Koontz, Dean R. - Der Geblendete

  „Der Geblendete“ von Dean Koontz ist ein ungewöhnlich vielschichtiger Roman, der Thriller-Elemente mit metaphysischen und emotionalen Themen verbindet. Statt einer geradlinigen Spannungsgeschichte entfaltet Koontz ein weit verzweigte Erzählung, die sich über viele Jahre erstreckt und mehrere Figurenleben miteinander verknüpft. Im Mittelpunkt stehen der blinde Junge Bartholomew Lampion, der eine besondere, nahezu übernatürliche Wahrnehmung besitzt, und der psychopathische Mörder Junior Cain, dessen wahnhafte Obsession ihn unaufhaltsam auf den Jungen zusteuern lässt. Koontz setzt stark auf Charaktertiefe und Atmosphäre: Die guten Figuren sind warm, menschlich und von Hoffnung getragen, während das Böse in Cain mit erschreckender Klarheit und Kälte dargestellt ist. Gleichzeitig durchzieht eine spirituelle, fast poetische Note den Roman, die sich in Bartys Fähigkeiten und der Frage nach Schicksal und Parallelwelten zeigt.

Der Roman ist erzählerisch reich, manchmal ausufernd, aber emotional eindringlich. Wer eine knappe, rein spannungsorientierte Handlung erwartet, wird den breiten Aufbau womöglich als langatmig empfinden, doch Leser, die sich auf die Mischung aus Thriller, Familiendrama und metaphysischer Dimension einlassen, erhalten eine berührende und ungewöhnliche Geschichte. „Der Geblendete“ überzeugt vor allem durch seine atmosphärische Dichte, seine moralische Tiefe und die stille Hoffnung, die er selbst in dunklen Momenten bewahrt

Keine Kommentare: