Picoult, Jodi/Boylan, Jennifer Finney - Wildhonig
Wildhonig erzählt die Geschichte von Olivia McAfee, die nach
einer gewalttätigen Ehe in ihre Heimatstadt in New Hampshire zurückkehrt
und dort den Imkereibetrieb ihres Vaters weiterführt. Ihr Sohn Asher
findet sich schnell ein und verliebt sich in die neue Mitschülerin Lily –
ein stilles, sensibles Mädchen, das ebenfalls versucht, mit einer
schwierigen Vergangenheit klarzukommen. Als Lily unter tragischen
Umständen stirbt und Asher in den Fokus der Ermittlungen gerät, gerät
Olivias mühsam aufgebautes neues Leben ins Wanken. Während eines lange
andauernden Gerichtsverfahrens wird Schicht um Schicht offengelegt,
welche Geheimnisse in beiden Familien verborgen liegen und wie wenig
selbst eine Mutter über ihr eigenes Kind wirklich wissen kann.
Der
Roman verbindet emotionale Familiengeschichte mit gesellschaftlich
relevanten Themen, wie beispielsweise Identitätfragen und
Herausforderungen einer Trans Person. Die Abschnitte über die Bienen und
die Imkerei schaffen zusätzlich eine atmosphärische Ebene, die Olivias
Lebensumfeld und ihre innere Welt widerspiegelt.
Erzählerisch
überzeugt Wildhonig durch seine vielschichtigen Figuren und die genaue
Beobachtung menschlicher Beziehungen. Gleichzeitig fällt auf, dass sich
bestimmte Motive und Gedanken wiederholen und dadurch das Tempo
gelegentlich abfällt, besonders im juristischen Mittelteil. Der Roman
bleibt aber trotz dieser Längen durchaus spannend, weil er moralische
Fragen aufwirft, die nicht einfach zu beantworten sind.
Insgesamt
ist Wildhonig ein berührender, klug aufgebauter Roman über
Mutterschaft, Schuld, Identität und die Suche nach Wahrheit. Die
Mischung aus Familien- und Gerichtsdrama sowie der liebevoll
eingearbeitete Bezug zur Natur geben dem Buch eine besondere Intensität,
die lange nachwirkt.
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