Cross, Ethan - Die Stimme der Lüge


Über den Autor:

Ethan Cross ist das Pseudonym eines amerikanischen Thriller-Autors, der die Welt fiktiver Serienkiller um ein besonderes Exemplar bereicherte: Francis Ackerman jr. Der gnadenlose Serienkiller erfreut sich seitdem großer Beliebtheit: Jeder Band der sechsbändigen SHEPHERD-Reihe sowie der Reihe mit Ackermans Partnerin Nadia Shirazi stand wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.


Kurzbeschreibung:

Der Showdown beginnt: Francis Ackerman jr. ist in den Fängen des sogenannten Demon, Ackermans größtem Gegenspieler. Nun muss er in dessen bizarrer Realityshow gegen verschiedene Killer antreten und dabei sowohl sein Leben als auch das unschuldiger Zivilisten retten, die unfreiwillige Mitspieler geworden sind. Doch eine Hoffnung gibt es: Jede Folge liefert Nadia Shirazi vom FBI neue Hinweise, um Ackermans Aufenthaltsort zu finden und das Netzwerk des Demon ein für alle Mal zu zerstören. Es gibt nur ein Problem: Damit dieser Plan aufgeht, muss Ackerman lange genug am Leben bleiben ...

Meine Gedanken zu dem Roman:

Bei solchen Autoren, wie Ethan Cross, braucht man nicht viel zu sagen. Er gehört zu den besten in dem Genre Thriller und liefert immer eine spannende Unterhaltung ab. Besonders sein Protagonist Francis Ackerman jr. hat es vielen Lesern angetan, wie auch mir. Obwohl in der Vergangenheit ein Serienmörder, konnte man den Protagonisten für seine Intelligenz und Können bewundern. Bei mir rief diese Tatsache immer widersprüchliche Gefühle hervor, wie kann man bloß einen Serienmörder mögen... ;) doch die Geschichten um Ackerman habe ich mit großem Vergnügen gelesen.

Diesmal habe ich so ein wenig das Heldenhafte, das Gerissene und das Überlegene von Francis vermisst. Auch von seinem Intellekt hätte ich gerne mehr gesehen. Der neue Roman setzt direkt an dem Vorgänger an und hinterlässt übrigens den Leser in Erwartung des nächsten Teils. In „Die Stimme der Lüge" muss sich Francis Ackerman mit seinem größten Feind Demon auseinandersetzen. Es gibt Kräftemessung, es gibt lange Dialoge, es gibt Überzeugungsarbeit seitens Francis und ein wenig Wanken seitens Demons. Sein Ziel ist bemerkenswerterweise nicht, Francis zu töten, wie man es sich vorstellen könnte, er möchte ihn dazu bringen, wieder auf die dunkle Seite zu kommen, er möchte, dass Francis wieder mordet. Der Spannungsbogen wurde wie gewöhnt nach und nach aufgebaut. Für mich persönlich dauerte der Einstieg viel zu lange, denn bei 20 % war ich noch nicht von der Geschichte voll und ganz gefesselt. Und das kenne ich anders. Dennoch ein guter Thriller, den ich gerne gelesen habe. Und für die Fans von Ackerman jr. ein muss. Für alle, die diesen interessanten Charakter noch kennenlernen mögen, würde ich empfehlen, die Reihe von Anfang an zu lesen.

Von mir gibt es 4 Sterne.


 Dean, Abigail - Girl A

Über die Autorin:

Abigail Dean ist eine britische Schriftstellerin, die im Süden Londons lebt. Ihr erster Roman ist Girl A.

Kurzbeschreibung:

 »Mein Name ist Alexandra Gracie, ich bin 15 Jahre alt. Bitte rufen Sie die Polizei.« Unzählige Male hat sich Lex Gracie vor ihrer Flucht aus dem Elternhaus diesen Satz vorgesprochen, angekettet an ihr Bett, vor Dreck starrend, bis auf die Knochen abgemagert. Mit ihrer Kindheit im Horrorhaus, wie die Presse das Elternhaus der sieben Geschwister bald nach Lex‘ Flucht getauft hat, muss sich die mittlerweile erwachsene Anwältin konfrontieren, als ihre Mutter im Gefängnis stirbt und ihr das Elternhaus vermacht. Alles, was sie jahrelang verdrängt hat, bricht sich nun Bahn: der Hunger, die Angst – und ihre Identität als Girl A, das Mädchen, das entkam.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Alexandra Gracie ist eine erfolgreiche Anwältin. Als sie die Nachricht bekommt, dass ihre Mutter im Gefängnis verstorben ist und ihr Geld und das Haus hinterlassen hat, beginnt für Lexa die Zeit der Erinnerung. Da sie den Nachlass in Absprache mit anderen Geschwistern regeln muss, wird sie gezwungenermaßen mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Sie trifft sich mit ihren Geschwistern und unweigerlich kommen auch die Erinnerungen an die trostlose Kindheit, voller Gewalt und Entbehrungen hoch. Der Vater von Lexa war ein im Leben gescheiterte Mann, der dem religiösen Wahn verfallen war. Die Mutter, eine schwache Natur, die ihr Leben lang damit beschäftigt war, Kinder zu bekommen, die sie allerdings nicht beschützen konnte. Als der 15-jährigen Alexandra endlich die Flucht gelingt, rettet sie somit die Kinder aus dem desolaten Zustand. Ausgehungert, abgemagert, dreckig und angekettet - so findet die Polizei die Kinder der Familie.

Der Roman ist in mehreren Kapiteln unterteilt, jeder davon ist einem der Geschwister gewidmet. Die Geschichte wird in zwei Ebenen erzählt: die aktuelle Zeit und die Vergangenheit. In dem Vergangenheitspart entstand die Geschichte der Kinder und deren Martyrium nach und nach, wie Mosaiksteinchen. Je weiter in dem Roman, desto mehr weiß der Leser über die schreckliche Vergangenheit der Kinder Gracie.

Die dramatische Geschichte hat mich von Anfang an gefangen genommen. Doch leider, war es nicht immer einfach der Story zu folgen. Die Unterscheidung zwischen der Handlungszeiten war nicht deutlich kennzeichnet, und während der Erzählung manchmal schwer nachvollziehbar, zu welcher Zeit jetzt das Gesagte gehört. Eine deutlichere, klare Linie täte dem Roman gut. Die Zeitsprünge ohne Vorwarnung haben den Lesefluss ungünstig beeinflusst. Außerdem fehlte dem Roman ein tieferes Gefühl. Die Handlung bliebt teilweise oberflächlich. Besonders die Geschwister blieben als Personagen unklar definiert und diffus. Die Erzählung wirkte stellenweise monoton und nicht von Gefühlen, die man bei so einem Drama erwartet, beherrscht.

Dennoch fand ich das Buch interessant. Mich hat der Wunsch mehr über die Familie zu erfahren zum Weiterlesen angespornt. "Girl A" ist eher ein ruhig erzählter Roman, der nicht von der Handlungsvielfalt und Tempo beherrscht wird. Eine beklemmende Geschichte, die ich trotz der kleinen Kritikpunkte gern gelesen habe. Von mir gibt es 4 Sterne.


 Wahl, Maxim - Das Savoy-Glanz einer Familie

Über den Autor: 

Hinter Maxim Wahl verbirgt sich ein deutscher Bestsellerautor, der mit seinen zahlreichen Romanen auch international Aufmerksamkeit erregte. Für seine Stoffe sucht sich Maxim Wahl große Schauplätze der europäischen Geschichte. Er lebt in Berlin und London – und am allerliebsten im Hotel Savoy. 

Kurzbeschreibung:

London, 1950: Die Hotelerbin Violet Mason hat große Sorgen. Seit rings um das Savoy neue Luxushotels aus dem Boden schießen, steht ihr geliebtes Hotel vor dem Ruin. Als man Violet zum Verkauf zwingen will, zieht sie alle Register und arrangiert ein Medienspektakel – Weltstars inklusive. Kann das Comeback der Hollywood-Diva Greta Garbo das Savoy noch retten? Violet ahnt nicht, dass der Mann, der sie hinters Licht führen will, ein ganz anderes Interesse an ihr hegt ...

Meine Gedanken zu dem Roman:

Dies ist das 5. Buch der Reihe. Leider, habe ich nicht aufgepasst, und das Buch gelesen, ohne Vorgeschichte zu kennen. Da würde ich gleich zu Anfang sagen, es ist auf jeden Fall empfehlenswert die Vorgeschichte zu kennen. Ich konnte zwar alles nachvollziehen und habe auch meinen Spaß an der Lektüre gehabt, doch im Nachhinein möchte ich die weiteren Bände der Reihe nachholen. 

In diesem Teil der Geschichte sind die Hauptcharaktere in der Nachkriegszeit angekommen. Mit allem, was dieser Zeit für die Menschen mit sich brachte. Es gibt Reparatur und Bauarbeiten am Hotel, die durchgeführt werden müssen. Es gibt nicht so viele Gäste, wie gewünscht. Violett kämpft tapfer mit allen Missständen. Geschrieben ist die Geschichte sehr gut. Ich fand es angenehm zu lesen, flüssige Erzählart. Solche Bücher wünsche ich mir, wenn ich ein entspanntes Lesen anstrebe. Ich werde mir die Reihe von Anfang an, holen und die ersten Teilen der Reihe nachholen. Eine empfehlenswerte Geschichte.

 Despentes, Virginie - Liebes Arschloch


Über die Autorin:

Virginie Despentes, Jahrgang 1969, zunächst bekannt als Autorin der »Skandalbücher« »Baise-moi – Fick mich« und »King Kong Theorie«, hat sich spätestens mit ihren Vernon-Subutex-Romanen in den Olymp der zeitgenössischen französischen Schriftstellerei geschrieben. Sie ist eine der wichtigsten literarischen Stimmen Frankreichs. Ihr Roman Apocalypse Baby wurde mit dem Prix Renaudot ausgezeichnet.

Kurzbeschreibung:

Rebecca, Schauspielerin, über fünfzig und immer noch recht gut im Geschäft. Oscar, dreiundvierzig, Schriftsteller, der mit seinem zweiten Roman hadert, und Zoé, noch keine dreißig, Radikalfeministin und Social-Media-Aktivistin. Diese drei, die unterschiedlicher nicht sein könnten, treffen nach einem verunglückten Instagram-Post Oscars aufeinander. Wie? Digital. Und so entsteht ein fulminanter Briefroman des 21. Jahrhunderts, in dem alle wichtigen gesellschaftlichen Themen unserer Zeit verhandelt werden. Rebecca, Oscar, Zoé, alle drei sind vom Leben gezeichnet, voller Wut und Hass auf andere – und auf sich selbst. Aber sie müssen erkennen, dass diese Wut sie nicht weiterbringt, sondern nur einsamer macht, dass Verständnis, Toleranz und sogar Freundschaft erlernbar und hin und wieder sogar überlebenswichtig sind.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Ich möchte hiermit einen absolut lesenswerten Roman in Email-Form vorstellen, der an keinen der aktuellen und gesellschaftlich umstrittenen Themen vorbei schweigt, was ich sehr begrüße. Aber eins nach dem anderen: Zunächst der Titel. Da ich ordinäre Sprache gar nicht gut leiden kann, hat mir der Titel des Romans nicht gefallen, doch nach dem Lesen des Buchs kann ich verstehen, wie es dazu kam. Der Roman ist übrigens auch in einer Sprache verfasst, die ich nicht unbedingt salonfähig bezeichnen werden, doch die passt ausgezeichnet zu den Charakteren, deren Lebensstil und der Handlung.

Die Geschichte beginnt damit, dass ein erfolgreicher Schriftsteller die bekannte Schauspielerin anschreibt. Sein Kommentar ist provokant, er bezeichnet die Schauspielerin als verlebte Schlampe. Und erreicht somit sein Ziel. Rebecca antwortet ihm. Ihre Antwort lässt sich sehen: schimpfend und keifend verwünscht sie den Autor. So kommen die ins Gespräch. Und Oscar offenbart ihr, dass die schon von der Kindheit her bekannt sind und er sie verehrt, da Rabecca mit seiner Schwester befreundet war. Das, was als eine spannende Auseinandersetzung mit giftigen und schimpfenden Kommentaren beginnt, entwickelt sich zu einem tiefgründigen, philosophischen Gespräch, zweier lebenserfahrenen Menschen, das sich um die Themen dreht, die in der modernen Gesellschaft, wohl an keinem spurlos vorbeigehen. Es geht um Alkohol, Drogenabhängigkeit, Karriere, Feminismus, soziale Medien, und auch die Fragen, die die Politik und die Gesellschaft bewegen.

Von dem sprachlichen her ändert sich der Ton im Laufe des Romans. Das, was schon beinahe ordinär begann, entwickelt sich zu einer tiefgründigen, intelligenten und gut durchdachten Unterhaltung, die jedoch weiterhin witzige Momente liefert und auch flapsig bleibt. Eine besondere Rolle in dem Roman spielt auch die MeToo Geschichte.

Was mir sehr imponiert hat, die Autorin unterteilt die Dinge nicht auf Schwarz oder Weiß. Sie ist eine Meisterin der Zwischentöne und Nuancen, was ich sehr schätze. Sie zeigt die Menschen in all der psychologischen Komplexität. Nichts ist so einfach, wie es scheint.

Virginie Despentes ist für mich eine Neuentdeckung. Ich fand, dass sie eine hervorragende Erzählerin ist, und die Missstände dieser Welt kritisch und dennoch gerecht betrachten kann. Von mir gibt es 4 Sterne und eine Leseempfehlung.


 Andreas Brandhorst - Oxygen


Vollständiger Titel: Oxygen: Welt ohne Sauerstoff

Über den Autor:

Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, zählt mit Thrillern wie »Das Erwachen« und »Das Bitcoin-Komplott« und Science-Fiction-Romanen wie »Das Schiff« und »Omni« zu den erfolgreichsten Autoren unserer Zeit. Spektakuläre Zukunftsvisionen sind sein Markenzeichen. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Literaturpreise. Andreas Brandhorst hat dreißig Jahre in Italien gelebt und ist inzwischen in seine alte Heimat in Norddeutschland zurückgekehrt.

Kurzbeschreibung:

Spannend, informativ – und absolut furchterregend. Der Thriller zur Klimakrise von Bestseller-Autor Andreas Brandhorst. Es hätte alles so schön werden können. Durch die Förderung regenerativer Energiequellen und den Einsatz neuer Technologien zeichnet sich eine Lösung der Klimakrise bereits am Horizont ab. Doch dann macht die Meeresbiologin Laura Lombardi eine beunruhigende Entdeckung: Das Plankton in den Weltmeeren, das für einen großen Teil der globalen Sauerstoffproduktion verantwortlich ist, verliert die Fähigkeit zur Fotosynthese. Was zuerst nach einem Messfehler aussieht, dann nach einer regionalen Anomalie, entwickelt sich zur größten Katastrophe in der Geschichte der Menschheit: Der Welt scheint die Luft auszugehen, und Suche nach einem Gegenmittel ist schwieriger als gedacht. Für Leser*innen von Andreas Eschbach und Wolf Harlander.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Andreas Brandhorst bedarf keine ausführliche Vorstellung. Die meisten Leser, besonders Science-Fiction und Wissenschaftsthriller kennen ihn sehr gut. Als ich las, dass er ein neues Buch herausgebracht hat, wusste ich sofort, das will ich lesen. Dabei geht es um einen Krimi -Wissenschaftsthriller. In der gewohnten Manier nimmt der Autor den Leser auf eine sachkundige Reise, diesmal in die Welt der Klimakatastrophe. Der Roman ist hervorragend recherchiert, in einer zum Teil fachlicher Sprache geschrieben, der jedoch man ohne weitere Kenntnisse problemlos folgen kann. Wissenschaftliche Details werden ausreichend erklärt.


In diesem Roman geht es um eine Ozeanographin, die an einem Forschungsinstitut arbeitet und eine bemerkenswerte und sonderbare Entdeckung macht. Das Phytoplankton des Meeres zeigt gravierenden Veränderungen, es produziert keinen Sauerstoff mehr. Da die Erde jedoch davon abhängig ist, wird das Ausmaß der möglichen Katastrophe der Forscherin sofort klar. Das Phytoplankton liefert 70 bis 80 Prozent des Sauerstoffs der Erde, und somit droht nicht nur der Verlust der Flora und Fauna, sondern auch Erstickungstod der Menschen. Sie alarmiert alle Länder, verschickt Berichte. Viele Nationen glauben ihr nicht, und führen erst ihre eigenen Untersuchungen durch, doch als auch die Bäume und anderen Pflanzen der Erde von der Mangel betroffen sind, wird das Problem immer dringlicher. Detailliert und sehr komplex beschreibt der Autor das Vorgehen verschiedener Staaten in dieser akuten Krise. Es kommt in dem Roman zu vielen Wendungen, und man bleibt bis zum Ende gespannt, wie die ganze Story ausgeht.

Die Geschichte ist zum Teil vorhersehbar, und es gibt sehr viele Parallelen zu den aktuellen Ereignissen.

Letztendlich wird der Roman durch den Autor in einer Art und Weise beendet, die ich in der Literatur nicht so häufig finde.

Die Charaktere in dieser Geschichte konnten leider nicht sehr viel Tiefe zeigen, da es sehr viele waren. Wie auch Handlungsorte. Der Roman bedarf eines aufmerksamen Lesers, um der Story folgen zu können. Verschwörungstheorien, Wissenschaftler, die die Welt retten, politische Intrigen - alles ist dabei. Mir persönlich war der Roman ein wenig zu zerstreut. Außerdem gab es sehr viele Wiederholungen. Eine Straffung hätte der Geschichte gutgetan. Dennoch es ist Andreas Brandhorst, der Roman ist gelungen, und von mir gibt es 4 Sterne und eine Empfehlung.


 Marguier, Alexander/Krischke, Ben (Hrsg.) - Die Wokeness Illusion. Wenn Political Correctness die Freiheit gefährdet.

 

Über die Herausgeber:

Alexander Marguier ist Chefredakteur des politischen Monatsmagazines Cicero und Verleger des Res Publica Verlages. Der studierte Volkswirt war zuvor Ressortleiter bei der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und Politikredakteur bei der Welt am Sonntag.

Ben Krischke hat Journalistik studiert und beim Magazin Focus in München und Berlin sowie an der Burda-Journalistenschule volontiert. Seit 2021 ist er Redakteur bei Cicero und seit 2023 Leiter Debatte bei Cicero Online. 

Kurzbeschreibung:

Wokeness ist ein Kampfbegriff geworden. Das gilt sowohl für die Befürworter wie die Gegner einer Einstellung, die sich selbst als »wach« oder »aufmerksam« bezeichnet. Es gibt wenig sachlich begründete Auseinandersetzungen, dafür umso mehr Empörung. In diesem Buch werden zentrale Elemente von Wokeness kritisch geprüft: der Vorwurf der kulturellen Aneignung, die Forderung nach geschlechtergerechter Sprache, die Rede von strukturellem Rassismus, das Instrument der Cancel Culture und die Einführung einer geschlechtlichen Diversität. Die Autoren dieses Buches sind sich einig, dass die so kritisierte Wokeness nicht zur Abschaffung oder Einebnung von Unterschieden beiträgt, sondern im Gegenteil diese untermauert.
 
Meine Gedanken zu diesem Sachbuch: 

Mit großem Interesse habe ich die gesammelten Beiträge in diesem Buch gelesen. Die Herausgeber haben verschiedenen Material von unterschiedlichen Autoren unter einem Thema als Buch herausgebracht. Unter Autoren sind freie Publizisten, Journalisten, Mitarbeiter des Cicero Magazin und andere. Das Buch bietet historische Hintergrunde und Entstehungsgeschichten einiger wichtigen und gängigen Begriffen, wie beispielsweise Identitätspolitik. Es geht u.a. auch um Rassismus, Gendern und Geschlechtersystem. Politische Korrektheit, gerechte Sprache sind ebenfalls ein Thema dieser Sammlung von Artikeln zu dem Thema. 
 
Als Leser ist man von der ersten Seite darüber informiert, dass dies eine kritische Auseinandersetzung mit der Thematik des Wokeness ist. Würde mit Sicherheit ganz vielen Lesern nicht gefallen. Besonders denen, die nicht bereit sind über das Thema zu diskutieren, oder zumindest über die andere Meinung nachzudenken. Wobei, solche Personen finden sich zurzeit auf beiden Seiten. Die Verbissenheit in dem Erreichen seiner eigenen Ansichten macht die Diskussion und Entgegenkommen unmöglich. "Der Wokeismus hat mit seinem moralischen Absolutheitsanspruch vor allem das Ziel, sich die renitente Bevölkerungsmehrheit zu unterwerfen und Widerspruch dauerhaft zu unterbinden.“ 
 
Dieses Buch bietet einen differenzierten Blick auf Wokeness und die Bewegungen, die mitunter in dem Eifer vergessen, dass den Menschen eigenes Denken überlassen werden sollte. Hier geht es um die Umerziehung der ganzen Gesellschaft, und dies sollte kritisch hinterfragt werden. Auf jeden Fall lohnt sich der Blick auf beide Seiten dieser gesellschaftlicher und politischer Entwicklung. 
Von mir gibt es für dieses informative, kritische und nachdenklich stimmende Buch fünf Sterne.

 Beuse, Stefan - Die Einsamkeit der Astronauten

 


Über den Autor:

Stefan Beuse, geboren 1967, arbeitete als Texter, Fotograf und Journalist. Für sein literarisches Werk wurde er u.a. mit dem Preis des Landes Kärnten beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb und dreimal mit dem Hamburger Literaturpreis ausgezeichnet. Seine Romane "Kometen" und "Meeres Stille" wurden fürs Kino verfilmt. Im Hanser Kinder- und Jugendbuch erschienen Die Ziege auf dem Mond (2018) und Der Pinguin sucht das Glück (2019), die er zusammen mit Sophie Greve entwickelte. 2023 folgt sein Jugendbuch Die Einsamkeit der Astronauten. Stefan Beuse lebt in Hamburg.

Kurzbeschreibung:

Und wenn nicht du falsch in der Welt bist – sondern der ganze Rest? Jonah lebt in der Siedlung. Hier kümmert sich die CoffeeCompany um das Glück der Bewohner und regelt den Alltag bis ins kleinste Detail. Alle sind zufrieden, nur Jonah fühlt sich fremd. Als die rebellische Lia neu in seine Klasse kommt, verliebt er sich Hals über Kopf in sie. Die beiden beginnen, Fragen zu stellen: Was will die CoffeeCompany wirklich? Gemeinsam stoßen sie auf ein manipulatives System aus Gefühlskontrolle und Überwachung. Doch noch bevor sie etwas unternehmen können, verschwindet Lia – und Jonah muss alles riskieren, um sie wiederzufinden. Ein fesselnder Roman, in dem die Grenzen der Wirklichkeit zunehmend verschwimmen.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Da ich leider den Autor noch überhaupt nicht kannte, habe ich mich auf mein Interesse an einer Dystopie verlassen und mein Gefühl hat mich nicht betrogen. Der Roman gefiel mir gut. Die Altersangaben lauten ab 14 Jahren. Doch ich persönlich kann mir gut vorstellen, dass diese Geschichte auch für Kinder ab 12 Jahren gut lesbar ist. Man merkt dem Buch schon, dass der Roman sich an jungen Leser richtet. Die Sprache ist nicht ausgefallen und leicht zugänglich. Der Plot wird etwas einfacher gehalten, nicht so komplex und kompliziert. Dennoch fesselnd erzählt und eignet sich auch gut um mit Kindern zusammenzulesen. Doch unter 12 Jahren wäre es vermutlich noch zu schwierig, denn die Geschichte verlangt das Weiterdenken, nicht alles wird klar ausgelegt und deutlich ausgesprochen, was eventuell für noch jüngeren Leser etwas schwierig sein könnte.

In diesem Roman geht es um eine Stadt namens CoffeeCompany, die Menschen dort gehen ihrem Alltag nach, besuchen Schule, arbeiten, scheinbar führen ein normales Leben, doch eine Besonderheit hat dieser Ort. Die Menschen dort sind glücklich, die tägliche Propaganda sorgt dafür, dass die Menschen mit Slogans, mit Motivationssprüchen, mit Führung, dazu angeleitet werden, glücklich und friedlich miteinander zu leben. Dies unterstützen auch die Getränke, wie beispielsweise überall zugänglicher Kaffee und die Tabletten, die jeder nach seinen individuellen Bedürfnissen einnehmen soll.

Jonah fühlt sich allerdings nicht wohl in diesem Leben, auch in der Schule ist er deswegen ein Außenseiter. Er fühlt, dass in seinem Leben etwas nicht stimmt. Eines Tages kommt eine neue Schülerin in die Klasse, die geheimnisvolle Lia und es ist um Jonas geschehen. Zunächst entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden, die später zu tieferen Gefühlen führt. Ob die dem Ort, in dem es bestimmt wird, wie man sich zu fühlen hat, entfliehen können, wird es in diesem Roman erzählt.

Mir hat die Geschichte gut gefallen. Ich fand die unterhaltsam. Allerdings wäre es mir lieber, wenn dieser komplexer gewesen wäre, da die aber für die jungen Leser konzipiert war, hat der Autor alles richtig gemacht. Die Idee zu der dystopischen Handlung ist durchaus interessant. Von mir gibt es 4 Sterne und eine Empfehlung.

Janet Lewis - Draußen die Welt


 

Über die Autorin:
Kriegsgegnerin und Aktivistin: Janet Lewis wurde 1899 in Chicago geboren und lebte die meiste Zeit ihres Lebens in Oak Park, Kalifornien. Sie studierte französische Literatur in Chicago und schloss 1920 mit dem Bachelor of Philosophy ab. Neben Lyrik schrieb sie vier Romane, darunter eine viel beachtete Trilogie um berühmte historische Justizfälle. Lewis war ihr Leben lang vehemente Kriegsgegnerin und Fürsprecherin der indigenen und schwarzen Bevölkerung. Neben Lyrik schrieb sie vier Romane, darunter eine viel beachtete Trilogie um berühmte historische Justizfälle. Lewis war ihr Leben lang vehemente Kriegsgegnerin und Fürsprecherin der indigenen und schwarzen Bevölkerung. In Deutsch wurden drei Romane von der Autorin übersetzt.

Kurzbeschreibung:

Mary Perrault, Anfang fünfzig, führt mit ihrem Mann und den vier Kindern ein beschauliches Leben im ländlichen Kalifornien. Aber dann bricht 1929 die New Yorker Börse zusammen: Der Kampf ums nackte Überleben bringt das Fundament der Gesellschaft ins Wanken und bedroht auch das innere Gleichgewicht der Familie Perrault. Immer wieder gerät Mary in Situationen, in denen sie entscheiden muss, ob sie zum eigenen Vorteil oder zum Wohle anderer handeln soll. In leuchtend klarer Sprache und mit unwiderstehlich sanftem Sog erzählt Janet Lewis am Beispiel des scheinbar unspektakulären Lebens einer Frau, wie der Mensch sich im Angesicht von Krisen sein moralisches Wertesystem und seine Würde erhalten kann.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Wenn mich nichts täuscht, ist dieser Roman von Janet Lewis 1945 zum ersten Mal erschienen. Die Handlung der Geschichte findet irgendwo in den 30er Jahren statt. Die Zeit der Depression in den USA. 1929 bricht die New Yorker Börse zusammen. Die Familie Perrault, um die es sich in dem Roman handelt, lebt abgelegen, in einem kleinen Ort in Kalifornien auf einer Farm. Das Leben auf dem Land ist nicht einfach. Die ganze Familie muss mitanpacken, um über die Runden zu kommen und um Essen auf dem Tisch zu haben.

Die Hauptdarstellerin Mary Perrault lebt mit ihrem Mann und vier Kinder in einem Haus auf dem Land. Sie ist eine gute Hausfrau, deren Hauptsorge Essen auf dem Tisch, sauberes Haus und zufriedene Menschen sind, engagiert sich auch im Vereinshaus und ist für die Dorfbewohner eine angenehme Ansprechpartnerin. Ihr Leben ist überschaubar und verläuft in mehr oder weniger ruhigen Bannen.

Das, was so friedlich anfängt, ist nach ein paar Seiten nicht mehr so. Ein Unglück geschieht: Die jahrelange Freundin von Mary kommt in einem tragischen Unglück mit ihren zwei kleinen Enkelkindern bei einem Autounfall um. Hier beginnt die eigentliche Geschichte. Allerdings wer Drama, Tempo und sehr emotionale Unterhaltung erwartet, wäre bei diesem Roman schlecht bedient.

Die Autorin erzählt von dem Leben auf dem Land, sehr ruhig, beschaulich. Die nimmt sich Zeit für all die Kleinigkeiten, die das Leben ausmachen, in Besonderen die Dinge, die das Leben einer Hausfrau ausmachen. Viel Zeit wird dem Haushalt, Geschirrwaschen, Kochen, Garten geschenkt, natürlich ist auch die Arbeit auf der Farm von Bedeutung. Doch auch die Natur kommt nicht zu kurz, das Wetter, Garten und die Umgebung tragen zu der ruhigen Atmosphäre bei.

Die Autorin hat einen angenehmen Erzählstil, in dem sie beschreibend und bildhaft agiert. Sehr langsam, überschaubar, ohne großes Tempo wird die Geschichte der Familie und des Manns ihrer Freundin erzählt. Jegliche Aufregung angesichts des Dramas, oder unerwarteten tragischen Wendungen auch im Verlauf der Geschichte, bleibt dem Leser erspart.

Ich kann mir einige Leser vorstellen, die diese ruhige, in einer sehr schönen Sprache erzählten Geschichte, mögen würden.

Mir war es zu langatmig. Wobei ich nicht sagen kann, dass ich es gar nicht mochte. Ich fand nur die Beschreibung von den Dingen, die in meinen Augen überflüssig sind, zu langsam, zu ausführlich, ohne Mehrwert für mich persönlich.

Dennoch würde ich an Liebhaber der ruhigen Geschichte den Roman sehr gern empfehlen. Der ist ohne Zweifel sehr gut geschrieben.

 

 Strobel, Lee - Dem Himmel auf der Spur

Vollständiger Titel: Dem Himmel auf der Spur: Ein Journalist auf der Suche nach Indizien für ein Leben nach dem Tod

Über den Autor:

Lee Patrick Strobel ist ein US-amerikanischer Journalist, Buchautor und evangelikaler Pastor. Er gilt als einer der bekanntesten zeitgenössischen christlichen Apologeten und von seinen über vierzig Werken wurden bis 2021 weltweit insgesamt 14 Millionen Exemplare vertrieben. Mit seinem 1998 erschienenen Buch The Case for Christ: A Journalist's Personal Investigation of the Evidence for Jesus (deutsch: Der Fall Jesus: ein Journalist auf der Suche nach der Wahrheit) wurde er zum preisgekrönten Bestsellerautor.

Kurzbeschreibung:

Gibt es Beweise für ein Leben nach dem Tod? Es gibt viele Meinungen darüber, was passiert, wenn wir sterben. Doch gibt es auch überzeugende Hinweise darauf, dass wir in Ewigkeit weiterleben? Und wenn ja, wie wird dieses Leben dann aussehen? "New York Times"-Bestsellerautor und preisgekrönter Journalist Strobel nimmt Sie mit auf einen spannenden Streifzug: Warum streben Menschen schon seit jeher nach Unsterblichkeit? Ist an Nahtoderlebnissen etwas dran? Gibt es Indizien für die Existenz des Himmels?

Meine Gedanken zu dem Buch:

Die Thematik interessierte mich schon immer, sodass ich gern hin und wieder was dazu lese. Nicht nur die Frage, was nach dem Tod geschieht, finde ich spannend, auch die Frage nach der Seele und Bewusstsein finde ich faszinierend. Bei diesen Diskussionspunkten wird vermutlich keine Einigung je erlangt, doch die Betrachtungsweise verschiedener Menschen, die sich mit den Fragen befassen, ist spannend. Leider kann uns niemand die Auskunft über das Leben nach dem Tod geben, doch viele Vermutungen, Meinungen und auch Erfahrungsberichte von den Menschen, die klinisch tot waren, geben einen Überblick.

Die Einführung von Lee Strobel beschäftigt sich zunächst mit den belegbaren Gehirnprozessen und der Frage nach der Seele und Bewusstsein. Was ist die Seele? Wo kann die sich befinden? Es werden einige Gehirnforscher vorgestellt, mit den entsprechenden Thesen und Antworten zu der Frage des Zusammenwirkens von Bewusstsein und Denkprozessen. Anschließend stellt der Autor eine Reihe von Beispielen und Erzählungen von Menschen vor, die Nahtoderfahrungen erlebt haben und darüber berichtet haben.

Wissenschaftlich gesehen, ist das Thema der Nahtoderfahrungen schon gründlich untersucht worden, es sind Tausende Menschen im Rahmen der Forschung befragt worden. Die Erfahrungen sind nicht bei allen Menschen gleich, doch es gibt ausreichend Parallelen, wo man über eine Konstante sprechen kann. Interessant fand ich, dass diese Erfahrungen sich trotz der kulturellen Unterschiede ähneln.

Ausführlich bearbeitet der Autor die Themen: Himmel und Hölle. Was stellen die Menschen darunter vor, was in der Religion verankert, welche Gedanken dazu haben die Wissenschaftler, die sich mit dem Thema beschäftigen.

Anschließen gibt es noch die Ansicht der Bibel zu dem Thema Himmel und Hölle. Allerdings weniger ausführlich. Die Schwerpunkte dieses Buchs liegen bei den Interviews mit den Forscher und mit den Menschen mit Nahtoderfahrungen. An die Interessierten würde ich das Buch gern weiterempfehlen, denn mir hat es gut gefallen. Es gibt 4 Sterne für.

 Moshfegh, Ottessa - Lapvona


Über die Autorin:

Ottessa Moshfegh wurde in Boston geboren und ist kroatisch-persischer Abstammung. Für ihre Romane wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem PEN/Hemingway Award. Zuletzt erschien von ihr der Roman Der Tod in ihren Händen (2021). Ottessa Moshfegh lebt im Süden Kaliforniens. Lapvona ist ihr zweiter Roman bei Hanser Berlin.

Kurzbeschreibung:

Es riecht nach Kot und Verwesung, nach Blut, Vieh und Schlamm – das ist Lapvona, der gottverlassene Ort der Romanwelt. Hier ist niemand vom Glück begünstigt, am wenigsten Marek, der missgestaltete Sohn des Schafhirten. Doch sein Elend birgt auch eine große Kraft: baldige Nähe zu Gott durch Entsagung und Erniedrigung. Als er von Villiam, dem irren Landvogt, aufs Schloss berufen und als neuer Fürstensohn eingeführt wird, glaubt Marek sich zu Höherem erkoren. Denn noch ahnt er nicht, wie grausam nicht nur die Not, sondern auch die Sättigung den Menschen macht. In ihrem neuesten Meisterwerk entwirft Ottessa Moshfegh ein höllisches Panoptikum menschlicher Monstrosität und trifft in der grotesken Darstellung von Ungleichheit, Korruption und Tyrannei den Nerv unserer Zeit erschreckend genau.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Mit dieser Rezension würde ich sehr gern viele Leser erreichen. Denn der Roman von Ottessa Moshfegh ist ohne Wenn und Aber ein besonderes literarisches Werk, das mich positiv überrascht hat. Es fing alles an mit dem Cover. Mir ist das Bild aufgefallen, es wirkte so befremdlich, verstörend, dass ich die Kurzbeschreibung gelesen habe. Da wusste ich, dieses Werk möchte ich kennenlernen. Es war eine absolut richtige Entscheidung.

"Lapvona" ist eine surreale, verstörende und sonderbare Groteske. Wunderbar erzählt, wobei die Wörter wie wunderbar, genussvoll, voller Freude auf keinen Fall zu dem Roman passen. Die Kurzbeschreibung gibt schon sehr treffend den Inhalt des Romans.

Eine intensive, extrem starke, ausdrucksvolle Geschichte voller Gewalt, Blut, Dreck und Perversionen.

In dem Roman geht es um ein Dorf im Mittelalter Lapvona. Die Bevölkerung des Ortes ist extrem arm, es sind Menschen, die hart arbeiten und von dem Fürst des Dorfes ausgebeutet werden. Zu alledem kommt es zu einer Dürre in dem Roman, die große Hungersnot beherrscht den Ort. All die Grausamkeiten, die Menschen durch die schlimmsten Zeiten begleiten, werden dem Leser schonungslos und ohne Scham präsentiert. Ich habe eine Rezension gelesen, wo es gefragt worden ist, wieso die Autorin diesen Weg gewählt hat. Die Antwort darauf war simpel: Weil Sie es kann. Und dies muss ich bestätigen. Der Roman ist von gewaltiger bildlicher Kraft, Ottessa Moshfegh kann hervorragend mit der Sprache umgehen. Auf den ersten Blick in einfachen Wörter erzählt, entwickelt die Geschichte eine ungeheuerliche Kraft und ein Sog, dem der Leser sich nicht entziehen kann. Man starrt auf das Gelesene, mit der Hoffnung dies entweder sofort zu vergessen oder irgendwie zu verarbeiten. Die Autorin schreckt von keinen grauenvollen Momenten ab. Alles wird dem Leser offen präsentiert und man muss zusehen, was man mit der Information macht. Ich glaube gern, dass die Arbeit der Autorin schon mehrfach ausgezeichnet wurden, dieser Roman hätte einen literarischen Preis verdient.

Der Roman erzählt von einsamen, kaputten Seelen. Da gibt es keinen Funken Hoffnung, Lichtblick oder Freude. Die Menschen, die in dieser Geschichte auftreten, sind psychisch und auch physisch zerstört oder sonderbar und ungewöhnlich. Und doch ist das Werk faszinierend in all der Grausamkeit und Schwärze des Lebens. Niederträchtig, sündig, schuldig und grausam sind die Figuren von Frau Moshfegh in dieser grotesken, schamlosen Welt. Der Leser ist gebannt in Erwartung dessen, was noch kommt. Bei all dem Elend, das dem Leser begegnet, ist die Geschichte doch sehr fesselnd, da die Autorin immer wieder unerwarteten Wendungen einbaut.

Der Roman hat Elemente von magischem Realismus und sonst kann man das Genre eigentlich nicht wirklich bestimmen, es ist ein grausamer und gleichzeitig hervorragend erzählter Roman aus dem Mittelalter.

New Yorker schrieb, dass die Ottessa Moshfegh eine interessanteste zeitgenössische Schriftstellerin der USA ist. Und ich finde, dass es vollkommen stimmt. Von mir bekommt der Roman eine volle Sternzahl und eine unbedingte Leseempfehlung, falls man literarisch interessantes Werk kennenlernen möchte.


Stevens, Nica/Suchanek, Andreas - Rachejagd - Verraten

Über die Autoren: 

Andreas Suchanek (*1982) verfasste bereits in Jugendjahren seine ersten Geschichten und Romane. Nach dem Studium der Informatik begann er damit, seine Geschichten hauptberuflich zu veröffentlichen. Seinen bisher größten Erfolg hatte Suchanek mit der Urban-Fantasy-Reihe »Das Erbe der Macht«, die mit dem Deutschen Phantastik Preis und dem LovelyBooks Leserpreis ausgezeichnet wurde. Er ist für seine gemeinen Twists bekannt.Mit Nica Stevens verbindet ihn eine enge jahrelange Freundschaft. Als Autorenduo Stevens & Suchanek schreiben sie rasante Thriller.

Nica Stevens (*1976) leitete jahrelang ein Familienunternehmen und war zusätzlich als Dozentin tätig, bis sie nach der Geburt ihres zweiten Sohnes beruflich kürzertrat und durch die gewonnene Zeit zu ihrer Leidenschaft des Geschichtenerzählens zurückfand. Ihr Debüt »Verwandte Seelen« wurde auf Anhieb zum Bestseller. Seitdem lebt Stevens ihren Traum, arbeitet hauptberuflich als Autorin und schafft es immer wieder, mit ihren Büchern restlos zu begeistern. 

 Kurzbeschreibung: 

 Anna und Nick haben gerade erst verarbeitet, dass sie beinahe einem perfiden Mörder zum Opfer gefallen wären, und wollen eigentlich ihre wiedergefundene Zweisamkeit genießen. Da treffen sie bei einer Hochzeit auf ihren alten Freund Roger Beckett. Er bittet sie um Hilfe bei der Aufklärung eines mysteriösen Todesfalls. In dem Forschungslabor, in dem Roger arbeitet, ist ein Kollege ums Leben gekommen. Eigentlich unmöglich bei den strengen Sicherheitskontrollen. Als Roger in seinem Haus attackiert wird, forschen Anna und Nick nach und machen eine unfassbare Entdeckung: Der Unbekannte, der ihr Leben in Chicago zur Hölle gemacht hat, treibt weiterhin ein böses Spiel mit ihnen. Sein Racheplan ist noch umfassender und grausamer als geahnt. Ein tödliches Rennen gegen die Zeit beginnt.

 Meine Gedanken zu dem Buch: 

Ich habe irgendwo die Meinung gelesen, dass es hier um einen Romantik-Thriller handelt. Würde ich zustimmen, denn die Beziehung zwischen Anna und Nick, spielt eine bedeutende Rolle in dem Roman, was an sich nicht negativ ist. Ich fand das Knistern zwischen den Beiden durchaus unterhaltsam. Hier beschäftigen sich die beiden mit einem Vorfall in einem Forschungslabor. Die Ermittlungen lassen aber an den alten Fall anknüpfen. Auch dieser Teil der Reihe ist reich an unerwarteten Wendungen. Dies scheint eine besonders stark ausgeprägte Stärke der beiden Autoren zu sein. 

Ich fand, dass der Anfang der Geschichte etwas zu langsam sich entwickelt hat. Vor allem, wenn man einen temporeichen Roman erwartet. Aber im Laufe der Geschichte wurde es immer spannender. 

Der Schwerpunkt dieses Buchs ist klar auf Actionszenen gelegt, sehr dynamische Entwicklung, leichtfüßiger Erzählstil. Das Buch kann man durchaus als Pageturner bezeichnen. Eine reißerische Unterhaltung. Für die Liebhaber des Genres auf jeden Fall zu empfehlen. Die Namen der Autoren würde man sich merken, denn wenn man Lust auf ein fesselnden, temporeichen Thriller hat, wäre man bei den beiden genau richtig. Von mir gibt es 4 Sterne und eine Empfehlung.

 Pataki, Allison - Désirée - Im Herzen der Revolution

 Der Roman erscheint am 14.02.2023

Über die Autorin:

Allison Pataki studierte Anglistik in Yale und arbeitete als Journalistin für die New York Times, ABC News, The Huffington Post u.v.a. sowie für zahlreiche Fernsehsender, bevor sie ihren Kindheitstraum vom Schreiben wahr werden ließ. Heute erscheinen ihre Bücher in mehr als zwölf Ländern und sind New-York-Times-Bestseller. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Familie in New York. Im Aufbau Taschenbuch ist bereits ihr Bestsellerroman »Sisi – Kaiserin wider Willen« erschienen.

Kurzbeschreibung:

Marseille, 1794: Die Revolution hält ganz Frankreich in Atem. Désirée Clary trifft den charismatischen und ehrgeizigen Napoleon Bonaparte. Als ihre Schwester Julie seinen Bruder Joseph heiratet, wird auch Désirées eigene Zukunft unwiederbringlich mit der des jungen Generals verbunden. Napoleon macht Désirée heimlich den Hof, aber sein Versprechen, in Paris auf sie zu warten, hält er nicht ein – und nur wenige Jahre später ist er nicht nur einer der mächtigsten Männer Europas, sondern auch ihr politischer Feind ...

Meine Gedanken zu dem Roman:

Gerade weniger bekannten Frauen und Männer an der Seite berühmten Menschen interessieren mich sehr. In diesem Buch geht es u.a. um Désirée, zur Anfang noch ein junges Mädchen von 16 Jahren, Tochter eines erfolgreichen und wohlhabenden Seidenhändlers, der leider zu früh verstorben ist. Doch seiner Familie hat er finanziell ein unbesorgtes Leben hinterlassen. Die Zeit in Frankreich ändern sich jedoch mit der Revolution. Es wird sehr unruhig im Land, es ist Zeit des Umbruchs. Zu dieser Zeit lernt Désirée die Brüder Bonaparte kennen. Gerade der kleine, schmächtige Napoleon macht auf das junge Mädchen einen großen Eindruck. Er ist charismatisch, zielstrebig, bestimmend, kann sich nicht benehmen und er begehrt sie. Wie es so oft der Fall ist, fällt das Mädchen auf die Avancen des jungen Mannes ein, und die Beziehung entwickelt sich recht schnell zwischen den beiden. Allerdings ist diese geheim. Keiner weiß was davon. Napoleon verspricht Liebe und Heirat, doch sein Versprechen hält er nicht. So beginnt die Geschichte von Désirée, die sich letztendlich in die Geschichte um Napoleon und Josephine entwickelt.

Der Roman dreht sich um einige Hauptcharaktere, wie schon erwähnt, natürlich um Napoleon und seine Geliebte Josephine, um Désirée und ihre Schwester Julie. Dazu kommen im späteren Verlauf weitere Protagonisten hinzu. Die Story beginnt mit der Revolution 1794 in Marseille und entwickelt sich weiter über all die wichtigen Stationen der politischer und gesellschaftlicher Entwicklung der Frankreich nach der Revolution. Die Kapitel sind mit dem Handlungsort und Jahresangaben gekennzeichnet, sodass der Leser keinerlei Schwierigkeiten hat, sich im Zeit und Raum zu orientieren.

Sehr gefühlvoll, lebendig und eindringlich erzählt die Autorin eine viel zu menschliche Geschichte. Der Roman ist farbenfroh, lebendig und bildhaft. Erzählstil der Autorin hat mir besonders gut gefallen. Gerade jetzt, war das Buch für mich perfekt. Nicht nur packender Plot, sondern auch Bezug auf die geschichtlichen Momente war sehr interessant. Auch der Erzählstil an sich hat mich angesprochen. Der Roman ist leicht zu lesen. Ich will nicht sagen, dass er anspruchslos ist, das ist er nicht, doch die Sprache ist sehr fließend. Leichtfüßig und sehr spannend erzählt Allison Pataki eine fesselnde Geschichte.

Für mich war es eine perfekte Unterhaltung. Ein Highlight Buch in diesem Jahr. Ob all die beschriebenen Momente historischen Fakten entsprechen, sei dahingestellt, allerdings die genannten sind mir so schon in anderen Romanen begegnet, von daher gehe ich davon aus, dass das meiste stimmt. Insgesamt bietet der Roman eine entspannte, fesselnde Unterhaltung über die vergangene Zeit. Von mir gibt es volle Punktzahl: 5 Sterne.

 Peer, Günther - Der Teufel von Rom

Über den Autor:

Geboren 1950, Pflichtschule, abgeschlossene Lehre als Großhandelskaufmann, aktiv in der Jugendarbeit, Angestellter in der bischöflichen Behörde, mehrere Jahre Benediktinermönch, Theologiestudium, Lehramt, zuletzt Korrektor und Werbetexter.

Kurzbeschreibung:

Rom, 1456: Der Dominikanermönch Vincent gerät in die Fänge des gefürchteten Kardinals Rodrigo Borgia. Als Vincent sich weigert, den Zugang zu einem verborgenen Schatz der Tempelritter zu offenbaren, wird er in eines der Verliese unterhalb der Engelsburg eingekerkert und muss um sein Leben bangen, während der Würdenträger seinen unfrommen Begierden frönt. Er war ein Mörder, ein Lüstling, ein Meister der Intrige. Und doch bestieg „der personifizierte Teufel“ Rodrigo Borgia im August 1492 als Papst Alexander VI den Stuhl Petri.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Zunächst möchte ich anmerken, dass der Autor Günther Peer bei diesem Roman die ganze Arbeit geleistet hat: Fesselnd erzählt und gut recherchiert. Sowohl die historischen Fakten als auch die Handlung wirkten auf mich überzeugend und haben mein Interesse an der Geschichte geweckt. Zu Anfang des Romans geht es um einen Prediger, einen Pastor Vincent, der von Berufung her ein Mönch geworden ist. Sein Talent, zu predigen, ist zweifellos groß. Doch was noch mehr die Menschen um ihn herum fasziniert, ist seine Art. Pater Vincent schreckt nicht davon ab, über die Geldgier, Machtgier und Verdorbenheit von Kardinälen und dem Papst zu berichten. Dadurch begibt er sich zwar in Gefahr, doch er bleibt seiner Linie treu. Als ihm ein Geheimnis um ein Schatz anvertraut wird und der Kardinal Rodrigo Borgia davon erfahrt, landet Vincent im Kerker...

Das ist nur ein ganz kurzer Einblick in die Geschichte. Hier wird der Aufbau des Romans bedeutend. Günther Peer lässt in dem Roman an der Stelle neue Personen auftreten, nicht von Anfang an, sondern die kommen dazu im Laufe der Geschichte. Der Vincent scheint im Moment vergessen zu sein, und ganz andere Personen werden zu den Hauptprotagonisten, wobei der Kardinal Rodrigo Borgia durchgehend eine Hauptrolle spielt. Ein Kardinal, der nur dem Dank seines Onkels, des Papstes Alonso de Borja, seine Stellung verdankte. Am Beispiel der unterschiedlichen Situationen und verschiedenen Schwerpunkten zeigt der Autor den verdorbenen Charakter des Kardinals auf. Als Leser begleitet man diese widerliche Person im Laufe der ganzen Geschichte. Andere Charaktere kommen und gehen. Was ich ein wenig gewöhnungsbedürftig fand, denn es bleiben auch manche Fragen offen. Was jedoch nicht das Lesevergnügen mindert.

Der Erzählstil ist authentisch. Der Autor hat es gekonnt an die historischen Zeiten angepasst. Was ebenfalls für mich etwas gewöhnungsbedürftig klang, doch man kann sich hervorragend in die Geschichte einlesen, da diese sehr einnehmend ist.

Mit großer Freude habe ich diesen historischen Roman gelesen. Mich hat es gut unterhalten. Das Interesse an der Adelsfamilie Borgia ist geweckt und ich werde mich ganz sicher nach anderen Romanen zu dem Thema umschauen.

Dieser Roman bekommt von mir 4,5 Sterne und eine allgemeine Empfehlung, denn ich kann mir vorstellen, dass er nicht nur für die Liebhaber von historischen Romanen von Interesse ist.

 Maas J. C. - Pascal und der unsichtbare Sturm

Über den Autor: 

J. C. Maas hat von Windenergie, über Gaming bis hin zu Kfz-Reparatur und Eventmanagement schon einige berufliche Stationen hinter sich. Sein kaufmännisches Abitur und ein Wirtschaftsstudium prägten seinen beruflichen Werdegang. Trotzdem hatte er immer schon künstlerisch-kreatives Interesse und ein besonderes Talent für das geschriebene Wort. Im Jahr 2021 stellte er das Manuskript zu „Pascal und der unsichtbare Sturm“ fertig und veröffentlichte die Geschichte im Frühjahr 2022 via Self-Publishing.

 Kurzbeschreibung:

 Eines Morgens wacht Pascal auf einem spektakulären Kreuzfahrtschiff auf, das vor Superlativen nur so strotzt. Als er jedoch einen Streit zwischen zwei Mitgliedern der Besatzung mitbekommt, wächst seine Sorge, dass auf dieser Reise vielleicht doch nicht alles so ist, wie es den Anschein hat. Warum verhält das Personal sich so merkwürdig? Warum ist der Zutritt zu den Außenbereichen untersagt? Und warum lässt sich in dieser perfekten Idylle das ungute Gefühl einfach nicht abschütteln, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmt? Die Antworten auf diese Fragen scheinen zum Greifen nahe … wenn nur diese verdammten Kopfschmerzen nicht wären.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Diese Geschichte aus dem Science Fiction Bereich ist unterteilt auf drei Teile, sprich Tage. An ersten Tag ist die Welt auf dem Kreuzfahrtschiff vom Staunen und Erkunden beherrscht. Beachtlich ist der technische Fortschritt auf diesem Schiff. Sehr interessant zu lesen. Der 2. Tag der Geschichte entwickelt sich zu einem actionreichen Roman und der 3. begeistert mit dem Tempo und Auflösung.  Es gibt in dem Roman viele Beschreibungen, die unter Umständen für die ungeduldigen Leser als überflüssig empfunden werden, doch alles in allem ergibt eine harmonische und durchaus spannende Geschichte. Die Grundidee zu der Geschichte ist wohl das Beste an dem Roman, die Umsetzung könnte noch verbessert werden. Alles in allem nicht uninteressanter Debüt, der jedoch einigen Verbesserungen bedarf.

Cherie Jones - Wie die einarmige Schwester das Haus fegt


Über die Autorin:

Cherie Jones ist Anwältin und lebt auf Barbados. 1999 gewann sie den Commonwealth Short Story Prize. Anschließend studierte sie 2015 Kreatives Schreiben in Sheffield Hallam, wo sie sowohl den Archie Markham Award als auch den A.M. Heath Prize gewann. Im Jahr 2015 erhielt sie außerdem ein Vollstipendium des Vermont Studio Centre. »Wie die einarmige Schwester das Haus fegt« ist ihr erster Roman.

Kurzbeschreibung:

Baxter’s Beach, Barbados: ein perfektes Paradies, solange niemand an der Oberfläche kratzt. Cherie Jones erzählt in eindringlicher, lyrischer Sprache davon, wie Liebe und Verbrechen die Leben ihrer Figuren über alle Klassenschranken und Hautfarben hinweg auf dramatische Weise verändern.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Die Geschichte beginnt mit der Kindheit der Hauptprotagonistin Lola. Wichtig an dieser Stelle ist die Legende, die ihre Großmutter ihr auf den Weg gibt. In der Legende geht es um ein nicht folgsames Kind, wie auch Lola es ist, das trotz den Verboten sich in einen Tunnel begibt, wo ihr angeblich von einem Monster der Arm abgerissen wird. Doch die Geschichte schreckt, trotz Erwarten der Großmutter, das kleine Mädchen nicht ab, sondern spornt sie zu noch mehr Unsinn. Lola mag das Abenteuer, sie will alles selbst ausprobieren und begibt sich gern in die gefährlichen Situationen hinein. Da hat die Erziehungsmethode der Oma nicht funktioniert. Anschließend begleitet der Leser die Hauptprotagonistin durch ihre jungen Jahre: Kennenlernen von Adan, Zusammenleben mit ihrem Mann, Schwangerschaft, Geburt, Baby und auf der anderen Seite ein gewalttätiger Mann, ein Krimineller, viel Leid und Tod.

Die Grundstimmung des Romans ist extrem düster und deprimierend. Was an sich überhaupt nichts Negatives ist, doch die Hoffnungslosigkeit war in dem Roman sehr präsent. Sogar für mich, dabei kann ich einiges vertragen. In diesem Roman herrscht Armut, Ausweglosigkeit, endlose Gewalt, sowohl psychische als auch physische und auch Tod. Gewalt ist das Thema dieses Romans. In dem Ort, wo Lola lebt, scheint das Leben nur für die Touristen schön zu sein. Sie und ihre Vorfahren kommen alle aus einer Gesellschaft, die in der Gewalt gefangen ist. Die Frauen der Geschichte sind hilflos dem Leben ausgeliefert: prügelnde Ehemänner und vergewaltigende Väter sind an der Tagesordnung. Ohne Scheu schildert die Autorin das Leben in Armut, Gewalt und Drama.

Die Sprache der Autorin ist nüchtern. Zu nüchtern für meine Begriffe. Denn mich hat der Roman trotz der Thematik und schonungslosen Darstellung nicht berührt. Was ich sehr schade finde. Von der Handlung her wäre der Roman absolut in meinem Beuteschema. Doch die sprachliche und erzählerische Umsetzung hat meinem Geschmack nicht entsprochen. Irgendwo habe ich gelesen, dass die Autorin selbst mit dem Thema Gewalt in ihrem Leben konfrontiert wurde. Ich erlaube mir zu vermuten, ihr Erzählstil ruht auf diesen Erfahrungen, denn Menschen, die dramatische Erfahrungen erlebt und überlebt haben, berichten oft mit einem gewissen Abstand. Ein beeindruckendes Buch, das mich leider nicht erreicht hat.

 

 Vincent Kliesch - Im Augenblick des Todes

 

Über den Autor: 

Vincent Marcus Kliesch ist ein deutscher Schriftsteller, Moderator und Comedian. Vincent Kliesch wurde in Berlin-Zehlendorf geboren, wo er bis heute lebt. Im Jahre 2010 startete er mit dem Bestseller »Die Reinheit des Todes« seine erste erfolgreiche Thriller-Serie, weitere folgten. Die »Auris«-Reihe um den forensischen Phonetiker Matthias Hegel schreibt Vincent Kliesch nach einer Idee seines Freundes Sebastian Fitzek

Kurzbeschreibung:

16 Jahre ist es her, dass Kommissar Severin Boesherz versagt hat: Den bizarr inszenierten Mord an einem Arzt, der in seiner eigenen Praxis ausgeweidet wurde, konnte er nie aufklären. Bis heute verfolgt ihn die Frage, was er übersehen hat. Auf eine zweite Chance hätte Boesherz trotzdem lieber verzichtet, doch als er am Tatort seines neuesten Falls in Berlin eintrifft, erwartet ihn eine exakte Kopie jenes brutalen Verbrechens. Und nicht nur das: Jemand hat eine verschlüsselte Botschaft hinterlassen, die nur Boesherz zu enträtseln vermag – jemand, der offenbar mehr über seine Vergangenheit weiß, als dem Kommissar lieb sein kann … 

Meine Gedanken zu dem Roman:

Zu dem Inhalt dieses spannenden Thrillers möchte ich gar nicht so viel sagen, denn die Beschreibung ist schon ausreichend, wie ich finde. Und die Fans von dem fähigen Autor Vincent Kliesch lesen seine Bücher ganz ohne auf die Beschreibung zu achten. :) So auch ich, bevor ich zu diesem Roman gegriffen habe, war ich schon fest davon überzeugt, dass auch dieser Roman ein Volltreffer ist. Denn Vincent Kliesch kann es einfach. Sehr fesselnd und in einem hohen Tempo erzählt er die Geschichte von Severin Boesherz. Auch wenn viele die auffälligen Besonderheiten von Kommissaren in vielen Thriller für ein Klischee halten, ich feiere die. Denn für mich wäre es sonderbar, wenn ein Mensch keine Besonderheiten hätte. Vor allem einer, der so einem schwierigen Beruf nachgeht. In diesem Fall sprechen wir von der Genialität des Hauptcharakters, von seiner Fähigkeit, die Welt in einer Komplexität zu sehen, die „normal“ Denkenden entgeht. Mir hat es besondere Freude gemacht, seinen Gedankengängen nachzukommen und es hat mich gefreut, so eine Person in einem Roman zu treffen. 

Der Roman beginnt von der ersten Seite an fesselnd, gleich im Prolog, wird der Leser damit konfrontiert, dass der Kommissar verhaftet wird. Danach entwickelt sich die Geschichte nach und nach. Ab Mitte des Romans kann man das Buch kaum weglegen. Mit viel Raffinesse berichtet der Autor von dem Mörder, dem scheinbar nur Severin gewachsen ist. Die unerwarteten Entwicklungen haben mich überrascht, an keiner Stelle habe ich mit diesen Handlungswendungen gerechnet. 

Eine packende, kurzweilige und flüssige Geschichte sorgte für eine tolle Unterhaltung. Mir hat der Thriller sehr gut gefallen. Und würde allen Thriller Liebhabern empfehlen, die Bücher von Vincent Kliesch kennenzulernen. Es lohnt sich . Von mir 4,5 Sterne.

 Ota Filip - Das Russenhaus 


Über den Autor: / Wikipedia

Ota Filip war ein tschechischsprachiger Schriftsteller, der seit seiner Ausbürgerung 1974 aus der Tschechoslowakei in der Bundesrepublik Deutschland lebte und auch auf Deutsch schrieb. Er gilt als eine bedeutende Persönlichkeit der tschechischen Exilliteratur.

Kurzbeschreibung: /Amazon

Der Roman einer großen Liebe und die Entstehung der abstrakten Malerei. Die Anfänge des "Blauen Reiters": ein Blick hinter die Kulissen Sechs Jahre verbrachten Wassily Kandinsky und Gabriele Münter gemeinsam in Murnau, bis der Erste Weltkrieg sie für immer trennte. Ota Filips fantastischer Roman lässt eine große Liebe und das tragische Ende einer ungewöhnlichen Beziehung wieder lebendig werden...

Meine Gedanken zu dem Roman:

Auf dieses Buch habe ich mich ganz besonders gefreut, denn es sollte über die Liebe und das gemeinsame Leben von Wassily Kandinsky und Gabriele Münter erzählen. Ein sehr spannendes Thema, das mich ausgesprochen interessiert. Ich habe schon früher biografischen Romane zu den beiden Künstler gelesen und fand die äußerst interessant. Auch hier war es das Thema, das mich angesprochen hat.

Dieser Roman handelt von der Liebesbeziehung zwischen Wassily Kandinsky und Gabriele Münter. Eine Liebe, die nicht überlebt hat. Sechs Jahre hat die Beziehung zwischen den Beiden gedauert, doch am Ende ging es in die Brüche. Zwei starke Persönlichkeiten, die nicht überein kamen. Die Beziehung war nicht nur von Leidenschaft zueinander geprägt, sondern auch von Eifersucht, Verlustängsten und Streitereien. Das Leben der beiden Künstler brachte sehr viel Leid und Tränen mit sich. Kunst spielt in diesem Roman eine untergeordnete Rolle.

Der Autor konzentriert sich auf das Zwischenmenschliche, dabei gibt es keinen roten Faden. Die Geschichte besteht aus kurzen Episoden, die nicht historisch zu belegen sind. Denn der Autor spricht in der Einführung davon, dass er die Fiktion und Fakten vermischt. Also, beim Lesen des Romans weiß man nicht, was tatsächlich stattgefunden hat, was nicht. Das was schon ein Minuspunkt für mich. In dem Roman zeigt der Autor ein wenig skurril wirkenden Bilder der Beziehung und des gemeinsamen Lebens. Etwas zwischen Realität und Fantasie. Vermutlich würde der Begriff „magischer Realismus“ zu dem Roman passen.

Der Erzählstil des Autors ist von Beginn an holprig, unzusammenhängend und nicht fließend. Man kann sich schon in den Roman einlesen, doch es ist ganz sicher nicht für jeden Leser was. Auch als Roman dieses Buch zu bezeichnen habe ich Schwierigkeiten. Ich wüsste nicht, zu welchem Genre das Buch zugeordnet werden könnte: Die Geschichte ist gewöhnungsbedürftig, sowohl von den Informationen als auch von der Erzählart.

Gefallen hat mir das Buch nicht. Von mir gibt es 1,5 Sterne.

Jean-Christophe Grangé - Die marmornen Träume 

 
Über den Autor:

Jean-Christophe Grangé, geboren 1961, gilt als Meister des französischen Thrillers. Seit über fünfundzwanzig Jahren erobert er mit Titeln wie "Der Flug der Störche" oder "Die purpurnen Flüsse" die internationalen Bestsellerlisten. Seine Bücher wurden in mehr als dreißig Sprachen übersetzt, weltweit millionenfach verkauft und fürs Kino verfilmt.

Kurzbeschreibung:

Berlin 1939: Während die Welt dem Grauen des Zweiten Weltkrieges entgegenblickt, treffen sich die schönen Damen der Nazi-Elite zum Champagner im Adlon. Sie scheinen unantastbar. Bis an der Spree eine brutal zugerichtete Frauenleiche gefunden wird. Sie war eine von ihnen, und die Spur des Täters reicht bis in die obersten Führungskreise des Regimes. Jean-Christophe Grangé mit seinem ersten historischen Berlin-Thriller: eine erbarmungslose Jagd in den finstersten Abgründen der menschlichen Existenz...

Meine Gedanken zu dem Roman:

Mit großer Freude habe ich mich an den Roman von Grangé gemacht. Den Autor muss man nicht groß vorstellen, denn der französische Bestseller-Autor ist in der Literaturszene ein fester Begriff. Seinen Erzählstil und die Plots mag ich sehr gerne. Diesmal schrieb der Autor einen historischen Thriller, der sich von der Handlungszeit und von dem Setting her von seinen früheren Werken deutlich unterscheidet.

In dem Roman "Die marmorne Träume" geht es um die Nazi-Zeit in Berlin. Das Land wird von Nazis regiert, die Gefühle und das Befinden des Volkes sind widersprüchlich, gegensätzlich und bei den meisten von Angst geprägt. Einerseits geht es um die Nazi-Elite der Stadt, schöne Ehefrauen von erfolgreichen Männern, die sich in der neuen Welt wohlfühlen, sich täglich in dem Hotel Adlon treffen und sich amüsieren. Andererseits die restliche Bevölkerung, deren Leben von der Angst geprägt wird. Keiner möchte die Gestapo auf sich aufmerksam machen.

Die Geschichte wird aus Sicht drei Hauptcharaktere erzählt. Den führenden Teil übernimmt SS-Hauptsturmführer Frank Beewen. Ein Mann, der auf keinen Fall den Eindruck ermittelt, dass er unter Sorgen leiden könnte. Doch das tut er. Als er als leitender Ermittler von Gestapo mit dem Mord an der Frauen der Elite von Berlin beauftragt wird, sind seine Ängste groß. Beewen erscheint zwar als ein gemachter Nazi, doch innerlich wird er vom Zweifel und Befürchtungen geplagt. Als zweite sehr interessante Person agiert in diesem Roman ein Psychoanalytiker und Traumforscher Simon Kraus, eine Person ohne Gewissen. Denn für Simon ist nicht nur die psychische Behandlung von den reichen Frauen von Belang, er möchte die auch gerne in seinem Bett sehen, was ihm auch gelingt. Als dritte im Bunde ist die Leiterin der psychischen Anstalt Minna von Hassel zu nennen. Eine anständige junge Frau, der das Wohl ihrer Patienten wirklich am Herzen liegt. Die drei kommen zufälligerweise zusammen bei der Mordermittlung, und in der zweiten Hälfte des Romans agieren die zusammen.

Man merkt dem Roman an, dass der Autor mit diesem Werk etwas anderes versucht hat. Der Erzählstil ist anders, wobei ich gar nicht festmachen konnte, woran es liegt. Die Beschreibungen jedoch sind mir aufgefallen. Die sind ausführlicher und mitunter gar nicht nötig gewesen, denn die Sache an sich nicht von Belang war. Überhaupt ist der Roman etwas in die Länge gezogen.

Die Auflösung der Geschichte ist sehr spannend und unerwartet. Doch ich habe das leicht mystische in dem Roman vermisst. Die tiefen Gefühle der Protagonisten haben mich nur bedingt erreicht. Alles in allem ist der historische Roman dem Autor gut gelungen, und es wäre meckern auf hohem Niveau, doch ich hoffe, dass sein nächster Roman wieder in der Gegenwart spielt.

Von mir bekommt diese Geschichte 4 Sterne und eine allgemeine Leseempfehlung, denn ich kann mir gut vorstellen, dass diesmal das Buch nicht nur für die Grangé Fans was ist. Der historische Hintergrund dürfte viele weiteren Leser interessieren.