Makkai, Rebecca - Die Optimisten
Rebecca Makkai hat mit Die Optimisten einen tief bewegenden,
vielschichtigen Roman geschaffen, der zwei Zeitebenen miteinander
verknüpft und das Schicksal einer Generation inmitten der Aids-Krise
einfängt. Der Roman spielt einerseits im Chicago der 1980er Jahre und
andererseits im Jahr 2015 – zwei Welten, die durch Verlust, Erinnerung
und das Bedürfnis nach Verständnis miteinander verbunden sind.
Im
Mittelpunkt des ersten Erzählstrangs steht Yale Tishman, ein junger
Mann, der in einer Kunstgalerie arbeitet und eine monogame Beziehung
führt. Er bewegt sich in der schwulen Szene Chicagos zu einer Zeit, als
die Aids-Epidemie unaufhaltsam um sich greift. Während Yales Karriere in
der Kunstwelt Fahrt aufnimmt, zerbricht sein persönliches Umfeld
langsam unter der Last der Krankheit. Freunde werden krank, sterben,
werden stigmatisiert und von der Gesellschaft im Stich gelassen. Makkai
gelingt es hier, die Atmosphäre jener Jahre eindringlich einzufangen:
die Angst, das Wegsehen der Politik, die Wut über die Gleichgültigkeit
der Öffentlichkeit – aber auch den Mut, die Solidarität und die Nähe,
die innerhalb der Community entstand.
Der zweite Erzählstrang
führt ins Jahr 2015: Fiona, die Schwester eines von Aids verstorbenen
Freundes Yales, reist nach Paris, um ihre entfremdete Tochter zu suchen.
Gleichzeitig ist sie mit den Schatten ihrer Vergangenheit konfrontiert.
Diese Handlungsebene beleuchtet die langfristigen Folgen der Aids-Krise
– die Traumata, die die Überlebenden mit sich tragen, und das
schwierige Verhältnis zwischen Erinnerung und Weiterleben.
Makkai
schreibt mit großem Respekt und historischer Genauigkeit, doch ihr Stil
ist eher distanziert und ruhig, was dem Buch trotz seines emotionalen
Themas eine gewisse Zurückhaltung verleiht. Gerade im Teil um Yale
entfaltet diese Nüchternheit jedoch eine starke Wirkung: Sie lässt die
Tragödie umso realistischer erscheinen. Der Fiona-Strang dagegen wirkt
weniger interessant.
Trotz einiger Längen ist Die Optimisten ein
gutes Werk über Verlust, Liebe, Freundschaft und Erinnerung. Besonders
eindrucksvoll ist, wie Makkai das persönliche Leid ihrer Figuren mit dem
gesellschaftlichen und politischen Kontext verbindet.
Am
stärksten ist der Roman, wenn er bei seinen Figuren bleibt: in den
Momenten der Trauer, der Fürsorge, der kleinen Gesten des Überlebens.
Weniger überzeugend sind die Passagen, in denen die Autorin zu viel
erklären will oder sich in Nebenhandlungen verliert. Dennoch überwiegt
der Eindruck eines sorgfältig komponierten, bewegenden Buches, das
lange nachhallt.
Die Optimisten ist kein lauter, aber ein
eindringlicher Roman – traurig, klug und menschlich. Leider zum Teil
etwas trocken und distanziert. Trotz der kleinen Kritikpunkten jedoch
gut lesbar.
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