Ernaux, Annie- Das andere Mädchen

Über die Existenz einer älteren Schwester, hat Annie als zehnjähriges Mädchen durch einen Zufall erfahren, da sie ungewollt Ihre Mutter beim Plaudern mit der Nachbarin, belauscht hat. Was das Mädchen zu hören bekommt, hinterlässt bei einem Kind unweigerlich ein Trauma. Das verstorbene Kind sei der Mutters Meinung nach, besser als dieses gewesen "Sie (die Anni) ist nicht so lieb wie sie..." Was resultiert aus so einem unbedacht gesagtem Satz für ein junges Mädchen? Wie etwickelt es sich in Angesicht der harten Worte, die ihr Denken beherrschen?

Als Erwachsene geht die Autorin in einem Brief an das verstorbene Kind, ihren Gefühlen und Gedanken nach. Ihre Art darüber nachzudenken und die Bedeutung dessen für sich herauszukristallisieren, erlebte ich als distanziert, was ich bei so einer Problematik, die einen auf keinen Fall in Wirklichkeit und Realität kalt lässt, als problematisch empfinde. Die Thematik der Auseinandersetzung mit sich selbt und mit dem verstorbenen Kind, wo man davon ausgeht, dass man nur aus dem Tod des anderen ein Recht auf Leben erhalten hat, ist mehr als dramatisch. Das hätte ich gerne bei dieser Erzählung gefühlt. Doch dem war nicht so. Vermutlich zu kurz, zu nüchtern.

Doch die intensive Sprache der Autorin ist mir aufgefallen. Nur in dem Gesamtbild, kann ich mich den Lobeshymnen nicht anschließen. Liegt womöglich auch u.a. daran, dass es sich dabei um eine Erzählung, die wirklich viel zu kurz ist, handelt. Da habe ich meine Probleme mit, da ich mir in der Regel einen ausführlichen Roman zum Thema wünsche.

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