Olsen, Tillie - Ich steh hier und bügle


 

Die Erzählungen erscheinen am 11. Oktober 2022!

Über die Autorin: Amazon

Tillie Olsen, 1912 als Tochter jüdischer Einwanderer aus Russland in Nebraska geboren, musste als junge vierfache Mutter ihre fortschrittlichen politischen Ansichten mit künstlerischem Ehrgeiz und Brotarbeit unter einen Hut bringen. Gleich ihre erste Story, »Ich steh hier und bügle«, erschien in den »Best American Short Stories of 1957«, kurz darauf wurde sie mit dem begehrten O.-Henry-Preis ausgezeichnet. Obwohl sie die Highschool ohne Abschluss verlassen hatte, erhielt sie für ihr Werk diverse Stipendien, Ehrentitel und Gastprofessuren der großen amerikanischen Universitäten, darunter Stanford, Harvard und Amherst College. Ihr berühmter Essay »Was fehlt« entstand aus einem Vortrag, den sie 1962 am Radcliffe Institute der Harvard University gehalten hatte. Sie starb 2007 in Oakland, Kalifornien, und gilt heute als Vorreiterin der emanzipatorischen Literatur.

Kurzbeschreibung: Amazon

Die Geschichten dieses Bandes verzahnen sich immer enger miteinander und gewähren sprachlich brillante Einblicke in die Welt der sozial Benachteiligten: Die Gedanken einer Mutter gleiten gequält mit dem Bügeleisen hin und her – was konnte sie ihrer halbwüchsigen Tochter bieten, was blieb dieser verwehrt? Lennie, Helen und ihre Kinder machen Platz für Whitey, einen gestrandeten Freund der Familie, doch er stellt ihre Geduld einmal mehr auf die Probe. Zwei Freundinnen, eine schwarz und eine weiß, merken, dass ihre Welten immer unvereinbarer scheinen. Ein Ehepaar streitet erbittert darüber, wie sie jetzt, wo Kindererziehung und Beruf hinter ihnen liegen, leben wollen, als sie eine fatale Diagnose ereilt. Die Geschichten verzahnen sich immer enger miteinander, wenn die Verbindungen der Protagonistinnen untereinander sichtbar werden.

Meine Meinung:

Dieses Buch beinhaltet vier Erzählungen von Tillie Olsen. "Ich seht hier und bügle", "He, Seemann, wohin die Fahrt?", "O ja" und "Erzähl mir ein Rätsel". Umfangreichste von allen ist "Erzähl mir ein Rätsel". In dieser Erzählung geht es um ein Ehepaar, das ein recht schweres Leben hinter sich hat: harte Arbeit, Armut, Kampf um Arbeit und großziehen von sieben Kinder. Jetzt, wo sie alt sind, sind sie in einem Streit gefangen. Der Ehemann möchte, dass die beiden ins Altersheim gehen... Die Erzählung "O ja" fängt mit einem bedeutenden und vielsagendem Satz an: "Sie sind die einzigen Weißen hier in der Kirche der Schwarzen". Die Konflikte hier sind vorprogrammiert, auf jeden Fall in der Erzählung von Tillie Olsen. In der Geschichte: "He, Seemann, wohin die Fahrt?" - besucht ein Freund der Familie, nach dem er das Schiff und die Arbeit verlassen hat, die Mutter mit Kindern. Er bleibt für länger... Und stört gehörig das auch so nicht einfaches Leben der Protagonisten der Geschichte. "Ich steh hier und bügle" hat mir persönlich am meisten gefallen. Es geht um eine bügelnde Frau, die über ihr Tochter nachdenkt.

Jeder, der meine Rezensionen kennt, weiß, dass ich kein großer Freund von Erzählungen bin. Doch es gab in all den Jahren welche, die auch mich voll und ganz überzeugt haben. Wie bin ich dann zu diesem Buch gekommen: Ja, da muss ich das Cover ansprechen. Das Bild hat mich absolut neugierig gemacht: eine rauchende, nachdenklich wirkende Frau, die auf mich absolut sympathisch wirkte... Dann habe ich den Titel gesehen, und wusste dieses Buch möchte ich lesen. Erzählungen hin oder her.

Die Autorin beschreibt ihre Figuren nicht äußerlich, doch mit ihren pregnanten, präzisen Aussagen zu der Personen, lässt sie die als Individuen auftreten. Jeder Charakter dieser vier Erzählungen wird zu einer lebendigen, handlungsfähigen Person. Die Figuren möchte man als Leser manchmal rütteln, damit sie sich anders benehmen, oder anders denken. Die Art zu erzählen von Tillie Olsen ist von Knappheit gezeichnet. Die mir persönlich bedauerlicherweise weniger gefällt. Was mir sehr gut gefallen hat, war der Realismus der Handlungen und der Personagen. Ohne viel zu erzählen, drückt die Autorin doch sehr viel aus. Ich kann es gut nachvollziehen, dass Tillie Olsen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde.

Meine Lieblingsgeschichte "Ich steh hier und bügle" hätte ich gerne als einen umfangreichen Roman gelesen, den Stoff gäbe es da genug. Doch für die Liebhaber der Erzählungen ist dieses Buch auf jeden Fall eine interessante Wahl.

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