen kann. Doch das Schicksal hat eigene Pläne. Jen wacht am nächsten Tag, einen Tag vor dem Mord, auf... und immer so weiter. Und täglich grüßt das Murmeltier. Sodass sie bald erkennt, nur wenn sie die Ursache für das Vergehen findet, kann sie ihren Sohn retten. Das Rätseln beginnt.

Die Idee zu diesem Roman hat mir sehr gut gefallen. Da die Beschreibung zu diesem Buch guten Überblick liefert, um welche Art der Geschichte es sich dabei handelt, griff ich beherzt zu. Bei einem spannenden Thriller mit einer ausgefallenen Idee, der man nicht jeden Tag begegnet, sage ich nicht "nein". Sehr gut hat mir gefallen, dass der Roman interessante Fragen aufwirft: Wie weit gehen die Eltern, um ihr Kind zu retten? Was ist dabei erlaubt, und was geht gar nicht? Wie ist es mit der moralischen Verantwortung anderen Menschen gegenüber? Und die andere Ebene, die angesprochen wird, sind die Fragen zum eigenen Leben, zu der Vergangenheit: Würde man etwas ändern, wenn man könnte? Würde man in die Geschichte eingreifen, wenn es ginge? Ich fand es sehr spannend, neben der Lektüre über diese Dinge nachzudenken.

Der Roman hat eine gute Sogwirkung, sodass der Leser gern wissen möchte, was hinter der ganzen Geschichte steckt. Doch man sollte als Leser Geduld mitbringen. Die wissenschaftlichen Anteile werden in diesem Roman nicht geklärt, was ich persönlich sehr schade fand. Doch wenn die Autorin dies täte, wäre es eine andere Geschichte geworden. Also möchte ich nicht ungerecht sein. Die Idee, das Verbrechen praktisch rückwärts ablaufen lassen, wurde gekonnt umgesetzt. Von mir gibt es 3,5 Sterne und eine Empfehlung.

 

 Penner, Sarah - Die versteckte Apotheke


 

Über die Autorin:

Sarah Penner ist Mitglied in der Historical Novel Society sowie der Women's Fiction Writers Association. Nach dreizehn Jahren im Finanzsektor, arbeitet sie seit dem Erfolg ihres Debütromans als Vollzeit-Autorin. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer kleinen Dackeldame Zoe in St. Petersburg, Florida. Ihr Debüt »Die versteckte Apotheke« wurde weltweit in vierzig Sprachen übersetzt und zu einem internationalen Bestseller. Ende 2023 erscheint ihr zweiter Roman »Die geheime Gesellschaft«.

Kurzbeschreibung:

Im London des 18. Jahrhunderts raunen sich Frauen hinter vorgehaltener Hand zu, dass es einen Ausweg aus besonders gewalttätigen Ehen gebe: Eine junge Apothekerin rettet sie mit tödlichen Arzneien aus der Not, eine versteckt übermittelte Nachricht genügt. Doch was, wenn aus der Retterin die Gejagte wird?

Knapp 200 Jahre später stößt die Historikerin Caroline Parcewell auf die außergewöhnliche Geschichte der giftmischenden Apothekerin und setzt damit unerwartete Ereignisse in Gang – nicht nur ihr eigenes Leben wird nicht mehr dasselbe sein …

Meine Gedanken zu dem Buch:

Eine interessante und atmosphärische Geschichte, die sich zwischen Vergangenheit und Gegenwart bewegt. Nela eine geheimnisvolle Apothekerin, die ihr Leben der Hilfe von Frauen verschrieben hat, lebt im London des 18. Jahrhunderts. In Geheimen mischt sie Gifte für Frauen, die es benötigen, nicht alle Pflanzen sind dafür gedacht, das Leben zu erhalten oder die Gesundheit zu verbessern, manche Tränke dienen der Befreiung der Frauen von ihren Ehemännern. Die andere Erzählebene beschäftigt sich mit einer Historikerin Caroline, die durch einen Zufall auf ein Fläschchen aus der geheimnisvollen Apotheke stößt. Da sie in einer schwierigen Phase ihres Lebens befindet, kommt die Recherche und die Suche nach der Wahrheit als Zeitvertreib und neue Aufgabe wie gerufen.

Dieser Roman hat weniger die Absicht, wahrheitsgemäß oder realistisch zu wirken. Es ist eher eine märchenhafte, fantasievolle Geschichte um Liebe, Rache, Verrat und Vertrauen. Einige Handlungswendungen scheinen überzogen zu sein, doch es stört nicht an der Gesamtwirkung des Romans. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass einigen Lesern einige Momente und Zufälle nicht gefallen würden. Ich fand die Geschichte passend zum Thema: geheimnisvolle Apothekerin.

Ich habe den Roman als Hörbuch gehört, und würde auch dieses Medium für diese Geschichte empfehlen. Angenehme, entspannte Hörstunden, die mich gut unterhalten haben. Vorgelesen wurde das Buch von Charlotte Puder, wobei ich fand, dass ihre Stimme, etwas tiefere und dunklere, passte sehr gut zu der Atmosphäre der Geschichte. Diese Stimme hat sehr gut die Stimmungen der Protagonistinnen transportiert. Das Hörbuch dauert fast elf Stunden und ist bei Harper Audio erschienen. Der Story ist leicht zu folgen, die beiden Erzählebenen sind leicht voneinander zu halten. Mit Spannung und Freude habe ich dem Roman gelauscht. Von mir gibt es vier Sterne.

 Harper, Elodie - Die Wölfe von Pompeji


Über die Autorin:

Elodie Harper ist Journalistin und preisgekrönte Kurzgeschichtenautorin. Ihre Geschichte »Wildes Schwimmen« gewann 2016 den Kurzgeschichtenwettbewerb »Bazaar of Bad Dreams«, unter der Jury von Stephen King. Derzeit ist sie Reporterin bei ITV News Anglia und arbeitete zuvor als Produzentin für Channel 4 News.

Elodie Harper studierte in Oxford neben englischer Literatur auch lateinische Poesie, seither hat sie ein Faible für die Antike. »Die Wölfe von Pompeji« ist ein #1 London Times Bestseller.

Kurzbeschreibung:

Amara war eine geliebte Bürgerstochter, bis der Tod ihres Vaters ihre Familie ins Elend stürzte. Jetzt gehört sie einem Mann, den sie verachtet, und ist Teil der Wölfinnen von Pompeji, eine Sklavin im berüchtigtsten Bordell der Stadt. Zusammen mit den anderen Mädchen versucht sie jeden Tag zu überleben. Trotz ihrer Ängste und Sorgen können sie sich aufeinander verlassen. Und Amaras Geist ist noch lange nicht gebrochen. Scharfsinnig und einfallsreich erkennt sie, dass die Straßen von Pompeji voller Möglichkeiten stecken und alles in dieser Stadt seinen Preis hat. Aber wie viel wird ihre Freiheit kosten?

Meine Gedanken zu diesem Roman:

Die Geschichte von Elodie Harper, die ich mit großem Vergnügen gelesen habe, versetzt den Leser in das antike Pompeji, in das berüchtigtste Bordell der Stadt. Wir begleiten als Hauptprotagonistin Amara, eine junge Frau, eine Sklavin, deren Leben seit einiger Zeit nicht mehr ihr gehört. Ein schweres Schicksal hat das Leben von Amara völlig verändert. Als Tochter eines angesehenen Arztes genoss sie ein behütetes Leben, die Liebe ihrer Familie und eine ausgezeichnete Ausbildung, doch das Schicksal führte dazu, dass die Mutter von der jungen Frau, sie als Sklavin verkaufen musste. So landete die schöne Amara als Haussklavin bei einem, wie es sich später herausstellte, Zuhälter Felix, der nur eine Aufgabe für Amara vorgesehen hat. Sie und die anderen jungen Frauen mussten in seinem Bordell arbeiten, "fischen" gehen und in Bädern die Männer befriedigen. Für den Leser schwer zu ertragen, unter welchen Bedienungen die Frauen arbeiteten und lebten. Die Autorin beschönigte die Situation nicht, derbe, ordinäre Sprache, ärmliche Verhältnisse, Mangel an Essen und Geld, keinerlei Rechte. Sehr bildhaft und plastisch stellte Elodie Harper den Alltag der Prostituierten, in Pompeji, Wölfinnen genannt, dar.

Dieser Roman wird zwar unter dem Genre „Historische Romane“ eingeordnet, doch man bekommt auf keinen Fall einen, Fakten und Daten vollen historischen Roman. Es handelt sich hierbei eher um ein Drama, ein sehr gut recherchierten Roman mit einem historischen Hintergrund. Eine großartige Geschichte über das Schicksal und Leben mutiger Frauen, die sich den Umständen nicht beugen wollen, um das bessere Leben kämpfen und einander in jeder Hinsicht unterstützen. Beeindruckende Bilder entstehen beim Lesen dieser bewegenden Geschichte. Die Rahmenbedienungen des Romans: Sexuelle Handlungen, Gewalt, Erotik sind nicht allzu einfach darzustellen, ohne ins Ordinäre zu verfallen. Ich finde, dass es der Autorin sehr gut gelungen ist, wobei ich dennoch bei manchen Ausdrucksweisen schon unangenehm berührt wurde, vermutlich, weil es sehr gut und erschreckend ehrlich vermittelt wurde, unter welchen Umständen und Bedingungen die Sklaven leben mussten.

Der Roman ist komplex, mit vielen Protagonisten, die durchaus ausführlich dargestellt worden sind. Ich konnte der Handlung mit Leichtigkeit folgen, da ich diesen Roman sehr fesselnd fand und von der ersten Seite mochte. Inwieweit das Leben der "Wölfinnen" in dem antiken Pompeji mit dem Roman übereinstimmt, mag ich nicht beurteilen, doch ich fand das Buch alles in allem sehr unterhaltsam. Emotional, erschreckend, bewegend. Jede Seite der Geschichte ein Kampf um Selbstbestimmung, eine unerschütterliche Hoffnung, ein Versuch, das Beste aus diesem schweren Leben zu machen.

Mit großem Vergnügen empfehle ich diesen Roman an alle Interessierten. Mir hat es ausgesprochen gut gefallen. Ich hätte die Geschichte gerne noch ausführlicher gehabt, denn manche Momente kamen, nach meinem Gefühl, zu kurz.

Von mir gibt es fünf Sterne.


 Sarah Jollien-Fardel - Lieblingstochter

Über die Autorin:

Sarah Jollien-Fardel wurde 1971 geboren und wuchs in einem Dorf im Wallis auf. Sie lebte mehrere Jahre in Lausanne, bevor sie sich mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen wieder in ihrem Heimatkanton niederließ. Sie ist Chefredakteurin des Buchhändlermagazins Aimer lire. "Lieblingstochter" ist ihr erster Roman, der u.a. mit dem Prix du Roman Fnac und dem Choix Goncourt de la Suisse 2022 ausgezeichnet wurde.

Kurzbeschreibung:

Sarah Jollien-Fardel erzählt die Geschichte einer Befreiung, die unter die Haut geht: In den Walliser Bergen wächst die kleine Jeanne mit einem gewalttätigen Vater, einer verängstigten Mutter und der eingeschüchterten Schwester auf. Alle im Dorf wissen von der willkürlichen Brutalität des Vaters, alle schauen weg. Jeanne flüchtet in ihre Phantasie, in die Welt der Bücher und später ins Internat. Sie errichtet einen Schutzwall, der sie am Leben hält. Als junge Frau sucht Jeanne die körperliche Nähe von anderen Frauen. Mit jeder Begegnung rückt der Vater ein Stück weiter weg. Doch dann verliebt sich Jeanne in Paul, und sie muss sich entscheiden.

Meine Gedanken zu dem Roman:

In dieser Geschichte geht es um Gewalt, um die Flucht und Neuanfang. Jeanne, die Hauptprotagonistin des Romans, lebt mit ihrer Mutter, Schwester und Vater in einem kleinen Ort in den Bergen. Dass jeder jeden kennt, betont die Autorin, ist ein wichtiger Bestandteil dieser Geschichte. Die Familie des Mädchens ist unglücklich, denn die alle werden von einem gewalttätigen, alkoholsüchtigen Vater tyrannisiert und missbraucht. Die Mutter der Mädchen findet keinen Ausweg und so bleiben alle zusammen bis die Mädchen erwachsen genug sind, um allein zu leben. Von klein auf versucht die Jeanne sich zu befreien, nicht nur von Gewalt des Vaters, sondern auch von ihren psychischen Problemen, die unweigerlich das Erwachsenwerden und Erwachsensein als Folgen der Kindheit begleitet. Auch wenn die Vermutung nahe liegt, dass dies eine wahre Geschichte ist, so betont die Autorin, dem sei es nicht so.

Mit einer Klarheit und Nüchternheit berichtet die Autorin über das Martyrium der Frauen in dieser Familie. Ohne auch ansatzweise irgendwas zu beschönigen, beschreibt die Autorin die Gewalt, die die Familie erleidet. Viele Sätze prägen sich durch die Kälte, Emotionslosigkeit, reine Beschreibung der Tatsachen dem Leser ein. Doch diese Distanziertheit der Schriftstellerin trägt dazu bei, dass die Geschehnisse um so schlimmer auf den Leser wirken. Die Gefühlswelt und die Emotionen der Betroffenen werden nicht übermäßig in Vordergrund gerückt, und dennoch haben die Gefühle der Mädchen, die Auswirkungen ihrer Kindheit, eine starke Wirkung. Die Autorin beschreibt das Leben der Familie, ohne diese zu werten. Dies wird dem Leser überlassen.

Für die Leser von kurzen, intensiven Romanen ist dieses Debüt sehr zu empfehlen. Ein trauriges, dramatisches und eindringliches Buch, das ich mit 4 Sternen bewerte.


 Boland, Shalini - Das Kind nebenan

Über die Autorin:

Shalini Boland lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen im englischen Dorset. Ihre Thriller und andere düstere Romane schreibt sie, um zwischen Fahrten zur Schule und unglaublichen Mengen von schmutziger Wäsche bei klarem Verstand zu bleiben.

Kurzbeschreibung:

Kirstie Rawlings wird von den Schreien eines Kindes aus dem Schlaf gerissen. Über das Babyphon hört sie eine unbekannte Stimme, die sagt: »Lass uns das Kind nehmen – und verschwinden.«Versucht jemand, ihr kleines Mädchen zu entführen?

Doch ihre Tochter liegt schlafend und sicher in ihrem Bettchen. Kommt die Stimme aus einem Nachbarhaus? Aber an ihrer ruhigen Landstraße leben keine anderen Kinder ... Die Polizei glaubt ihr nicht. Und ihr Ehemann auch nicht. Aber Kirstie weiß, dass etwas nicht stimmt.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Die Autorin Shalini Boland war mir unbekannt, doch wie ich es jetzt erfahren habe, hat sie schon zahlreiche Thriller und Spannungsromane geschrieben. Die Kurzbeschreibung zu diesem Drama gibt die Grundidee zu dem Roman gut wieder. Der Plot ist reichlich einfach gehalten: Es geht um eine junge Mutter, die überzeugt ist, dass ihr Kind oder ein Kind in der Nachbarschaft entführt werden sollte. Dabei gibt es in der Nachbarschaft kein weiteres Baby. Auf diesem Gefühl der Getriebenheit, Gefahr für die Kleine basiert die ganze Geschichte. Keiner scheint die Befürchtungen von Kirstie wichtig zu nehmen, sogar ihr Mann meint, dass sie reichlich übertreibt und von einer Idee besessen ist. Wie die Protagonistin mit der Situation klarkommt, und was ihre Sorgen und Ängsten zu bedeuten hatten, wird im letzten Drittel der Geschichte aufgelöst.

Die Hauptprotagonistin war für mich persönlich schlecht greifbar, denn ihre Handlungen ließen sich nur mit Mühe nachvollziehen. Ihr Verhalten ergab immer weniger Sinn und ist irrational gewesen. Die anderen Charakteren in der Geschichte: Nachbarn, Ehemann, Freundin spielten mehr oder weniger untergeordnete Rolle. Der Schreibstil der Geschichte glänzt auch nicht durch Besonderheiten oder Raffinesse, wobei man dies vermutlich bei dieser Art der Unterhaltung erwarten kann. Ich will nicht sagen, dass dieser Roman mir gar nicht gefiel, es ist nur so, dass diese Geschichte vermutlich nicht im Gedächtnis bleibt, nur der augenblicklichen Zerstreuung dient und schnell gelesen ist. Die Auflösung hat zwar überraschende Elemente, doch alles in allem ist dieses Drama den Lesern zu empfehlen, die entspannte, leicht unterhaltsame Lesestunden suchen. Von mir gibt es 3 Sterne.


Jessamine Chan - Institut für gute Mütter

Über die Autorin:

Jessamine Chan studierte an der Columbia University und arbeitete bei PublishersWeekly. Ihre Kurzgeschichten erschienen in Tin House und Epoch. 2017 erhielt sie das Literaturstipendium der Elizabeth George Foundation für die Fertigstellung ihres Debütromans, der in den USA für über eine Million Dollar verkauft wurde. 2022 erschien er bei Simon & Schuster. Chan lebt mit ihrer Familie in Chicago.

Kurzbeschreibung:

Frida ist überfordert: Ihr Baby Harriet schreit und schreit und alles, wonach sich die alleinerziehende Mutter sehnt, ist eine halbe Stunde Ruhe und etwas Zeit für sich. Als sie das kleine Mädchen für eine Stunde unbeaufsichtigt zu Hause lässt, ruft ein Nachbar die Polizei. Was dann folgt, ist der Albtraum einer jeden Mutter: Frida verliert das Sorgerecht und wird in eine Besserungsanstalt gesteckt. Im Institut für gute Mütter soll sie mithilfe einer KI-Puppe lernen, was es heißt, eine gute Mutter zu sein. Ein Jahr totaler Überwachung, Strafen und unmenschlicher Lektionen nimmt seinen Lauf.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Die Verkaufszahlen für diesen Roman in den USA sind beachtlich. Vermutlich liegt es daran, dass das Thema durchaus mit den Situationen und Empfindungen der Gegenwart verknüpft werden kann, auch wenn dies hier eine fiktionale Geschichte ist.

Die Hauptprotagonistin dieses Romans ist eine alleinerziehende Mutter, die sich vor Kurzem von ihrem Mann getrennt hat. Beide haben das Sorgerecht für die kleine Tochter. Doch die Aufgaben verteilen sich nicht gleich, um finanziell durchzukommen, muss Frida, die Mutter des Kindes, arbeiten. Außerdem hat sie den Haushalt zu führen, und das Kind großzuziehen. Kommt sicherlich vielen Müttern bekannt. Ganz im Stress, unendlicher Erschöpfung und Überforderung lässt Frida das kleine Mädchen allein zu Hause, für ganze zwei Stunden. Dies wird von den Nachbarn an die entsprechende Behörde weitergeleitet, und schon befindet sich Frida mit anderen Eltern, die Fehler gemacht haben, in einer Umerziehungsanstalt. Eltern, die sich Fehltritte geleistet haben, müssen hier an KI-Puppen, das richtige Handeln erlernen.

Diese Geschichte eignet sich hervorragend für Lesekreise oder gemeinsames Lesen im Bücherclub, denn die Palette an Gefühlen und Gedanken, die der Roman hervorruft, ist groß: Wut, Hilflosigkeit, Angst von der gläsernen Gesellschaft, Bevormundung seitens der Regierung, Einschränkung von Rechten, Angst zu versagen und und und... Wie weit darf die Regierung gehen, was ist moralisch richtig, was falsch? Über diesen Roman könnte man endlos diskutieren, denn ich bin mir sicher, dass alle Leser die prekäre Situation von der Hauptprotagonistin unterschiedlich bewerten.

Die Geschichte wird von Frida in der dritten Person erzählt. Was ich persönlich immer distanzierter und emotionsloser empfinde, als in der ersten Person. Außerdem fand ich, dass die Geschichte etwas länger brauchte, um in Fahrt zu kommen. Dennoch empfinde ich den Roman absolut als lesenswert. Und am besten in einer Gruppe, um die vielen Gedanken auch gleich besprechen zu können. Von mir gibt es gute 4 Sterne.

 

 

 Stern, Anne - Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie


Über die Autorin:

Anne Stern wurde in Berlin geboren und ist Historikerin und promovierte Germanistin. Ihre Reihe um die Berliner Hebamme "Fräulein Gold" ist ein großer Erfolg, jeder Band wurde ein großer Verkaufserfolg. Mit "Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie" hat sie den Auftakt zu einem groß angelegten Dresden-Epos geschrieben. Anne Stern lebt mit ihrer Familie in Berlin.

Kurzbeschreibung:

Eine weltberühmte Stadt. Ein neues Opernhaus. Eine Liebe, die nicht sein darf. Und der Klang unsterblicher Musik. Dresden 1841: Das feierlich eröffnete königliche Hoftheater wirkt in seiner Pracht wie ein Palast für die Musik. Doch hinter den Kulissen geht es nicht weniger dramatisch zu als auf der Bühne: Die Primaballerina hütet ein tragisches Geheimnis, die Requisiteurin will ihrer Vergangenheit entfliehen, und die Kostümschneiderin hat den Glauben an wahre Leidenschaft verloren. Dennoch ist das Opernhaus für sie alle ein magischer Ort.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Die Autorin war mir bislang unbekannt, doch die Beschreibung und die Tatsache, dass es sich dabei um einen mehrteiligen Familienepos handelt, sprachen für sich.

Die Kulisse zu dem Roman fand ich sehr ansprechend, auch die zugrunde liegende Idee.

Es handelt sich dabei um das neu eröffnetes Opernhaus in Dresden 1841. Viele Träume sind mit der Eröffnung verbunden. Der Vater von Elise als ein sehr guter Violinist, würde gern Konzertmeister in dem Haus werden. Seine Tochter träumt von musikalischer Karriere und Auftritten vor dem Publikum, sie ist begabt und spielt hervorragend Violine, doch zu der damaligen Zeit ist es unmöglich, unschicklich und öffentlich verpönt. Der Weg für Elise ist vorgezeichnet, sie solle einen viel älteren Herr heiraten und ihr Leben der Familie widmen. Das Schicksal hat jedoch anderes im Sinn, und so lernt sie einen jungen Hofmaler, Lehrling und Gehilfen Christian. Die beiden verlieben sich, doch was diese Liebe mit sich bringt, steht in den Sternen.

Von dem Inhalt her fand ich die Geschichte sehr ansprechend. Allerdings ist die Story für mich zu langatmig, vermutlich, weil dieser Roman ein Mehrteiler sein soll. Aus diesem vielversprechenden Plot hätte man bei einer spannenden, lebhaften und temporeichen Erzählweise einen ganz tollen Roman machen können. Bedauerlicherweise plätschert die Geschichte mehr oder weniger gemächlich vor sich hin, ohne dass wirklich Spannung oder starke Gefühlsregung aufkommen. Dennoch bin ich mir sicher, dass dieser Roman einigen Lesern sehr gut gefallen würde. Denn es ist eine ruhige Geschichte, die sehr gut recherchiert ist, und realistisch darstellt, wie das Leben um das Opernhaus sich gestalten könnte. Von mir gibt es 3 Sterne, da die Story meinen Geschmack nicht getroffen hat.

Cathlen Gawlich als Sprecherin hat ihre Sache jedoch sehr gut gemacht. Ihre Stimme gab das Tempo und die Ruhe der Geschichte wieder. Es ist ein umfangreicher Roman über 12 Stunden, eine ungekürzte Lesung, was ich auch persönlich sehr gut fand.


Loreth Anne White - Die Geheimnisse der Anderen


Über die Autorin:

Loreth Anne White ist eine mehrfach preisgekrönte Autorin, die sowohl Thriller als auch Mystery- und Romantic-Suspense-Romane schreibt. Sie stammt ursprünglich aus Südafrika, lebt jedoch mittlerweile mit ihrer Familie in den Coast Mountains an der Westküste Kanadas. An diesem Ort sagenhafter Abenteuer und Romantik kam sie auf den Gedanken, ihre Karriere bei der Zeitung aufzugeben und sich in die Welt der Romane zu begeben, in eine Welt der gefährlichen Männer und abenteuerlustigen Frauen.

Kurzbeschreibung:

Lily Bradley ist Psychotherapeutin und weiß, dass jeder Mensch etwas zu verbergen hat. Um ihre eigene Vergangenheit unter Verschluss zu halten, kontrolliert sie alles: ihre Praxis, ihre Familie und ihr schönes Leben im idyllischen Story Cove an der Pazifikküste. Doch dann taucht die attraktive Künstlerin Arwen Harper auf – und plötzlich sind die Geheimnisse der Bewohner nicht mehr sicher.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Da mir die Autorin noch nicht bekannt war, habe ich keine großen Erwartungen an den Roman gehabt, und ließ mich einfach überraschen. Ich wurde nicht enttäuscht.

Eine fesselnde Geschichte, die mehr ein Drama mit Spannungselementen als ein Thriller ist.

Gleich zu Beginn des Buchs bringt die Autorin eine sehr starke und beeindruckende Szene: Eine junge Frau wird durch den Wald von einem maskierten Täter gejagt. Sie kann nicht entkommen... Als Leser weiß man noch nicht, was die Szene zu bedeuten hat, oder um wem es sich dabei genau handelt. Erst nach und nach entwirrt sich die Story um eine Psychotherapeutin, ihre Familie und Freunde und eine ermordete Joggerin.

Der Aufbau der Geschichte hat mir besonders gut gefallen. Die Autorin fängt in der Vergangenheit an, und bringt so nach und nach den Plot zu dem Höhepunkt in der Gegenwart. Die Geschichte ist recht komplex, denn es gibt mehrere Handlungspersonen, aus deren Sicht die Story erzählt wird, und einige Erzählebenen. Da die gut kennzeichnet sind, mit der Angaben von Handlungszeit und Namen der Protagonisten, kommt man als Leser gut mit der Geschichte mit. Ich fand den Aufbau mehr als gut gelungen, denn es wurde permanent die Spannung aufgebaut. Außerdem fand ich vortrefflich gelöst die Frage nach dem Verdächtigen. In dieser Geschichte hat man alle und jeden verdächtigt, ohne genau zu wissen, wohin die Reise führt. Sehr geschickt und raffiniert.

Obwohl es so viele Charaktere in dem Roman eine wichtige Rolle spielen, kommt keiner davon zu kurz. Unaufdringlich und leichtfüßig skizziert die Autorin die Charaktere, sodass ich ein inneres Kino vor Augen hatte. In dem Roman "Geheimnisse der anderen" ist nichts, wie es scheint. Die Geschichte lässt sich flüssig lesen und eignet sich hervorragend für ein paar unterhaltsamen und fesselnden Lesestunden für die Liebhaber der Spannungsliteratur. Ich habe den Roman mit großem Vergnügen gelesen. Es gibt 4 Sterne von mir und eine Empfehlung.

 

 

Eugen Ruge - Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna

Über den Autor:

 Eugen Ruge wurde 1954 in Soswa (Nordural) geboren und kam 1956 mit seinen Eltern nach Ost-Berlin. Als diplomierter Mathematiker arbeitete er von 1980 bis 1985 am Zentralinstitut für Physik der Erde an der Akademie der Wissenschaften der DDR. Dann begann er zu schreiben, zunächst vorwiegend Theaterstücke und Hörspiele, und Anfang 1989 folgte die Flucht in die Bundesrepublik. 2011 veröffentlichte er den mit dem Döblin-Preis, dem Deutschen Buchpreis und dem Aspekte-Literaturpreis ausgezeichneten Roman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“, später erschienen "Cabo de Gata", „Follower“ und, 2019, der Roman „Metropol“. Er lebt in Berlin und auf Rügen.
 Kurzbeschreibung:

 Als auf einem Berg oberhalb der Stadt Pompeji tote Vögel gefunden werden, hat der Einwanderer Jowna eine Eingebung: Wenn da wirklich ein Vulkan grollt, wie von manchen behauptet wird, dann muss man das Weite suchen. Ohne Schulbildung, Geld und Einfluss gelingt es ihm, sich an die Spitze einer Aussteigerbewegung zu setzen. Bald fürchtet das Stadtoberhaupt Fabius Rufus, die Vulkangerüchte könnten Pompeji schaden, aber erst als auch einer der reichen Bürger auf die Gefahr etwas zu geben scheint, schaltet sich Livia ein, die mächtigste Frau der Stadt. Jowna schwenkt um. Die Katastrophe vor Augen, tut er – nichts. Eugen Ruges Pompeji ist eine Erfindung, die auf historischer Wahrheit beruht: ein ferner Spiegel, in dem wir uns erkennen.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Der neue Roman von Eugen Ruge ist eine großartige Leistung. Gleich zum Anfang wird es dem Leser deutlich, dass diese Geschichte weniger den Anspruch eines historischen Romans der Historie willen darstellt. Es ist eine Satire, eine Parabel, eine Parodie, ein Spiegel der Gesellschaft. Ohne dies direkt anzusprechen, erkennt der Leser in dem Roman die heutige Gesellschaft. Die politische und soziale Situation der modernen Welt wird auf die Schippe genommen in einem gekonnten Vergleich mit der politischen Situation der antiken Zeit.  

Die Rahmenbedingung bildet die Situation in der Stadt Pompeji kurz vor dem Vulkanausbruch. Josse, der Hauptdarsteller dieses Romans, wird durch eine glückliche Fügung zu dem Anführer einer Gruppe, die man auch als Sekte bezeichnen kann, ganz ohne Ausbildung und Erfahrung als Führungskraft. Die Rolle von Josse ist hervorragend. Mit großem Genuss verfolgt man den Weg dieser Person. Was er erreicht, an welchen Entscheidungen er teilnimmt ... unglaublich, und doch sehr real. Mit großem Genuss habe ich die Reden gelauscht, die in dem Roman gehalten worden sind. Die Ideen und Einsichten von Epikureer, Platoniker, Pythagoreer und anderen Vertreter der verschiedenen philosophischen Richtungen fand ich besonders unterhaltsam. 

Bei diesem Roman habe ich meine neu entdeckte Art des Genuss angewandt. Ich habe das Buch sowohl gelesen als auch das Hörbuch gehört. Ich finde diese Erfahrung unglaublich intensiv, denn durch das Zuhören der Stimme des Sprechers, werden ganz andere inneren Bilder aktiviert, als nur beim Lesen allein. Vorgetragen wurde das Buch von Ulrich Noethen, einem bekannten und geliebten Sprecher. Auch hier war seine Stimme wundervoll passend. Das Hörbuch erschien im Argon Verlag und Lesedauer beträgt über 10 Stunden. 

Raffiniert, klug und mit feinem Humor wird diese Geschichte erzählt. Von mir gibt es 4 Sterne und eine Empfehlung an Interessierten.


 

 Holroyde, Claire - Komet: Countdown zum Weltuntergang

Über die Autorin: 

 Claire Holroyde lebt in Philadelphia, arbeitet als Designerin und hat in der Vergangenheit diverse Short Stories in den Bereichen Spannung/Speculative Fiction veröffentlicht. »Komet« ist ihr erster Roman.

Kurzbeschreibung:

 Ein riesiger Meteorit rast auf die Erde zu. Die einzig mögliche Rettung: Eine Atombombe muss die Flugbahn des Meteoriten umlenken. Es ist bereits eine Sekunde vor 12 und allen ist klar: Damit dies gelingt, müssen sämtliche Regierungen der Welt ihre besten Leute schicken. Während der Kampf gegen die Zeit läuft, bricht allerorten das Chaos aus. Der bevorstehende Weltuntergang führt zum Zusammenbruch sämtlicher Gesellschaftssysteme und Technologien, Kriege, Plünderungen und Hunger sind die Folge. Hiervon unberührt bleibt lediglich die Crew eines Forschungsschiffes, das von allem abgeschirmt mit einem Klimaforschungsauftrag in der Arktis unterwegs ist …

Meine Gedanken zu dem Roman:

 Die Idee zu diesem Roman fand ich sehr ansprechend. Ich mag über solche Weltuntergangszenarien lesen, denn meistens sind solche Geschichten sehr fesselnd und temporeich erzählt. Auch dieser Roman bietet eine gute Unterhaltung. 

Als der riesiger Meteorit entdeckt wird, sind alle zuständigen Behörden, Wissenschaftler und Forscher in Alarmbereitschaft. Leider kann man den Weg des Kometen noch nicht zuverlässig errechnen, doch eins ist klar, die Erde bleibt nicht verschont. Die Frage ist nicht, ob der Komet einschlägt, sondern wann und wo. Die Teams, die eine Lösung finden sollen, werden rasch gebildet. Alle Regierungen der Welt sollen an der Suche nach einer Lösung beteiligt werden, doch bedauerlicherweise läuft es hier nicht wie geplant. Russland, USA und China haben sich noch nicht zur Zusammenarbeit bereit erklärt. Ohne dieser politischen Mächte sieht es schlecht aus für die positiven Ergebnisse der Abwehr. Angedacht ist das Umlenken des Meteorit mithilfe einer Atomwaffe. 

Die Geschichte von Claire Holroyde ist sehr komplex und gut durchdacht. Der wissenschaftliche Teil des Romans ist gut verständlich und leicht nachvollziehbar für die Leser. Etwas enttäuscht war ich, dass der Anfang, also die Einführung in die Geschichte viel zu lange gedauert hat. Erst bei 20 % des Ebooks wurde die Handlung etwas übersichtlicher und deutlich temporeicher. Allerdings hing es auch damit zusammen, dass es sehr viele Protagonisten am Geschehen teilnehmen, und zwei komplexe Erzählstränge verfolgt werden. Einmal die wissenschaftliche Arbeit und Vorbereitungen zur Anwendung einer Abwehrrakete und einmal Forschungsschiff auf dem Weg in die Arktis. Die Darstellung der Protagonisten hat mir gut gefallen. Es gab auch sehr sympathische Charaktere, die mir ans Herz gewachsen sind, wie der Fotograf und die "Freundin".  

Ein durchaus gut gelungener Debütroman mit kleinen Kritikpunkten. Würde ich an die Liebhaber der Thematik gern weiterempfehlen.

Littlewood, Fran - Die unglaubliche Grace Adams 

Über die Autorin:

Fran Littlewood hat am Royal Holloway College der University of London Creative Writing studiert und mit Auszeichnung bestanden. Zuvor war sie Journalistin und arbeitete u.a. für die Times. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Töchtern in London.

Kurzbeschreibung:

An einem heißen Sommertag, auf dem Weg zu ihrer Tochter, steht Grace Adams im Stau. Und auf einmal ist alles zu viel. Sie lässt das Auto mitten auf der Straße stehen und stürmt los: Grace ist entschlossen, ihr Leben umzukrempeln. Sie läuft zu ihrer Tochter, die sie nicht auf ihrer Geburtstagsparty sehen will. Sie geht auf ihren Ehemann zu, der sich von ihr getrennt hat. Sie stellt sich dem schrecklichen Ereignis, das ihre Familie zerstören kann. Sie wird ihrer Tochter beweisen, dass es möglich ist, wieder aufzustehen, egal wie tief man fällt. Denn Grace Adams ist unglaublich. Ihr Ehemann und ihre Tochter wussten das mal. Jetzt wird Grace sie daran erinnern.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Auch wenn das Cover eine leichte Unterhaltung verspricht, ist diese Geschichte tiefsinniger und düsterer, als man sich zunächst vorstellt. Die Hauptdarstellerin des Romans Grace Adams ist Mutter und Übersetzerin, in ihrer Jugend hat sie als Polyglott Preise gewonnen, doch im weiteren Leben ist der Erfolg ausgeblieben. Was sie mit Leib und Seele ist, ist Muttersein. Mit der ganzen Kraft ihres Herzens liebt sie ihre Tochter, doch einiges scheint schief zu gehen. Als Leser lernen wir die Frau kennen, als sie in einem Stau steht, bei der extremen Hitze schwitzt und sich zu einem den wichtigsten Terminen überhaupt verspätet: Ihre Tochter wird 16 und sie möchte ihr eine Torte überreichen und gratulieren. So lässt Grace das Auto stehen und begibt sich zu Fuß zu der Tochter, die zurzeit bei ihrem Vater wohnt. Der Weg zu der Wohnung ihres Ex-Ehemannes ist beschwerlich. Es passiert viel, wird viel nachgedacht, gegrübelt, geschimpft, geweint und alles droht im Chaos zu versinken.

Anfangs wusste ich überhaupt nicht, wohin die Reise geht. Und hatte anfänglich Schwierigkeiten, mich zu orientieren. Da ich das Buch als Hörbuch hörte, und mir die Überschriften über die Kapitel mit Angabe der Zeit gefehlt haben, musste ich nachdenken, von welcher Zeit denn jetzt berichtet wird. Die Geschichte macht sehr viele zeitliche Sprünge. Doch nach und nach war ich in der Story drin, und konnte mich auch nicht mehr abwenden. Ich wollte letztendlich verstehen, was denn mit der Protagonisten nicht stimmte, dass sie nicht ganz "normal" war, war offensichtlich. Die Entwicklung ist überraschend, das kann ich versprechen.

Dieses Hörbuch wurde von Tanja Fornaro vorgetragen. Und ich muss sagen, dass sie es großartig gemacht hat. Jedem der Charaktere hat sie eine Stimme verliehen, die hervorragend zu der Person passte und die Eigenschaften noch betonte. So wirkte der Roman sehr lebhaft. Das Hörbuch dauert 9 Stunden und 44 Minuten und stellt eine ungekürzte Lesung dar. Mich persönlich freut es, dass ich dieses Buch als Hörbuch gehört habe, ich kann mir vorstellen, dass diese Geschichte als Roman nicht die gleiche Wirkung hat.

Mich hat die Story sehr gut unterhalten und nicht kaltgelassen.

Es ist eine Geschichte, die berührt. Sie ist tragisch und chaotisch, wie das Leben dieser Familie. Dennoch bleibt der Roman als warmherzige und hoffnungsvolle Geschichte in Erinnerung. Von mir gibt es 4 Sterne.

 

 T.C.Boyle - Blue Skies

Über den Autor:

T. Coraghessan Boyle, 1948 in Peekskill, N.Y., geboren, ist der Autor von zahlreichen Romanen und Erzählungen, die in vielen Sprachen übersetzt wurden. Bis 2012 lehrte er Creative Writing an der University of Southern California in Los Angeles.

Kurzbeschreibung:

 Der Countdown zur Apokalypse läuft: Kalifornien geht in Flammen auf, Überschwemmungen bedrohen Florida. „Der Planet stirbt, siehst du das nicht?", wirft Cooper seiner Mutter vor, die ihre Küche gehorsam auf frittierte Heuschrecken umstellt. Heftige Diskussionen gibt es auch mit Schwester Cat. Sie hat sich als Haustier einen Tigerpython namens Willie angeschafft, die sie sich wie ein glitzerndes Juwel um die Schultern hängt. Die Frage nach dem Verhältnis zur Umwelt geht wie ein Riss durch die Familie, bis eines Nachts Willie aus dem Terrarium verschwindet. Mit „Blue Skies“ hat T.C. Boyle den ultimativen Roman über den Alltag in unseren Zeiten geschrieben. Unheimlich, witzig und prophetisch.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Der neue Roman von T.C.Boyle lässt sich wie gewohnt sehr gut lesen. Gelungene Lektüre zu den aktuellen Themen. Die Leser, die seine Romane gern lesen, werden auch diesmal nicht enttäuscht sein. Wie man den Autor kennt, ist er kein Freund von Wohlfühlgeschichten, seine Besonderheit ist, die schwierigen Themen anzusprechen, wobei er keine Wertung den Geschehnissen gibt, sondern dem Leser überlässt zu entscheiden, was er bei der Geschichte fühlen möchte. 

In dem Roman "Blue Skies" gibt es einen zentralen Satz, um den sich die ganze Handlung dreht. Einer der Protagonisten sagt: "Die Natur hat sich gegen uns gewendet". Und genau darum geht es in diesem neuen Roman. Es geht um die Klimakatastrophe, es geht um den Klimawandel, und um die Menschen, die dagegen nichts unternehmen können.  

Der Roman spielt sich auf zwei Orten ab:  während in Kalifornien größte Dürre und unerträgliche Hitze herrscht, und es bald Wüstenwetter herrschen würde, wird Florida überflutet und kann sich von den unendlichen Regen nicht schützen. Dazu kommen große Stürme und Hurrikans. Die Natur spielt verrückt. Und die Menschen sind machtlos. Die Insekten sterben aus, oder überfallen die Menschen in unglaublichen und unkontrollierten Maßen. Auf diesem Hintergrund beschreibt Boyle das Leben einer Familie, deren Mitglieder sich langweiligen, sich fanatisch einem Thema verschreiben, suchen Geltung in den Social-Media, feiern endlose Partys, trinken Alkohol, um sich zu betäuben und um die Sinnlosigkeit zu überstehen. Eine Katastrophe jagt die nächste, nicht nur Natur spielt verrückt, auch diese Familie erlebt ein völliges Chaos, wo ein Trauerfall nach dem anderen geschieht. 

Wie immer präsentiert der Autor seine Figuren distanziert. Auch in diesem Roman überlässt er dem Leser zu entscheiden, was er dabei fühlt und denkt. Erschreckend fand ich, dass das Szenario, auch wenn es überzogen dargestellt worden ist, durchaus sehr nahe der Realität ist. Ich konnte durchaus so eine Familie, mit all den Ereignissen, in der Realität vorstellen. 

Der Roman ist eine gelungene Gesellschaftssatire, die ich leider nicht komisch fand, denn zu ernst sind die Fragen und Themen, die hier betrachtet werden. "Blue Skies" ist zu pessimistisch, um dabei lachen zu können. Mit diesem Roman hat T.C. Boyle auch diesmal einen Treffer gelandet. Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen und ich würde die unbedingt, nicht nur an Fans von Boyle, empfehlen. Von mir gibt es 4 Sterne. 



 McGeorge, Chris - Escape Time. Die Morde von morgen


Über den Autor:

Chris McGeorge erzählte schon als Kind mit Begeisterung Geschichten und zeichnete seine eigenen Comics. Er studierte Creative Writing an der City University London. Seinen ersten Thriller, »Dead Room«, reichte er dort als Master-Arbeit ein. Er ist ein großer Bewunderer von Klassikern wie Agatha Christie oder Arthur Conan Doyle und legt seine Geschichten gern als packende Mischung aus Alt und Neu an. Verwinkelte Plots mit überraschenden Wendungen sind seine Spezialität.

Kurzbeschreibung:

Kannst du der Zukunft entkommen?

Rätselhaft, raffiniert und hoch spannend: In dem neuen Thriller »Escape Time« hört Shirley Steadman einen Radiosender, der die Zukunft vorhersagt - und einen Mord ankündigt. Es beginnt ein verzweifelter Wettlauf gegen die Zeit.

Shirley Steadman kann kaum glauben, was sie da im Radio hört: lokale Nachrichten, harmlose Unfälle – aber das Datum ist das von morgen! Erst denkt die 70-Jährige noch, dem Piratensender, den sie zufällig entdeckt hat, sei ein Fehler unterlaufen. Doch am nächsten Tag ereignet sich alles exakt wie gemeldet. Kann es wirklich sein, dass jemand die Zukunft vorhersieht? Oder wird sie, die hin und wieder mit ihrem toten Sohn spricht, langsam verrückt?

Meine Gedanken zu dem Roman:

Den Autor Chris McGeorge kenne ich schon seit vier Jahren und habe alle seine Bücher gelesen. Jedes davon war wirklich gut. Sehr zu empfehlen. Auch "Escape Time" hat mich positiv überrascht. Fesselnde Erzählung mit völlig unerwarteten Wendungen, dabei fing der Roman recht ruhig an, doch ab 30% konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, und habe es an zwei Abenden durchgesuchtet.

Die Geschichte handelt von einer älteren Dame, Shirley Steadman. Obwohl ihr Körper einiges dagegen hat, wenn sie sich zu viel bewegt oder überanstrengt und darauf mit Schmerzen reagiert, lässt sie sich nicht davon abhalten, ins Abenteuer zu stützen, wenn sich einer bietet. Shirley lebt alleine mit einem Kater und versucht ihr Leben lebenswert und abwechslungsreich zu gestalten, in dem sie sich mit ihrer Stick-Gruppe trifft und ehrenamtlich im Krankenhaus eine Radiosendung moderiert. Eines Tages stößt sie zufällig auf einen unbekannten Radiosender, wie sie vermutet, einen Piratensender, der die Nachrichten von Morgen sendet. Dabei stellt sich heraus, dass das, was der Moderator von 66,40 AM prophezeit auch in Erfüllung geht. Solange kein Mord vorhergesagt worden ist, war es noch amüsant. Doch nun ist es ernst geworden, und Shirley versucht das Rätsel zu lösen...

Der Roman entwickelte sich garantiert nicht so, wie man sich das am Anfang der Geschichte vorstellt. Der Autor ist ein Meister, was die überraschenden Wendungen betrifft. Die Charaktere waren ebenfalls plastisch und lebhaft dargestellt, sodass man die vor innerem Auge hatte. Bis in die Nebenfiguren, die praktisch keine große Rolle gespielt haben. Dieser Thriller stellt keine hochliterarischen Ansprüche, doch im Bereich Thriller ist es ein solider, sehr spannender und unterhaltsamer Roman mit raffinierten Wendungen. Ich hatte hervorragende Lesestunden, die mich alles vergessen ließen. Die negativen Kritiken verstehe ich ehrlich gesagt nicht, denn ich habe definitiv das Buch bekommen, das ich auch erwartet habe. Chris McGeorge kann auf jeden Fall für die Spannung sorgen. Für alle, die in die rätselhafte Welt von Shirley Steadman eintauchen möchten, unbedingt lesenswert. Von mir gibt es 4,5 Sterne, da ich meinen Spaß an der Geschichte hatte.

 

 Boyne, John - Als die Welt zerbrach


Über den Autor:

John Boyne, geboren 1971 in Dublin, ist einer der renommiertesten zeitgenössischen Autoren Irlands. Seine Bücher wurden in mehr als vierzig Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Der internationale Durchbruch gelang ihm mit seinem Roman »Der Junge im gestreiften Pyjama«, der weltweit zum Bestseller wurde und von der Kritik als »ein kleines Wunder« (The Guardian) gefeiert wurde.

Kurzbeschreibung:

1946. Drei Jahre nach dem katastrophalen Ereignis, das ihre Familie zerriss, fliehen eine Mutter und ihre Tochter von Polen nach Paris. Blind vor Sorge und Schuldgefühlen ahnen sie nicht, wie schwer es ist, der Vergangenheit zu entkommen.

Fast achtzig Jahre später führt Gretel Fernsby in ihrem Londoner Villenviertel ein ruhiges Leben, Welten entfernt von der traumatischen Kindheit. Als eine junge Familie in die Wohnung unter ihr zieht, hofft sie, dass die eingespielte Hausgemeinschaft nicht aus dem Gleichgewicht gerät. Doch der neunjährige Henry weckt Erinnerungen, denen sie sich nicht stellen will.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Den Roman "Der Junge im gestreiften Pyjama" kennen sehr viele Leser. Eine eindringliche Geschichte. Dass es eine Fortsetzung des Romans gibt, hat mich, ehrlich gesagt, zunächst überrascht. Doch im Nachhinein muss ich sagen, dass es eine gut gelungene Idee des Autors war, den Roman "Als die Welt zerbrach" stellenweise auf dem ersten Roman aufzubauen. Der Bezug ist zwar nicht allzu groß, sodass man beide Roman absolut unabhängig voneinander lesen kann, dennoch ergänzen die sich gut.

In dieser Geschichte geht es um Gretel Fernsby. Da die Geschichte in zwei Erzählsträngen erzählt wird, erleben wir die Hauptprotagonistin, als junges Mädchen, junge Frau und im Alter von über 90zig Jahre. Der Wechsel der Zeitebenen erfolgt flüssig, sodass man keinerlei Schwierigkeiten hat, der Geschichte zu folgen. Mir persönlich hat der Part um die Gretel als alte Dame am meisten gefallen. Mit sehr viel Gefühl wird ihr Leben am Ende des langen Weges beschrieben.

Die wichtigste Frage des Romans ist die Schuldfrage. Sind die Kinder für die Taten ihrer Väter verantwortlich? Im Fall von Gretel ist die Schuldfrage enorm und unbeschreiblich schwerwiegend, so sehr, dass Gretel darüber nicht einmal reden kann. Ihr Vater war der Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz. Die Schuld quält die Hauptprotagonistin ihr Leben lang, unaufhörlich. Der Roman liefert jedoch keine Antworten. Sehr nachdenklich stimmend und im Gedächtnis bleibend ist diese Geschichte, die den Leser nicht kaltlässt. Die Geschehnisse am Ende des Romans, die für mich absolut unerwartet kamen, versöhnt womöglich die Hauptfigur mit ihrer Schuld, doch auch hier liefert John Boyne keine klaren Antworten.

Die Lesung des Romans, den ich als Hörbuch gehört habe, dauert fast 12 Stunden. Doch keine Minute ist langatmig. Mit großem Vergnügen habe ich der Stimme von Elisabeth Günther gelauscht. Eine fähige Sprecherin, die ihre Stimme an die unterschiedlichen Protagonisten anpasst, um bestimmten Charaktereigenschaften noch zu betonen. Es hat mir sehr gut gefallen, wie es vorgetragen wurde. Das vorliegende Buch ist eine ungekürzte Ausgabe.

Ich würde das Hörbuch auf jeden Fall weiterempfehlen. Eine schwierige Geschichte, die keine Antworten liefert, doch sehr aufwühlend und berührend ist. Von mir gibt es 4,5 Sterne. Sehr schönes Hörbuch.


 Nugent, Liz - Kleine Grausamkeiten


Über die Autorin:

Liz Nugent, geboren 1967 in Dublin, hat für irische Radio- und Fernsehsender und für das Theater geschrieben. Bereits ihr erster Roman Unravelling Oliver (dt. »Die Sünden meiner Väter«), erschienen 2014, wurde ein großer Erfolg und Crime Novel of the Year bei den Irish Book Awards. Auch ihre folgenden Bücher Lying in Wait und Skin Deep wurden mit Preisen ausgezeichnet und landeten auf den irischen Bestsellerlisten. Nugents Romane erscheinen in fünfzehn Sprachen. Kleine Grausamkeiten erschien 2020 in Irland, England und den USA und wurde von der New York Times sofort als einer von sieben Most Recommended Thrillers of 2020 gelistet.

Kurzbeschreibung:

Drei Brüder bei einer Beerdigung, einer von ihnen liegt im Sarg, betrauert von seinen Geschwistern. Aber welcher? Und warum? Nur jeweils ein Jahr sind die Drumm-Brüder William, Brian und Luke auseinander und doch könnten sie unterschiedlicher nicht sein. William hat als Filmproduzent Karriere gemacht und glaubt, ihm stehe einfach alles zu, Brian, der mittlere Bruder, Lehrer und Künstleragent betätigt sich als wenig selbstloser Friedensstifter, Luke, psychisch instabiles Nesthäkchen, ist ein international gefeierter, sehr einsamer Popstar. Aber keiner von ihnen ist der, der er zu sein scheint. Vom Tag ihrer Geburt an hat ihre narzisstische, ziemlich abgefeimte Mutter die Brüder darauf abgerichtet, um ihre Aufmerksamkeit zu buhlen. Sie spielen Spielchen, doch im Laufe der Jahre werden diese Spiele – die kleinen Grausamkeiten – immer unheimlicher, gnadenloser und gefährlicher. Toxisch geradezu, denn nur zwei der Brüder werden überleben.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Schon von dem Roman "Die Sünden meiner Väter" war ich begeistert. Liz Nugent ist eine großartige Erzählerin, die menschliche Abgründe kennt und kleinste Nuancen der menschlichen Psyche treffend beschreiben kann. Mit großem Vergnügen habe ich mich in die Lektüre von "Kleine Grausamkeiten" vertieft, und wünschte mir, dass der Roman deutlich mehr Seiten als nur 400 hätte.

In dieser Geschichte von Liz Nugent geht um eine disfunktionale Familie: Mutter, Vater und drei Söhne. Die Geschichte nimmt ihren Anfang in den 80ern Jahren und erstreckt sich bis zu der heutigen Zeit. Wir erleben die Kinder, Teenager, junge Erwachsenen und schließlich gestandene Männer. Drei Kinder, die unterschiedlicher nicht sein können. Jeder der Darsteller hat seine klare Rolle in dieser Geschichte, mit all den Feinheiten, die eine Person charakterisieren. Die Mutter der Jungs ist eine bekannte Sängerin, Vater ein Briefträger, der älteste Sohn William, Mamas Liebling wird ein erfolgreicher Produzent, der sich nicht gerade ehrenhaft verhält, der mittlere Bruder Brian hat Schwierigkeiten wie in beruflichen so auch in privaten Bereich, erfüllt die Rolle eines Schlichters in der Familie und das jüngste Nesthäkchen, Luke wird unerwarteterweise ein bekannter Popstar und sorgt für reichlich Aufregung durch seine psychischen Probleme, Drogen und Alkoholsucht. Selbstverständlich habe ich das hier kurz, zusammenfassend und vereinfacht dargestellt. Die tatsächlichen Entwicklungen, Verstrickungen und Wechselwirkungen der drei sind in dem Roman ausführlich und komplex beschrieben.

Es war ein großer Genuss, dieses Buch zu lesen. Selten finden sich solche fähigen Autoren, die mit so viel Liebe zum Detail, mit so viel Gefühl und Können, die Charaktere beschreiben und mit Leben erfüllen. Sowohl die Familienmitglieder als auch die Nebencharaktere sind großartig gelungen, bildhaft und realistisch. Der Aufbau diente der Intensität der Beschreibung: Der Roman ist auf drei große Kapitel aufgeteilt, jeweils aus der Sicht von William, Brian und Luke berichtend. So kann man sich in den jeweiligen Charakter versetzen und aus seiner Sicht das Leben wahrzunehmen. Die Zeitangaben helfen dem Leser, sich zurechtzufinden und mit dem jeweiligen Hauptdarsteller sein Leben zu betrachten. Die Familie ist von Anfang an desolat, erstaunlich grausam und unliebsam gehen die Mitglieder der Familie miteinander um. Hier muss ich an den Titel denken, der ganz toll zu der Geschichte passt. Der Roman ist voller kleiner und großen Grausamkeiten, die die Personen einander zufügen.

Dieser Roman ist ein großartiges Psychogramm einer Familie. Sehr intensiv erzählt, fesselnd und stets zuspitzend auf das Ende bewegend. Gleichermaßen berührend, abstoßend und abscheulich. Eine Tragödie mit tiefen psychologischen Gang, ein Sezieren der Charaktere. Sehr zu empfehlen. Für mich ist der Roman ein Jahreshighlight, dem ich gerne die Höchstwertung von 5 Sternen vergebe.


 Fitzek, Sebastian - Elternabend


Über den Autor:

Sebastian Fitzek, geboren 1971, ist Deutschlands erfolgreichster Autor. Seit seinem Debüt „Die Therapie" ist er mit allen Romanen ganz oben auf den Bestsellerlisten zu finden. Mittlerweile erscheinen seine Bücher in sechsunddreißig Ländern und sind Vorlage für internationale Kinoverfilmungen und Theateradaptionen. Als erster deutscher Autor wurde Sebastian Fitzek mit dem Europäischen Preis für Kriminalliteratur ausgezeichnet und 2018 mit der 11. Poetik-Dozentur der Universität Koblenz-Landau geehrt. Er lebt in Berlin.

Kurzbeschreibung:

Sascha Nebel hat sich zur falschen Zeit am falschen Ort das falsche Auto für einen Diebstahl ausgesucht. Kaum, dass er hinter dem Steuer eines Geländewagens Platz genommen hat, zieht eine Horde demonstrierender Klimaaktivisten durch die Straße. Allen voran eine junge Frau, die den SUV mit einer Baseballkeule demoliert. Als die Polizei auf der Bildfläche erscheint, ergreifen Sascha und die Unbekannte die Flucht und platzen in den Elternabend einer 5. Klasse. Um die Nacht nicht in Polizeigewahrsam zu verbringen, bleibt ihnen keine andere Wahl: Sie müssen in die Rolle von Christin und Lutz Schmolke schlüpfen, den Eltern des 11jährigen Hector, die bislang jede Schulveranstaltung versäumten. Zwei wildfremde Menschen, zwischen denen kaum größeres Streitpotential herrschen könnte, geben sich als Vater und Mutter eines ihnen völlig unbekannten Kindes aus. Dabei ist die Tatsache, dass Hector der größte Rüpel der Schule ist, sehr schnell ihr kleinstes Problem ...

Meine Gedanken zu dem Roman:

Sebastian Fitzek gehört zu den Autoren in Deutschland, die keine gesonderte Vorstellung bedürfen. Doch die meisten Leser kennen ihn als Autor von fesselnden, originellen Thriller. Die Hinwendung zu humorvollen, satirischen Büchern ist eine große Überraschung für der Leserschaft. Ehrlich gesagt, ich war anfangs skeptisch. "Elternabend" ist mein erster Roman des Autors aus dem Genre: Humor.

Der Anfang ist voller Klamauk: Sascha Nebel wird dabei erwischt, wie er einen Diebstahl begeht. Eine junge Frau schlägt auf das Auto, das er klauen will, ein und zertrümmert es. So beginnt die temporeiche Geschichte von Sascha und der Unbekannten. Um der Polizei zu entkommen, steigen die beiden in einen Bus, der zufälligerweise auf dem Weg zu einem Ausflug ist. Die Eltern einer vierten Klasse haben sich versammelt, um am Wochenende Zeit miteinander zu verbringen und wichtige Themen in Bezug auf ihre Kinder zu besprächen. So landen die beiden unter falschen Namen und unter Vorgabe falscher Tatsachen an einem Elternabend. Ab da geht es richtig rund. Viele Lügen, viele Ausflüchte und Ausreden, die beiden schlagen sich jedoch wacker und geben sich für die Eltern von Hector aus....

Da ich das interessante Szenario nicht spoilern möchte, erzähle ich nicht weiter, allerdings kann ich mit Gewissheit sagen, es bleibt spannend. Und wie wir Sebastian Fitzek kennen, auch in diesem Roman findet er zu absolut unerwarteten Wendungen und überraschenden Vorkommnissen. Was ich allerdings unbedingt anmerken möchte, die Geschichte bleibt zwar leichtfüßig erzählt, doch die Thematik ist alles anderes als lustig. In der zweiten Hälfte des Romans wendet sich das Blatt, und der Leser ist mit ernsten, zuweilen traurigen Themen, wie Depression, Suizid, Mobbing konfrontiert. Doch diese fügen jedoch harmonisch in die leichte Erzählweise des Autors und liegen nicht schwer im Magen des Lesers, werden jedoch mit dem nötigen Respekt behandelt.

Ich fand den Roman absolut Klasse, und habe das Buch an einem Abend durchgesuchtet, da ich es nicht weglegen konnte. Der Autor hat es geschafft mich so sehr emotional zu berühren und in seinen Bann zu ziehen, dass es gar nicht anders ging. Zum Glück hatte ich an dem Tag die Zeit dafür.

Die Lesung des Romans dauert etwas über 5 Stunden und ist ungekürzt. Vorgelesen von Simon Jäger, dessen Stimme ich als sehr angenehm empfand. Lebendig und intensiv führt der Sprecher den Hörer in die Welt von Fitzeks "Elternabend", sodass man sich der Stimme nicht mehr entziehen kann. Simon Jäger ist die deutsche Stimme von Matt Damon und Josh Hartnett. Von mir eine klare Hörempfehlung. Der Roman bekommt 4,5 Sterne von mir.


 Ahern, Cecelia - Alle Farben meines Lebens

Über die Autorin:

Cecelia Ahern erzählt Geschichten über Menschen, die gerade durch eine Phase der Veränderung gehen. Sie selbst beschreibt ihre Bücher mit den Worten: »Ich fange meine Figuren dort auf, wo sie gefallen sind, und begleite sie von ganz unten wieder zurück. Ich mische gern Dunkelheit und Licht, Trauer und Humor.«

Cecelia Ahern ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der Welt. Sie schreibt zeitgenössische Romane, Novellen, Storys, Jugendbücher, TV-Konzepte und Theaterstücke. Ihre Romane wurden fürs Kino oder fürs Fernsehen verfilmt. Cecelia Ahern hat Journalistik und Medienkommunikation studiert und lebt mit ihrer Familie in Dublin.

Kurzbeschreibung:

Das Leben strahlt in unendlich vielen Farben.

Gold ist die Farbe der Reinheit, Grün steht für Stabilität und ein bestimmtes Blau für Traurigkeit: Schon als Kind entdeckt Alice, dass sie den Gemütszustand anderer Menschen in Farbe sehen kann. Die Auren verraten ihr, ob ihr Gegenüber die Wahrheit sagt oder lügt, glücklich ist oder heimlich den Tränen nah. Ihr eigenes Leben in die Farben des Glücks zu tauchen, das gelingt ihr zunächst jedoch nicht. Ausgerechnet die Natur liefert der Großstadtpflanze, die bisher jeden Kaktus kleinkriegt, einen ersten Hinweis. Ihre lebenskluge Nachbarin zeigt ihr die Richtung. Und die Begegnung mit einem Mann, dessen Farben sie überraschenderweise nicht sehen kann, spornt Alice an, all die bunten, leuchtenden Facetten des Lebens für sich zu erobern.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Cecilia Ahern kenne ich als eine Autorin, die liebevollen, aufregenden Geschichten, die den Leser bewegen, schreibt. Manche mögen die vielleicht kitschig nennen, doch ich finde eine Prise Sentimentalität gehört zum Alltag, sonst wäre das Leben langweilig und grau. Der neue Roman der Erfolgsautorin ist voller Farbe, voller Leben und voller Emotionen. Diesmal ist es keine Liebesgeschichte, die im Vordergrund des Romans steht, sondern ein ernstes Thema, das äußerst selten in der Literatur aufgegriffen wird. Es geht in diesem Roman um besonderen Fähigkeiten, um Synästhesie.

Schon als Kind merkte Alice, die Hauptdarstellerin des Romans, dass sie Farben um die Menschen sieht. Die Gefühle, Stimmungen, Emotionen nimmt die kleine Alice als Farben wahr, was ihr einerseits hilft sich in der Welt zurechtzufinden, doch andererseits zu einer Außenseiterin macht. Ihre familiäre Situation hilft auch nicht weiter auf der Beliebtheitsskala: Ihre Mutter ist psychisch krank. Sie und ihre Brüder wachsen ohne Vater auf, der die Familie verlassen hat. Kein einfacher Start ins Leben für das sensible Mädchen. In diesem Roman erzählt die Autorin das komplette Leben von Alice, mit einigen überraschenden Wendungen und vor allem sehr fesselnd.

Nicht nur gefühlsmäßig hat mich der Roman angesprochen, auch inhaltlich fand ich ihn toll. Die Thematik interessiert mich sehr, denn man liest nicht allzu oft von den Menschen, die über besondere Sinneswahrnehmungen verfügen. Das Leben mit besonderen Fähigkeiten bringt viele Schwierigkeiten mit sich. Das ist ein Thema, in das ich mich sehr gern vertiefe.

Cecelia Ahern verzaubert die Leser mit originellen, gefühlsvollen, lebhaften Geschichten. "Alle Farben meines Lebens" ist ein vielschichtiger Roman über das Leben selbst und über die Liebe zum Leben.

Da ich das Buch abwechselnd gelesen und gehört habe, möchte ich gern noch zu dem Hörbuch ein paar Worte sagen. Das Buch wird von Tessa Mittelstaedt vorgelesen. Absolut sympathische, freundliche und angenehme Stimme, der man gern lauscht. Die Spieldauer des Romans geht über 10 Stunden, doch diese verfliegen unbemerkt, da die Geschichte sehr fesselnd ist. Es handelt sich dabei um eine ungekürzte Lesung, die ich ebenfalls empfehlen kann.

Für mich ist dieser Roman einer meinen Jahres-Highlights. Nicht nur für die Fans von Cecelia Ahern zu empfehlen. Ganz tolles Buch.

5 Sterne von mir.


 Chrisopher Golden - Road of  Bones. Straße des Todes


Meine Gedanken zu dem Roman:

Die Geschichte dieses Romans in der Kurzbeschreibung klang ausgesprochen interessant und vielversprechend. Ein freischaffender Filmemacher macht sich zusammen mit seinem Freund und Assistent auf den Weg, die tollste Dokumentarreihe zu drehen.

Der Weg führt die beiden Richtung des Polarkreises. In der Nähe von Jakutsk liegt ein kleines Dorf namens Akhust, dorthin verschlägt es die beiden. Angezogen von der Straße des Todes, die während der sowjetischen Zeiten entstand, und bekannt durch die unzähligen Toten aus dem Gulag, die beim Bau dieser 1.200 Meilen langen Straße umgekommen sind, wurde. Nicht einmal eine Beerdigung haben diese Menschen erfahren, ihre Leichen wurden einfach unter dem Schotter vergraben. Diese Straße ruhte auf den Überresten vieler Gefangene. Auch die Umgebung sprach für interessanten Material für den Dokumentarfilm, Temperaturen bei 50-60 Grad Minus, kaum Verbindungen zu den Großstädten, einsames, zurückgezogenes Leben...

Doch die Reise wird für die Hauptcharaktere alles andere als einfach. Die Straße des Todes ist umgeben von Mythen und unheimlichen Sagen. Wie es sich im Laufe der Geschichte herausstellt, sollen diese Gerüchte durchaus sich bewahrheiten. Der Hauptcharakter der Geschichte bringt nicht nur sich in die Gefahr, auch die Menschen, die ihn begleitet haben, müssen sich der Gewalt, die sie in diesem düsteren Ort erwartet, stellen.

Als ich über die Straße des Todes in der Kurzbeschreibung las, wollte ich diesen Roman unbedingt lesen. Denn dies ist ein absolut spannender Rahmen für eine Horrorgeschichte. Besser hätte man nicht wählen können. Zum ersten wichtigen gruseligen Moment in dieser Story, kommt der Autor relativ früh, sodass man mit großem Interesse das Geschehen verfolgt. Doch an dieser Stelle bleibt der Roman ein wenig hängen, mir fehlte die weitere Entwicklung, die Geschichte schien keine Fahrt anzunehmen. Bei dem gemäßigten Tempo und den gelungenen Horrorelementen fand ich den Roman dennoch unterhaltsam. Doch leider nicht so spannend, wie ich es erwartet habe.

Was mir sehr gut gefallen hat, war die Fähigkeit des Autors kleine Details, die für die Umgebung bezeichnend sind, in die Geschichte einzubinden. Bildhafte Beschreibungen sind dem Leser garantiert. Die Charaktere wie auch die Handlung hätten nach meinem Empfinden etwas tiefer ausgearbeitet sein dürfen. Doch alles in allem eine interessante Geschichte, die in einer ungewohnten Umgebung stattfindet. Für die Liebhaber von Schauerromanen würde ich das Buch gern empfehlen. Von mir gibt es gute 3,5 Sterne.


 Benjamin Alire Sáenz - Aristoteles und Dante springen in den Strudel des Lebens


Über den Autor:

Benjamin Alire Sáenz schreibt Lyrik und Prosa für Erwachsene und Jugendliche. Er wurde für seine Bücher für Erwachsene mit dem PEN/Faulkner Award und dem American Book Award ausgezeichnet. Auch seine Jugendbücher, darunter „Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums“, erhielten zahlreiche Auszeichnungen. Er unterrichtet Kreatives Schreiben an der University of Texas in El Paso.

Kurzbeschreibung:

Ari und Dante haben zueinander gefunden und ihre Gefühle füreinander sind stärker denn je. Nun beginnt das letzte Schuljahr, doch nicht nur der Abschluss und ihre Zukunftspläne beschäftigen die beiden. Im Mittelpunkt ihrer Gedanken steht ihre Beziehung: Hat ihre Liebe eine Zukunft? Die Jungs sind fest entschlossen, sich gemeinsam einen Weg in dieser Welt zu bahnen, die sie nicht zu verstehen scheint. Aber als Ari mit einem schockierenden Verlust konfrontiert wird, gerät er ins Strudeln ...

Eine der schönsten Liebesgeschichten für Jugendliche geht weiter!

Meine Gedanken zu dem Roman:

Mit großer Freude habe ich die Fortsetzung der großartigen Geschichte um zwei Jungs, die sich ineinander verliebt haben, Aristoteles und Dante, gelesen. Auch dieses Teil der Geschichte hat mich nicht enttäuscht. Wie auch im ersten Roman der Reihe stand die Liebesgeschichte zwischen Ari und Dante nicht zu sehr im Vordergrund. Was mir in diesem Buch so gut gefallen hat, sind die vielfältigen Themen, die angesprochen worden sind, die allesamt sehr wichtig bei der Selbstfindung und Erwachsenwerden sind.

In dem zweiten Roman der Reihe, spielt beispielsweise die Frage nach Vertrauen zu anderen Menschen, nach Freundschaft eine große Rolle. Wie auch die zwischenmenschlichen Beziehungen, die die Grundlage jedes Lebens ausmachen. Die beiden Jungs haben keinen leichten Weg vor sich, doch wenn man genau nachdenkt, kann kein Kind auf dem Weg zum Erwachsenwerden behaupten, dass diese Phase des Lebens einfach und ohne Anstrengung vorbeigeht. Der Autor geht sehr behutsam und aufmerksam mit diesem Thema um, und schafft es sehr gut, die Stimmungen, die Schwierigkeiten, die Erfolge und Misserfolge aufzuzeichnen und ohne im Vordergrund zu rücken, zu analysieren. Dem Leser bleibt es nicht erspart über die Geschichte nachzudenken, was allerdings in diesem Fall, sehr willkommen ist.

Auch in dem zweiten Roman merkt man dem Autor die innige Liebe zu seinen Charakteren an. Manche fragen sich womöglich, ob dieses Teil an den ersten Roman herankommt? Ich würde sagen, nein, nicht ganz. Die Ausgangsposition ist in diesem Fall eine andere. Die Jungs sind erwachsener geworden, es gibt mehr Problemen und Dramen des Erwachsenenlebens. Doch die Entwicklung der Protagonisten hat der Autor hervorragend eingefangen und dargestellt. Auch beim Lesen dieses Romans habe ich mitgefiebert. Mir hat die Geschichte auch diesmal sehr gut gefallen. Für die Liebhaber einer schönen Liebesgeschichte und Coming-of-Age Story würde ich dieses Buch uneingeschränkt weiterempfehlen. Von mir gibt es 4 Sterne.

 

 Rehse, Angelika - Josses Tal

Über die Autorin:

Angelika Rehse wurde in Sande / Kreis Friesland geboren und wohnt heute mit ihrer Familie in Bad Salzuflen. Sie wuchs in einem Umfeld von Heimatvertriebenen auf. Unter dem Eindruck der erzählten und verschwiegenen Geschichten der Generation ihrer Eltern, hat sie in einer späten Lebensphase mit »Josses Tal« einen poetisch kraftvollen und politisch hellsichtigen Roman geschrieben.

Kurzbeschreibung:

1930: Josef ist ein uneheliches Kind und eine Schande für seinen Großvater, der ihn seine Enttäuschung mit Schlägen täglich spüren lässt. Mit seiner Mutter im Haus der Großeltern erlebt Josef eine Kindheit, die geprägt ist von Angst und Schuld, fehlender Nähe und Geborgenheit. Als er seinen Nachbarn Wilhelm kennenlernt, erfährt er zum ersten Mal in seinem Leben Freundschaft und Zuneigung. Wilhelm beschützt und fördert Josef – und nutzt dessen Arglosigkeit aus, um für ihn, der Hitler treu ergeben ist, die Bewohner im Ort auszuspionieren. Stolz auf diese Aufgabe und seine neue Uniform wird er zu einem folgsamen Gehilfen, doch dann erfährt Josef etwas, das sein bisheriges Leben aus den Fugen geraten lässt …

Meine Gedanken zu dem Roman:

Zu dieser Geschichte möchte ich so wenig wie möglich von dem Inhalt berichten. Denn die Story ist schnell erzählt, und bietet nur einige wenige überraschende Momente für den Leser.

Es geht um einen kleinen Jungen Josef Tomulka, ein Kind ohne Vater, mit all der Bürde eines unehelichen Kindes in der damaligen Zeit. Beschrieben wird eine Zeitspanne von 13 Jahre, von dem 5. Lebensjahr des Jungen bis seinem 18. Der Roman spielt sich in den unruhigen, schlimmen Zeiten der Nationalsozialistischen Deutschland. Josef Tomulka ist ein unsicherer, verängstigter Junge, der nichts Nettes in seinem jungen Leben sieht. Sein Großvater sorgt dafür, dass seine Tochter, die Mutter des Jungen und Josef selbst sich nie wohlfühlen dürfen. Da kommt der junge Mann aus der Nachbarschaft, Wilhelm, mit seiner Fürsorge, Freundlichkeit und herzlichen Wärme für den Jungen gerade gelegen. Er und seine Familie sorgen dafür, dass das Kind zum ersten Mal sich geliebt und gewollt fühlt. Josef Tomulka verdankt dem Wilhelm viel. Gerne übernimmt der Kleine die Ideologie des Medizinstudenten und Parteiangehörigen Wilhelm. Diese Entwicklung und ihre Folgen macht das große Thema des Romans.

Sehr ruhig, bedacht und gut überlegt, berichtet die Autorin von dem Leben in dem Dorf und der Beziehungen, die für diese Geschichte von Belang sind. Vater und Tochter, Großvater und Enkel, ein kleiner Junge und sein Beschützer und Idol, Kinder und Lehrer, Parteimitglieder und Hitlerjugend. Man spürt die Liebe der Autorin zu ihren Figuren, die so gezeichnet sind, dass die für den Leser lebendig werden.

Die Sicht eines kleinen Jungen hat mir besonders gut gefallen. Mit viel Gefühl und Verständnis für ihre Protagonisten beschreibt die Frau Rehse die Menschen in ihrem Roman. Es ist ein Genus zu beobachten, wie wer sich im Laufe der Geschichte entwickelt. Sehr gut gefallen hat mir in diesem Fall die unaufgeregte Stimme der Autorin bei einem Thema, dass einen sehr aufwühlt.

Es ist erschreckend, wie leicht die Menschen manipulierbar sind, wie leicht man in die Klauen einer Politik gerät, die schädlich für die Menschheit ist. Der Autorin ist es hervorragend gelungen, die historischen Entwicklungen jener Zeit in einem Roman vorzustellen. Die Handlungen der Charaktere sind nachvollziehbar und wirken sehr realitätsnahe.

Da ich dieses Buch nicht nur gelesen, sondern abwechselnd auch gehört habe, möchte ich noch einiges zu dem Hörbuch sagen. Die Lesung dauert 10 Stunden, ist jedoch keine einzige Minute langweilig, auch wenn die Geschichte sehr ruhig erzählt wird. Gesprochen ist das Hörbuch von Brigitte Carlsen, die eine sehr angenehme und melodische Stimme hat. Ich finde, dass die Sprecherin ein besonderes Lob verdient. Dank ihrer Stimme wirkt die Geschichte noch eindringlicher und emotionaler. Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Ich würde es uneingeschränkt weiterempfehlen, sowohl als Buch als auch als Hörbuch.

Von mir gibt es 4,5 Sterne.