HERBERT DUTZLER - IN DER SCHLINGE DES HASSES


 

Über den Autor:

Herbert Dutzler, geboren 1958, ist ein österreichischer Lehrer und Schriftsteller. Überwiegend schreibt er Krimis, mit denen er auch bekannt geworden ist. Ich kannte den Autor bis jetzt, bedauerlicherweise nicht, doch nach dem hier vorliegenden Buch, ändert es sich ganz sicher.

Worum es geht:

Leo ist der Hauptcharakter der Geschichte, ein unschuldiges Kind, das in einer Familie aufwächst, die wohl nicht von Frieden und Harmonie gekennzeichnet ist. Sein Vater ist ein ordnungsbesessener, despotischer Fanatiker, Mutter hat zu gehorchen. Der Sohn soll als ein richtiger Kerl aufwachsen, was dem kleinen Leo so gar nicht liegt. Es ist ein stilles, ruhiges Kind, doch es ändert sich. Den Weg des Hauptcharakters in die erwachsene Welt, und in die "Schlinge des Hasses", ist sehr fesselnd beschrieben.

Meine Meinung:

In dem Roman wurde ich mit Dingen, Ansichten, Überzeugungen konfrontiert, mit denen ich kaum Kontakt habe. Außer evtl. in den Nachrichten. Der Autor beginnt überschaubar und langsam über das Leben des kleinen Leo zu berichten. Nach und nach entwickelt sich ein Bild, in dem die Situation skizziert ist, in der das Kind aufwächst. Der Vater, ein Despot, der Ordnung und Männerkraft über alles stellt. Leider respektiert er auch die Frauen nicht, vor allem seine eigene. Die haben schlicht und ergreifend, zu gehorchen und gehören hinter den Herd. In dieser vergifteten Situation wächst der kleiner Leo auf. Die Erziehung trägt Früchte. Als Erwachsener gehört Leo der nazistischen Szene an, und wird von Gedanken des Hasses gegen Fremden beherrscht. Sein Weg ist äußerst spannend zu verfolgen.

Die Geschichte wird in zwei sich abwechselnden Erzählsträngen erzählt: in einem geht es um das Kind Leo und in anderem um den Erwachsenen Studenten Leo. Beide Stränge fand ich gut gelungen und gleich spannend erzählt.

Ich muss aber gleich sagen, dass der Roman gefühlsmäßig nicht einfach zu lesen ist. Ich bin eine emotionale Leserin, und bei diesem Buch kam ich gar nicht aus dem Ärger und Wut auf den Protagonisten raus. Die ganzen 350 Seiten dachte ich, gleich explodiere ich. Aus Hilflosigkeit, dass so etwas passiert, und dass es so nah an der Realität ist. Das schreibe ich der großartigen Fähigkeit des Autors, die Geschichte so lebhaft zu erzählen, dass man quasi in dem Geschehen drin ist. Fassungslos habe ich die Handlung verfolgt. Ein verstörendes Szenario, in dem aufgezeigt wird, wie zerstörerisch, hasserfüllt und vergiftet die Gefühle des Hauptcharakters sind.

Ein sehr gut gelungener Roman, den ich unbedingt weiterempfehlen würde. Die Einblicke in die Welt des hasserfüllten Geistes und die Entwicklung des Protagonisten sind einer Auseinandersetzung mit der Thematik auf jeden Fall wert.

Von mir gibt es 4,5 Sterne

 ANNA KIM - GESCHICHTE EINES KINDES 


 

Kurzbeschreibung: Amazon

In einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Wisconsin bringt im Juli 1953 die zwanzigjährige Telefonistin Carol Truttmann ein Kind zur Welt. Noch in derselben Nacht gibt sie den Jungen zur Adoption frei. Daniel, so sein Name, bleibt in der Obhut eines Sozialdienstes. Bald sehen sich die betreuenden Kinderschwestern mit einem aus ihrer Sicht schwerwiegenden Verdacht konfrontiert: Das Baby scheint, anders als von der Mutter angegeben, nicht »weiß« zu sein, sondern, wie es in der Behördensprache der damaligen Zeit heißt, »indianisch«, »polnisch« oder »negrid« - ein Skandal in einer homogen weißen, den rigorosen Gesetzen der Rassentrennung unterworfenen Gesellschaft. Eine Sozialarbeiterin soll die wahre ethnische Herkunft des Kindes ermitteln. Dazu muss sie allerdings den Vater des Kindes ausfindig machen, dessen Identität die leibliche Mutter nicht preisgeben will …

In Anna Kims Geschichte eines Kindes geht es um die so wirkmächtige wie fatale Idee von »Rasse«, die bis heute nicht nur die Gesellschaft prägt, sondern auch den privaten Raum durchdringt, Familien entzweit, Karrieren verhindert, Lebenswege bestimmt. Klug und berührend erzählt dieser Roman, der auf einer wahren Begebenheit beruht, wie wir aufeinander schauen und was wir glauben, im anderen zu sehen

Um was es geht:

Thematisch gesehen fand ich den Roman unschlagbar. Das, was da Anna Kim dem Leser anbietet, lässt sich erstens nicht so leicht lesen, weil es zu emotional ist, und zweitens klingt der Roman noch lange nach. Man kommt nicht drumherum, als über das Gelesene noch lange nachzudenken. Aber nun zum Inhalt.

Es wird ein uneheliches Kind geboren, das sofort zur Adoption freigegeben wird. Seine Mutter will es nicht. Ab jetzt sind die sozialen Dienste für das Kind zuständig. Doch es gibt ein riesiges Problem für die Behörden. Den zuständigen Beamten ist aufgefallen, dass das Kind nicht »weiß« ist. Was für ein Skandal... Welcher Rasse gehört nun das Kind? Eine große Frage, die einer gründlichen Untersuchung bedarf. In dem Roman benutzt die Autorin absichtlich politisch unkorrekte Worte, und ich möchte die hier in der Rezension nicht wiederholen.

Der Roman schreit von Ungerechtigkeit.

Meine Meinung:

Von der Thematik her hätte der Roman von mir die höchste Wertung bekommen. Die Geschichte ist intelligent, aufwühlend, komplex und bestens geeignet für Diskussionen. Ich hätte das Buch sogar als Schullektüre vorgeschlagen. Ich fand es erschreckend, was in diesen Jahren, die Handlung spielt in den 50er Jahren, als Selbstverständlichkeit galt.

Was für eine Ungerechtigkeit, die mich beim Lesen, regelrecht wütend gemacht hat. Erschreckend fand ich die Suche des Waisenhauses nach Herkunft des Kindes, um es besser vermitteln zu können, damit das Kind „unter seinesgleichen“ aufwachsen kann.

In dem Roman arbeitet Anna Kim mit zwei Erzählarten. Zum einen geht es in der Hälfte des Romans um Akten, also ganz trockene Auszüge aus den Akten, die das Kind betreffen. Zum anderen erfahren wir in dem zweiten Erzählstrang über das Leben des erwachsenen Hauptcharakters. Es ist keine lineare Erzählung, sondern eine Abwechslung verschiedener Stimmen, Gesprächen und Reflexionen. Die Schwierigkeiten als Erwachsener werden in diesem Teil verdeutlicht.

Was mir weniger gefallen hat, war die Mischung aus einem Roman und einer Reportage. Doch ich würde den Roman unbedingt weiterempfehlen. Die Thematik ist wichtig und auch heute aktuell, auch wenn die Worte, die im Roman vorkommen, in der Gesellschaft so nicht mehr vorkommen. Auf jeden Fall in meiner Welt nicht. Und ich hoffe auch sonst nicht.

Diskriminierung und Rassismus in einer bewegenden Geschichte, die auf einem wahren Fall beruht, sollten in der Literatur unbedingt als Thema beleuchtet werden.

Von mir gibt es 4 Sterne.

JAMES FALLON - DER PSYCHOPATH IN MIR


 

 

Der vollständige Titel dieses Buchs lautet:

Der Psychopath in mir: Die Entdeckungsreise eines Neurowissenschaftlers zur dunklen Seite seiner Persönlichkeit


Über den Autor:

James Fallon, geb. 1947, ist preisgekrönter Neurowissenschaftler und seit 35 Jahren Professor für Psychiatrie an der University of California. Sein Spezialgebiet sind die Gehirnstrukturen von Serienmördern. Mit seinem Unternehmen "NeuroRepair" erreichte er einen entscheidenden Durchbruch in der Stammzellenforschung. Er ist seit 45 Jahren verheiratet und hat drei Kinder.

Über das Buch:

Der Neurowissenschaftler James Fallon ist überzeugt, dass die genetische Veranlagung, und nicht das soziale Umfeld, den Charakter eines Menschen prägt. Er hat schon einige Zeit an den Hirnscans von verurteilten Psychopathen gearbeitet, und hat einige signifikante Merkmale im Gehirn festgestellt, die allen Psychopathen eigen waren.

Doch als er an der Alzheimer Studie gearbeitet hat, fiel ihm ein anonymisierter Scan auf, der alle Merkmale eines Mörders aufwiesen. Als es sich später herausgestellt hat, dass dieser Gehirnscan sein eigener war, war die Überraschung groß und auch die Verwirrung. Denn der Wissenschaftler James Fallon war in keinster Weise auffällig. So kam es dazu, dass er seine ursprüngliche These widerlegen musste, und neue Aspekte, die diese Ergebnisse erklärten, suchen. Die Erkenntnis, dass wohl die äußeren Einflüsse ihn persönlich davon abgehalten haben, zu einem Psychopathen zu werden, stellten seine bisherigen Erkenntnisse auf den Kopf, und er musste vom Neuen anfangen.

In dem vorliegenden Buch geht der Autor diesen Erkenntnissen nach und versucht anhand seiner autobiografischen Geschichte den Zugang zu den medizinischen Ergebnissen zu finden. Er untersucht seine Lebensgeschichte unter dem Aspekt der Psychopathie, seine Ahnengeschichte, die ehrlich gesagt, nicht ohne ist. Unter anderem geht er auch philosophischen und ethischen Fragen nach: Kann man einen Psychopathen ändern, und wie viel Einfluss auf die Entwicklung eines möglichen Psychopathen die Umwelt und Familie haben.

"Der Psychopath in mir" ist in erster Linie ein Sachbuch, das ermöglicht, tiefere Einblicke in die Welt der Psychopathie und auch sonstigen anderen psychischen Störungen zu bekommen. Interessant und auch spannend geht der Autor mit dem Thema um. Ich finde, dass das Buch auch für interessierte Laien sich gut geeignet ist. Der Blickwinkel der Untersuchung: ein genialer Wissenschaftler, der sich selbst erforscht, ist durchaus sehr interessant. Ich würde das Buch gern weiterempfehlen.

Von mir gibt es 4 Sterne.

 YAEL INOKAI - EIN SIMPLER EINGRIFF


 

 

Kurzbeschreibung: (Amazon)

Ein neuartiger Eingriff soll Frauen von ihren psychischen Leiden befreien. Doch ist das menschenwürdig? Eine Geschichte von Emanzipation, Liebe und Empathie. - Auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2022

Meret ist Krankenschwester. Die Klinik ist ihr Zuhause, ihre Uniform trägt sie mit Stolz, schließlich kennt die Menschen in ihrem Leiden niemand so gut wie sie. Bis eines Tages ein neuartiger Eingriff entwickelt wird, der vor allem Frauen von psychischen Leiden befreien soll. Die Nachwirkungen des Eingriffs können schmerzhaft sein, aber danach fängt die Heilung an. Daran hält Meret fest, auch wenn ihr langsam erste Zweifel kommen.

„Ein simpler Eingriff“ ist nicht nur die Geschichte einer jungen Frau, die in einer Welt starrer Hierarchien und entmenschlichter Patientinnen ihren Glauben an die Macht der Medizin verliert. Es ist auch die intensive Heraufbeschwörung einer Liebe mit ganz eigenen Gesetzen. Denn Meret verliebt sich in eine andere Krankenschwester. Und überschreitet damit eine unsichtbare Grenze.

Meine Meinung:

Yail Inokai bietet in diesem schmalen Buch, das nur knapp 200 Seiten hat, eine komplexe, gesellschafts- und menschlich wichtigen Plot. Da bin ich auch schon gleich bei dem ersten Punkt, den ich mir anders wünschen würde. Der Roman hätte umfangreicher sein können, um auf alle Aspekte, Fragen, Figuren, Entwicklungen besser eingehen zu können. Allerdings muss ich zum Lob der Autorin sagen, es ist kein Muss, denn sie hat die Thematik wunderbar auch auf 200 Seiten beleuchtet. Den Rest sollte der Leser sich selbst denken oder auch bei passenden Gelegenheit mit Gleichgesinnten ausdiskutieren.

Meret ist die Hauptprotagonistin des Romans, vom Charakter her mir sehr sympathisch: folgsam, fleißig, empathisch, nachdenklich, intelligent, sehr gut bei ihren Aufgaben als Krankenschwester. In der Psychiatrie, wo sie arbeitet, wird eine Hirnoperation praktiziert, um das störende Verhalten von Frauen in der Gesellschaft, zu eliminieren. Vermutlich ist die Lobotomie gemeint. Erschreckende Vorstellung, doch emotional lässt die Autorin für den Leser einen Spielraum. Die Gefühle werden nicht vorgegeben. Und dennoch kochte ich als Leserin vor Wut, dass es so war, wie es war.

Eine zarte Liebesgeschichte zwischen zwei Krankenschwestern, die ein Zimmer gemeinsam bewohnen, findet auch statt. Und es ist deutlich, dass es zu dieser Zeit noch keine Selbstverständlichkeit war, wenn zwei Frauen sich liebten. Eine zarte, vorsichtige Beziehung, die zum Nachdenken bringt.

Mit großem Feingefühl spricht die Autorin über Dinge, die der damaligen (was zum Teil auch heute noch ein Thema ist) Gesellschaft nicht passen, über Charaktereigenschaften der Frauen, die eliminiert werden müssen. Sehr behutsam behandelt sie die großen wichtigen Themen, ohne große Emotionalität, doch der Leser erlebt die ganze Palette der Gefühle. Wut, Ungerechtigkeit, Hoffnung. Eine sehr bewegende und nachdenklich stimmende Geschichte. Unbedingt lesenswert. Ich würde es gern empfehlen.

Von mir gibt es 4 Sterne.

SPIT LIZE - ICH BIN NICHT DA


 

 

Kurzbeschreibung: Amazon

Nach ihrem aufsehenerregenden Debüt »Und es schmilzt« ist Lize Spits zweiter Roman noch nervenzerreißender, noch emotionaler und noch persönlicher.
Leo ist seit zehn Jahren mit Simon zusammen. Er ist der wichtigste Mensch in ihrem Leben, und viele andere sind da auch nicht. Eines Nachts kommt Simon wie ausgewechselt nach Hause, völlig überdreht, mit neuer Tätowierung, neuen Freunden, neuen Zukunftsplänen. Er schläft immer weniger und wird zunehmend paranoid. Eine manische Episode hat Leos große Liebe fest im Griff. Als sie begreift, wozu Simon jetzt fähig ist, ist es vielleicht zu spät. Zu lange hat Leo alles für ihn aufs Spiel gesetzt. Nun bleiben ihr genau elf Minuten, um eine Tragödie zu verhindern, die nicht nur ihr Leben für immer verändern würde.
Ein Roman über eine junge Frau, die zusehen muss, wie ihre große Liebe von einer psychischen Krankheit geradezu verschlungen wird. 

Meine Meinung:

Die Autorin dieses Romans hat mich schon einmal in meinem Leseleben sehr überrascht. Ich spreche von dem Buch "Und es schmilzt" - der Schock saß damals tief.

Auch diesmal fand ich recht schnell einen Einstieg in die Geschichte. Es wird erzählt über das Leben und die Beziehung eines jungen Paars. Die beiden sind schon über 10 Jahre zusammen, als eine gewisse Veränderung im Umgang miteinander stattfindet. Und nicht nur das, der Partner von Leo beginnt sich anders als gewohnt zu verhalten. Alles fängt an einem frühen Morgen an. Simon verblieb die ganze Nacht woanders, ohne Bescheid zu sagen, was ungewöhnlich ist, als er nach Hause kommt, hat er ein neues Tattoo und redet in einer Art, die der Leo nicht bekannt ist. Lange Zeit versteht sie nicht, was mit ihrem Partner los ist. Und was noch auf die beiden zukommt, erfährt man aus dem spannenden Roman von Lize Spit.

Als Leser kann man relativ schnell dahinter schauen, was mit dem Hauptcharakter nicht stimmen sollte. Es ist eine Geschichte der bipolaren Störung, einer Psychose, mit all den Gefahren, die so eine Erkrankung in sich birgt. Die Story entwickelt sich nach und nach. Der Spannungsbogen dabei steigt kontinuierlich und bleibt auch auf dem hohen Niveau.

Was ich auch sehr positiv fand, ist die Tatsache, dass die Autorin tiefe Einblicke in den Alltag des Paares, in die Beziehung untereinander, in ihr Umgang miteinander, ermöglicht. Diese Untersuchung der Zustände, ob Protagonisten oder der Handlung, ermöglichen dem Leser einen unbeschönigten und detaillierten Einblick in so ein mögliches Szenario.

Jedoch muss man als Leser unbedingt vor Augen halten, dass jede psychische Erkrankung sehr individuell ist, auch wenn es womöglich Parallelen gibt, so ist doch jedes Individuum anders, somit auch andere Reaktionen und Handlungen.

Eine dramatische Geschichte mit Tiefgang erschütternd und mitnehmend. Tabus brechen, scheint die Spezialität der Autorin zu sein. Ich finde es gut. 

Würde den Roman nicht nur Angehörigen oder Betroffenen (wobei man an Trigger denken sollte) empfehlen, sondern auch allgemein Lesern, die sich mit dem Thema bipolare Störungen und Psychosen auseinandersetzen wollen. Außerdem ist es ein recht spannender Roman.

Von mir gibt es 4,5 Sterne.

 ESCHBACH ANDREAS - FREIHEITSGELD


 

Worum es geht:

Europa in der nahen Zukunft, noch 40 Jahre und wir sind in der Handlung des neuen Romans von Andreas Eschbach. Die Digitalisierung ist weit geschritten, wie auch die Robotik. Viele Berufe und Aufgaben des täglichen Lebens werden nicht mehr von Menschen ausgeführt, sondern von Robotern. Die haben Arbeiter in Fabriken ersetzt und auch Lieferanten der Post, Essensketten usw. nur um ein paar Beispiele zu nennen. Die Politiker haben das Freiheitsgeld eingeführt. Die Menschen müssen im Prinzip nicht mehr arbeiten, denn die bekommen ein Unterhaltungsgeld, das zum Überleben reicht. Nur weniger können sich ein Job finden, und kommen dadurch in Genuss des Lebens in s.g. Oasis, wo alles deutlich schöner, komfortabler und ansprechender ist. Als der Politiker, der das Freiheitsgeld vorgeschlagen hat, tot aufgefunden wird, fängt die eigentliche Handlung des Romans an.

Meine Meinung:

Dies ist ein gesellschaftskritischer Roman von Andreas Eschbach, der in meinen Augen auch ausgezeichnet gelungen ist. Von der Thematik her sehr interessant, und auch gut vorstellbar, was die Zukunft in unserem Land betrifft. Zwar nicht nahe Zukunft, aber doch reale Vorstellung. Bedienungsloses Grundeinkommen kommt jetzt schon häufiger zur Sprache, also, ist der Gedanke der Realität gar nicht mal so weit entfernt. Ob das gut ist oder weniger, welche Chancen es bietet, und welche Nachteile, das beleuchtet der Autor in seinem Buch so nebenher. Die Grundthematik ist ein spannender Krimi, wo es um einen tot aufgefundenen Politiker, s.g. Vater des Freiheitsgeldes geht, und die Umstände, die zu diesem Tod geführt haben. Die Suche nach der Wahrheit nimmt den größten Teil des Romans ein. Die Nebenhandlungen und die Protagonisten mit ihren Familien, Partner, privaten Leben spielen die andere große Rolle in diesem umfangreichen Roman. Mir hat es sehr gut gefallen, die Personen in ihrer Entwicklung zu beobachten. Auch das Hauptthema des Romans, die für mich, eine sozialkritische Frage darstellt, hat mich sehr beschäftigt. Ein Buch zum Nachdenken, und dabei so spannend und unterhaltsam geschrieben. Sehr zu empfehlen.

Von mir gibt es für diesen Roman 4,5 Sterne. Ich habe mich sehr gefreut erneut ein spannendes Buch von einem fähigen Autor zu lesen.

ENZENSBERGER THERESIA - AUF SEE



"Auf See" ist ein komplexer Roman, der wichtige Fragen aufwirft. Geschrieben ist der jedoch so zugänglich, dass man als Leser den Geschehnissen wunderbar folgen kann. 

In dieser Geschichte geht es um zwei Hauptdarstellerinnen: ein junges Mädchen Yada, das mit ihrem Vater und der restlichen Gemeinschaft auf einem Inselstaat lebt und so gut wie gar nichts von der Welt sieht. Und andererseits, um eine erfolgreiche Künstlerin Helena, der der Erfolg ohne großes Zutun zufliegt. Als letzter Erzählstrang sollte man die Kapitel unter dem Titel „Archiv“ erwähnen. Nicht uninteressant, aber auch nicht wirklich notwendig für die Geschichte.

Gleich zum Anfang möchte ich sagen, dass mir kein einziger Darsteller dieser Geschichte sympathisch war. Die emotionale Bindung zu den Charakteren hat sich nicht ergeben. Mit einem distanzierten Blick habe ich das Tun und Machen der Protagonisten verfolgt. War vielleicht auch die Absicht der Autorin? Doch für meine Vorlieben war in dem Roman zu wenig emotionale Präsenz der Protagonisten.

Dieser Roman ist ein Versuch einer bestimmten Zukunftsvision. So wie in den letzten Jahren zahlreiche Romane zu diesem Thema erscheinen sind. Anscheinend, macht die Frage, was uns in der nächsten Zukunft erwartet, vielen Menschen, wie auch den Autoren Sorge. Ich finde es gut, dass jeder versucht es auf seine Art und Weise, die Thematik darzustellen und zu verarbeiten. Die wichtigste Frage des Romans ist wohl: Wie geht jeder Einzelner damit um, dass die Umwelt sich so sehr verändert hat. Die Welt zerfällt, was mache ich?

Dystopien erscheinen in den letzten Jahren zur Genüge. "Auf See" ist nicht die beste davon, meiner Meinung nach. Man kann den Roman sehr gut lesen, und auch mit Interesse, doch es fehlt an Spannung. Es fehlt an dem Gefühl: Ich will unbedingt wissen, wie es weiter geht.

Außerdem fand ich etwas schade, dass der Erzählstrang „Archiv“ etwas in den Hintergrund gedrängt worden ist. Dabei kann man die Autorin für die gute Recherche nur loben.

Ein kleiner Kritikpunkt, der hinzukommt ist das Gendern in dem Roman. Es stört den Lesefluss.

Ich würde das Buch an Interessierte weiterempfehlen. Es ist bekannt, dass ich als Leserin einen starken emotionalen Bezug zu den Protagonisten habe, bei manchen Lesern spielt der keine Rolle. Also, auf jeden Fall selbst ausprobieren. Das Buch lohnt sich.

Von mir 3 Sterne. 

 

 ANDREAS SUCHANEK - INTERSPACE ONE


 

Wenn ich einen guten Science-Fiction-Roman lese, fasziniert mich das Betrachten des Sternenhimmels noch mehr, als sonst.

Über den Autor:

Andreas Suchanek, 1982 geboren, veröffent­licht seit zehn Jahren in den Genres Science-Fiction, Fantasy, Krimi, Kinderbuch und Lovestory. Der in Karlsruhe lebende Autor verfasste schon in seiner Jugend eigene Geschichten und Romane.

Ich kannte den Namen bis jetzt noch nicht, aber da er einiges schon veröffentlicht hat, werde ich nach weiteren Bücher von Andreas Suchanek Ausschau halten. Nicht uninteressant ist auch, dass der Autor den Deutschen Phantastik Preis gewonnen hat.

Worum es geht:

Es geht um die ferne Zukunft. Die Handlung spielt sich im Jahr 3486 ab. Das Raumschiff ist auf einer Erkundungsmission, die Mahnschaft ist als digitale Version in den Klonkörpern auf der Reise. Als das Schiff landet, erwacht der Commander Liam als Erster und merkt sogleich, dass etwas nicht stimmt. Das Raumschiff hat den Zielort nicht erreicht. Es ist offensichtlich, dass es ein Saboteur sich auf dem Raumschiff befindet, der eine ganze Menge inzwischen angerichtet hat. Ist es jemand aus eigenen Reihen...

Meine Meinung:

Es ist erstaunlich, wie es einem Autor von Science Fiction Romanen gelingt, in diesen Zukunftsdimensionen zu denken. Der vorliegende Roman gehört mit Sicherheit zu dem Hard Core. Doch ich muss an dieser Stelle sagen, dass der absolut verständlich geschrieben ist, für jeden Leser, auch ungeübten. Was mich so fasziniert an der Erzählweise hat, jedes 3-4 Wort war aus dem Bereich Zukunftstechnologie oder Zukunftsvision. Wie schafft man das bloß, sich so eine Story auszudenken? Das meine ich auf jeden Fall positiv, denn dieser Geschichte hat mich voll und ganz überzeugt.

In diesem Genre treffe ich nicht immer auf ein Buch, das mich in allen Aspekten staunen lässt. Die Charaktere waren lebendig und bildhaft dargestellt. Die Eigenheiten der Person wurden mit wenigen Worten ausgearbeitet und im Laufe der Handlung gut entwickelt. Besonders gut fand ich in dieser Hinsicht, dass dem Autor auch guter Humor nicht fehlt. Ich musste einige Male schmunzeln, wenn ich über den Doktor der Besatzung las. Hervorragende Idee war es, ihn so erscheinen zu lassen, leider kann ich hier nicht ins Detail gehen.

Auch die Liebesgeschichte am Rande fügte sich absolut harmonisch in das Geschehen.

Die Grundidee zu diesem Roman ist nicht neu, doch die Umsetzung ist mehr als überzeugend. Ich habe mich keine Minute lang gelangweilt. Die Geschichte bietet eine Menge Wendungen, sobald man denkt, jetzt gibt es Sicherheit für die Crew, schon geht es weiter mit neuen Herausforderungen. Gut gefallen hat mir, dass die Protagonisten nicht als allmächtige Superhelden dargestellt worden sind, sondern durchaus verletzbar sind. Der Roman ist von einem hohen Tempo, mit vielen actionreichen Szenen. Es gibt keine Einlesezeit, man wird als Leser sofort in das Geschehen hineingezogen, was ich persönlich super fand.

Was mir noch sehr gut gefallen hat, waren die ernsten Themen, die der Autor mit diesem Roman anspricht. Klonen, Digitalisierung des Bewusstseins, Verlängerung des Lebens und noch einiges mehr... Es gab einiges zum Nachdenken.

Sehr spannendes Buch, das ich nicht nur den Lesern von Science Fiction empfehlen kann, sondern auch solchen, die das Genre kennenlernen möchten. Verständlich und fesselnd erzählt, mit vielen Emotionen. Ausgezeichnete Lektüre, hat mir sehr gut gefallen. Jetzt suche ich mir weitere Werke des Autors raus. Die möchte ich auch lesen.

Von mir gibt es 4,5 Sterne.

LÖFFLER, RAINER - DIE BLUTLISTE


 

Kurzbeschreibung: (Amazon) 

In einem Grab auf einem Kölner Friedhof wird die Leiche eines ermordeten, entsetzlich entstellten Mannes entdeckt. Die junge Frau, die dort eigentlich liegen sollte, ist verschwunden. Auch sie war das Opfer einer Bluttat. Fallanalytiker Martin Abel wird nach Köln beordert und vermutet einen Zusammenhang zwischen den Fällen. Er findet heraus, dass
Spuren auf einen lange zurückliegenden Mord weisen - und dass der Schlüssel zur Klärung des aktuellen Falls in der Familie dieses allerersten Mordopfers liegen muss.
Aber dann wird ein weiterer verstümmelter Toter in einem fremden Grab gefunden, und Abel erkennt, dass das nächste Opfer schon auf der Liste steht. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt ...

Meine Meinung:

Für mich gehört Rainer Löffler zu den besten Autoren dieses Genre in Deutschland.

Und wenn ich mit einem Wort den vorliegenden Thriller beschreiben müsste, würde mir das Wort „komplex“ einfallen. Die Geschichte zu diesem Buch der Reihe ist vielschichtig und verflochten. Gegen Mitte des Romans kommen Aspekte hinzu, mit denen man als Leser von Anfang an, auf gar keinen Fall gerechnet hat. Dieser Teil der Reihe ist vollgepackt mit Abgründen menschlicher Grausamkeit.

An dieser Stelle eine Warnung: Denn "Die Blutliste" ist alles andere als harmlos. Man sollte schon ein geübter Thrillerleser sein, um mit den Beschreibungen der Grausamkeiten zurechtzukommen.

Man wird als Leser hineingezogen in die Abgründe menschlicher Perversitäten. Ich habe das Gefühl, dass dieser Teil der Reihe besonders grausam war. Spannend war der Fall jedoch ohne jeden Zweifel.  Allerdings fand ich einen Erzählstrang überflüssig: Die Geschichte mit dem Wolf. Außerdem zogen sich manche Dialoge und Beschreibungen in die Länge.

Was ich allerdings bei dem Autor immer wieder bewundere, so auch diesmal, ist seine Fähigkeit, mit wenigen Sätzen einen Charakter zu skizzieren.  Dabei geht es nicht unbedingt um die Hauptcharaktere, denn die kennen und lieben wir schon. Aber die Nebendarsteller so vorzustellen, dass man mit wenigen Worten schon eine Person sich dahinter vorstellen kann, das finde ich sehr gekonnt.

Die Schreibweise von Rainer Löffler ist sehr ansprechend, intelligent und flüssig zu lesen.

Dieser Roman ist nicht nur für die Liebhaber von dem Autor zu empfehlen. Allerdings würde ich ans Herz legen, die Reihe unbedingt der Reihe nach, zu lesen. So hat man mehr davon. 

Von mir bekommt der Roman 4 Sterne.