Dalai Lama - Vom Herz zu Herz


Über den Autor:

Tenzin Gyatso, Seine Heiligkeit der 14. Dalai Lama, geboren 1935, floh nach der Besetzung Tibets 1959 nach Indien, wo er seitdem im Exil lebt. Das geistliche Oberhaupt der Tibeter wurde 1989 mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Seine spirituelle Arbeit, seine Bemühungen um die politische, religiöse und kulturelle Identität Tibets sowie sein Einsatz für den Weltfrieden finden Anerkennung in der ganzen Welt.

Über das Buch:

Eines Morgens bekommt der Dalai Lama überraschend Besuch: Ein Pandabär hat sich auf die lange Reise zu ihm nach Indien begeben. Nachdem sie sich begrüßt haben, lädt der Dalai Lama den Panda dazu ein, ihn auf einen Spaziergang durch die Wälder zu begleiten. Dabei sprechen sie über die großen Fragen unserer Zeit und die Verbundenheit zwischen allen Lebewesen und der Erde.

Meine Gedanken zu dem Buch:

Diese schmucke Ausgabe ist ein wunderschönes Geschenk für die lieben Menschen. :love:

Eine liebevolle und herzliche Geschichte über die Liebe zu unserem Planeten.

Eines Tages bekommt Dalai Lama ein Besuch, ein Pandabär sucht ihn auf. Er hat viel Mühe auf sich genommen, um den herzlichen, freundlichen und liebevollen Menschen aufzusuchen. Gemeinsam wollen die einen Spaziergang durch die Natur unternehmen. Die Geschichte startet mit traurigen Bildern, die Menschen begehen Raubbau der Erde. Die Wälder werden vernichtet, die Tiere müssen dem Menschen weichen, es herrscht Überbevölkerung und andere Probleme. Doch im Laufe der Geschichte wird es deutlich, dass mit persönlichen Veränderungen, mit offenem und freundlichen Herzen, mit Hoffnung und Liebe zu den Menschen und der Natur, lässt sich die Welt retten. Jeder muss mit den kleinen Veränderungen bei sich selbst anfangen, dann würde das Geschenk Erde allen erhalten bleiben.

Das Büchlein bietet nicht viel Text, dafür aber sehr viele wunderschöne Zeichnungen. Der amerikanischer Comiczeichner Patrick McDonell illustrierte liebevoll diese Geschichte von Dalai Lama und dem Panda. Dalai Lamas Ansichten sind weitgehend bekannt, auch in diesem Buch ruft er zu mehr Achtsamkeit, Mitgefühl und Liebe auf. Ein berührendes Buch mit wunderschönen Zeichnungen.

 Franzobel - Einsteins Hirn

 Über den Autor:

Franzobel, geboren 1967 in Vöcklabruck, erhielt u. a. den Ingeborg-Bachmann-Preis (1995), den Arthur-Schnitzler-Preis (2002) und den Nicolas-Born-Preis (2017). Bei Zsolnay erschienen zuletzt der Krimi Rechtswalzer (2019) sowie die in zahlreiche Sprachen übersetzten historischen Romane Das Floß der Medusa (2017) und Die Eroberung Amerikas (2021).

Kurzbeschreibung:

Am 18. April 1955 kurz nach Mitternacht stirbt Albert Einstein im Princeton Hospital, New Jersey. Seinem Wunsch entsprechend wird der Körper verbrannt und die Asche an einem unbekannten Ort verstreut. Vorher jedoch hat der Pathologe Thomas Harvey Einsteins Hirn entfernt, danach tingelt er damit 42 Jahre durch die amerikanische Provinz. Mit ihm erlebt Harvey die Wahl John F. Kennedys zum Präsidenten und die erste Landung auf dem Mond, Woodstock und Watergate und das Ende des Vietnamkriegs; und irgendwann beginnt das Hirn, mit Harvey zu sprechen.
Franzobels neuer Roman ist ein hinreißender Trip durch wilde Zeiten und zugleich die Lebensgeschichte eines einfachen, aber nicht gewöhnlichen Mannes, den Einsteins Hirn aus der Bahn wirft.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Eine absurde Geschichte, die es wert ist, gelesen zu werden.

Thomas Stoltz Harvey ist ein bescheidener Mann, der kaum jemanden auffällt. Er ist Pathologe, wobei er eigentlich ein Arzt werden wollte, doch aufgrund einiger Schwierigkeiten hat es dazu nicht gereicht, so wurde er zumindest ein Pathologe, schließlich auch ein Mediziner. Thomas ist verheiratet und erzählt in diesem Roman auch seine Liebesgeschichte, die reichlich schön ist, denn seine Frau ist schon ein besonderes Exemplar von einem verstreuten, tolpatschigen, romantischen Menschen, den man wirklich gerne haben kann.

Wie der Zufall es will, sollte Thomas Harvey die Leiche des Weltgenies Albert Einsteins, nach seinem Ableben, obduzieren. Da ist schon die skurrile Geschichte um Thomas und Einsteins Hirn im vollen Gange. Die Menschen, die mit Thomas zusammenarbeiten, lassen es sich nicht nehmen, Souvenirs von der Leiche zu behalten. Was auch Thomas auf eine grandiose Idee bringt: Er entnimmt das Gehirn des Genies und behält es, so zu sagen, zu weiteren Untersuchungen.

Im Laufe der Geschichte wird es noch skurriler und sonderbarer, Einsteins Gehirn fängt an, sich mit dem Pathologen zu unterhalten. Dies ist das Hauptthema des Romans, die Dialoge und Gedankengänge des Gehirns sind absolut lesenswert.

Nebenbei erfahren wir sehr viel über das Leben von Thomas Harvey. Er erinnert sich an seine schwierige Kindheit, Jugend, Aufenthalt in einem Sanatorium wegen Tuberkulose, erste Liebe, Trennung und so weiter. Der Lebensweg eines unauffälligen Mannes steht im Vordergrund dieser Geschichte und lässt den Leser interessiert aufhorchen.

Wie man der beschriebener Handlung entnehmen kann, merkt man, dass diese Geschichte alles andere als ernst zu nehmen ist. Ein groteskes, abwegiges Gedankenexperiment des Autors auf der Grundlage wahrer Begebenheiten. Ein sprechendes Hirn, das hat doch was. Den Roman sollte man vielleicht nicht so ernst nehmen, sonst würden die Absurditäten und humorvoller Austausch zwischen dem Einsteins Gehirn und Thomas womöglich nicht so gut gefallen. Dieser Roman von Frantzobel besticht mit seiner Originalität, Spannung kommt nur stellenweise auf. Sprachlich fand ich die Geschichte ausgefallen und auch gut, mir haben die humorvollen Ideen, Wortspielereien, witzige Metaphern gut gefallen. Mein Problem war eher die Tatsache, dass bei diesem Umfang von mehr als 500 Seiten, hält kein Witz stand. Es ist zu viel, zu lang und nicht mehr originell, sondern eher albern.

Der Überblick über die Geschichte von Thomas Harvey, der fast sein ganzes Leben, er wurde schließlich über 80zig Jahre alt, das Gehirn bei sich trägt, fand ich in Bezug auf die allgemeine Geschichte des Landes interessant. Allerdings von der geballten Ladung an Witz und Wortspiel war ich eher überrascht. Empfehlenswert finde ich den Roman jedoch auf jeden Fall: eine ausgefallene Idee, Wortwitz, sprachlich flüssig und geistreich, interessanter Charakter.

Von mir gibt es 4 Sterne und eine Empfehlung.

 


 Harwin, Dale - Das Genesis Backup 3

Kurzbeschreibung: 

Während die Welt auf den Abgrund zurast und seine Widersacher zum endgültigen Vernichtungsschlag ausholen, liegt William Ells einzige Hoffnung darin, den letzten Willen einer alten Freundin zu erfüllen. Eine fast unmögliche Aufgabe, zumal alle, auf deren Hilfe er bisher zählen konnte, selbst in höchster Gefahr schweben. Doch das wahre Ausmaß der Bedrohung ist noch viel größer als befürchtet, und je deutlicher die Pläne des Feindes zutage treten, umso klarer wird, dass der Schlüssel zur Rettung in Ells eigener Vergangenheit liegt. Nur wenn es ihm gelingt, sich ihr zu stellen und eine schmerzvolle Entscheidung zu treffen, kann das Schlimmste vielleicht noch verhindert werden.

Meine Gedanken zu diesem Roman:

Die Idee zu dieser Reihe finde ich grandios. Sehr spannend und hätte mir wirklich sehr gut gefallen, wenn ich die Umsetzung gemocht hätte. Leider war diese Reihe nicht nach meinem Geschmack. Zu verworren, unorganisiert, komplex. Das letzte Teil ist mit sehr vielen technischen Begriffen versehen. Kein angenehmer Lesefluss. Dafür in der Gesamtheit außergewöhnlich. Diesmal hatte ich kein Glück mit der Reihe, allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass man von dem Autor noch vieles hören wird.  

 


 Harwin, Dale - Das Genesis Backup 2

Kurzbeschreibung:

Ein Waisenkind wird von seltsamen Visionen heimgesucht. Die Erbin eines kriminellen Imperiums ringt mit ihrem Gewissen. Ein FBI Agent kommt einer großangelegten Verschwörung auf die Spur. Und der Mathematikprofessor William Ell ist weiterhin auf der Suche nach der Wahrheit. Sie alle verbindet ein gemeinsames Schicksal, denn im Verborgenen herrscht Krieg, und nur wenn es gelingt, eine verschollene künstliche Intelligenz zu finden, ist eine Niederlage noch abzuwenden. Doch im Kampf gegen einen Gegner, der immer einen Schritt voraus zu sein scheint, müssen sie erkennen, dass die größte Gefahr selten dort lauert, wo man sie vermutet ...

Meine Gedanken zu dem Roman:

In dem zweiten Band der Reihe geht die Suche nach der Wahrheit seitens des Mathematikprofessors William Ell weiter. Doch es kommt eine komplexe Geschichte hinzu, die meines Empfindens nicht ausreichend durchdacht wurde und nicht ganz passend zusammenhängt. Ich habe das Gefühl, dass der Autor zu viel in die Story reinpacken wollte und sich in eigenen Gedanken und Ideen verfangen hat. Der erste Teil der Reihe war bei all der Komplexität sogar besser verständlich als der zweite. Die KI Thematik fand ich persönlich sehr interessant, doch alles in allem scheint diese Reihe nicht mein Fall zu sein.

 Harwin, Dale - Das Genesis Backup 1

 Über den Autor: 

Dale Harwin, Jahrgang 1971, ist das Pseudonym eines in Deutschland lebenden Schriftstellers. Schon immer faszinierten ihn neue Technologien und wie sie den Menschen und seine Wahrnehmung der Welt verändern. Doch die größte Veränderung steht uns noch bevor: künstliche Intelligenz

 Kurzbeschreibung:

 William Ell ist Mathematikprofessor und führt ein ruhiges Leben. Bis sein Vater, ein erfolgreicher IT-Unternehmer, ermordet wird. Ist ihm sein letztes Projekt zum Verhängnis geworden? Was war das für ein Projekt, das sein gesamtes Vermögen verschlungen hat? Ell beginnt nachzuforschen und wird selbst zum Ziel. Mit allen Mitteln versucht man, ihm die einzige Hinterlassenschaft seines Vaters abzunehmen: Einen grünen Edelstein, in dessen Inneren sich eine unbekannte Technologie verbirgt. Nur eine geheimnisvolle Frau namens Allison scheint mehr darüber zu wissen. Doch der Weg, auf den sie ihn führt, stellt Ells Glauben an die Realität in Frage - oder an das, was er bislang dafür gehalten hat …

Meine Gedanken zu dem Roman:

Der vorliegende Roman ist ein actionreiche Science Fiction Thriller. Nach dem Tod seines Vaters, begibt sich William Ell auf die Suche nach der Erbschaft, die das gesamte Vermögen seines Vaters verschlungen hat. Wie es sich herausgestellt hat, handelt es sich um einen großen grünen Edelstein, in dem sich die neue unbekannte Technologie verbirgt. So fängt der Roman an, und so geht der fort. Komplex, verworren und undurchschaubar beginnt diese Geschichte, und klarer wird es auch mit dem Fortschreiten des Romans nicht wirklich. Aber dies ist nicht das Problematische an diesem Buch. Bei mir sprang der Funke nicht über. Leider, dabei habe ich mich auf dieses Buch riesig gefreut. Ein Science Fiction Roman aus den Federn eines deutschen Schriftstellers, das kommt nicht allzu oft vor. Mit sehr hohen Erwartungen, also, bin ich an dieses Buch herangetreten, doch selten fand ich ein Buch dermaßen langatmig erzählt. Auch mit der Zuordnung zu dem Science Fiction Genre bin ich nicht ganz einverstanden. Der Background ist natürlich aus dem Bereich, doch an sich ist es eher ein missglückter Versuch ein Action-Sci-Fi-Thriller zu produzieren. Die Charaktere blieben einem fern, denn diese wurden extrem flach dargestellt, es fand keine persönliche Entwicklung statt. Ich hoffe sehr, dass die folgenden Bücher der Reihe etwas besser gelungen sind.  

 Ho - Yen, Polly - The Mothers – Sie müssen perfekt sein oder der Staat nimmt ihnen ihr Kind

Über die Autorin:

 Polly Ho-Yen lebt zusammen mit ihrem Ehemann in Bristol. Nach ihrem Englischstudium an der University of Birmingham hat sie viele Jahre im Verlagswesen und schließlich als Grundschullehrerin gearbeitet, bevor sie anfing, Geschichten für Kinder zu verfassen. Heute widmet sie sich ganz dem Schreiben und arbeitet zudem als Tutorin bei einer Online-Schreibwerkstatt. »The Mothers« ist ihr erster Roman für Erwachsene.

Kurzbeschreibung:

England in der Zukunft: 99 % der Frauen sind unfruchtbar. Nur durch gefährliche medizinische Verfahren ist es ihnen noch möglich, schwanger zu werden. Doch auch dann können sie ihr Mutterglück nicht genießen: Die totalitäre Regierung überwacht alle Eltern und entreißt ihnen beim kleinsten Fehltritt ihr Kind. Daher will Kit keine Kinder – bis sie sich verliebt. Als ihre Tochter Mimi auf die Welt kommt, scheint ihr Glück perfekt. Dann jedoch erhält Kit eine Verwarnung nach der anderen und steht kurz davor, Mimi an den Staat zu verlieren. Aber Kit wird um Mimi kämpfen. Koste es, was es wolle …

Meine Gedanken zu dem Roman:

Es ist ein denkbar schreckliches Szenario aus der Zukunft. Dieser dystopische Roman stellt ein Thema dar, das durchaus eintreten könnte. Die Frauen der Zukunft leiden an Unfruchtbarkeit. Kinder sind das höchste Gut. Die diktatorische und totalitäre Regierung hat eine Behandlung zuwege gebracht, mit der die Frauen schwanger werden könnten. Die Wissenschaftler haben es geschafft, mit Hilfe von Induktion, einer Fruchtbarkeitsbehandlung, es zu ermöglichen, schwanger zu werden. Und auch dies gelingt nicht immer und ist für die Frauen eine beschwerliche und schmerzhafte Prozedur. Außerdem ist das ganze Anliegen nicht so einfach, die Eltern, die die Kinder bekommen, werden Tag und Nacht überwacht, und schon beim kleinsten Fehler, geringeren Gefährdung des Kindes, werden diese Babys der Familie entzogen. Der OSIP - ein Amt für elterliche Normwerte, ist dafür zuständig.

Die Hauptprotagonistin des Romans Kit hat schon früh für sich beschlossen, keine Kinder in die Welt zu setzten. Die Gedanken an die Induktion oder Extraktion, Kindesabnahme, sind für sie unerträglich. Sie kann sich nicht damit abfinden, ein Kind zu gebären, das womöglich der Familie entzogen wird, und das man nie wieder sieht. Doch dann verliebt sie sich, und wird auch schwanger.... Ihre Geschichte wird in diesem Roman erzählt.

Vom Erzählstil ist der Roman möglich einfach gehalten, die Sprache ist unkompliziert, die Sätze kurz. Ohne jeglicher Anstrengung lässt sich dieses Buch lesen. Die simple Art zu erzählen wäre für jüngeren Leser besser geeignet, doch von der Thematik her, ist die Zielgruppe sicherlich die erwachsenen Leser. Die Stimmung des Romans ist düster, reichlich traurig und deprimierend. Dennoch gibt es auch eine andere Seite, die Entschlossenheit der Protagonistin ist äußerst imponierend. Emotionen der Hauptdarsteller konnte die Autorin sehr gut transportieren. Das Setting an sich ist nicht neu, die Idee mit der Unfruchtbarkeit kommt häufiger in dystopischen Romanen vor. Eine nette, unaufgeregte Lektüre für zwischendurch. Von mir gibt es drei Sterne.    


 

 Bret Easton Ellis - The Shards 


Über den Autor:

Bret Easton Ellis wurde 1964 in Los Angeles geboren. Er besuchte die private Buckley School und begann 1986 ein Musikstudium am Bennington College in Vermont. Schon während seiner Highschool-Zeit bis in die Anfänge der 80er-Jahre spielte Ellis Keyboard in diversen New-Wave-Bands und wollte ursprünglich Musiker werden. Im Laufe des Studiums zog es ihn jedoch immer mehr zum Schreiben. Mit 21 Jahren veröffentlichte Ellis das Debüt »Unter Null« und zog zwei Jahre später nach New York City. 1991 erschien »American Psycho«, der Roman machte ihn endgültig zum Kultautor. Seit 2006 lebt er wieder in Los Angeles, in der Nähe von Beverly Hills.

Kurzbeschreibung:

Der siebzehnjährige Bret ist in der Oberstufe der exklusiven Buckley Prep School, als ein neuer Schüler auftaucht. Robert Mallory ist intelligent, gutaussehend und charismatisch und zieht Bret magisch an. Bret ist sich sicher, dass Robert ein düsteres Geheimnis hat, und kann dennoch nicht verhindern, dass Robert Teil seiner Freundesgruppe wird. Als der Trawler, ein Serienmörder, der Jugendliche auf bestialische Weise umbringt, immer näher an ihn und seine Clique heranrückt, gerät Bret zunehmend in eine Spirale aus Paranoia und Isolation. Doch wie zuverlässig ist Bret als Erzähler?

Meine Gedanken zu dem Roman:

Bret Easton Ellis ist nach mehr als 12 Jahren wieder zurück und er wird von vielen Kritikern und Lesern gefeiert. Mit seinem skandalträchtigen Roman "American Psycho" wurde der Autor bekannt. Diesen Roman habe ich vor acht Jahren mit geringem Erfolg gelesen und wollte mir nun eine neue Möglichkeit geben, den Autor zu mögen. :D

Dieses Werk wird von vielen als genial bezeichnet, und wurde von den Fans des Autors mit großer Spannung erwartet. Die Medienstimmen sind beinahe übereinstimmend in den Lobpreisungen. Obwohl sein Roman "American Psycho" auch reichlich Kritik auf sich bezog, scheint das Publikum bei diesem Roman milder gestimmt zu sein. Doch begeisterten Stimmen kann ich mich nicht anschließen. O:-)

In einem ausführlichen Vorwort, das unbedingt lesenswert ist, versucht der Autor seine Beweggründe und die Motivation zu diesem Roman darzulegen. Er gibt bekannt, dass diese Geschichte zum Teil biografisch ist, zum Teil fiktional. Inwiefern, darf der Leser selbst entscheiden. Nach dem Vorwort geht es auch schon los. Berichtet wird in zwei Strängen: Die Geschehnisse des Jahres 1981 und Einblicke in die Gegenwart, außerdem gibt es Ausflüge in das Jahr 2006. In diesem Roman tritt der Autor selbst als Hauptdarsteller und als Erzähler auf. Es geht um den 17-jährigen Bret und seine verwöhnten Freunde, die alle Buckley-Eliteschule besuchen. Die Frage nach Geld stellt sich bei diesen Jugendlichen nicht. Die teuerste Kleidung, teuerste Autos und Partys gehören zum Alltag, ganze Clique ist nicht abgeneigt von Drogen und Alkohol, und nutzt jede Gelegenheit zu feiern. Selbstverständlich spielt auch Sex in diesem Roman eine übergeordnete Rolle. Während dieser beschriebenen Zeit hat ein Serienmörder in Los Angeles seinen Auftritt, was Bret beunruhigt, als der Traum seiner sexuellen Fantasien, ein geheimnisvoller neuer Freund dem zu Opfer fällt, fürchtet Bret um sein Leben. Es gibt Dramatik und Düsternis.

Der Plot hätte auf jeden Fall spannend sein können, die Themen: Elitegesellschaft und Serienmörder stoßen in der Regel auf interessiertes Publikum. Und hier komme ich zu dem Punkt, der mich am meisten gestört hat. Der Autor beschreibt zu ausführlich und verliert sich in Details. Die Partys sind eine wahre Fundgrube, um die Seiten zu füllen: Drogen, Koks, Tranquilizer, Gras, Alkohol, dabei wichtig zu nennen welcher genau, Kleidungsmarken. Nicht zu vergessen welche Musik auf den Partys oder im Auto spielt, alle werden mit dem Titel benannt. Und nun kommen wir zu der Umgebung: Jede Straße, jede Ecke, Kreuzung werden unbedingt ausgeführt. Und das bei einem Buch mit dem Umfang über 730 Seiten. Dabei wäre es so schön, eine intensivere Handlung zu verfolgen, und mehr Charaktertiefe in der Darstellung der Protagonisten zu lesen. Es gibt sicherlich Leser, die dies alles bis zu dem kleinsten Detail wissen möchten, ich gehöre nicht dazu. Lokalkolorit hin oder her, das war mir zu viel. Diese detaillierten Beschreibungen und Benennungen spielten im Prinzip gar keine bedeutende Rolle, denn dass die Jugendliche gern mit Drogen, Sex und Alkohol ihr Leben füllten, hat der Leser von der ersten Seiten an, begriffen. Man könnte natürlich argumentieren, dass diese Themen den Kern dieses Romans ausmachen, doch es war einfach zu viel des Guten.

In der Beschreibung zu diesem Roman habe ich dieses Zitat gelesen: Fesselnd, raffiniert, spannend, eindringlich und oft düster-komisch – »The Shards« ist ein unnachahmliches Meisterwerk. Da muss ich leider widersprechen, für mich traf keines von der begeisterten Beschreibungen zu. Im Prinzip ist es die gleiche Geschichte, die der Autor schon mal in seinen Werken erzählt hat, nur etwas variiert. Dennoch bin ich sehr froh, das Buch gelesen zu haben. Wenn etwas solche Wellen schlägt, möchte ich dabei sein, und mir selbst ein Bild machen. Ich würde das Buch gern weiterempfehlen, da ich mir sicher bin, dass es Leser gibt, die den Roman tatsächlich für geniale Literatur halten würden. Von mir gibt es eine durchschnittliche Bewertung: 3 Sterne.


 Kleindl, Reinhard - Das Gotteselixier


Über den Autor:

Reinhard Kleindl ist ein österreichischer Thrillerautor, Wissenschaftsjournalist und Extremsportler. Er studierte Theoretische Elementarteilchenphysik und gehört zu den aktivsten Wissenschaftserklärern Österreichs. Er schrieb unter anderem für Zeitungen, Magazine und Universitäten. Derzeit schreibt er freiberuflich für den österreichischen Wissenschaftsfonds FWF.

Über das Buch:

Als der einflussreiche Kardinal Pabil tot aufgefunden wird, ist die Verwunderung bei allen Beteiligten groß. Denn der Körper des 90-jährigen Geistlichen wirkt wie der eines jungen, gesunden Mannes. Bischof Stefano Lombardi, der vom Vatikan auf den Fall angesetzt wird, glaubt nicht an ein Wunder. Hat Pabil möglicherweise ein medizinisches Mittel gegen das Altern gefunden? Wenn so ein Mittel existierte, wäre Unsterblichkeit keine Utopie mehr. Gemeinsam mit der Physikerin Samira Amirpour versucht Lombardi herauszufinden, was wirklich mit dem Kardinal passiert ist, und gerät dabei in Lebensgefahr. Denn es gibt eine Person, die alles tun würde, um zu verhindern, dass die Medizin Gott ersetzt ...

Meine Gedanken zu dem Roman:

Als ich die Informationen zu dem Autor Reinhard Kleindl las, wusste ich, dieses Buch möchte ich unbedingt lesen. Das Wissen und Erfahrung des Autors spricht dafür, dass er dieses Thema sehr interessant umsetzten könnte. Auch das Genre: Ein Vatikan-Thriller ist absolut meins. Die Erwartungen waren dementsprechend hoch. Die Geschichte beginnt mit einem Prolog aus dem 19. Jahrhundert, und sogleich geht es in der Gegenwart weiter. Der Kardinal Pabil wird tot aufgefunden, doch es ist auffällig, dass der Zustand der Leiche dem Alter des Kardinals ganz und gar nicht entsprechen kann. Die Suche nach der Wahrheit beginnt. Die katholische Kirche möchte sagen, es sei ein Wunder geschehen. Wäre ja nicht das Erste. Doch der Bischof Lombardi, der eine Hauptrolle in dem Roman spielt, ist sich nicht sicher, und beginnt zusammen mit anderen Personen zu forschen, um den Fall zu klären.

Meine hohen Erwartungen dem Roman gegenüber wurden nur zum Teil erfüllt. Der Thriller wird in einem hohen Tempo erzählt, allerdings beginnt die Geschichte recht verworren. Für mich lag die Schwierigkeit nicht daran, dass es sehr viele Protagonisten in dem Roman vorkommen, sondern in den sehr kurzen Kapiteln, die auch noch jeder, tatsächlich jeder mit einem Cliffhänger enden. Als Leser konnte ich mich kaum einlesen, schon wechselte der Handlungsort, der Handlungsstrang und auch die handelnde Person. Schwierig zu folgen, aber nicht unmöglich. Doch fließende Erzählung sieht anders aus. Insgesamt hat es ca. 20-25% gedauert, bis ich mehr oder weniger eine gewisse Ordnung in den verworrenen Bericht reinbekam. Dies hat mir keinen Lesevergnügen bereitet.

Vom Plot her ist die Geschichte interessant, doch leider nicht neu. All die Ideen des Romans gab es schon mal. Da kommt einiges an Themen zusammen, worauf ich hier nicht näher eingehen möchte, da es die Spannung beim Lesen völlig ruiniert. Ich sage nur so viel: medizinischen Experimente und die Suche nach Unsterblichkeit. Um dem Geschehen entspannt folgen zu können, hätte ich mir etwas geringeres Tempo gewünscht, und geordnetes Vorgehen. Dennoch gab es auch positive Momente in der Geschichte. Die Charaktere fand ich interessant, auch wenn die gar keine Zeit vor lauter Aktionismus zu der Tiefe hatten.

Die wissenschaftlichen Komponenten dieses Romans fand ich sehr ansprechend und spannend. Besonders in Bezug auf die Stellung der Kirche in solchen Fragen und die Erfolge in der Forschung. Die Geschichte ist nicht frei von Moral- und Ethikfragen. Was positiv anzumerken ist. Sehr interessant fand ich auch das Nachwort des Autors. Ich würde diesen Roman den Liebhabern eines temporeichen Thrillers empfehlen. Für mich war es ein mittelmäßiges Vergnügen, das als Sommerlektüre am Strand bestimmt nicht verkehrt ankommt. 3  Sterne.


 Eschbach, Andreas - Der schlauste Mann der Welt

Über den Autor:  

Andreas Eschbach ist ein deutscher Schriftsteller und Bestsellerautor. Er wurde für seine Werke mehrfach ausgezeichnet und gilt als einer der bedeutendsten europäischen Science-Fiction-Autoren

Kurzbeschreibung:

Jens Leunich besitzt nur so viel, wie in zwei Koffer passt - und außerdem genug Millionen auf dem Konto, um sein ganzes Leben in den Luxushotels der Welt zu verbringen. Abgesehen davon tut er - nichts. Gar nichts. Denn nichts zu tun, hat er erkannt, ist der beste Weg, die Welt zu retten. Bloß ist nichts zu tun nicht so einfach, wie die meisten denken. Diese und andere schlaue Einsichten will er nun niederschreiben - doch ganz gegen seine Gewohnheiten muss er sich damit beeilen, denn er hat nur noch zehn Tage zu leben ...

Meine Gedanken zu dem Roman:

Die Geschichte von Jens Leunich, dem Hauptdarsteller, und im Prinzip, dem einzigen Darsteller in dem neuen Roman von Andreas Eschbach ist schnell erzählt. Ein Mann träumt vom Nichttun und Leben in Hotels. Da ihm das Glück wohlgesonnen ist, kommt er in Besitz eines Vermögens, das ihm so ein Leben ermöglicht. Jens Leunich zögert nicht zuzugreifen, und nachdem er zwei Koffer mit all seinen Besitztümern, darunter ein paar Andenken und ein paar Bücher, gepackt hat, beginnt er ein Leben, von dem er immer schon geträumt hat...

Der Plot zu diesem Roman ist nicht kompliziert, sogar für Eschbachs Begriffe, viel zu simple. Wie dem auch sei, der Roman, auch mag er noch so ungewöhnlich für diesen Autor sein, ist ihm gut gelungen. Mit großem Vergnügen habe ich über das Leben des Hauptcharakters gelesen. Die Geschichte verläuft recht ruhig, ohne großes Aufhebens, auch das Erzähltempo ist gemächlich, doch als Leser verspürte ich dennoch gewisse Anspannung: Ich wollte schon sehr gerne wissen, wie es weiter geht. Besonders gegen das Ende, als die Situation sich zuspitzte. 

Sehr gut hat mir gefallen, dass der Autor auf einem indirekten Wege den Leser zum Nachdenken bewegt, und die Themen, die aufkommen, sind interessant: Meditation, Faulheit, Nichtstun, Egoismus, Leistung, Müßiggang...

Was mich überrascht hat, ist die Einfachheit des Plots und die Kürze des Romans. Dieses Buch kann man mit anderen Werken des Autors gar nicht vergleichen. Doch ich muss sagen, auch einen kurzen Roman gelingt dem Schriftsteller sehr gut. Ich habe zum Glück die Geschichte als unterhaltsam empfunden, und habe mich keine Minute gelangweilt, da es doch spannend war zu erfahren, was will denn der Autor mit dieser Story bezwecken. Das weiß ich zwar nach wie vor nicht, doch die Geschichte fand ich charmant und nachdenklich stimmend. Um ehrlich zu sein, hatte ich hier und da gedacht, wäre gar nicht mal so schlecht, so leben zu können, wie der Held von "Der schlauste Mann der Welt". Ob er in der Tat der schlauste ist, soll der Leser entscheiden...

Ich mochte den Roman. Von mir gibt es 4 Sterne.  

 Rice, Luanne - Die letzten Stunden

Über die Autorin: 

Luanne Rice ist New-York-Times-Bestsellerautorin von 36 Romanen, die in 27 Sprachen übersetzt wurden. Sie wurde vom Connecticut College sowie der University of Saint Joseph mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet, 2014 erhielt Luanne Rice den Kunstpreis des Gouverneurs von Connecticut für herausragende literarische Leistungen. Viele ihrer Romane wurden für das US-amerikanische Fernsehen adaptiert.

Rice ist eine kreative Partnerin des Safina Center, einer Organisation, die Wissenschaftler, Künstler und Schriftsteller zusammenbringt, um eine tiefere Verbindung zur Natur – insbesondere zum Meer – zu schaffen. Rice ist eine begeisterte Umweltschützerin und setzt sich für Familien ein, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Sie lebt an der Küste von Connecticut.

Kurzbeschreibung:

Ein raffinierter und hochdramatischer Psychokrimi von New-York-Times-Bestsellerautorin Luanne Rice in der trügerisch heilen Welt Neuenglands.

Niedergeschlagen und stranguliert: Als die schwangere Galeristin Beth Lathrop ermordet in ihrem Bett aufgefunden wird, steht die Gemeinde des neuenglischen Küstenstädtchens Black Hall unter Schock.

Für Detective Conor Reid ist das Gewaltverbrechen eine persönliche Niederlage. Seit Beth und ihre Schwester Kate vor Jahren Opfer eines Überfalls wurden, hat er versucht, die beiden zu beschützen – vergeblich. Sein Hauptverdächtiger ist Beths Ehemann, dem man eine Affäre nachsagt. Doch je tiefer Conor und Kate in die Vergangenheit der Ermordeten eintauchen, desto undurchdringlicher wird das Lügengeflecht aus Kunst, Liebe und Freundschaften um die Frau, die sie so gut zu kennen glaubten …

Meine Gedanken zu dem Roman:

Der Roman beginnt sehr langsam, der Leser wird in das Geschehen nach und nach eingeführt. Es ist ein Mord geschehen, einer der Schwestern wurde brutal umgebracht und tot in ihrer Wohnung aufgefunden.  Der zuständige Ermittler nimmt diese Situation persönlich. Denn in der Vergangenheit wurden diese Mädchen überfallen, und er hat sich geschworen, die Mädchen zu beschützen. Diesen Mord sah er nun als persönliches Versagen. Außerdem verbindet ihn mit der Schwester von der Ermordeten eine Jugendliebe und Freundschaft. Dem Detektive ist nach kurzer Zeit klar, dass einzig der Ehemann der Ermordeten als Verdächtiger infrage kommt. Keiner weiß noch zu dem Zeitpunkt, wie viele Geheimnisse und Verstrickungen dieser Fall mit sich bringt.

Reichlich habe ich zu diesem Roman überzeugende und lobende Rezensionen gelesen, denen ich mich leider nicht anschließen kann. Der Roman ist langatmig erzählt, hat kein Leben, kein Tempo in sich und ist nach einem bekannten und gebräuchlichen Muster für Thriller gestrickt. Keine überraschende Idee zu dem Plot, keine interessanten und ausgefallenen Charaktere, keine fesselnde Unterhaltung. So habe ich das Buch erlebt. Zugegebenermaßen ist es möglich, dass manche Leser dies anders sehen. Vielleicht jemand, der auf eine ruhige, unaufgeregte Geschichte hofft. Der Erzählton der Autorin ist zurückhaltend, emotional hat sie mich nicht erreicht. Zum Teil klang die Geschichte kitschig und unpassend in einem Thriller. 

Der Roman wird in zwei Stränge unterteilt. Gegenwart und Blick in die Vergangenheit. Zum besseren Verständnis der Geschichte bedarf man diese Sicht auf die vergangenen Zeiten. Wobei mir dieser Erzählstrang auch besser gefiel. Grundsätzlich ist das Buch ein guter Durchschnitt. Doch ich denke mir, wenn man nur Zeit für wenige Bücher hat, und gut wählen muss, dann wäre dieser Thriller eher für die Leser, die sich langsam entwickelte Romane mögen. Entspannte, für mich einschläfernde Lektüre, die nicht uninteressant ist. Von mir gibt es 3 Sterne.

 

 Raimo, Veronika - Nichts davon ist wahr


Der Roman erscheint am 18.03.2023

Über die Autorin:

Veronica Raimo, geboren 1978 in Rom, wo sie auch lebt. Sie ist Übersetzerin, Drehbuchautorin und Autorin zahlreicher Romane, die in diverse Sprachen übersetzte wurden. 2022 erhielt sie für »Nichts davon ist wahr« den Premio Strega Giovani.

Kurzbeschreibung:

Veronica Raimo erzählt von den Zumutungen des Erwachsenwerdens in einer ganz normalen, unnormalen Familie. Dafür hat sie eine neue, so zarte wie präzise Sprache gefunden. Mit wunderbarem Humor zeichnet sie das ebenso chaotische wie wahrhaftige Bild einer jungen Frau im 21. Jahrhundert.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Eine sehr lebhaft erzählte Geschichte, die Veronica Raimo dem Leser präsentiert. Es liest sich wie eine Biografie, doch in der Beschreibung heißt es, dass die Geschichte autofiktional ist. Als Leser möchte man allerdings allem glauben, was die Familie von der Hauptprotagonistin Veronika betrifft. Als jüngstes Kind wächst Veronika im Schatten ihres genialen Bruders auf, der von der Mutter auch nach bestem Wissen und Gewissen gefordert wird. Bei Veronika sieht es schon anders aus. Das Mädchen ist zu gewöhnlich und bietet kaum besondere Fähigkeiten an, um die entsprechend zu präsentieren, doch dies kann bei der Mutter nicht gelten.

Sie stellt ihre Tochter mit den Worten: Veronika, zeichnet gerne! vor. Auch wenn es überhaupt nicht stimmt. Wobei, um dieses Märchen aufrechtzuerhalten, hat Veronika eines Tages zwei gute Bilder aus dem Kunstunterricht geklaut, und für ihre eigenen ausgegeben. Die hingen ab da gerahmt an der Wand in der Wohnung.

Die Familie bringt nicht nur die Veronika zum Verzweifeln, auch der Leser bleibt davon nicht verschont. Auch wenn man denkt, es ist eine ganz normale verrückte Familie, wie überall. Also Menschen mit ihren Schrullen, wie es die in jeder Familie gibt. Der Vater von Veronika baut die Wohnung um, aus drei Zimmer, sind inzwischen sechs kleine geworden... Außerdem sagt er zu jedem Vorfall in der Familie: Da haben wir das Paradox. Auch mit dem Essen hat der gute Mann so seine Schwierigkeiten. Seiner Familie darf nur die Konserven verspeisen, die vor Tschernobyl Unglück auf den Markt kamen. Noch drolliger und sonderbarer ist die Mutter. Die Frau ist unermüdlich in ihrer Kontrolle über die Kinder. Es ist eine wahrhafte Helikopter-Mama, die ihre Kinder mit dem ständigen Hinterhertelefonieren nervt.

Wie man sieht, ist der Alltag bei Veronika und ihrem Bruder alles andere als ruhig und überschaubar. In einer lebhaften Sprache mit viel Situationskomik erzählt die Autorin ihre Geschichte. Dass der Roman zum Teil fiktional ist, stört nicht im Geringsten. Die Erzählart ist präzise und angenehm im Lesefluss. Man fragt sich als Leser, wie konnte das Mädchen in dieser verrückten Familie erwachsen werden, ohne einen Schaden davon zu trage? So ganz ernst meine ich es allerdings nicht, denn auch der Roman ist nicht allzu ernst zu nehmen. Liebevoll zeichnet die Autorin am Beispiel ihrer Familie, wie unterschiedlich und besonders wir alle sind. Es ist ein humorvolles Buch, eine Tragikomödie mit viel Herz, die sowohl bewegende als auch lustige Momente bietet.

Ein warmherziger Roman, den ich gerne gelesen habe. Von mir gibt es 4 Sterne.


 Tannahill, Jordan - Das Summen


Über den Autor:

Jordan Tannahill, geboren 1988 in Kanada, ist Autor, Dramatiker und Regisseur. Seine Theaterstücke wurden in über zehn Sprachen übersetzt und zwei davon mit dem Governor General's Literary Award for Drama ausgezeichnet, Kanadas höchstem staatlichen Literaturpreis. Sein erster Roman Liminal wurde von CBC Books als einer der besten kanadischen Romane des Jahres bezeichnet, sein zweiter Roman Das Summen.

„Es war genau der richtige Zeitpunkt, um an dem Buch zu arbeiten … Wir leben in einer sehr paranoiden, sehr atomisierten Zeit, in der wir nach Gemeinschaft und einem Gefühl der Verbundenheit suchen. Das ist es auch, wonach Claire in dem Roman sucht. Es gibt eine Menge Fehlinformationen und eine Verschwörungskultur in unserer Politik – wie aktuell die täglichen Anti-Impf-Demos. Als ich das Buch gerade zu Ende schrieb, verbrannten Leute 5G-Funkmasten auf den Straßen …“ – Jordan Tannahill im Interview mit dem Intermission Magazine.


Kurzbeschreibung:

Claire hört ein Geräusch, das nie verstummt. Es treibt sie fast in den Wahnsinn. Als ihre Familie, die das Geräusch nicht wahrnehmen kann, sie verstößt, findet sie Anschluss zu anderen, die es ebenfalls hören. Doch was als Selbsthilfegruppe beginnt, entwickelt sich bald zu einer Art Sekte...


Meine Gedanken zu dem Roman:

Zunächst muss ich sagen, dass ich von dem Buch begeistert bin. Mit großem Vergnügen habe ich den Roman in wenigen Stunden weg inhaliert. Bei mir traf der Spruch zu: Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Die Geschichte beginnt überschaubar und allmählich. Eine noch junge Frau, verheiratet, einer Tochter im Teenageralter, arbeitet als Englischlehrerin an einer Schule. Die Schüler mögen sie und der Unterricht macht beiden Seiten Spaß. Sie führt ein glückliches und zufriedenes Leben.


Eines Tages hört Claire Devon ein Summen, doch sie misst dem Geräusch noch keine Bedeutung zu. Da das Summen mehr als lästig ist, und sogar körperliche Symptome, wie Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Nasenbluten verursacht, fängt Claire zu recherchieren und nach einem Grund für dieses Geräusch zu suchen. Als ihre Familie die Veränderungen bemerkt, steckt Claire schon tief in der Thematik drin. Leider, ist die Reaktion ihres Mannes und der Tochter abweisend. Sie solle doch aufhören zu spinnen. Durch einen Zufall erfährt die Hauptprotagonistin, dass ein Schüler aus ihrer Klasse, der noch später eine wichtige Rolle spielen wird, ebenfalls von dem Geräusch geplagt wird. Nach und nach finden sich noch mehr Leute, die das Summen hören. Die beginnen sich regelmäßig zu einem Gespräch als eine Selbsthilfegruppe zu treffen. Die Entwicklungen, die dem folgen, sind tragisch, fesselnd und überraschend.

Das Genre dieses Romans ist fließend, denn es wirkt wie Realität, und könnte genau so, auch tatsächlich stattfinden, wie beschrieben. Da muss ich beispielsweise an die Menschen denken, die krank werden, von dem Lärm der Windmühlen. Denn Lärm wie auch immer geartet bedeutet für die Menschen Stress. Ein ungesunder und schädlicher Faktor. Aber zurück zu dem Roman: Ich würde sagen, dass einige Aspekte des magischen Realismus hier mit wirken. Sonst ist der Roman ein Drama, das auf mich emotional sehr aufwühlend gewirkt hat. Das Erste, womit ich überhaupt nicht klarkam, war die Tatsache, dass die Familie von der Hauptprotagonistin sich dafür entschieden hat, sich von ihr abzuwenden, anstatt zu versuchen, sie zu verstehen und ihr zu helfen. Kommt vor, doch emotional gesehen, bedürfte diese Handlung eine intensive Auseinandersetzung mit dem Erzählten. Vermutlich, weil es so viele Parallelen zu der heutigen Gesellschaft gibt, hat mich der Roman absolut gefesselt.

Die sprachlichen Qualitäten des Romans fand ich lobenswert. Fließend, lebendig, verständlich, aber nicht zu flach, erzählt der Autor die spannende Geschichte von Claire. Die Charaktere, und da gab es recht viele, wurden alle plastisch dargestellt, ich konnte als Leserin bildhaft die Protagonisten vorstellen. Das führte dazu, dass man das Gelesene noch eindringlicher erlebt. Die zwischenmenschlichen Beziehungen wurden sehr schön ausgearbeitet, und um nicht zu spoilern, gehe ich auf diesen Punkt nicht näher an, doch das Zwischenmenschliche, ist das mitunter Wichtigste in dieser Geschichte.

Freunde, Seelenverwandte, Familie - wie hängt alles zusammen, sind die Fragen des Romans. Gehören wir als Menschen, als Individuen zusammen, oder müssen wir uns einzeln durchschlagen? Was ist Wahnsinn, was ist eine Verschwörung... Dies und noch viel mehr. Die Ethikfragen lassen den Leser lange über das Buch nachdenken. „Das Summen“ ist äußerst intensiv und spannend.

Für mich war es ein Highlight. Eine unvergessliche Geschichte, die noch lange nachwirkt. Würde ich allen, die nicht abgeneigt sind, mit magischem Realismus in Kontakt zu kommen, empfehlen. Von mir gibt es 5 Sterne.


Matthews, John -  Die Legende von König Arthur und den Rittern der Tafelrunde

Das Buch erscheint am 18.03.2023

Über den Autor: 

John Matthews, geboren 1948 in England, hat sich ein Leben lang mit den Legenden über König Arthur befasst. Ebenso widmete er sich der Geschichte der Piraterie. Die Liste seiner Publikationen zu diesen Themen ist lang. Außerdem war er als Berater für viele Filme tätig, darunter »König Arthur«, »Fluch der Karibik« und »Prince of Persia«.

Kurzbeschreibung:

 Camelot – die unvergleichliche Welt von Merlin, Lancelot, Sir Gawein, Morded und der schönen und nicht immer treuen Guinevere.

Die Abenteuer König Arthurs und der Ritter seiner Tafelrunde sind eine der reichsten und farbigsten Quellen phantastischer Literatur überhaupt. Sie erzählen von dem Jungen, der zum König wurde, weil er ohne Mühe ein verzaubertes Schwert aus dem Stein ziehen konnte, und so fasziniert sie  Leserinnen  und Leser seit Jahrhunderten immer wieder aufs Neue.

Kein anderes Werk der Fantasyliteratur hat so einzigartig gezeigt, was ein Ritter ist und was ein Zauberer, wie die Erzählungen über König Arthur, den Zauberer Merlin, Lancelot und seine Gefährten. Zahllose Abenteuer müssen sie bestehen und Britannien gegen Angreifer behaupten. Das Unglück beginnt, als Arthur zu einem Duell mit einem König Frankreichs aufbricht und seinem Sohn Mordred den Auftrag gibt, das Land zu verwalten… Wird des Königs eigener Sohn zum schlimmsten Verräter? Bis heute ist es ein Rätsel, ob Arthur den Wunden aus einem Kampf erlegen ist oder ob er nur auf die sagenumwobene Insel Avalon gebracht wurde, von der er eines Tages wiederkehren wird.

John Matthews, einer der weltweit führenden Kenner altenglischer Sagen, erzählt aus bislang unbekannten Quellen gänzlich neue Geschichten um König Arthur und die Ritter der Tafelrunde und flicht sie in den Horizont der klassischen Sagen: ein beispielloses Leseerlebnis und ein großes literarisches Ereignis!

Meine Gedanken zu dem Roman:

Eine großartige Ausgabe. Wie es schon in der Beschreibung steht, die Thematik ist eine reiche Quelle an Literatur. Merlin, Lancelot, König Arthur, die Ritter der Tafelrunde, endlos kann man sich über diese Personagen Geschichten anhören, oder eben lesen. Auch dieses Buch ist eine reiche Sammlung an Sagen, Überlieferungen, Geschichten. Das Buch ist nach Themen unterteilt und zu jeder Hauptfigur werden die Erzählungen versammelt, sodass man als Leser die Sammlung zu einem Thema im Überblick hat. Damit will ich sagen, dass der Aufbau des Buches sehr gut gelungen ist. Da die Sammlung der Sagen sehr umfangreich ist, war es für mich ausgesprochen hilfreich, dass das Buch auf weitere Bücher aufgeteilt war. Obwohl für mich das Thema natürlich nicht ganz neu ist, diese Sammlung der Überlieferungen habe ich mit großem Vergnügen gelesen. Sehr atmosphärisch, bildreich, lebendig, in einer der Sagen angepassten Sprache, konnten mich die Geschichte voll und ganz überzeugen. 

Dass der Autor über umfassende Kenntnisse zu der Thematik verfügt, ist nicht zu übersehen. Fachkundig berichtet er von der Helden der damaligen Zeit. Gekonnt gestaltet er die Geschichten spannend und fesselnd, doch zu gleicher Zeit strahlen die Überlieferungen Ruhe und Gewichtigkeit aus. Als wären die just in dem Moment von einem Barden erzählt. Zahllose Abenteuer füllen das Buch. Mit großem Vergnügen habe ich den Magier Merlin, die Ritter und den König Arthur verfolgt. 

Ein faszinierendes und sehr gut gestaltetes Buch, das nicht nur für die Liebhaber der Fantasy zu empfehlen wäre. Ein ausführliches Vorwort bietet dem Leser einen Überblick über die Absichten des Autors, seine Ziele und seine Arbeit. Am Ende des Buchs gibt es Anhang. Dieses Buch garantiert genussvolles Lesen. Von mir gibt es 4,5 Sterne.


Edmond de Goncourt, Jules de Goncourt - Blitzlichter. Aus den Tagebüchern der Brüder Goncourt

Über die Autorin:

Anita Albus hatte 1989 für Hans Magnus Enzensbergers ANDERE BIBLIOTHEK aus den 7000 Seiten der Tagebücher eine brillante Auswahl getroffen und die Texte übersetzt, dies ist ein unveränderter Nachdruck. Anita Albus lebt als vielfach preisgekrönte Malerin und Schriftstellerin in München. Zuletzt von ihr erschienen: Affentheater (2022).

Kurzbeschreibung:

Eine brillante Auswahl aus dem berühmt-berüchtigten Tagebuch der Brüder Goncourt, »Erste-Sahne-Klatsch« (Gerd Haffmans) vom Feinsten. »Ein Gehirn, das mit vier Händen schrieb«, nannte Alain Claude Sulzer einmal die beiden Brüder Goncourt – sie lebten ihr gesamtes Leben lang unter demselben Dach, sie trafen zusammen die Pariser Bohème, sie teilten selbst die Geliebte. Vor allem aber schrieben sie zusammen ihr gefürchtetes Tagebuch. Dort notierten sie alles, was sie sahen, was gesagt wurde, was geschah; auch jeden Fauxpas, jede Peinlichkeit, jedes Gerücht und jede Intimität. Denn: Sie wollten die ungeschminkte Wahrheit. Manche Zeitgenossen mieden die Brüder, weil sie nicht in diesem Tagebuch landen wollten. Daraus veröffentlichte Auszüge sorgten für Skandale. Und erst 1956 konnte es erstmals unzensiert erscheinen.

Meine Gedanken zu diesem Buch:

In diesem Buch sind die Tagebucheinträge über die bekannten Persönlichkeiten aus der Pariser Kunst- und Literaturwelt der Brüder Goncourt versammelt. Jules de Goncourt (1830–1870) und Edmond de Goncourt (1822–1896) lebten ein gemeinsames Leben in Paris, veröffentlichten mehrere Romane, vor allem aber schrieben sie gemeinsam seit dem 2. Dezember 1851 ihr berühmt-berüchtigtes Tagebuch. Als Jules stirbt, setzt Edmond es bis zu seinem Tode allein fort.

Die berühmt-berüchtigten Brüder Goncourt sind ein Phänomen für sich. Unzertrennlich, ein Herz und eine Seele, zusammenlebend und alles teilend, bis hin zu der Geliebten, immer im Einklang miteinander, wünschten sie sich alles Interessante über die Außenwelt, vor allem die Personen darin für die Nachwelt zu versammeln und festzuhalten. Dies ist Ihnen hervorragend gelungen. Jahrelang sammelten die Brüder, die sich in der Kunst- und Literaturwelt der Pariser Szene, Notizen und Einträge über die bekannten Persönlichkeiten. Im Grunde genommen ist es Klatsch und Tratsch erster Sahne. Alle Peinlichkeiten, witzige Momente, unangenehme Begegnungen aber auch glückliche Zusammenkünfte finden in diesem berüchtigten Tagebuch Platz.

Viele der erwähnten Personen waren mir bekannt, doch weniger bekannten musste ich recherchieren, denn es machte die Sache natürlich interessanter, die unbekannten Details aus dem Leben der Erwähnten zu erfahren, wenn man wusste, um wen es ging. Beispielweise werden in den Tagebüchern Gustav Flaubert, Sarah Bernhardt, Viktor Hugo, George Sand, Emile Zola und viele anderen Künstler, Schriftsteller, Ärzte, Minister und andere Prominenz erwähnt. Schonungslos ziehen die Brüder Goncourt über die bekannten Personen her. Auf der Suche nach Wahrheit, die sie für die Nachwelt festhalten wollen, verfallen die ins Lästern. Irgendwo habe ich einen Vergleich mit dem Facebook des 19. Jahrhunderts gelesen. Das kommt hin. All die unbequemen, unliebsamen Details werden offenbart. Erst 1956 wurden die Tagebücher unzensiert veröffentlicht. Leider hätten sich nur weniger über einen positiven Kommentar erfreuen können. In der besten Klatsch-Reporter-Art berichten die Brüder über die Geheimnisse, Fehltritte, Demütigungen.

Der Inhalt wird nach Personen in alphabetischer Reihenfolge unterteilt. Die Kapitel, sprich Einträge, sind unterschiedlich lang. Je nach der Geschichte oder Anekdote, die erzählt wird. Die Einträge sind natürlich, mit einem Datum kennzeichnet. Alles sehr übersichtlich und leserfreundlich.

Der Erzählstil ist hervorragend: intelligent, witzig, fein und geistreich. Es ist sowohl sprachlicher als auch inhaltlicher Genuss dieses Buch zu lesen. Die moralischen Aspekte der Tagebücher möchte ich hier an dieser Stelle nicht beurteilen.

Von mir gibt es :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: Sterne und eine uneingeschränkte Empfehlung.

 

 

Eason, Lynette - Rückkehr nach Tanner Hollow

 


Über die Autorin:

Lynette Eason ist eine Autorin christlicher Belletristik im inspirierenden romantischen Suspense-Genre; Sie hat verschiedene Auszeichnungen für ihr Schreiben gewonnen, stand auf den Bestsellerlisten von ECPA und CBA und hat fast fünfzig Bücher veröffentlicht. Sie lebt mit ihrem Mann in Simpsonville, South Carolina. Die beiden haben zwei erwachsene Kinder.

Kurzbeschreibung:

Sechs Jahre lang hielt die Angst vor ihrem Stiefvater sie davon ab, in ihren Heimatort Tanner Hollow zurückzukehren. Erst nach seinem Tod wagt Kallie Ainsworth es schließlich. Endlich sieht sie ihre Familie wieder - und Nolan Tanner, ihre große Liebe, den sie damals überstürzt zurücklassen musste. Doch die Gefahr scheint noch immer nicht gebannt. Jemand hat es auf ihr Leben abgesehen. Vielleicht sogar ihre eigene Familie? Während die Ereignisse sich zuspitzen, kämpft Nolan für Kallie. Wird er sie retten können - und gewinnen?

Meine Gedanken zu dem Roman:

Dies hier ist ein Auftakt einer Serie, die sich um Kallie und Nolan dreht. Das erste Teil kann man als romantischen Krimi bezeichnen. Kallie, die Hauptfigur des Romans kehrt nach vielen Jahren zurück nach Tanner Hollow, wo ihre Familie wohnt. Ihr Stiefvater ist ums Leben gekommen. Zu der Beerdigung reisen alle Familienmitglieder an. Doch nicht die Beerdigung selbt interessiert drei von denen, sondern die Veröffentlichung des Testaments. Eine traurige Geschichte. Doch den Höhepunkt der Geschichte bildet der versuchte Mord an der Kallie, der Stieftochter von dem Verstorbenen. Zum Glück ist der zuständige Polizist, der ehemaliger Partner von Kallie, der sie immer noch liebt.

Wie man sieht, der Plot zu dieser Geschichte ist denkbar einfach. Wie auch der Erzählstil der Autorin. Sehr leicht, simpel und ohne sprachlichen Raffinessen. Die Geschichte ist vorhersehbar und bietet keine überraschenden Momente. Die 144 Seiten haben mich eher überfordert, denn ich fand den Einstieg in die Geschichte viel zu kurz. Es konnte keine Tiefe bei den Charakteren aufgebaut werden und auch durch die Handlung schien die Autorin zu galoppieren.

Doch ich muss gestehen, dass dieser Roman einen gewissen Charme hat. Ohne jeglichen Anstrengung rast man durch die Geschichte, und möchte so gleich auch die nächsten Bänder lesen, um zu erfahren, wie es mit der Kallie und Nolan weitergeht. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es einigen Lesern gut gefallen würde. Eine leichte, durchaus spannende Lektüre für kalte Abende am Kamin. Von mir gibt es 3,5 Sterne.

 Stowell, Louie - Loki - Wie man als schlechter Gott ein guter Mensch wird (oder auch nicht)

Über die Autorin:

Louie Stowell, geboren 1978 in London, war Werbetexterin, PR-Agentin, Cartoonistin und Sachbuchautorin, bevor sie sich ganz der Belletristik widmete. Sie liebt Comics, Science-Fiction, Fantasy und alles, was lustig ist. Außerdem hat sie eine Schwäche für Wälder, Stadtfüchse und Mythologie. Zusammen mit ihrer Frau und Hund Buffy lebt sie in London. Loki - Wie man als schlechter Gott ein guter Mensch wird (oder auch nicht) (2023; Illustrationen: Ulf K.) ist ihr erstes Kinderbuch bei Hanser.

Kurzbeschreibung:

Als Gott zwischen stinknormalen Menschen? Nichts leichter als das – oder?! Loki ist der witzigste und trickreichste unter den nordischen Göttern. Findet zumindest er. Dumm nur, dass die anderen Bewohner Asgards seinen Humor nicht teilen und ihn auf die Erde verbannen. Unverschämtheit! Getarnt als Elfjähriger und ohne die Hilfe seiner göttlichen Kräfte, muss Loki beweisen, dass er es verdient, zu den anderen Göttern zurückzukehren. Schnell wird klar: Das Leben unter Sterblichen hat es in sich – mieses Essen, nervige Geschwister, fiese Lehrer, neugierige Mitschüler –, und Loki hat wirklich absolut keine Ahnung, wie man Gut von Böse unterscheidet. Seine Erlebnisse hält er in diesem Tagebuch fest – ironisch, geistreich und urkomisch!

Meine Gedanken zu dem Roman:

Mit großem Vergnügen habe ich Lokis Geschichte gelesen. Zum Glück ist dies das 1. Teil einer neuen Serie. Die Bücher sind für Kinder ab 9 Jahren geschrieben, doch auch als Erwachsener hat man eine Menge Spaß am Lesen.

In dem Roman geht es um einen Gott, der nur durch seine negativen Eigenschaften in dem Himmel glänzt. Er ist hinterlistig, bösartig, gemein und verspürt keinerlei Mitgefühl, Herzlichkeit oder Liebe weder zu seinen Genossen, anderen Göttern, noch zu den Menschen. Als der Allgott Odin beschließt ihn zur Umerziehung als einen 11-jährigen Jungen auf die Erde zu schicken, kommt Loki nicht drumherum den Befehl auszuführen. Falls es ihm nicht gelingt einen besseren Charakter zu bekommen, wird er in die Hölle verbannt, wo ihn in aller Ewigkeit die Schlangen beißen würden. Zu seiner Unterstützung kommen Thor als sein Bruder und Heimdall und Hyrrokin als seine Eltern mit.

Das Problem ist nur, dass Loki überhaupt nicht weiß, wie das Zusammenleben mit anderen Mitmenschen funktioniert. Er weiß nicht, was gut oder böse ist, er hat kein Gewissen. Dies alles führt dazu, dass sein Aufenthalt auf Erden mit großen Schwierigkeiten für ihn verbunden ist. Wie die Geschichte ausgeht, kann man sich zwar vorstellen, doch der Weg dahin ist unterhaltsam und humorvoll.

Die Geschichte von Louie Stowell ist nicht nur witzig, sondern auch lehrreich. Allerdings ohne eines erhobenen Fingers. Ironische und geistreiche Dialoge, wie auch Comic Zeichnungen sorgen für gute Unterhaltung. Der amüsante Verlauf der Geschichte zieht den Leser von der ersten Seite an in das Geschehen rein, und der Leser verfolgt mit Spannung, was wohl aus dem Loki wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Buch auch gut mit Kindern zu lesen ist und eine Menge Gesprächsstoff bietet. Klare Leseempfehlung. Von mir gibt es 4,5 Sterne.


 Filatjew, Pawel - ZOV - Der verbotene Bericht



Über den Autor:

Pawel Filatjew wurde 1988 in Wolgodonsk, Russland, geboren. Als er volljährig war, trat er in die russische Armee ein, um in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, und diente drei Jahre lang. Danach studierte er Geschichtspädagogik und arbeitete nebenbei als Pferdezüchter. Mit Beginn der Coronapandemie meldete er sich erneut als Fallschirmjäger. Im Februar 2022 nahm er an der russischen Invasion der Ukraine teil. Heute lebt er an einem unbekannten Ort in Frankreich.

Über das Buch:

Am 24. Februar 2022 um vier Uhr morgens marschierte der russische Fallschirmjäger Pawel Filatjew mit seinem Regiment in die Ukraine ein. Er war am Angriff auf Cherson beteiligt, saß in den Schützengräben um Nikolajew. Nach zwei Monaten an der Front wurde er verwundet; im Lazarett beschloss er, aufzuschreiben, was er gesehen und erlebt hatte...

Meine Gedanken zu dem Buch:

Pawel Filatjew gehörte zusammen mit seinem Regiment der Fallschirmjäger zu den Soldaten, die am 24.02.2022 die Ukraine überfielen. Schonungslos und detailreich berichtet der Zeitsoldat über die ersten Tage des Krieges gegen Ukraine. Als der Befehl kam, wusste noch keiner, um was es geht. Planlos und ohne vorbereitet zu sein, fuhren die Soldaten des Regimentes Richtung Ukraine. Die meisten dachten sich, dass die Ukraine oder NATO die Grenzen zu Russland überschritten haben.

Unorganisiert und uninformiert mussten die Soldaten ohne Vorbereitung zu dieser Aktion, ohne Organisation und Verpflegung, zurechtkommen. Nach und nach kam das Gerücht durch, die sollen Cherson einnehmen und halten. Das war eine klare Ansage, und die Soldaten haben sich gefreut, endlich irgendeine Information zu bekommen. Die Kommunikation mit den Vorgesetzten war miserabel, aber auch mit Außenwelt gab es keinen Kontakt, da der Funk nicht funktionierte. Filatjew beschreibt, in welchem Elend sich die russische Armee zu Beginn dieses Krieges befand. Keine Ausrüstung, keine funktionierenden Fahrzeuge, kein Proviant, keine Uniform, Helme, funktionierende Waffen usw.

Filatjew erzählt alles über die Not der russischen Armee, über die Kälte, Nahrungsmangel, Durst, Dreck, keine Schlafsäcke und das im Winter. Nichts beschönigt der Pawel Filatjew. Es gab verletzte, gefallene auf beiden Seiten, kein Transport in Krankenhäuser. Elend weit und breit. Ungerechtigkeit und Gleichgültigkeit der Befehlshaber schockiert den Zeitsoldaten. Außerdem ist die fehlende Information erschreckend, keine weiß so recht, was zu tun ist, und aus welchem Grund. Erst ein paar Tage später erfahren die, dass die Ukraine angegriffen wird. Zu dem Zeitpunkt denken alle noch, dass es in ein paar Tagen wieder Frieden herrscht.

Als Filatjew verwundet wird, dauert es drei Tage, bis er doch in ein Lazarett evakuiert wird. Da fällt er die Entscheidung alles aufzuschreiben und öffentlich zu machen, denn er kann sich damit nicht abfinden, dass solche Missstände in der Armee herrschen, überdies ist der Filatjew generell gegen Krieg.

Der Bericht ist gut geschrieben. Ein brisantes Thema, wobei ich nicht beurteilen mag, wie viel davon der Wahrheit und Realität entspricht, und wie viel womöglich von der Propaganda diktiert ist. Ein erschütternder Bericht, der jedoch absolut subjektiv ist, was man als Leser im Auge behalten sollte. Dennoch lesenswert, wenn man sich für das Thema interessiert. Von mir gibt es 4,5 Sterne.

 

 Martin, Noah - Florentia - Im Glanz der Medici


Über die Autorin:

Noah Martin ist das Pseudonym einer Verlagslektorin, die in München lebt und arbeitet. Seit ihrem Studium der Kunstgeschichte ist sie fasziniert von der Zeit der Renaissance und ihren Künstlern. Die Idee zu dem Roman Florentia - Im Glanz der Medici kam ihr bei zahlreichen Reisen in ihre Lieblingsstadt Florenz.

Kurzbeschreibung:

Im Sommer 1469 feiert ganz Florenz die Hochzeit von Lorenzo de‘ Medici, dem zukünftigen Herrscher der Stadt. Giuliano de‘ Medici, die aufstrebende Malerin Fioretta Gorini und der junge, noch unbekannte Leonardo da Vinci ahnen nicht, wie eng ihre Schicksale mit dem der Stadt verknüpft sind. Während Florenz aufblüht, ist die Herrschaft der Medici von mehr als einer Seite bedroht. Schon bald geraten die drei tief in ein gefährliches Spiel aus Liebe und Macht, Kunst und Politik, Krieg – und Verrat.

Meine Gedanken zu dem Roman:

»Noah Martin lässt das Florenz der Medici mit fesselnden Charakteren und einer packenden Geschichte lebendig werden.« - Daniel Wolf

Dem kann ich mich anschließen. Die Autorin erzählte im Nachwort, dass sie sich sehr für Florentia und die Geschichte von Medici begeistert. Ein hohes Regal nimmt bei ihr die Literatur zu dem Thema ein. Dass die Autorin über das Thema bestens informiert ist, merkt man dem Buch auf jeden Fall an. Alle Personen, die in dem Roman auftreten, haben tatsächlich gelebt, über einige von denen gibt es reichlich Überlieferungen, doch über die Fioretta ist wenig bekannt. Meist wird diese junge Frau nur mit einem Satz erwähnt. Ihr musste Noah Martin das Leben einflössen und in der Beschreibung sich künstlerische Freiheit erlauben. Letztendlich verbindet die Autorin gekonnt Fakten und Fiktion.

Die Geschichte umfasst eine Zeitspanne von über 10 Jahre im Leben von Familie Medici. Als Hauptfiguren wird das Leben von den Brüdern Lorenzo de´Medici und seinem jüngeren Bruder Giuliano de‘ Medici betrachtet. Außerdem zählen Fioretta Gorini und Leonardo da Vinci zu den Hauptcharakteren des Romans. Der Roman erzählt von der Wirkung der Familie Medici in Florentia, von der politischen Situation zu dieser Zeit, von der Problemen und Erfolgen der Brüder. Der Autorin ist es wichtig zu zeigen, dass nach dem Tod des Vaters nicht nur der ältere Bruder Lorenzo eine gewichtige Rolle in dieser aufregenden Zeit der Neuerungen spielte, sondern auch seinem jüngeren Bruder Giuliano eine bedeutende Rolle zukam. Mit seinem Beistand, gutem Rat und absolut loyalen Unterstützung stand er Lorenzo zur Seite. Seine Geschichte ist mit der Fiorettas Leben verbunden. Von dieser jungen Frau weiß man wenig. Ich fand es sehr gelungen, wie die Autorin diese Frau, in die sich Giuliano de´Medici verliebte, gesehen hat. Die Kapitel aus der Sicht von Fiorettas erzählt, fand ich mit am spannendsten. Eine willensstarke Frau, die stellvertretend für alle Frauen damalige Zeit steht, die ein anderes Leben wollten, als nur als Hausfrau und Mutter. Fioretta ist künstlerisch begabt, ihr sehnlichster Wunsch ist als Malerin tätig zu sein. Und hier kommen wir zu dem zweiten Charakter in der Geschichte, der mich sehr interessiert hat. Noah Marin lässt Leonardo da Vinci auftreten und als einen Lehrling, der seinen Weg macht, vorstellen.

Der Roman ist auf gut durchdachte, nicht allzu lange Kapitel aufgeteilt, die jeweils aus der Sicht einer Person erzählt werden. Mir waren die liebsten von Fioretta und natürlich Leonardo. Die fand ich sehr spannend. Aber auch die Brüder de´Medici erzählten interessante Geschichte, hier spielten Politik und Gesellschaft eine große Rolle. Den Anfang des Romans fand ich absolut spannend. In dem mittleren Teil gab es einige Längen. Ich hatte das Gefühl, dass der Geschichte ein wenig Tempo fehlte.

Anfangs als ich die Personenübersicht sah, dachte ich, es wird sehr lange dauern, bis ich die alle auseinander halten kann, doch ich muss sagen, hier hat die Autorin dem Leser sehr geholfen. Zunächst gab es am Anfang des Romans eine Personenübersicht, Kapitel trugen Namen der Protagonisten und in der Handlung selbst, hat die Autorin immer ein paar Worte dazu gesagt, sodass der Leser problemlos einen guten Überblick hatte. Die persönlichen Geschichten der Charaktere fand ich interessant und habe gerne die Version von Noah Martin gelesen. Ich würde den Roman sehr gerne weiterempfehlen an alle Interessierten.

"Florentia" bekommt von mir 4 Sterne.

 Haynes, Natalie - Der Blick der Medusa 

 

 

Über die Autorin:


Natalie Haynes studierte Altphilologie in Cambridge, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte. Mit ihren Romanen und Sachbüchern möchte sie möglichst vielen Menschen die klassische Antike nahebringen. In Großbritannien und den USA wird die Autorin von Publikum und Presse als ›Rockstar der Mythologie‹ (Washington Post) gefeiert. 

Kurzbeschreibung:

Medusa wächst bei ihren Schwestern auf und merkt schnell, dass sie anders ist – eine Sterbliche in einer Familie von Göttern. Von ihrer Schönheit angezogen, bedrängt der Meeresgott Poseidon sie im Tempel der Athene. Die Göttin wähnt ihren Tempel entweiht und lässt ihre Wut an der Unschuldigen aus: Medusa wird in ein Monster mit Schlangenhaaren verwandelt, das kein Lebewesen mehr ansehen kann, ohne es zu Stein erstarren zu lassen. Aus Rücksicht verdammt Medusa sich zu einem Leben in der Einsamkeit. Bis der junge Perseus sich aufmacht, das Haupt eines Ungeheuers zu erlangen...

Meine Gedanken zu dem Roman:

Auf dieses Buch habe ich mich sehr gefreut. Ich mag die Romane der Autorin, die sich mit der Neuerzählungen der griechischen Mythologie beschäftigt. Die Geschichte um die Medusa hat mich schon in der Kindheit fasziniert. Die Vorstellung eines Menschen mit Schlangen anstatt Haaren war für mich extrem gruselig. Von dem Roman habe ich erwartet, dass der mich näher der Figur von Medusa bringt, und ihren Charakter, ihre Persönlichkeit offenbart. Doch so nah bringt die Autorin uns der Protagonistin nicht.

In diesem Roman hat Natalie Haynes all die Informationen aus der Mythologie gesammelt, in denen die Medusa auftritt. Alle Charaktere, die irgendwie in der Geschichte mit Medusa in Kontakt treten, kamen zur Sprache. Leider verlor sich dadurch ein wenig der Schwerpunkt. Medusa stand nicht so sehr im Vordergrund, wie sie es verdient hätte. Viele andere Charaktere kamen in Vordergrund, große Rolle spielten zum Beispiel Perseus und Athene. Die Geschichte um die Gorgonen Euryale und Stheno könnte viel ausführlicher sein, da sie unmittelbare Rolle im Leben von Medusa spielten und ihr die Eltern ersetzten. Die Beziehung zwischen den drei Schwestern war sehr bewegend und herzlich. 

Der Leser erfährt die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven, die in knappen Kapitel dargestellt werden. So kommt zwar eine Dynamik in die Erzählung und ein hohes Tempo, doch die tiefere Beziehung zu den Charakteren bleibt ein wenig auf der Strecke. Allerdings, will ich ganz sicher nicht nur kritisieren. Denn meine Kritikpunkte sollen nur kleine Anmerkungen sein. Im Großen und Ganzen ist der Roman lesenswert und interessant. Als Leser erfährt man die grundlegenden Eigenschaften bekannter Gottheiten und Figuren der Erzählungen. Ich hätte mir eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Hauptcharakter gewünscht. Unterhaltsam war der Roman dennoch. Von mir gibt es 4 Sterne.