Reimer, David - Das Uranus Leuchten. Der Marker
Das Uranusleuchten, der zweite Band der Marker-Reihe von David Reimer, überzeugt vor allem durch seine ruhige Intensität und die konsequente Weiterentwicklung der bereits bekannten Welt und Figuren. Der Roman nimmt sich Zeit, Themen wie Verantwortung, Identität und den Einfluss moderner Technologie auf den Menschen zu vertiefen, ohne dabei seine erzählerische Klarheit zu verlieren. Reimer bleibt seinem reflektierten, leicht melancholischen Stil treu, der gut zur nachdenklichen Grundstimmung der Geschichte passt.
Besonders positiv fällt erneut der Hauptcharakter John Cole auf. Er ist sympathisch, glaubwürdig und in seinen Entscheidungen gut nachvollziehbar. Seine inneren Konflikte wirken nicht konstruiert, sondern ergeben sich aus den Erfahrungen der vorherigen Ereignisse. Auch die Nebenfiguren der Romanreihe gewinnen weiter an Profil und Tiefe; Beziehungen verändern sich, Vertrauen wird hinterfragt, der Konflikt mit dem Konkurrenten Glenn wird massiv und frühere Handlungen haben spürbare Konsequenzen. Genau diese Kontinuität macht die Reihe so stimmig.
Ein zentrales und gelungenes Element ist die Rolle der KI. Sie wird stellenweise eindimensional dargestellt, doch strickt verfolgend eigener Logik. Die daraus entstehenden Fragen nach Kontrolle, Abhängigkeit und Verantwortung sind spannend umgesetzt und verleihen dem Roman eine aktuelle, fast philosophische Ebene, ohne den Lesefluss zu stören.
Kritisch anzumerken ist, dass sich der mittlerer Teil etwas zieht.
Insgesamt ist Uranusleuchten eine starke, atmosphärische Fortsetzung, die weniger auf schnelle Effekte setzt, dafür aber mit Tiefe, Charakterentwicklung und thematischer Relevanz punktet. Der Roman belohnt geduldige Leserinnen und Leser mit einem intensiven Finale und macht neugierig auf die weitere Entwicklung der Marker-Reihe.
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