Bacigalupi, Paolo - Navola

  Paolo Bacigalupi entwirft in Navola ein prunkvolles Setting, das von Handel, Macht und Intrigen bestimmt wird. Die mächtige Bankiersfamilie di Regulai steht im Zentrum des Geschehens, allen voran der Erbe Davico, der zwischen Verantwortung, politischen Spielen und den Erwartungen seines Vaters zerrieben zu werden droht. Hinzu kommt ein geheimnisvolles Artefakt, das Drachenauge, das eine mystische Dimension in die Handlung einbringt.

Die größte Stärke des Romans liegt für mich eindeutig in den Intrigen und Machtspielen. Bacigalupi gelingt es, die politischen Verwicklungen einer Stadt darzustellen, voller List, Betrug und taktischen Manövern. Gerade die vielen Wendungen haben mich fasziniert: immer, wenn man dachte, den nächsten Schritt der Figuren zu kennen, änderte sich das Spiel und eröffnete neue Perspektiven. Diese Spannung, die aus den Machtkämpfen entsteht, hat den Roman für mich getragen.

Die magischen Elemente, insbesondere das Drachenauge, waren für mich weniger interessant. Sie wirkten wie ein zusätzliches Stilmittel, das die Geschichte zwar bereichern sollte, aber für meinen Lesegeschmack nicht so fesselnd war wie die politischen Aspekte. Außerdem ist das Buch extrem detailreich – Bacigalupi beschreibt minutiös Politik, Gesellschaft, Schauplätze und Figuren. Das ist handwerklich beeindruckend, wirkte für mich aber stellenweise zu ausschweifend. Ich hätte mir eine straffere Erzählweise gewünscht. Das verlangsamte Tempo machte die Lektüre anstrengend, und man braucht tatsächlich viel Geduld, um sich durch die über 800 Seiten zu arbeiten.

Navola ist ein intensiver Fantasyroman, der mit seiner dichten Atmosphäre, den vielen Wendungen und vor allem den politischen Intrigen glänzt. Wer Freude daran hat, sich in eine komplexe Welt voller Machtspiele hineinzudenken, wird reich belohnt. Wer aber eine temporeiche Fantasy-Geschichte mit stärkerem Fokus auf Abenteuer oder Magie erwartet, wird hier eher weniger glücklich.

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