Kulenkamp, Corinna - Aprikosenzeit, dunkel

   Karine, die Hauptdarstellerin dieses Romans, wächst zwischen der Traditionen zwei Kulturen auf: Vater Deutscher, Mutter Armenierin. Schon früh fragt sie sich nach ihrer Zugehörigkeit in dem Fall dem armenischen Volk. Nach dem Politikstudium in München ist es für sie klar, sie muss in das Land ihrer Vorfahren gehen, was sie auch mit einer Arbeitsstelle bei einer kleinen NGO in Armenien verwirklichen kann. Ihre Eindrucke von dem Land sind gekennzeichnet nicht nur von der Ortschaften, die sie zu sehen bekommt, sondern vor allem von den Menschen, denen die bei dieser Reise und im Jerewan begegnet. Eins ist klar: Die Mentalität der einfachen Bewohner des Landes ist alles andere, als das, was Karine als Deutsche kennt, wie auch die Lebensbedingungen und Traditionen. In Rückblenden wird das vorherige Leben von der jungen Frau, die sich mit der eigenen Identität und der Geschichte ihrer Vorfahren auseinandersetzt, beleuchtet. Hier wäre die Beziehung zu dem Frederick, ihrem Freund und seiner Familie wichtig, die in diesem Roman von Gedanken des Rassismus, Unverständnis und fehlendem Respekt der Andersartigkeit gegenüber, geprägt ist. 

Das wichtige Thema des Romans - Völkermord an Armenier Anfang des 20. Jahrhunderts seitens des Osmanischen Reiches, von Soldaten ausgeführt, von den Mächtigen befohlen, wird stellenweise in Dialogen angeschnitten. Die Gräueltaten dieser Zeit werden am deutlichsten in den Einschnitten aus der Vergangenheit "Erinnerungen an die Wüste" für den Leser sichtbar. Obschon die Autorin sich bemüht, die schwierige Thematik dem Leser recht schonend, dennoch informativ, beizubringen, fände ich es deutlich besser, wenn die Recherche, die vermutlich umfangreich waren, auch in den Roman umfangreich miteinfließen würden, und zwar ausführlicher und in aller Deutlichkeit.  

Der Roman bietet einen leicht zugänglichen Erzählstil, spannende Entwicklung und interessanten Einblicke, sowohl in das Leben von Armenier, als auch in den Umgang mit dem Thema des Völkermords. Ich hätte mir einen ausführlicheren Roman gewünscht, da ich finde, so ein großes Thema lässt sich auf 360 Seiten nur bedingt entsprechend behandeln. Auf weitere Bücher der Autorin bin ich gespannt. "Aprikosenzeit, dunkel" ist unbedingt nicht nur für, an dem Thema interessierten, zu empfehlen.

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