Fitzek, Sebastian - Der Nachbar
Der Nachbar von Sebastian Fitzek ist ein Thriller, der einen ohne jede Vorwarnung mitten in die Handlung schleudert. Bereits auf den ersten Seiten wird man von einer brutalen, schockierenden Szene getroffen, die den Ton des gesamten Romans festlegt. Fitzek verzichtet auf langsame Annäherungen oder atmosphärische Vorspiele und setzt stattdessen auf unmittelbare Konfrontation. Dieses schnelle, harte Anziehen des Tempos sorgt dafür, dass man sofort im Sog der Geschichte gefangen ist.
Die Stärke des Buches liegt vor allem in seiner konsequent gehaltenen Spannung. Fitzek konstruiert eine Handlung, die dicht, energiegeladen und immer wieder überraschend ist. Die Kapitel wirken oft wie Schlaglichter – kurz, präzise und so angelegt, dass man ständig weiterblättern will. Die Story funktioniert weniger über emotionale Tiefe oder psychologische Feinzeichnung, sondern über den reinen Druck, der durch permanente Wendungen, Enthüllungen und extreme Situationen entsteht. Es ist ein Thriller, der fast körperlich spürbar bleibt, weil er kaum Pausen zulässt.
Trotzdem gibt es einen kleinen Punkt, an dem der Roman kurz ins Stocken gerät. Im mittleren Teil lässt die Spannung für einige Kapitel nach. Die Handlung wirkt dort etwas gedehnt, einzelne Szenen wiederholen bereits angedeutete Muster und der Drive, der am Anfang so intensiv ist, flacht für einen Moment ab. Dieser Abschnitt nimmt dem sonst so straffen Erzählen etwas Schwung, bevor das Buch im letzten Drittel wieder deutlich anzieht und mit hohem Tempo auf seinen Höhepunkt zusteuert.
Am Ende bleibt der Eindruck eines sehr kraftvollen, temporeichen Thrillers, der ohne Anlauf beginnt und sich mit nur geringem Durchhänger nahezu durchgehend fest in der Aufmerksamkeit des Lesers verhakt. Fitzek zeigt hier einmal mehr, wie gut er Spannung nicht nur aufbaut, sondern auch über weite Strecken trägt. Das Ende bietet noch mal einen Aspekt, der für viele Spekulationen offen ist. Ein guter, lesenswerter Fitzek.
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