Berest, Anne - Die Postkarte

Über die Autorin:

Anne Berest wurde 1979 in Paris geboren. Sie arbeitete als Schauspielerin, Regisseurin und gab eine Theaterzetischrift heraus, bevor sie 2010 ihren ersten Romanveröffentlichte, ›Traurig bin ich schon lange nicht mehr‹ .

Kurzbeschreibung:

Im Januar 2003 fand Anne Berests Mutter unter den Neujahrswünschen eine verstörende Postkarte mit nichts als den Namen ihrer vier Angehörigen, die in Auschwitz ermordet wurden; ohne Absender, ohne Unterschrift. Anne fragt nach und die Mutter erzählt ihr die tragische Geschichte der Familie Rabinowicz. Aber erst als ihre  kleine Tochter in der Schule Antisemitismus erfährt, beschließt Anne, der Sache wirklich auf den Grund zu gehen. Mithilfe eines Privatdetektivs und eines Kriminologen recherchiert sie in alle erdenklichen Richtungen. Das Ergebnis ist dieser Ausnahmeroman. Er zeichnet nicht nur den ungewöhnlichen Weg der Familie nach, sondern fragt auch, ob es gelingen kann, in unserer Zeit als Jüdin ein »ganz normales« Leben zu führen.

 Meine Gedanken zu dem Roman:

Ein erschütternder Bericht, der akribisch recherchiert worden ist. Eine kleine Fotografie mit vier Personen darauf führt zu einer umfassenden Suche nach diesen Personen und entdeckt Details über ihr Leben. So wird ein verborgener Teil der Familiengeschichte rekonstruiert. 

Der Beginn des Romans empfand ich etwas zu sperrig und anstrengend, doch die Fakten und Entdeckungen, die gemacht worden sind, haben mich stets schockiert und fassungslos zurückgelassen. Der Roman ist emotional schwer zu verdauen, das möchte ich gleich zum Beginn sagen. Die Geschichte ergab eine Familienbiografie und geschichtlichen Bericht. Die Recherche der Autorin führt dazu, dass sie noch nicht bekannten Momenten der Geschichte Frankreichs, neue Details der Denunziation und Deportation vorweist. Ohne jeden Pathos berichtet die Autorin von dem Schrecken der Deportation, von Trennung der Familien, von Kindern, die fortgebracht werden. Es ist eine erschütternde Geschichte, die zu Tausenden stattgefunden hat. 

Das Hörbuch bietet eine ungekürzte Fassung über 14 Stunden. Vorgelesen wurde das Buch von Simone Kabst. Ich hätte persönlich mir einen Gefallen getan, hätte ich bei diesem Roman zu einer Printausgabe gegriffen, denn ich hatte Schwierigkeiten der gleichbleibenden Stimme von Simone Kabst zu folgen. Vermutlich gehörte dies zu dem Konzept, um nicht sensationsartig oder pathetisch zu erscheinen. 

Der Roman ist dennoch auf jeden Fall zu empfehlen. Ein interessantes Teil der Geschichte, wobei das Wort "Interessant" missfällt mir in diesem Zusammenhang. Es ist ein Teil der Geschichte, die man kennen sollte. Es darf nicht vergessen werden. 

Von mir gibt es 4 Sterne.

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