Glattauer, Daniel - Die spürst du nicht


Kurzbeschreibung:

Die Binders und die Strobl-Marineks gönnen sich einen exklusiven Urlaub in der Toskana. Tochter Sophie Luise, 14, durfte gegen die Langeweile ihre Schulfreundin Aayana mitnehmen, ein Flüchtlingskind aus Somalia. Kaum hat man sich mit Prosecco und Antipasti in Ferienlaune gechillt, kommt es zur Katastrophe.

Was ist ein Menschenleben wert? Und jedes gleich viel? Daniel Glattauer packt große Fragen an in seinem neuen Roman, der einen nicht mehr loslässt und in dem er all sein Können ausspielt: spannende Szenen, starke Dialoge, Sprachwitz. Dabei zeichnet Glattauer ein Sittenbild unserer privilegierten Gesellschaft, entlarvt ihre Doppelmoral und leiht jenen seine Stimme, die viel zu selten zu Wort kommen.

Gelesen von Tessa Mittelstaedt und Steffen Groth.

8 Stunden und 46 Minuten

Ungekürzte Ausgabe

Gekonnt vorgetragen. Mit der passenden Betonung an richtigen Stellen, ohne aufdringlich zu sein. Als Hörer hat man die Möglichkeit, sich selbst zu entscheiden, was man dabei fühlt.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Daniel Glattauer ist mit seinen Romanen "Gut gegen Nordwind" und der Fortsetzung dieses Romans allgemein bekannt geworden. Diese Bücher zählen bis heute noch zu den Bestsellern und werden gerne gelesen. Seine lockere, unbeschwerte Art hat diese Geschichten gezeichnet. Mit der gleichen Art zu erzählen hat sich der Autor diesmal ein schwieriges, komplexes, politisches und gesellschaftliches Thema vorgenommen. In meinen Augen hat es nur bedingt funktioniert.

In dem Roman "Die spürst du nicht" geht es um zwei gut situierten, erfolgreichen Familien, die in der Gesellschaft bekannt sind und wichtige Posten besetzen auf der einer Seite und um eine Flüchtlingsfamilie aus Somalia auf der anderen. Die Tochter der etablierten Politikerin der Grünen lädt zu dem Urlaub in der Toskana ihre, sogenannte Freundin Aayana. Die Eltern des Mädchens freuen sich sehr über die Einladung und erlauben der Tochter mitzufliegen. Alles fängt sonnig, fröhlich und entspannt an. Doch die Stimmung ändert sich sehr bald, denn es kommt zu einer Katastrophe, die das Leben aller Beteiligten verändert.

Die Thematik des Romans fand ich ansprechend, die Situation an sich könnte auch in der Realität vorkommen, daher wirkt die Vorstellung, dass dies Realität sein könnte, um so eindringlicher. Doch die lockere Art des Erzählens passt meiner Meinung nach zu dem Hauptthema des Romans gar nicht. Außerdem fand ich die klischeehafte Erzählung nicht so gut gelungen. Wobei ist dazu sagen muss, dass manche Geschichte ohne Klischees nicht auskommen, denn die gehören zu dem Leben, zu der Realität. Dass die Flüchtlingsfamilie arm ist, kaum über Deutsch-Kenntnisse verfügt und einen starken familiären Zusammenhalt hat, ist zwar ein Klischee, doch entspricht auch häufig der Tatsache. Wie auch, dass die Familie der bekannten Politikerin über das nötige Kleingeld verfügt und wenig Kenntnis über das Leben der Menschen, die der unteren Schicht angehören, hat.

Was den Roman ausmacht, sind die Gedankengänge und Emotionen aller Beteiligten, die Beziehung zu den Flüchtlingen, die Beziehungen untereinander. Was mir dabei gefehlt hat, ist die emotionale Tiefe. Alles an sich war stimmig und richtig, doch der Roman bei so einer Thematik hätte einschlagen sollen wie eine Bombe, und das tat er nicht. Ich hätte mir mehr Intensität gewünscht, was allerdings auch mit persönlichen Vorlieben zusammen hängen kann. Mir war die Geschichte zu kalt. Dennoch interessant, wie der Autor mit dem Thema umgeht. Hörenswert fand ich die Geschichte auf jeden Fall.

Von mir gibt es 3,5 Sterne und eine Empfehlung.


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