Viktoria Bolle - Blumental. Leeres Land


Über die Autorin:

Viktoria Bolles Heimat lag im nördlichen Kasachstan, bis sie mit ihrer Familie 1996 als zwölfjähriges Mädchen nach Deutschland kam, wo sie inzwischen zu Hause ist. Heute arbeitet sie als Bankangestellte und schreibt für ihr Leben gern. Mit ihrem historischen Roman „Die Brücke nach Hause“, welcher auf einer wahren Geschichte ihres Großvaters basiert, verarbeitet sie die Geschichte ihrer eigenen Familie.

Kurzbeschreibung:

1914 in einem deutschen Dorf im zaristischen Russland geboren, leben Olga und ihre achtköpfige Familie als freie, unabhängige Bauern. Die kleine Landwirtschaft, mit einigen Angestellten, ermöglicht ihnen ein wohlhabendes Leben. Als Deutschstämmige und gleichzeitig Kulaken gehören sie jedoch einer ethnischen Minderheit im Land an und müssen mit Beginn des Roten Terrors großes Leid durch sowjetische Willkür im Rahmen der sogenannten Kulakenoperation erfahren. Im Zuge der Zwangskollektivierung zerstört die Rote Armee Olgas bisherige Welt. Mehr als einmal muss sie das Leben und ihre gewohnten Prinzipien überdenken. Sie macht einen Schritt nach dem anderen und stellt sich ihrem schweren Schicksal.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Eine sehr vielversprechende Kurzbeschreibung des Romans und auch die Angaben zu der Autorin:

In ihrem neuen Roman befasst sie sich intensiv mit der Vergangenheit ihrer angeheirateten Familie und deckt unglaubliche Schicksale auf. Viktoria Bolle ist eine vielseitige Autorin. Neben historischen Romanen schreibt sie außerdem tiefgründige Liebesgeschichten und veröffentlicht unter dem Namen Vik Tory Bücher im Genre Romance Crime.

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Als ich das las, war ich sofort Feuer und Flamme und freute mich auf einen tiefgreifenden, umfassenden Auftakt einer Familiensaga, die sich mit sehr interessanten Themen wie Umsiedelung, Enteignung und stalinistische Regime beschäftigt. Leider kam es nicht ganz wie erwartet. In dem ersten Roman der Reihe erzählt die Autorin von einer achtköpfigen Familie, die im nördlichen Kasachstan, damals dem Russland zugehörig, wohnt und mit harter Arbeit ihren Wohlstand aufbaut. Gearbeitet wird viel, hart und den ganzen lieben Tag lang, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Mit 6 Jahren schon müssen die Kinder mithelfen. Wenn man was auf dem Tisch haben wollte, musste man arbeiten. Dieses Motto ist vielen nicht nur aus der vergangenen Zeit bekannt. Doch die dunkle Seite der Geschichte ist, dass diese fleißigen Menschen, die mit dem Kulatschestwo an sich nichts gemein hatten, ebenfalls als Kulaken während des Stalins Regime behandelt wurden, und viel Leid, Häme, Unterdrückung, Ausgrenzung erfahren und erleiden mussten.

Die Autorin schneidet somit sehr viele gute, gehaltvolle Themen an: soziales Gefüge, Familienzusammenhalt, feste Traditionen, Wertvorstellungen, religiöse Zugehörigkeit, Schulbildung, politische Situation im Land... Also, an gewichtigen und bedeutenden Themen hat es nicht gefehlt. Eine historisch gesehen spannende Zeit, ohne Zweifel. Und da hätte ich gern in die Geschichte eingetaucht, doch leider hat mich der Roman nicht packen können.

Stilistisch gesehen ist der Roman in meinen Augen nicht so gut geworden. Der Erzählstil ist sehr simpel. Die Handlung zwar an die historischen Ereignisse angelehnt, doch nicht eingehender betrachtet, nur angeschnitten, sodass kein Spannungsbogen entstehen konnte, obwohl die Informationen zum Teil durchaus fesselnd waren. Ich hätte tatsächlich sehr gern mehr dazu erfahren, wie auch zu den Charakteren. Entweder wegen der Anzahl derer oder einfach nicht ganz durchdacht, wirkten die Protagonisten flach, nur leicht skizziert und ohne emotionalen Tiefgang. Was wiederum sehr schade war, denn ich hätte liebend gern mehr über Mutter und Vater erfahren, und auch über Olga oder ihre Brüder. Die Liebesgeschichte war mir zu dominierend, dabei hätte ich lieber den historischen Anteil besser ausgearbeitet gesehen. Übrigens, die Verniedlichungen bei den Vornamen, die erklärt wurden, finde ich persönlich als Idee sehr schön, nur funktionieren die in Romanen schlecht, denn es ist für einen ungeübten Leser, einfach zu kompliziert, allen Namen zu folgen. Was mir gut gefallen hat, sind die Natur- oder Ortsbeschreibungen, da fühlte man sich als Leser in die Gegend versetzt, denn die fand ich gut gelungen.

Außerdem ist anzumerken, dass der Roman offensichtlich auf eine Reihe ausgelegt ist, denn man merkt es schon stark, dass die Geschichte noch weiter geht.

Auch der Anhang muss erwähnt werden. Die Autorin hat sich Mühe gegeben und für ihre Leser Rezepte angehängt. Zwei davon kenne ich schon und habe mal probiert. Absolut lecker.

Es gab also sowohl positiven als auch negativen Aspekte bei diesem Roman für mich. Zu der Thematik hätte ich echt sehr gern, eine umfassendere und ausführlichere Geschichte gelesen, auch die Personen waren mir sympathisch, sodass ich es mir gewünscht hätte, diese bildhafter zu erleben. Doch ich bin überzeugt, dass für diesen recht flüssig erzählten Roman viele Leser sich finden würden, denn der Roman ist an sich recht gut, muss nur in die richtigen Hände kommen.

Versuch einer neutralen Bewertung: Bedeutende Thematik, interessanten Fakten und einige Informationen. Die Aussicht auf die Fortsetzung auch vielversprechend. Ich schätze, neutral betrachtet und an die ganze Leserschaft denkend, hat der Roman 4 Sterne verdient.

Mein persönliches Empfinden: Für mich war der Roman stilistisch nicht ansprechend. Dafür aber nicht langweilig, und von der Thematik her interessant. Schade, dass die Informationen nicht ausführlicher waren. Von mir gibt es 2,5 Sterne.


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